Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band. Julius von Voss

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band - Julius von Voss страница 7

Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band - Julius von Voss

Скачать книгу

mischte sich Verdruß in die Freude, doch hatte sie einmal mit den Eselsohren dagestanden.

      Ich rathe, sprach nun Alonzo, die Stadt in Vertheidigungsstand zu setzen. Tata und seine Krieger dürften nicht so bald zu umwandeln seyn.

      Flore war das zufrieden. Das Volk mußte einen Wall und einen Graben aufwerfen, spitze Pfähle erschwerten den Zugang. Alonzo leitete diese Arbeiten, und als Tata erschien, war man schon zu einer Belagerung vorbereitet.

      Der treue Schwarze war auch thätig, und versicherte Floren, nun die Städter ihr bei Mahomeds Namen Treue geschworen hätten, könne sie auch darauf bauen, daß sie ihr Leben für sie wagten, und nichts sie erschüttere.

      Wohin soll das aber führen? rief Flore. Ich will keinen inneren Krieg, Blut soll um mich nicht strömen. Alonzo entgegnete: und doch wird es nicht mehr zu vermeiden seyn, es wäre denn, Tata ließe mit sich unterhandeln, und berichtete an den Sultan zurück. Unter den Waffen aber unterhandelt es sich am nachdrücklichsten.

      Flore erließ Proklamationen an das Volk, die Alonzo aufgesetzt hatte, und prächtig klangen. Neben aller Würde, vergaß man doch nicht, der Menge darin zu schmeicheln. So gering auch die Portion ist, die bei solcher Gelegenheit auf den Einzelnen fällt, so wachsen doch die kleinen Theile von Erkenntlichkeit wieder zu einem namhaften Ganzen an.

      Tata dagegen, wie er mit seinen Kriegern, und dem an sich gezogenen Landvolk die Verschanzung umzingelt hatte, sprach in wüthenden Manifesten, die bei furchtsamen Nationen vortrefflich seyn mögen, bei andern aber, wohin hier unsre Darkullaner gezählt werden können, ganz an der unrechten Stelle sind.

      Doch nahm beinahe ein gewisser Umstand eine günstige Wendung für Kukus Bruder. Die Eselin nämlich, welche durch Perotti um ihre wohlgeformte Ohren gekommen war, die Leibeselin in den Hofmarställen, hatte in Darkulla eine gewisse Weihe, einen Mysticismus aus den Zeiten der Abgötterei her, und noch hatte der Islamismus, wie wir schon oben bemerkten, diese Spuren nicht verdrängen können. Ueberhaupt ist die Ideenmengung bei den Religionen so gar ungewöhnlich nicht, und es dürfte keine einzige geben, die nicht mehrere Grundzüge einer anderen in sich aufnähme. Darüber ließe sich hier der Schein tiefer Gelehrsamkeit annehmen, wenn man berühmte aber dennoch nicht sehr gekannte Schriftsteller ausschreiben wollte. Ohne aber mit einem Bailli oder Volnei zu untersuchen: ob der Esel von Darkulla, mit einem äthiopischen Mythos zusammenhängen mögte, sei es genug, zu melden, daß sein Stall eine Art Tempel war, und daß dieser nach Ahnen, Tugend und Anmuth gewählte Erzesel, sogar Priester zu seinem Cultus hatte. Nur an hohen Festen durfte ihn der Sultan besteigen. Krankheit und Tod dieses Thieres galten unglückliche Zeichen dem Lande; sein Wohlsein, muntrer Appetit, sein muthiges Hintenausschlagen frohe Verkündigung.

      Wenn nun unser Italiener im Augenblicke der Noth auf den Einfall kam, der Sultanin des Landes edles Simbol in das Haar zu pflanzen, so enthielt er die Genialität glücklicher Erfindung, denn der Gradsinn sah reuiges Hinwenden zu dem Ehrwürdigen, der Aberglaube vielleicht gar den Arm des Himmels in dieser Erscheinung. Allein Florens Unstern führte den Italiener grade zu dem heiligen Thiere, ein unerhört schrecklicher Umstand. Der Stall war eben ledig, und so wurden die Ohren schnell genug und unbemerkt abgelöst. Nach einer Stunde etwa sprach Perotti mit dem Spanier über die vollbrachte List, und dieser fragte: wie er doch so geschwind zu den Ohren gekommen sei? Jener zeigte auf den Stall.

      Alonzo schlug die Hände über dem Haupte zusammen. Wir sind alle verloren, wenn das kein Geheimniß bleibt, rief er aus, und erklärte dem Italiener, was er, bei längerem Aufenthalt in Darkulla, genauer, wie dieser kannte.

      Dieser lief in der Angst mit den Ohren wieder hinunter, bediente sich eines Baumharzes aus dem Pallastgarten, und klebte sie so gut wieder an, als es sich im ersten Augenblicke thun ließ. Zum Glück waren die Priester und Knechte, des Auflaufs wegen, nicht in der Nähe.

