Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band. Julius von Voss

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Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band - Julius von Voss

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deinen Worten glauben?

      Perotti betheuerte von Neuem, und setzte noch hinzu: Wäre auch meine fürwahr engelreine Absicht, schwarz wie die Hölle gewesen, jetzt hättest du Grund, sie zu lieben, sie erhob dich auf den Thron von Darkulla.

      „O dieser unglückliche Thron! Hättest du mich von Musa erstanden, vielleicht wäre es mir gelungen, nach Cairo zu kommen!“

      Nimmer, nimmer, erhabene Sultanin! Zu keiner Zeit waren die Gegenden mehr mit Räubervolk überschwemmt!

      „Mein Freund, dein Feind, fand hier schmähligen Tod. Das macht mir dies Negerland, so reizend es die Natur ausstattete, doppelt verhaßt.“

      Dein Freund? mein Feind? Wer wäre das? Ich kenne Niemand, der mein Feind wäre. Ich zum wenigsten liebe die ganze Welt.

      „Kennst du den Franzosen Coutances?“

      Coutances, er war in Darkulla? Ohne Zweifel Isabellen zu suchen? Und den nennst du meinen Feind? Wir wetteiferten blos um den Besitz der Schönheit. Nie konnt ich ihn hassen. Mich freute vielmehr sein Witz, mich entzückte der verschlagene Sinn, und indem er ihn übte, erhöhte er auch mein Talent!

      „Du bist ein Meister der Verstellung.“

      Und dieser brave feurige Coutances wäre dahin? Verzeihe meiner Thräne! Sie muß ihm fließen.

      Perotti weinte so natürlich, daß Flore beinahe getäuscht wurde. Wenigstens freuten sie die Thränen, welche Coutances geweiht waren. Der Augenblick ihrer Bewegung traf ein, und sie sprach: Sey ein Verräther, ein Heuchler, oder nicht, es ist dir verziehn! Was frommte mir deine Bestrafung? Geh frei aus!

      Perotti warf sich von Neuem auf die Erde. Ich bin nicht strafwürdig, dabei blieb er, also kannst du mich auch nicht strafen. Aber was soll mir jetzt die Freiheit? Die Schwarzen raubten mir alles. Nimm mich in deinen Dienst, große Sultanin!

      „Dich? ha ha ha!“

      Keinen ergebneren, keinen treueren Knecht findest du.

      „Ha ha ha!“

      Fürwahr, ich kann dir brauchbar seyn. Auf meiner Reise habe ich die Sitten der Völker dieses Welttheils geprüft, und da ich tiefer in den Süden drang, wie noch nie ein Europäer, lernt ich auch klüger mich in den Menschen finden.

      „O daran zweifelt bei Signor Perotti Niemand. Und wie fingst du es an, überall ungestört durchdringen zu können, da so mancher Andere früh umkehren mußte, oder seinen Tod fand?“

      Auch ich machte den Arzt, wie es andre gethan haben, bediente mich aber lauter kräftiger flüchtiger Reize, die allenfalls im Stande waren, die Lebenskraft des Hinscheidenden noch für eine Stunde zurückzurufen. So machte meine Heilkunde oft Glück, so lange ich anwesend war, was nach meiner Abreise geschah, kümmerte mich nicht!

      „O pfui!“

      Was thut der Europäer nicht um die Weisheit! Nächstdem hatte ich einige chemische Apparate, einige Instrumente der Naturkundigen auf meinen Thieren. Ich hatte vorausgesehn, daß ich mir so den Ruf eines großen Zauberers und Furcht erwerben könne. Und es gelang mir damit.

      Wirklich mögte man glauben, daß wenn ins Große getrieben würde, was Perotti wohl nur mit weniger Bedeutung that, die Naturwissenschaften einen unternehmenden Abentheurer gar wohl in Stand setzten, sich unter den Völkern in Afrika, vielleicht selbst in Asien, zum Religionsstifter zu erheben; das höchste was bis jetzt unter den Menschen erreicht worden ist, da die Namen Moses, Confutsee, Zoroaster, Fot, Mahomed u. s. w. die der großen Eroberer überdauern. Welche für solche Menschen unbegreifliche Erscheinungen könnte sie nicht hervorbringen, die ihnen unfehlbar Himmelswunder gölten, und göttliche Sendung urkundeten. Chemische Prozesse, Elektrizität, Luftschifferei, welche Hülfsmittel zu diesem Zweck. Vielleicht fällt noch ein ruhmsüchtiger Wagehals darauf. Noch interessanter ist aber der Gedanke an eine so hohe Stufe der Naturkunde, die selbst Völkern, wie die gegenwärtig gelehrtesten, Wunderglauben auferlegen könnte. Und doch wird sie gewiß einst erreicht, und muß wieder winzig dastehn, gegen das, was die von ihr weiter gehende Entwicklung offenbaren kann.

