Кавказ и Чечня – обзор европейских ученых. Caucasus and Chechnya – a review of European scientists. Муслим Махмедгириевич Мурдалов
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Diese kurze Skizzierung der Lage des Tschetschenengebietes im Kaukasus mag für den Rahmen der vorliegenden Arbeit genügen.
III. Landeskundlicher Überblick über das Tschetschenengebiet
a) Oberflächengestalt
Die Aufzählung der verschiedenen Ketten, wie sie für den Nordhang, des zentralen Kaukasus üblich ist und auch im vorigen Kapitel gebracht wurde, könnte die Vorstellung erwecken, daß wir hier parallel dem Hauptkamme eine Reihe von Ketten antreffen, von denen eine immer niedriger wird als die andere, bis sie schließlich in der Ebene verklingen. Im Osten ist dies ganz bestimmt nicht der Fall, vor allem nicht im Daghestan, aber auch nicht im Tschetschenengebiet. So sind hier z. B. die beiden Kämme, die zwischen dem Hochgebirge und den niedrigen Schwarzen Bergen liegen, einander an Höhe gleich, ja stellenweise überragt sogar der nördliche den südlichen. Am ehesten geeignet, einen raschen Überblick über die Orographie des Gebietes zu verschaffen, ist eine Einteilung nach den verschiedenen Höhenstufen, die sehr scharf ausgeprägt sind und das Auge des Bergwanderers zu dieser Einteilung geradezu zwingen. Es sind ihrer drei zu unterscheiden. I. Die Stufe der tertiären Vorberge oder «Schwarzen Berge» mit etwa 800—1000 m Höhe. Darauf nach S folgend 2. Die Stufe des Kalkgebirges der Kreide und des oberen Jura von 2000 m ab mit Gipfelhönen bis zu 3000 m. Zu dieser Höhenstufe gehört noch ein Teil des Schiefer- und Sandsteingebirges des mittleren und unteren Jura. 3. Das Hochgebirge der alten dunklen Schiefer von etwa 3000 m ab bis 4500 m.
Betrachten wir zunächst die tertiären Vorberge. Aus der Ssunscha-Ebene, die am Gebirgsfuß etwa 300 m noch liegt, steigen ihre sanftwelligen Höhen empor, nach den dichten Buchenwäldern, mit denen sie einst bedeckt waren, «Schwarze Berge» genannt. Die O-W streichenden Falten sind durch die zur Ssunscha eilenden Flüsse und Bäche in einzelne Kuppen und S-N ziehende Rücken aufgelöst, von denen einige 1200 m erreichen. Bemerkenswert ist in diesem Gebiet die gewaltige eiszeitliche Schotterverhüllung, die, von den Flußterrassen abgesehen, ausgedehnte tischglatte Ausfschüttungsebenen zwischen den Höhenzügen gebildet hat, die bis zu 30 qkm Flächenraum einnehmen können. Sie bestehen ausschließlich aus Kalkgeröll und werden durch die Flußterrassen wie durch schmale Bänder mit den Schottern der Ssunscha-Ebene verbunden. Die Breite der Schwarzen Berge verringert sich um so mehr, je tiefer die Ssunscha-Ebene in das Gebirge eindringt. So beträgt sie am Argunlauf und westlich von ihm nur etwa 15 km, während sie im O des Gebietes auf das doppelte anwächst.
Völlig unvermittelt erhebt sich aus den Schwarzen Bergen die zweite Höhenstufe des Kalkgebirges, bei dem selbst die Paßhöhen kaum unter 2000 m herabreichen (von den Durchbruchstälern natürlich abgesehen). Viel undeutlicher ist die südliche Begrenzung dieser Höhenstufe; der Anstieg zum Hochgebirge erfolgt allmählich. Im allgemein beginnt das Hochgebirge erst südlich der beiden Argun-Oberläufe. Der Tschanti-Argun bildet die Grenze zwischen beiden Höhenstufen jedoch nur bis zur Einmündung des Chotscharoi-Baches (von rechts), der Scharo-Argun bis zu der der Kiri-Baches (von rechts). Unterhalb dieser Punkte greift die Höhenstufe des Kalkgebirges bei beiden Flußläufen auf das rechte Ufer über.
Die Breite dieser Stufe beträgt im Tschetschenengebiet 25—30 km. Viel breiter wird sie im Daghestan.
