Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band. Julius von Voss

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Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band - Julius von Voss

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schon verloren.

      Flore sah den Abgrund, der vor ihr gähnte, sie dachte: Besonnenheit allein kann mich retten, zog einen unter dem Kleide verborgenen Dolch hervor, und stieß ihn dem Priester in die Brust. Eine That, welche die grausam dringende Nothwendigkeit, und das nichtswürdige Betragen des Bonzen ihr erleichterten.

      Er sank hin, sagte aber sterbend: Es wird dich reuen, schöne Tyrannin.

      Kein Eingeborner durfte ins Zimmer. Alonzo und Perotti wurden schnell gerufen. Verbergt den Leichnam, schnell, schnell!

      Die Beiden erschracken heftig.

      „Es mußte sein, das Weitere ein Andermal.“

      Sechstes Kapitel.

      Fortsetzung

      Wo man den Meister spielt, läßt sich viel ins Werk setzen, darum wurde die heimliche Beerdigung des Priesters bald zu Stande gebracht. Alonzo sagte aber: Wir müssen mehr als je mit dem Volke auf unsrer Hut sein. Perottis Einfall rettete für den Augenblick, aber späterhin kann er uns verderben.

      Ei, rief Perotti, ich machte schon ein ander Thier ausfindig, das dem vorigen ähnlich ist. Bei Nacht schaff ich es in den Tempel, und das verstümmelte wird in einen Teich versenkt.

      Wie gefährlich aber ist das alles, versetzte der Spanier. Laßt uns auf Mittel sinnen, dem Volke ein Blendwerk im höheren Styl zu bereiten. Selbsterhaltung legt es uns auf. Wir sind Europäer. Unsre Naturwissenschaft muß uns dazu in Stand setzen. Laßt uns einige der geschicktesten Caffern gebrauchen. Auch über sie schwebt die Gefahr. Feuergewehr ist selten in diesem Reiche, wenn es schon nicht den Schrecken verbreitet, wie bei ganz wilden neuentdeckten Völkern. Wir wollen aber dennoch Salpeter suchen und Pulver in so großer Menge verfertigen, als es immer möglich ist.

      Gut, gut, rief Perotti, fehlt es uns an Flinten oder Stücken, so machen wir Feuerwerke, hier ein ungesehen Schauspiel, mit dem manches auszurichten ist. Das Volk muß uns schon der Kurzweil halber lieben.

      „Auch denke ich Minen unter den Wall zu legen, oder – noch etwas anders fällt mir bei, wovon ich nachher reden werde.“

      Mir auch, warlich in dem nämlichen Augenblick, sprach der Italiener, und ich wette, wir fielen auf einen Gedanken.

      „Sollte es uns nicht möglich werden, eine elektrische Vorrichtung zu erbauen. Es fehlt uns zwar manches dazu, aber Noth ist erfinderisch.“

      Wohl! Die Theorie davon ist mir wenigstens bekannt. Doch vor allen Dingen mögte ich leichtes Gas und einen Wachstaffent bereiten können. Ich glaube, einer unserer geschickten Zeugmacher hat einen feinen dichten seidenen Stoff fertig.

      „Mit Wachs überzieh ich ihn.“

      Vitriol, Eisen, besitzen wir. Warum sollte sich nicht ein leichtes Gas bereiten lassen.

      „Unter dem Pallast sind tiefe Kellergewölbe. Da leg ich eine Werkstatt an. Die Caffern, welche mir helfen, kommen nicht mehr ans Tageslicht, bis das Volk von Darkulla uns unbedingt huldigt.“

      Flore rief: Ihr Herren denkt auf alles. Beim Ausführen des Wunderbaren will ich schon an meiner Stelle stehn. Warlich, nichts Geringes lastet auf uns. Eigentlich müssen wir ja gegen das innere Volk der Stadt, und wider das Belagerungsheer zugleich kämpfen. Fast ist unser Sieg nicht abzusehn. Doch fallen wir, kann es die Feinde nicht ehren.

      Doch unser Triumph wird unerhört sein. Und die hohe Stufe europäischer Kultur muß gebieten! schwärmte der Spanier, der viel Elastizität hatte, welche nur des äußern Drucks bedurfte, um wirksam zu sein. Daneben fehlte es ihm gar nicht an dem poetischen Schwung, der ja nach Isabellens Zeiten, wie neuere deutsche Autoren behaupten, ein Grundzug des hispanischen Charakters geworden sein soll.

      Genug, sechs Arbeiter wurden im Geheim angestellt, Perotti leitete die Technik, die Ideen gab Alonzo, Flore übte die Rollen des Ausführens ein. Weiter unten wird das Warum, Wie und Wo, näher berichtet.

