Waldröschen IV. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 2. Karl May
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Er sprengte davon, und die anderen folgten ihm.
Sie schlugen dieselbe Richtung ein, in der sie den Reitertrupp bemerkt hatten; es war die Richtung nach der Schlucht des Tigers. Als sie den Wald erreichten, vermochten sie nur sehr langsam vorzudringen. Die Pferde hinderten das Fortkommen; auch mußten sie besondere Vorsicht anwenden, da die Gegner sich versteckt haben konnten, um die Verfolger aus der Verborgenheit heraus niederzuschießen. Sie gelangten jedoch glücklich an den Eingang der Schlucht. Hier ließ Sternau den Trupp halten, um die Spuren zu untersuchen. Er fand, daß die Vaqueros bereits hiergewesen waren, aber auch Spuren, die aus der Schlucht heraus in westlicher Richtung in den Wald hineinführten. Das war ganz sicher Cortejo mit seinen Leuten gewesen, und nun galt es, zu erfahren, wohin derselbe sich begeben habe.
Aus diesem Grund folgte Sternau mit seinen Leuten diesen Spuren. Dieselben führten immer tiefer in den Wald hinein, schlugen eine südliche Richtung ein und traten in derselben aus dem Wald hinaus in die baumlose Ebene.
Zur Sicherheit blieb man bis gegen Abend auf der Fährte und überzeugte sich während dieser Zeit, daß die Verfolgten die Absicht hatten, sich nach dem kleinen Städtchen El Oro zu begeben. Endlich hielt man beruhigt wieder inne, und Sternau sagte:
»Wir können umkehren. Diese Leute sind uns wenigstens für einige Zeit ungefährlich. Sie haben eine Lehre erhalten, die sie sich merken werden.« – »Ich werde Anzeige erstatten«, bemerkte der Haziendero. – »Was wird dies Ihnen helfen?« – »Nichts, ich weiß es wohl. Dieses von der Natur so reich gesegnete Land ist doch eins der unglücklichsten der Erde. Es wird von Parteien zerspalten und zerrissen, einer ist gegen den anderen, Gerechtigkeit ist nicht zu finden, es gilt das Recht entweder des Schlechteren oder des Stärkeren, und wer Genugtuung haben will, der muß sie sich selbst nehmen. Ja, lasset uns zurückkehren. Der Anschlag, der gegen uns gerichtet war, ist niedergekämpft worden, und man wird uns nicht so bald wieder beunruhigen.«
Sie erreichten die Hacienda del Erina, als es bereits längst dunkel geworden war.
11. Kapitel
Was Cortejo betrifft, so war er allerdings in der benachbarten Hazienda gewesen. Um seinen Zweck zu erreichen, hatte er eine der herumziehenden Freibanden, auf die er zufällig traf, in seinen Sold genommen. Diese Leute hatten zunächst die Aufgabe, Sternau und seine Begleiter unterwegs zu überfallen und zu töten, und als dies nicht gelang, da die Bedrohten von Büffelstirn gewarnt und sicher nach ihrem Ziel gebracht worden waren, so wurde der Überfall der Hazienda beschlossen, und man begab sich in die Nähe derselben, in die Schlucht des Tigers, dort jedoch wurden sie wieder von Büffelstirn belauscht und dann gar von diesem und Sternau ohne Gnade und Barmherzigkeit niedergemacht.
Cortejo fühlte sich zu vornehm, als daß er seinen Aufenthalt bei diesen Leuten hätte nehmen mögen, darum besuchte er die benachbarte Hazienda, von deren Besitzer er wußte, daß er dem braven Pedro Arbellez feindlich gesinnt sei. Dort kam ihm die Kunde, daß man in der Gegend der Schlucht des Tigers ein heftiges Schießen gehört habe, und er brach schnell auf, um sich zu überzeugen, wem dasselbe gegolten habe.
Als er die Schlucht erreichte, waren die Vaqueros unter Anführung Büffelstirns mit ihrer Beute bereits wieder unterwegs, und er fand daher nur die nackten, ausgeplünderten Leichen seiner Verbündeten. Im höchsten Schreck sprang er vom Pferd und untersuchte die Schlucht.
»Die von der Hacienda del Erina sind hiergewesen«, sagte er zu seinen Begleitern. »Man hat erfahren, was wir beabsichtigten, und unsere Leute überfallen. Sehen wir rasch nach unseren Pferden!«
Doch als sie den Ort erreichten, an dem die Tiere sich auf der Weide befunden hatten, war keins derselben mehr vorhanden.
