Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band. Julius von Voss

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Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band - Julius von Voss

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ich sollte das Schwerdt gegen meinen Wohlthäter erheben?

      „Ist er es denn auch noch, wenn er elender Afterrede Gehör giebt, und dich, die Unschuldige, zu verderben denkt. Unter den Waffen laß die Gründe gegen deine Anklage hören, sonst bist du verloren.“

      Flore war tief erschüttert. Wohl bin ichs mir schuldig, sprach sie, auf meine Rettung zu sinnen, aber wie viele werden mir beistehn, wenn sie des Sultans Gebot hören?

      Durch Gaukelkünste muß das Volk an dich gekettet werden, fiel Perotti ein.

      „Freilich ist alles hier recht, was die Klugheit empfiehlt, doch wollen wir edle Mittel gebrauchen. Der Sultanin Schönheit, die Anmuth ihrer Rede, werden, müssen ihr die Herzen gewinnen, wenn sie sich öffentlich zeigt.“

      Perotti billigte diesen Ausspruch, doch setzte er hinzu, ich werde dann sorgen, daß ihr Eindruck alle Gegenpartheien zermalmet.

      Musa wurde gefragt, was er meinte, daß jetzt anzufangen sei? Er gab zur Antwort: Ich trete nicht auf eine, noch auf die andere Seite, und entfernte sich.

      Flore rief den Obersten der Leibwache. Einen Eid, sprach sie, fordre ich von dir und deinen Leuten, daß ihr in einer nahen Gefahr, die mich bedrohen wird, mir beisteht, ohne zu fragen von wannen sie naht.

      Was ist da ein Eid nöthig, sagte der Offizier. Das müssen wir ja so, da wir schon schwuren, dich mit unserm Leben zu vertheidigen.

      Wohlan, versetzte Flore, befiehl, daß alles Volk der Stadt sich vor dem Pallaste sammle. – Der Eunuche ging ab.

      Alonzo entfernte sich einige Minuten. Während dessen trug Perotti einen Plan nach dem andern vor. Die Soldaten werden dir nicht ergeben bleiben, sprach er unter andern, wenn des Sultans Gebot ihnen zu Ohren kömmt; wäre ich wie du, ich ließ ihre Gehörwerkzeuge mit erhitzten Eisen zerstören, so vernähmen sie nicht, was ausgerufen oder vorgelesen wird.

      Die Kammerherrn erschienen. Sie hatten erfahren, daß Nene Sorge umschwebe. Welche? wußten sie aber nicht, und waren doch unsäglich neugierig. Zugleich versicherten sie, wie sie außer sich vor Verdruß wären, nicht jeder Zehntausend Leben und Zwanzigtausend Arme zu besitzen, um sie in Nenes Vertheidigung lächelnd hinzuopfern. Gleich aber folgte die Frage wieder: welche Gefahr doch die Sultanin umschwebe?

      Da sie mit der Antwort zauderte, fiel Perotti darauf, ihnen gleichsam im Vertrauen zu eröffnen, daß Sultan Kuku mit der Ergebung, welche das Volk der Sultanin bezeigte, nicht zufrieden genug sei. Er wolle durchaus, ihr solle unterwürfiger wie ihm selbst gehorcht werden, sogar gegen sein Gebot solle man ihr treu bleiben. Um zu prüfen, ob auch dieser strenge Wille befolgt sei, würde Tata mit Kriegern erscheinen, und das Volk aufrufen, der Sultanin nicht mehr gehorsam zu sein, ja sie gefangen auszuliefern; wer nun gehorchte, dessen Kopf würde in Kukus Lager gebracht.

      Die Kammerherren eilten was sie konnten, das auszustreuen, und von Mund zu Mund lief die Warnung, ja nicht nach Tata zu hören.

      Alonzo kam zurück. Heitrer wie zuvor suchte er Nene Muth einzusprechen, und setzte hinzu: Es wird jemand, von dem du es gar nicht hoffest, zu deiner Hülfe eilen.

      Das Volk fing jetzt an, sich in dem Pallasthofe zu sammeln. Man hörte sein dumpfes Murmeln, sahe die Bewegungen, welche den lebendigsten Antheil, und verschiedne Partheinahme ausdrückten. Der treue Schwarze mußte hinunter, und die Gespräche näher hören. Er kam bald zurück, und berichtete: wie das listige Vorgeben wenig Glauben gewinne, vielmehr sagte man sich: wenn Kuku seinen Bruder schicke, die Sultanin abzusetzen, geschehe es, weil sie so manche ehrwürdige Einrichtung über den Haufen geworfen habe.

      So weiß ich noch eine andere List, rief Perotti, und diese wird gelingen. Er rannte bei diesen Worten hinaus.