      Wenden wir den Blick zu Tata hin. Er stand vor der Stadt, und besichtigte die Vertheidigungslinie. Anfangs glaubte er, seine Befehle würden ohne Weiteres Unterwürfigkeit erzielen, da er aber die Hauptstadt Nene anhängen, und sich zur Wehre stellen sah, wurde er heftig erbittert. Zwar meinte er gleich, das Volk sei durch Verführungskünste geblendet worden, und zauderte deshalb, um nicht Blut von Darkulla durch Darkullaner zu vergießen, allein fest stand auch der Beschluß: wenn man nicht bald sich gäbe, die ausgesprochenen Schreckensdrohungen nach ihrem ganzen Umfange zu erfüllen.

      Während er nun auf Aenderung des Sinnes hoffte, und die schwächste Stelle der Verschanzung ausgesucht ward, um sie, wenn es sein müsse, zu erstürmen, langte ein Knabe bei ihm an, der in der Nacht über den Wall gestiegen war, und den Graben durchschwommen hatte. Er brachte ein Palmblatt, auf welchem diese Worte standen:

      Ruchlose Gaukelei hat das Volk der Stadt betrogen. Kein Zeichen vom Himmel war es, daß die Sultanin der Menge mit den Ohren der heiligen Eselin erschien, tempelräuberisch haben ihre Caffern das Thier verstümmelt, und frech hat Nene die Ohren entweiht. Daß nicht Tausend Donner den Frevel straften, ist des Himmels Langmuth, und seine Gnade gegen dich, o Tata, weil er dir die Rache übergiebt. Ich sterbe für meine Aussage, und bin nicht mehr, wenn der Bote deinem Lager naht.

Der Großpriester der heiligen Eselin.

      Diesem im Tempel dienenden Knaben, der des Lesens unkundig war, hatte der Verräther das Blatt überliefert, ehe er zu Nene ging. Niemand, bei Strafe des Feuertodes, lautete seine Weisung, zeige das Blatt. Warte drei Tage auf mich, bin ich dann nicht wieder bei dir, so lebe ich nicht mehr, und die Esel des Paradieses wollen, daß du in Tatas Lager schleichest, ihm das Blatt in seine Hände zu liefern.

      Der Knabe hatte am Altar schwören müssen. Allein nicht gleich war es ihm möglich geworden, das Gebot zu erfüllen. Zu genau wachten die Krieger auf dem Walle. So waren acht Tage vergangen, endlich aber doch die Aufsicht betrogen worden.

      Tata schauderte, da ihm doch noch einige Landesvorurtheile anhingen, schäumte vor Wuth gegen die Sultanin, war aber bei dem allen auch froh, nun ein Mittel gefunden zu haben, wodurch die Feindin unfehlbar zu verderben sei.

      Das Blatt wurde sogleich vervielfältigt, und rund um die Stadt durch angestellte Getreuen laut abgelesen. Die Darkullaner auf dem Walle vernahmen jedes Wort, Fanatismus, Jähzorn und Rachsucht loderten furchtbar in allen Busen auf.

      Ein Strom von Empörern brauste in zügelloser Erbitterung auf den Pallast los. Schon sind sie an seiner Eisenpforte, wollen sie aufreissen, das Haupt, das Herz der Sultanin holen, um das beleidigte Göttliche zu sühnen – da trifft den vordersten Mann, der das Thor berührt hat, ein Schlag von unsichtbarer Hand, und diesen nämlichen Schlag fühlt die ganze gedrängt nachstürzende Menge. Alle Nerven wurden den Männern durch den entsetzlichen Schlag erschüttert. Kaum konnten sie über das Ereigniß nachsinnen, als die Sultanin auf dem Balkon erschien, und ausrief: Unverletzlich ist das Thor der Sultanin. Der Himmel beschützt sie, und wer das geringe Zeichen seines Unwillens noch nicht achtet, dem wird es sich wiederholen, bis er todt zu Boden stürzt, und die Seele der Verdammniß sendet. Fort auf den Wall, die Stadt zu vertheidigen!

      Starr weilte die Menge. Niemand wagte sich mehr vorwärts, Niemand wagte auch den Befehl zu erfüllen. Plötzlich fühlte jeder einen neuen Schlag, viel stärker als der vorige. Alles stürzte zu Boden.

      Erfüllt das Gebot, oder des Himmels neues Zeichen stürzt euch alle ins Grab.

      Behend sprang hier Jeder auf, nach seinem Platze auf der Verschanzung zu eilen. Tata hatte doppelt sicher gehen wollen, und während der Zeit, wo der Wall von seinen Vertheidigern leer war, einen

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