Der Räuber. Александр Конторович

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Der Räuber - Александр Конторович

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erinnert ihr euch daran, dass wir versprachen, euch für hervorragende Leistungen die Freiheit zu schenken. Für eure Leistungen zum Wohle der Allgemeinheit! Es ist keine Sünde, das von den säumigen Hausherren verlassene Hab und Gut denen zu geben, die es tatsächlich benötigen. Da werden mir alle zustimmen.“

      Beifällige Ausrufe und Zustimmung.

      „Es ist soweit!“ Der Boss macht eine theatralische Pause. „Heute darf einer von euch, der arbeitsunfähig ist, nach Hause gehen! Aber er geht nicht mit leeren Händen! Er darf sich Kleidung aussuchen und so viele Lebensmittel mitnehmen, wie er tragen kann.“

      Diese Ansprache aus dem Mund des Banditen klingt seltsam.

      Auf ein Zeichen des Chefs öffnet sich das Tor des Lagerhauses. Da liegen riesige Kleiderhaufen, weder Damenhüte noch Badeanzüge, sondern genau das, was ein normaler Mensch in dieser Situation gebrauchen kann: feste Schuhe, dicke Hosen und Jacken, Leinenjacken, Lederjacken und sogar militärische Tarnjacken. Rucksäcke und Taschen liegen separat auf einem Haufen. Daneben stehen Lastkarren.

      Unter aufmunterndem Beifall der Kumpane und des Chefs betritt Pawel schüchtern das Gebäude. Er wühlt in den Kleiderhaufen. Dann legt er schon mutiger seine Kleidung ab, stülpt sich eine tolle Lederjacke über und sucht sich schöne Schuhe aus. Das ist dumm! Jeder weiß doch, dass er keine schönen, sondern solide Schuhe auswählen sollte, die länger als ein paar Monate halten. Er tauscht seine Hosen gegen neue Hosen ein. Dann darf er den Karren nehmen. Er verschwindet um die Ecke, wo vermutlich die Lebensmittel gelagert werden. Nach zehn Minuten ist er wieder da. Der Karren ist voll beladen und lässt sich kaum über den Asphalt schieben.

      „Da seht ihr es!“ Makar reibt sich triumphierend die Hände. „Arbeitet fleißig und auf euch wartet ebenfalls eine Belohnung!“

      Das Tor öffnet sich quietschend.

      „Klette und Glotzauge, begleitet den Kerl! Passt auf, dass ihm keiner was zuleide tut“, befiehlt der Boss: „Wir wollen nicht in Verruf kommen!“

      Pawel traut seinen Augen kaum! Sie lassen ihn mit dem voll beladenen Karren gehen! Andere zu überzeugen ist eine Sache, sich selbst von der Richtigkeit der eigenen Worte zu überzeugen ist etwas ganz anderes. Das ist für manchen Schwätzer zu viel des Guten! Er lächelt unsicher, winkt uns und wendet sich dem Ausgang zu. Als er die Hand wieder herunternimmt sehe ich auf der rechten Jackentasche das lustige Abzeichen mit dem lächelnden Bären. Meine Kollegin im Büro trug dieses Zeichen auch, deshalb habe ich es wiedererkannt. Das Abzeichen einer Jugendbewegung… ich kann mich aber nicht genau erinnern, welcher.

      Das Abendessen war ganz gut, bestimmt aufgrund des feierlichen Anlasses. Und dann… war die Feier schnell vorbei. Als wir in die Baracke eintraten, schlug mir einer hart ins Genick. Als ich zu mir kam, fand ich mich in einiger Entfernung vom Eingang wieder. Es tropft… liege ich neben der Toilette?

      „Er ist zu sich gekommen…“.

      Ich kann mich nicht rühren. Einer sitzt auf meinen Beinen und der andere hält meine Hände fest.

      „Hör zu, du Klugscheißer“, tönt die Stimme des Brigadiers durch die Dunkelheit: „Morgen meldest du dich zum Rammbocktragen! Verstanden?“

      „Das hängt nicht von mir ab! Das entscheidet der Hauptmann der Wache.“

      „Egal, wer darüber entscheidet. Du äußerst einfach den Wunsch! Ist dir das klar?!“

      „Klar wie Kloßbrühe.

      „Hm, hm.“ Der Zottelkopf räuspert sich: „Verpasst ihm eine Packung… damit er es besser versteht und nicht für einen Scherz hält.“

      Sie schlugen auf mich ein. Ich konnte danach kaum einschlafen.

