Für Immer und Noch Ein Tag . Sophie Love
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Daniel strich mit seinem Daumen über die Oberseite ihrer Hand, auf der sie lag. „Manchmal schaltet sie gedanklich ab“, meinte er. „Sie ist dann gar nicht mehr richtig anwesend. Aber das geschieht nun immer seltener.“
Doktor Arkwright blieb bei der ganzen Geschichte sehr professionell und nahm Emilys Geständnisse mit einem mitfühlenden Kopfnicken auf. „Es hört sich so an, als hätten Sie leichte Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung“, sagte sie.
Emily erschrak. Das hörte sich so dramatisch an. