Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band. Julius von Voss

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Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band - Julius von Voss

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frech! Gutwilliger, unvorsichtiger König! Warum hat die Weisheit der Väter die Eunuchen bestellt, aus deren Mitte die Weiber der Gebieter nicht weichen sollten, in deren Mitte keinem andern Mann zu dringen vergönnt war? Du gabst Nene das oberste Regiment, und alle Schranken der Freiheit, nach der dem glühenden Herzen dürstete, konnte sie sich eröffnen. Warum würde sie einen elenden Kopf verweigern, wenn nicht – —

      „Höre auf, höre auf! nur einen Dolch senkte ich in meine Ader, du bohrst Tausende in mein Leben.“

      Treue, Bruderliebe, Pflicht gebieten, dir alles zu sagen. Es ist darauf angesehn, dich beim Volke gehaßt zu machen, empören will sie sich mit gewaffneter Hand, dich vom Thron werfen, und den Caffern hinaufsetzen. Folgst du nicht Bruderrath, bist du verloren.

      „Mahomed, Mahomed! zu welchem Leiden bin ich gespart! O der Thron ist nichts, Alles Nene! Meine Länder mag mir der Caffer rauben, nur nicht Nene.“

      O schon ist sie dir geraubt!

      „Ist sie, ist sie? Klagt dein Mund sie auch nicht fälschlich an?“

      Zeugen sollen beschwören, daß Osmann allein in ihrem Zimmer war. Wache, Frauen, alles mußte sich entfernen.

      „In die Hölle, in die Hölle mit Nene.“ —

      Endlich fühlst du, wie es dem Sultan ziemt. Gern schont ich deiner Liebe, und rieth, noch einmal Osmanns Kopf fordern zu lassen. Aber die schändlich dich betrog, wird neue Ausflüchte finden. Es ist zu spät. Eine Botschaft an den Senat ist nöthig, gemessener Befehl, Nene den Gehorsam aufzusagen, und Osmann zu ergreifen.

      „O Nene – Nene!“

      Immer noch?

      „Aber wer wird den Befehl überbringen, wenn ich ihn erlasse? – Freilich muß ich ihn erlassen!“

      Ich würde sagen, du selbst, wenn du nicht an Heeres Spitze ständest. So laß mich ziehn. Ich nehme einige Truppen auf den Nothfall mit.

      „Du hast mich überredet. Aber was soll aus Nene werden?“

      Giebt sie sich in Gutem, führe ich sie unversehrt in dein Lager; sonst muß der Sultan aber auch nicht zürnen, wenn ich ihren – — —

      „Kopf bringe, willst du sagen!“

      Das ist nicht des Sultans Stimme, der brausende Jüngling fuhr auf: Rufe den Stolz der Väter! Laß den Sultan reden.

      „Bringe ihren Kopf, so bin ich all der Verwirrung frei!“

      Es lebe der edle weise Sultan von Darkulla!

      Drittes Kapitel.

      Coutances und Nene

      Welch gehässig Unrecht der armen Sultanin in Tatas Anklage widerfuhr, liegt am Tage; aber die Anklagen übertreiben meistens, und wer hoch steht, folglich viel gesehen wird, muß auch herberen Tadel dulden; wie auf der anderen Seite, das süße erhabene Lob, was ihn trifft, sich vervielfältigt. Nicht auf die entfernteste Weise ließ sich an die Entspinnung eines Liebeshandels unter Coutances und Floren denken. Er, ob ihm schon ein Theil seiner alten Munterkeit zurückgekommen war, fühlte immer noch für Isabellen (und zwar seit einiger Zeit wieder mehr wie sonst,) und ihr war Rings Andenken heißer aufgeregt worden, seitdem sein Freund ihr Nachrichten von ihm überbracht hatte. Auch stellte sie manche, gar nicht unmoralische, Betrachtung über die Dankbarkeit an, welche dem Sultan von Darkulla für so viel Liebe, Güte und Vertrauen gebührte, und wenn sie Ring vergessen mußte, so hatte Kuku die allergegründeten Ansprüche auf Gegenliebe, er mogte schwarz sein oder nicht.

      Zudem waren Beide von bedenklichen Umständen angefeindet, mußten gegen die Fremdheit, gegen das Vorurtheil und andere Hindernisse kämpfen, wobei man denn nicht leicht an Etwas denkt, woran man sich sonst allenfalls würde erinnert haben. —

      Daß die Sultanin beim Volke eine Mehrheit für sich gewann, daß der Franzos und der Spanier werkthätig für die Landeskultur waren, berichtete das Ende des ersten Theils. Flore hoffte um so mehr Gutes, als Kuku zeither so viel Billigung geäußert so viel Empfänglichkeit für den Geist des Weiterstrebens in stummen Zeichen an den Tag gelegt hatte. Endlich dachte sie, erleuchte ich des Schwarzen innere Dunkelheit ganz, und dann muß das Licht nothwendig schon mit Edelsinn und Zartgefühl in Bund treten. Dann läßt mich Kuku ziehn, und giebt mir eine Bedeckung nach Egypten. Mein Name wird dann in Darkulla von Enkel zu Enkel gefeiert werden. Wäre aber Ring todt, dann blieb ich wohl, ob es schon meine Muhme in Paris1 sehr bekümmern würde.