      Morgens beim Appell schaue ich in die Gesichter in der ersten Reihe. Wer hat gestern auf meinen Beinen gesessen und wer meine Hände festgehalten? Außerdem hat von denen auch noch einer zugeschlagen. Es müssen mindestens drei gewesen sein. Was jetzt? Wir sollten uns unter diesen Bedingungen gegenseitig unterstützen! Sollten… Die Wirklichkeit sieht anders aus. Hier kämpft offenbar jeder nur für sich selbst. Erst bist du dran und dann ich. So hieß das glaube ich früher bei den Lagersträflingen. Das habe ich irgendwo gelesen. Vermutlich fällt die Ramme demnächst auf meinen Fuß. Ich bezweifle allerdings, dass es mir ähnlich ergehen wird wie diesem Glückspilz Pawel.

      Wir stapfen den Weg entlang. Es ist unangenehm sich hier umzusehen. Als ob ich das nicht schon gesehen hätte? Vielleicht entdeckte ich gerade deshalb den hellen Fleck auf dem Weg bzw. am Straßenrand. Ich habe ein gutes visuelles Gedächtnis. Das war bei meinem Job sehr nützlich. Ich sah auf dem Bildschirm schnell die kleinsten Details. Beispielsweise entdeckte ich den Längenunterschied der Zeilen immer als erster, selbst wenn er nur eine oder zwei Ziffern betrug Der Fleck befand sich nicht genau am Straßenrand, sondern im Graben am Straßenrand. Ich lief langsamer und plötzlich war meine Kehle wie ausgetrocknet.

      Der Bär! Der Bär auf der Jacke unseres Glückskinds! Aha, und rote Flecken im Sand. Wetten, die waren hier gestern noch nicht zu sehen. Ich musste eine schwere Tasche mit Plunder schleppen und hatte den Blick gesenkt. Genau an dieser Stelle. Der Weg führt hier außerdem direkt zu einer Schlucht.

      Auf diesem Weg begleiteten ihn somit Makars Schergen gestern. Was jetzt? Soll ich es den anderen sagen und sie um ihre letzte Hoffnung bringen? Dafür ersticken sie mich nachts mit der Matratze. Der Brigadier ist möglicherweise im Bilde oder ahnt es wenigstens. Er schwärzt mich als Aufrührer bei der Wache an, und ich werde die Baracke nicht mehr erreichen.

      „Ich bin bereit, die Ramme zu tragen!“

      „Halt die Klappe, du Kadaver…“, winkt der Hauptmann gleichgültig ab: „Trainiere erstmal mit den Konserven!“

      Hinter meinem Rücken schnieft der Brigadier. Am Abend erwartet mich eine weitere Erziehungsprozedur. Wer weiß, ob ich danach wieder aufstehe. Schon gut, ich habe verstanden.

      Und wieder geht es hoch und runter. Im Hof hallt das Krachen der Ramme wider. Wo sind sie jetzt? Im vierten Stockwerk. Zu früh… ich habe es nicht eilig. Mein Partner stößt mich in den Rücken. Los, steh nicht herum! Ich lauf ja schon.

      Jetzt kommt das Krachen schon aus dem dritten Stockwerk. Ich laufe die Treppe hinunter. In der Staubwolke sehe ich, wie sich die Brigade ins Zeug legt, vom Türrahmen fliegen die Splitter. Wenn die Tür massiv ist, schlägt die Ramme nicht gleich die ganze Tür ein. Dann zerstören die Jungs den Türpfeiler oder tragen die Teile der Wand ab, an der die Schlossriegel angebracht sind. In den meisten Fällen sind die Türen gleicher Bauart, eben Standardtüren.

      Zweites Stockwerk. Ich habe furchtbaren Durst. Die Kehle ist trocken. Ich warte den passenden Moment ab und trinke eilig einen Schluck aus der Flasche. Normales Trinkwasser. Ich schleppe einen ganzen Kasten. Da es kein Wodka ist, interessiert sich die Wache nicht dafür und es wird auch nicht riechen.

      „Weiter!“

      Die Rammer gehen in das erste Stockwerk. Jetzt! Ich laufe an ihnen vorbei und trete einem der Rammer gegen das Schienbein. Er schreit und verliert das Gleichgewicht. Die schwere Eisenbohle neigt sich gefährlich.

      Ah! Jetzt stürzt auch der zweite, dem ich ein Bein gestellt habe. Er fällt vornüber.

      „Scheiße!“

      Die Trägheit der Ramme ist unerbittlich. Sie trifft die Vordermänner mit voller Wucht (plus meinem Fußtritt). Die Glasscheiben fliegen geräuschvoll aus dem Fensterrahmen. Kurz darauf folgt ihnen die Ramme und nimmt die Vordermänner mit.

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