      Welche List steht uns zu Gebote? sprach Alonzo. Ja, hätten wir mancherlei Gegenstände aus Europa, so sollte sich Nene wie eine Wunderthäterin, wie eine Gottgesandte zeigen. Eine große Elektrisirmaschiene im Pallast verborgen, einen Draht unbemerkt hinausgeführt, und so dem ganzen zusammengedrängten Volke einen Schlag versetzt, während auch noch ein künstlicher Donner ertönte; eine Engelgestalt aus Wachstaffent mit ärostatischem Gas gefüllt, in der Nacht an einem dünnen Faden zur Höhe gelassen, und dann vor dem Angesichte des Volks majestätisch in den Pallast herabgezogen, daß jeder wähnte, ein Himmelsbote brächte der Sultanin Gottes Befehl, das könnte mächtig wirken. Aber woher nähmen wir das alles?

      Man sieht, daß ihr ein Spanier seid, versetzte Flore, auch eure List trägt den poetischen Stempel. Mag es seyn wie es wolle, ich muß versuchen, was mein Anblick, meine Rede auf den rohen Haufen wirken.

      Sie trat nach diesen Worten auf eine Art Balkon hinaus, machte eine grüßende Bewegung, und hub dann an mit Würde zu sprechen.

      Doch ein geringer Theil empfing sie nur mit Freudengeschrei, ein anderer mißbilligte das Stille gebietend, so entstand ein unordentliches doppeltes Geräusch, das Florens Rede ungehört machte. Die unzufriedene Parthei unterhielt den Lärmen absichtlich, und verletzte die Ehrerbietung mit Frechheit. Flore eilte endlich zurück in den Saal, rief erzürnt ihre Wache, und befahl ihr, muthig die Unverschämtheit zu strafen.

      Indem hörte man die Ankunft eines Herolds, der sich auf einem darkullanischen Instrumente hören ließ. Vielleicht kömmt er zu mir, dachte Flore, allein er hielt im Hofe, gebot Aufmerksamkeit, und rief das Volk auf.

      Die eben hinausgestürzten Eunuchen hörten auch auf den Herold, der nun in Tatas Namen verkündigte: das Volk solle der Cafferin Nene Kopf, die nicht mehr Eselin der Eselinnen sey, an Tata liefern. Weigerte man sich, so würde er, schon nach zwei Tagen hier, die Stadt in Brand setzen, und alles ermorden lassen.

      Unentschlossen zauderte das Volk, doch einige Glieder des Divan, die sonst immer noch treulich auf Nenes Seite gestanden hatten, riefen furchtbar: Wir müssen gehorsamen!

      Sogleich wälzte sich der rebellische Haufe dem Pallaste zu, selbst die Eunuchen widerstanden nicht.

      Jetzt war Perotti wieder ins Zimmer der Sultanin gekommen, die in der That an ihrer Sache verzweifelte. Hinaus, rief er, noch einmal hinaus, in diesem Augenblicke wird es gelten. Dabei änderte er einiges an ihrem Haarschmuck, was sie kaum bemerkte.

      Sie trat wieder auf den Balkon, und mußte den letzten Rest ihres Muthes aufrufen, um nicht vor Schrecken über die unbändige auf ihr Leben herandringende Masse niederzusinken.

      Aber o Wunder! Plötzlich stand die Menge, das Wuthgeheul schwieg, die mordlustigen Blicke waren erheitert. Ein kurzer Freudenruf, dann allgemeines Verstummen.

      Flore begriff diese schnelle Veränderung durchaus nicht, nützte sie aber mit voller Geistesgegenwart, und hielt eine Rede voll Hoheit und Rührung. Jedes Wort drang ein, alles rief: wir haben unsere Eselin wieder! Heil der Eselin aller Eselinnen!

      Der Divan rief am lautesten, die Eunuchen der Wache drohten niederzubohren, was noch einen Schritt gegen den Pallast wagte.

      Schwört mir, rief Flore, bei dem Propheten, neue Treue! – Sie schwuren alle. So nur könnt ihr eurem Sultan gefallen, setzte sie hinzu. Ich weiß besser wie ich mit ihm stehe, wie selbst sein Bruder. Und nun auseinander, zu euren Wohnungen!

      Alles zerstreute sich sogleich, und Flore kehrte zurück.

      Seht ihr, rief Perotti aus, indem er den Angstschweis von der Stirn tilgte, seht ihr, es war wohlgethan, mich in euren Dienst zu nehmen. Euer Leben rettete ich. Er faßte hierauf wieder nach ihrem Haupte, und nahm die zwei Ohren der Leibeselin herunter, die er vorhin ihr unbemerkt aufgesteckt hatte.

      Nicht wahr, ein gescheuter Einfall, daß ich vorhin in den Marstall

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