      Vollkommen unschuldig standen die Sachen zwar, als schon jener Befehl, welcher am Ende des ersten Theils gemeldet wurde, eintraf; gleichwohl hatten der Antheil, den Flore schon früher an Coutances nahm, die Freundschaft desselben mit Ring, der Nutzen, welchen er ihr schon in Darkulla leistete, und fernerhin leisten konnte, ihn ihr theuer gemacht. Nun sollte sie, so lautete Kukus Flehen, (denn damals flehte er noch) sein Haupt einschicken. Fürchterlicher Auftrag!

      Es nicht thun, Kukus Flehn verspotten, reizte den Zorn des Mächtigen, und an die Erfüllung seiner Bitte konnte sie gar nicht denken. Was ihr vollends die Möglichkeit einer solchen Einwilligung raubte, war der Umstand, daß Coutances, von allem unterrichtet, in ihr Zimmer trat, und sie beschwor, Folge zu leisten. Ihre Herrschaft, ihr Leben vielleicht stehn auf dem Spiel, das bin ich nicht werth, theure Landsmännin, rief er, mein Kopf mag ihre Sicherheit erkaufen. Schweigen sie, gab sie zur Antwort, und kommen sie nie wieder zu mir, wenn sie einer solchen Anmuthung fähig sind.

      Coutances eilte zum Spanier. Diesem war eben angezeigt worden, einer der Caffern liege außerhalb der Stadt erschlagen. Dem Franzosen stieg ein verschlagener Gedanke auf. Er eilte hinaus, den Leichnam zu sehen. Haar und Bart waren den seinigen ähnlich. Starke Wunden entstellten das Gesicht. Es wurde aus der Noth eine Tugend gemacht, und des Erschlagenen Haupt ins Geheim dem Spanier überliefert. Coutances sagte ihm: Bringen sie es der Sultanin, geben sie vor, ich sei der Getödtete, so ist der Sultan zu befriedigen. Es muß etwas für die Sicherheit Florens geschehn. Ich verberge mich einstweilen.

      Alonzo fand den Anschlag gut ersonnen, und richtete ihn ins Werk. Flore sank fast ohnmächtig nieder. Sie hatte eben ein Schreiben an Kuku angefangen, als der Spanier erschien, und nach einigen vorsichtigen Umschweifen berichtete, Coutances sei ein Opfer der öffentlichen Rache geworden. Kein Wunder, setzte er hinzu, im Volke wußte man Kukus Begehren, man konnte unsern Freund als geächtet ansehn. Wehmüthig traure ich um ihn, da das Schreckliche aber nun geschehen ist, so darf sie auch nichts abhalten, das Haupt zu übersenden. Schicken sie keinen Brief mit, so mag der Sultan einstweilen glauben, seine Bitte sei durch sie selbst erfüllt worden; was sie um so mehr in seiner Gunst befestigt, und den Verläumdungen ein Ziel setzt, wovon sein Brief meldete. Erfährt er ja auf anderm Wege, unser Freund sei durch den Pöbel umgebracht, so bleibt die Behauptung immer übrig, man sei ihnen zuvorgekommen. In andrer Zeit mögen sie allenfalls die Wahrheit offen bekennen, so stehn sie um so reiner von einer Uebelthat da.

      Sie konnte sich nicht beruhigen, nicht entschließen, Alonzos Vorschlag einzugehn. Nein, ich will meine Getreuen aufrufen, ihre Zahl ist nicht mehr klein, die Thäter des Frevels ausmitteln, fürchterlich bestrafen, und dann Coutances mit dem Leichenpomp eines Sultans bestatten. Der grausame Kuku soll mindestens seinen Blick nicht am Gräßlichen weiden.

      Es gab eine Menge Gründe wider alles das, und Alonzo bot sie auf. Erst gab es Vorwürfe, er habe den Freund nicht geliebt daß er so schauderhaft kalter Besonnenheit fähig sei, daß er die ehrwürdigen Reste entweihen wollte. Alonzo konnte sich leicht mit Geduld waffnen, schwieg endlich am ersten Tage, nachdem er wenigstens Floren das Versprechen abgefleht hatte, noch nichts weiter zu thun. Auch am folgenden blieb alles ein Geheimniß. Am dritten drang

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<p>1</p>

Siehe Begebenheiten des Ignaz von Jalonsky. Berlin, bei Schmidt 1806, wo der Leser überhaupt Ring und Floren näher kennen lernen wird.