      Unentdeckt konnte aber die Sache nicht bleiben, und es war höchst gefährlich, irgend jemand in die Mitwissenschaft zu ziehn. Es wurden daher die gewöhnlichen Knechte des Esels entfernt und Perotti fütterte und putzte ihn an ihrer Stelle, wodurch man der Entdeckung auswich. Auch mußte Flore vorgeben, ein besonderes Gefühl der Verehrung des heiligen Esels sei über sie gekommen, und sie wollte ihn huldigend mit einer köstlichen Krone schmücken. Diese wurde in Eile aus Gefieder und Juweelen gemacht, und sie bedeckte den Oberkopf so, daß weder ein Organ daran vermißt wurde, noch sein defekter Zustand in die Augen fiel.

      Perotti ließ sich sogar die priesterliche Würde geben, um bei Aufzügen das Thier zu führen. So wurde jedermann davon entfernt.

      Das alles aber reizte die Neugier eines andern Priesters, der gleich vermuthete, es müsse hier eine Heimlichkeit verborgen sein, die man zu offenbaren fürchtete. Er versteckte sich also eine Nacht hindurch in dem Tempel, untersuchte das Thier, und fand die Verstümmlung auf.

      Er war außer sich vor Freude, und das aus folgenden Gründen: Die Eselspriester hatten ewige Controversen mit den Mahomedspriestern zu bestehn, denn diese wollten jene, wie die ganze Eselsverehrung, als unrein und unerlaubt austilgen. Bei den Controversen übt sich der Verstand und nimmt einen ungewöhnlichen Flug, während die Vorurtheile sinken. Der Mann, von welchem wir gegenwärtig reden, war jung, feurig, der Priesterschaft gram, und hatte sich in Floren, die er oft sah, heftig verliebt. Augenblicklich durchschaute er den Plan mit jenen Ohren, und baute darauf einen Plan für das Glück seiner Liebe, oder noch wohl höherer Wünsche. Er ließ sich kurz nach seinem Auffund bei Floren melden.

      Sie nahm ihn, umringt von einigen Staatsbeamten, an. Er bat um Gehör unter vier Augen. Dem Priester versagte sich das nicht wohl. Nun warf er sich nieder, und bekannte unverschämt und ohne Hehl seine Leidenschaft.

      Flore fühlte sich heftig entrüstet. Schon der Akt an und für sich mußte sie empören, und ihr war auch bekannt, daß die Eselspriester zum ehelosen Stand, zur strengsten Enthaltsamkeit der Liebe verbunden waren.

      Und du erfrechst dich – hub sie mit strafendem Eifer an, aber der Neger ließ sie nicht weiter reden, sondern fiel ein:

      Erhabne weise Sultanin, oder vielmehr schönste der Weiber im Menschengeschlecht, du herrschest hier durch die Kraft der Gesetze, auch meine Macht ist nicht geringe, sie ward auf die Gewalt des Wahnes gegründet, und diese überbietet oft sogar jene.

      „Und du erdreistest dich, die Religion Wahn zu nennen?“

      Schöne Königin, du glaubst an die Göttlichkeit der Esel nicht, nur das Volk sichrer zu lenken, erzeigst du ihnen Verehrung. Noch mehr wie du, lache ich, der Priester, über die Gaukelei. Aber wenn wir uns im Zutrauen begegneten, welche Ketten, dauernd, und fest, würde unser Verein den vornehmen und niederen Sklaven schmieden können. Die, woran du das Volk lenkest, droht zu brechen, weil du die meinige zertrümmern willst. Ich kann dir ersprießlicher als irgend ein Darkullaner oder Caffer sein. Ich will die Herzen gewinnen, die Ueberzeugung fesseln. Nicht nur gemeinschaftlicher Vortheil, auch Liebe, die heißeste, die je im heißen Afrika einen Busen durchglühte, Liebe, Liebe betet dich an. Verwirf sie nicht, und ich lehre dir, dem Zorn des Sultans Trotz zu bieten.

      Verruchter, rief Flore, ich höre auf, deinen Stand zu achten, und strafe nur den Frevel.

      Stolz erwiederte jener: Das würdest du vor dem Volke verantworten müssen.

      „Für niemand wird es sich einlegen, der seine hohe Würde entheiligte. Ich rede schon zuviel mit dir. Wache!“

      Noch Eins! Ich kann dich verderben. Das Geheimniß ist mir bekannt, wie neulich die wüthende Menge beruhigt wurde.

      Flore erschrack.

      Der Priester bemerkte es schadenfroh, und setzte hinzu: Verwirfst du mich, schreie ich der mich verhaftenden Wache zu: die heilige Eselin ist der Ohren beraubt, geschändet, Weh über Darkulla, wenn sie

Скачать книгу