»Fort, alles fort!« rief jetzt Cortejo. »Diese Leute haben sich ganz gewiß nach allem genau erkundigt und wissen, daß wir fort waren und hier eintreffen werden. Sie werden also wiederkommen oder haben uns bereits einen Hinterhalt gelegt. Wir müssen fliehen, und zwar schnell, sogleich!« – »Ohne uns zu rächen?« fragte finster einer der Männer. – »Wir werden uns rächen, aber erst, wenn wir Aussicht auf Erfolg haben.« – »Und wohin reiten wir?« – »Dahin, wo wir am schnellsten vor Kampf und Verfolgung sicher sind, also nach der nächsten Stadt.« – »Also nach El Oro?« – »Ja. Wir reiten nicht direkt, sonst könnten sie uns auch dorthin folgen. Wir machen einen Umweg.« – »Gut. Wir tun Euch Euren Willen, aber wir bedingen uns aus, daß wir uns rächen dürfen. Wir haben die Verpflichtung, den Tod unserer Kameraden quitt zu machen.« – »Diesen Willen sollt ihr haben.«
Cortejo sprach diese Worte aus, ohne daß er es gewußt hätte, wie es ihm möglich sei, sein Versprechen zu erfüllen. Er sah ein, daß sein Vorhaben vollständig verunglückt sei und daß man auf der Hacienda del Erina die Augen offenhalten werde. Für die nächste Zeit war nichts zu machen, das glaubte er mit aller Gewißheit annehmen zu können.
Sie schlugen also einen Umweg nach Westen zu ein und wandten sich erst wieder nach Süden, als sie den Wald fast hinter sich hatten. Das nahm eine bedeutende Zeit weg, und als sie in die Nähe von El Oro gelangten, war es bereits Nacht geworden.
Die Pferde traten sicherer auf als vorher, denn sie fühlten jetzt einen gebahnten Weg unter ihren Hufen. Es war der Weg, der nach dem Städtchen führte. Einige Lichter schimmerten ihnen entgegen, und eben tauchte das erste Haus auf, als sie von einer barschen Stimme angerufen wurden.
»Wer da?« ertönte die Frage. – »Was soll das?« entgegnete Cortejo. – »Was das soll? Eine Antwort will ich haben!« – »Wer seid Ihr?« – »Donnerwetter, merkt Ihr das nicht? Dann seid Ihr ungeheuer dumm. Eine Schildwache bin ich, verstanden! Und wissen will ich, wer Ihr seid und was Ihr hier wollt.« – »Eine Schildwache? Macht keinen Spaß!« sagte Cortejo. »Ich möchte wissen, weshalb man hier eine Schildwache aufstellt!« – »Ihr werdet sogleich sehen, ob ich zum Spaß oder zum Ernst hier stehe!« antwortete der Mann mit drohender Stimme. »Also, wer da?« – »Gut Freund!« lachte Cortejo. »Laßt uns weiter!«
Da zog der Mann ein Pfeifchen aus der Tasche und blies hinein. Ein heller Pfiff ertönte.
»Was tut Ihr da?« fragte Cortejo. – »Ihr hört es ja. Ich gebe ein Signal.« – »Macht keine Faxen.«
Mit diesen Worten wollte Cortejo den Mexikaner zur Seite schieben, dieser jedoch schlug sofort sein Gewehr auf ihn an und rief:
»Zurück! Bleibt halten, sonst jage ich Euch eine Kugel durch den Kopf. Ihr habt zu warten, bis Leute kommen. El Oro steht unter Belagerungszustand.« – »Ah! Seit wann?« – »Seit zwei Stunden.« – »Und wer hat es in diesen Zustand versetzt?« – »Señor Juarez.«
Dieser Name verursachte eine sofortige Wirkung. Die Männer, die Cortejo begleiteten, hatten Miene gemacht, den Posten einfach über den Haufen zu reiten, jetzt aber drängten sie ihre Pferde zurück. Auch Cortejo stieß einen Ruf der Überraschung aus.
»Juarez!« rief er. »Ist er hier in El Oro?« – »Ihr hört es ja.« – »Oh, das ist etwas anderes, ich werde mich fügen. Da kommen schon Eure Kameraden.«
Auf den Pfiff des Postens war ein zweiter als Antwort erschollen, und jetzt nahten einige sehr gut bewaffnete Männer, von denen der eine, ihr Anführer, sagte:
»Was gibt es, Hermillo?« – »Diese Männer wollen in die Stadt.« – »Wer ist es?« – »Sie haben den Namen noch nicht gesagt.« – »So werden sie mir ihn wohl nennen.« – »Ich heiße Cortejo«, sagte dieser, »und bin aus der Hauptstadt. Jetzt befinde ich mich auf dem Rückweg nach derselben und wollte in El Oro übernachten.« – »Gehören die anderen zu Euch?« – »Ja.« – »Was seid Ihr?« – »Ich bin Verwalter der