Senkrecht zur Gebirgsachse gemessen, hält sich nämlich in der Linie von Chunsach das Gebirge in einer Tiefe von etwa 60 km ungefähr in der Höhe von 2000 m und darüber (Chunsach selbst nur 1800 m). Diese Feststellung wird hier besonders erleichtert durch die ausgebehnten, für den Daghestan charakteristischen Plateaulandschaften, z. B. der von Chunsach. Hand in Hand mit dieser Verbreiterung geht auch eine solche des Bereichs der verschiedenen geologischen Formationen. Der Nordhang des Daghestan scheint sich eben zum Ausgleich für den fehlenden Südhang um so breiter entfaltet zu haben. Er stößt ja auch, auf die Gebirgsachse bezogen, viel weiter nach N vor als im übrigen Kaukasus, wobei der Nordrand seines Kalkgebirges, nämlich die Andische Kette, wesentlich höher aufragt als dessen Mitte, ebenso, wie er auch die benachbarten tschetschenischen Kalkberge überragt. Man kann das seitlich schon von der Bahn beobachten, wenn man sich von W kommend Grosny nähert. Während das niedrigere tschetschenische Kalkgebirge die Waldgrenze stellenweise nur unwesentlich übersteigt, winken von O, besonders im Abendschein, die jähen Steilabstürze des 3040 m hohen Buzrach herüber, die mit ihren hellen Farben einen wirkungsvollen Kontrast zum Grün der Wälder am Fuße bieten. Der Abfall der Andischen Kette macht hier geradezu den Eindruck einer Landstufe, so besonders am Zobolgo (2910 m) und von ihm aus noch etwa 15 km weiter nach O. Den Fuß dieser Landstufe, deren Schichten nach meinen Beobachtungen nach SO einfallen, benagen die weit verzweigten Quellflüsse des Akssai.
Anders die Nordseite der Andischen Kette weiter östlich im Salatau-Gebiet, das schon zur Republik Daghestan gehört. Die Schichten fallen hier leicht nach N ein, wie ich es beim Durchwandern des wahrhaft grandiosen Ssulak-Caňons gut beobachten konnte; daher erfolgt dort der Anstieg von N her allmählich. Ganz flach ist der Außenhang der Andischen Kette besonders jenseits des Ssulak in Richtung Temir-Chan-Schura.
Die für den Daghestan bezeichnenden Plateaubildungen fehlen im Tschetschenengebiet, wenn sich auch auf den Höhen des Kalkgebirges stellenweise ziemlich ausgedehnte ebene Flächen vorfinden. Das Gesichtsfeld beherrschen vielmehr zwei ausgesprochene Ketten, besonders im W. Die nördliche, deren Nordrand durchweg leicht verkarstet ist, wird in ihrer Westhälfte durch Quertäler in mehrere Massive aufgelöst. Freilich sind diese Täler infolge ihrer caňonartigen Ausbildung eher verkehrshindernd als —fördernd, z. B. das der Gechi, wenn nicht wie im Tschanti-Argun-Tal, eine künstliche Straße angelegt ist. Östlich des Scharo-Argun bildet sie einen zusammenhängenden Rücken, der in seiner weiteren Fortsetzung in der Andischen Kette bis zum Kaspischen Meere hin nur noch einmal im Ssulak-Caňon durchbrochen wird.
Etwa 15 km weiter nach S folgt, parallel ziehend, die ungefähr gleich hohe zweite Kette dieser Höhenstufe. Dazwischen liegt eine ziemlich flache Mulde, in die sich ebenfalls noch tiefe Schluchten eingegraben haben. Diese zweite Kette bildet die unmittelbare Fortsetzung des hohen Zori-lam Inguschiens5), erniedrigt sich etwas im westlichen Tschechenengebiet, erreicht im Rindschikort, hart am Durchbruch des Scharo-Argun, wieder 3000 m und stößt weiterhin als Indoi-lam mit der Andischen Kette zusammen. Sie bildet die Nordumrandung des Tschanti-Argun-Oberlaufes und wird nur von den beiden Argunläufen durchbrochen. Im Gegensatz zu der nördlichen Kette ist sie in ihrer Gesteinsbeschaffenheit nicht einheitlich. Während sie im W hauptsächlich wohl aus mürben feinblättrigen Schiefern und Sandsteinen besteht, herrscht im O, besonders im Rindschi-kort, wieder Kalk vor. Dementsprechend haben auch die Berge verschiedene Formen. Dort in der nördlichen Kette die schroffen, hellen, dolomitischen Bauten z. B. des Gilla-kort und Naschacho-lam mit ihrem harten Nebeneinander von horizontalen und vertikalen Linien, hier die weicheren, offenen Formen des dunklen Schiefergebirges.
Der Anstieg zum Hochgebirge des Baschl-lam erfolgt von der eben geschilderten Höhenstufe aus allmählich, nicht mit dem plötzlichen Ruck, mit dem sich die Nordfront des Kalkgebirges aus den tertiaären Vorbergen erhebt. Den Anstieg vermitteln die zahlreichen, im rechten Winkel
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Russ.: «Ingušija». Dies ist die vom Inguschen-Institut in Wladikawkas neueingeführte Bezeichnung. Bis dahin bediente man sich gewöhnlich des georgischen Wortes «ingušeti», d. i. Ingeschenland, russ.: «ingušetija», Inguschetien.