Waldröschen IV. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 2. Karl May

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Waldröschen IV. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 2 - Karl May

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mit mir anbinden würden und sich dabei eine Kugel oder einen guten Stich oder Hiebe holten, so … hm?« – »So würde ich Euch das Quecksilberland schenken.« – »Donnerwetter! Ist es wahr?« fragte Verdoja ganz begeistert. – »Gewiß.« – »Aber das Land gehört Euch nicht, es gehört dem Grafen Alfonzo de Rodriganda.« – »Er würde beistimmen.« – »Ihr wollt sagen, daß er die Schenkungsurkunde unterzeichnen würde?« – »Ja, gerade dies und nichts anderes will ich sagen, Señor Verdoja.« – »So wünsche ich nichts sehnlicher, als daß ich diese Leute treffe.« – »Nichts leichter als das. Vielleicht seht Ihr sie bereits am morgenden Tag.« – »Wo?« – »Auf der Hacienda del Erina.« – »Alle Teufel! Ihr meint doch nicht etwa den alten Señor Pedro Arbellez?« – »Nein, sondern seine Gäste. Es befinden sich nämlich einige Männer bei ihm, die ich gern im Himmel oder meinetwegen auch in der Hölle wüßte.« – »Wer sind sie?« – »Da ist zunächst ein deutscher Arzt, der Doktor Sternau heißt.« – »Schön. Ich werde mir diesen Namen merken.« – »Sodann ein deutscher Seemann, der heißt wohl Helmers, und drittens ist es ein Spanier, der sich Mariano oder vielleicht auch Leutnant Alfred de Lautreville nennt« – »Also diese drei?« – »Ja.« – »Sternau, Helmers und Mariano oder Lautreville. Ich werde diese Namen nicht vergessen. Also ich setze den Fall, daß sie Händel mit mir beginnen, und ich erwehre mich ihrer, so ist das Quecksilberland mein?« – »Ja.« – »Wer garantiert mir dafür?« – »Ich, mit meinem Ehrenwort« – »Hm, das ist zwar auch eine Garantie, aber eine ungewisse. Was habt Ihr denn eigentlich gegen diese Leute? Haben sie Euch beleidigt?« – »Ja.« – »Macht mir nichts weis, Señor Cortejo. Um sich wegen einer Beleidigung rächen zu können, gibt man keine solche Besitzung umsonst hin. Es muß etwas anderes sein.« – »Und wenn es das ist, was geht es Euch an?« – »Das ist richtig; aber warum bringt Ihr sie nicht selbst auf die Seite?« – »Kann ich? Ich bin mit Pedro Arbellez verfeindet und darf mich infolgedessen nicht auf der Hacienda del Erina blicken lassen.« – »So lauert sie ab, wenn sie die Hazienda verlassen!« – »Mein Amt läßt mir nicht die Zeit dazu. Übrigens war ich jetzt deshalb hier. Ich will Euch sagen, daß ich mir einen Trupp hübscher Burschen angeworben hatte …« – »Dreier Männer wegen?« spottete der Hauptmann. – »Ja, lacht nur! Diese drei Kerle haben neunundneunzig Teufel im Leib!« – »Das macht pro Mann dreiunddreißig. Nun, und wie es scheint, seid Ihr nicht mit ihnen fertiggeworden?« – »Nein. Sie haben mir meine Leute alle erschossen, und nur zufällig bin ich mit den wenigen davongekommen, die Ihr bei mir gesehen habt.« – »Das wäre ja entweder ein Wunder oder sonst etwas Ähnliches! Da bin ich doch begierig, diese drei Kerle kennenzulernen. Also diese Leute, die Ihr bei Euch habt waren von Euch angeworben?« – »Ja.« – »Sie nehmen es also mit dem, was man Recht und Gewissen nennt, nicht sehr genau?« – »Nein.« – »Hm, die wären zu gebrauchen. Wenn Ihr sie mir doch ablassen könntet, Señor!«

      Bei diesen Worten fiel Cortejo eine Last vom Herzen.

      »Herzlich gern«, sagte er. »ich wußte nicht, was ich mit ihnen anfangen sollte. Sie sind ganz Feuer und Flamme, sich an den dreien zu rächen. Von mir aus hätten sie jetzt keine Gelegenheit dazu erhalten können.« – »Gut, so sollen sie diese Gelegenheit bei mir finden. Morgen beim Frühstück werde ich mit ihnen sprechen. Ihr kehrt nach Mexiko zurück?« – »Ja.« – »So werde ich Euch Nachricht geben, sobald es mir gelungen ist.« – »Dann wird die Schenkungsurkunde oder der fingierte Kauf sofort nach Spanien gehen, um von Graf Alfonzo unterzeichnet zu werden. Aber wie wollt Ihr es anfangen, die drei Kerle zu beseitigen?« – »Das weiß ich jetzt noch nicht. Das werde ich erst dann sagen können, wenn ich sie gesprochen und beobachtet habe. Habt Ihr in dieser Angelegenheit noch etwas zu bemerken?« – »Nein.« – »So entschuldigt mich jetzt. Schlaft ruhig ein. Ich muß vorher gehen, um die Posten zu inspizieren. Juarez ist in solchen Sachen sehr streng, und wenn er eine Nachlässigkeit bemerkt, so sitzt selbst der Kopf eines Offiziers nicht fest auf seinem Körper.«

      Cortejo lehnte sich in seine Hängematte zurück und lächelte befriedigt vor sich hin. Er konnte ruhig und sorgenlos nach Mexiko zurückkehren, denn er war überzeugt, seine Angelegenheit den besten Händen anvertraut zu haben.