      O, fuhr Perotti fort, wenn einige ruhige Stunden dazu günstig sind, dann werde ich erzählen, was ich alles unter diesen Völkern sah, und that. Aber am meisten werden meine Hörer staunen, wenn ich berichte, was mir jenseits der Gebürge zu Gesicht kam, die das Auge erst in blauer Ferne entdeckt, wenn der Pilger hundert Meilen über den Niger hinausdrang. Wisse, daß hier Nationen hausen, bei denen tiefe Wissenschaft und Künste mancher Art gar nicht fremde sind. Weiße wohlgebildete Nationen. Nachkommen der von den Römern vertriebenen Carthager, der vor Belisarius fliehenden Vandalen und Andere.

      Darauf wäre ich wohl begierig, versetzte Flore.

      Es wird sich Zeit dazu finden. Wohlan, bleibe in meinem Dienst, wenn du schon mein Vertrauen nimmer gewinnen kannst.

      Jetzt trat auch Alonzo ins Zimmer, der sich nicht wenig über den Ankömmling verwunderte. Es erhub sich gleich ein Streit unter den Beiden. Des Spaniers alter Kummer erwachte, und er maaß dem Italiener Isabellens Verlust bei. Dieser erwiederte: Deine Schuld, daß du mich dem Franzosen nachsetztest. Flore sagte: Dem sei wie ihm wolle, jetzt müßt ihr euch versöhnen. Und wie steht es denn um die Nachrichten von Isabellen, Perotti?

      Auf meinem Wege fand ich keine weitere Spur.

      Ach sie ist längst hinüber, seufzte Alonzo.

      Wir hörten, nahm Flore wieder das Wort, sie sei umgekommen.

      Das glaube ich demungeachtet nicht, erwiederte Perotti.

      Auch ich nicht, war Florens Bemerkung.

      Fünftes Kapitel.

      Die schlimme Gefahr naht

      Eben wollte man weiter reden, als ein Darkullaner athemlos hereingestürzt kam. Sultanin, rief er, ich bin dir treu, und will, wie Tausend andere, mein Leben in deiner Vertheidigung opfern. – Du sollst deiner Macht entsetzt, getödtet werden. So will es der Sultan.

      Alles rief bestürzt: der Sultan?

      Ja, fuhr der Darkullaner fort, und schon ist sein Bruder Tata zum Felsenweg herein. Allen die in den Dörfern wohnen, verkündigt er Kukus Befehl. Hoher Lohn erwartet den, der dich lebend oder todt liefert. Viele Mächtigen jubeln, aber die Knechte weinen, und berathen, ob sie sich dir zur Seite stellen sollen? Denn du warst ihnen mild, und sahen sie es nicht gleich ein, daß sie in dir ihre Beschützerin lieben mußten, so sind sie nun von ihrem Irrthum zurückgekommen. Viele haben sich im großen Dattelwald gesammelt. Schicke ihnen einen Anführer, und ihr Entschluß wird genommen sein. Noch weiß Niemand in der Stadt davon, denn ich ritt das schnellfüßigste Dromedar todt, um dir noch zu guter Zeit die Kunde zu bringen.

      Mir ziemt Ergebung, sprach Flore gefaßt, der Sultan gab mir diese Macht, er nehme sie wieder hin, er ist Herr über mein Leben, mir bleibt nichts, als mit Ruhe zu sterben. Schändliche Verläumdung hat seinen Zorn entflammt, vielleicht werde ich gehört, kann meine Unschuld darthun.

      Hören wird man dich nicht, rief der Darkullaner.

      Dies fordert das Recht, versetzte die Sultanin, und ich kenne Kuku. Aufbrausen kann er, aber leicht erwacht neue Großmuth in seinem Busen.

      Perotti wimmerte: Gewiß läßt der Sultan erst deinen Kopf holen, der verwünschte Gebrauch in Afrika, dann wird man einen Prozeß anstellen. Sinne auf List, auf Trug, auf Ränke, hintergehe die Gegner.

      Greife

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