      Er kannte Verdoja als einen rohen, gewissenlosen Menschen, der wegen des Quecksilberlands nicht nur drei, sondern zehn und zwanzig Morde auf sich nehmen würde. Übrigens behielt er sich die Erfüllung seines Wortes im stillen noch vor. Waren die drei getötet, so konnte man den Fall ja ganz einfach ignorieren. Verdoja wagte es sicher nicht, den Preis seines Verbrechens gerichtlich einzuklagen, denn dann wäre er selbst verloren gewesen.

      Während Cortejo diesen Gedanken nachhing, ging der Hauptmann draußen von Posten zu Posten. Er hatte dabei aber weniger auf seine militärischen Obliegenheiten acht, als vielmehr auf die Gedanken, die der eigentümliche Handel in ihm erweckte.

      »Also eine Beleidigung ist es nicht, um derentwillen sie verschwinden und sterben sollen«, dachte er. »Was aber ist es dann?«

      Er ging eine Strecke in die finstere Nacht hinein und überlegte für sich: »Es ist ein hoher Preis, den er zahlt. Die Besitzung ist eine Million wert, und wer eine Million zahlt, bei dem muß es sich um noch viel mehr handeln. Aber was kann das sein? Der Graf gibt das Quecksilberland, folglich muß es sich um die ganze Grafschaft handeln. So möchte man fast denken. Wer sind diese drei? Ein Arzt und ein Seemann; beide sind Deutsche. Der dritte ist ein Spanier, der heißt Mariano oder Alfred de Lautreville. Das kling sehr geheimnisvoll. Er scheint derjenige zu sein, um den es sich eigentlich handelt.«

      Er setzte jetzt seine Inspektion fort, konnte aber seine Gedanken nicht von diesem Gegenstand abbringen. Der ungeheure Vorteil, den ihm der Handel versprach, nahm alle seine Gedanken gefangen.

      »Aber wird er auch Wort halten?« dachte er. Ich kenne diesen Cortejo als einen ausgemachten Schlaukopf. Wie nun, wenn ich die drei umbringe, und er tut dann, als ob er gar nichts von der ganzen Sache wisse? Dann wäre das Quecksilberland allerdings zum Teufel. Ich könnte nichts machen. Aber Cortejo ginge auch zum Teufel, das ist gewiß. Ich werde mir die Angelegenheit beschlafen.«

      Er kehrte in sein Quartier zurück und legte sich zu Bett. Am anderen Morgen ließ er die bisherigen Begleiter Cortejos zu sich bescheiden und nahm sie in Gegenwart des letzteren vor.

      »Wer seid ihr eigentlich?« fragte er sie.

      Derjenige, der bereits gestern den Sprecher gemacht hatte, antwortete:

      »Hat Euch dies Señor Cortejo nicht gesagt?« – »Nein.« – »Wir sind arme Teufel, die sich auf verschiedene Art und Weise ihr Brot verdienen.« – »Die Art und Weise macht euch also nicht bedenklich?« – »Das fällt uns nicht ein.« – »Wollt ihr euch ein wenig Brot bei mir verdienen?« – »Das geht nicht, denn wir stehen jetzt in Señor Cortejos Diensten.« – »Der hat euch an mich abgetreten.« – »Oho!« rief der Mann. »Das geht nicht!« – »Warum nicht?« – »Das ist unsere und Señor Cortejos Sache.« – Er hat mir alles anvertraut«, sagte der Offizier. »Ihr könnt offen mit mir sprechen.« – »Ist‘s wahr, Señor?« fragte der Mann Cortejo. – »Ja«, antwortete dieser. – »Das dürfen Sie nicht, Señor! Sie dürfen uns an niemand abtreten; wir sind freie Männer. Sie haben uns versprochen, daß wir unsere Kameraden rächen sollen!« – »Ich habe keine Zeit, euch weiter zu führen, aber dieser Señor wird es an meiner Stelle tun.« – »Ist das wahr?« – »Ja«, sagte Verdoja. »Ihr sollt euch rächen, ihr begleitet mich nach der Hacienda del Erina.« – »Mit den Lanzenreitern?« – »Nein, das geht nicht. Ihr folgt uns. Kennt ihr die Hazienda?« – »Ja.« – »Sie hat eine Umzäunung?« – »Ja, eine sehr feste.« – »Nun wohl. Heute um Mitternacht – bis dahin haltet ihr euch versteckt – kommt einer von euch an die südliche Spitze dieser Umzäunung. Dort werde ich mich befinden, um ihm Verhaltungsmaßregeln zu erteilen.« – »Aber wie steht es mit dem Preis?« – »Es bleibt derselbe wie bei Señor Cortejo.« – »So sind wir zufrieden. Dürfen wir aufbrechen?« – »Nein. Juarez hat noch nichts befohlen.«

      Die

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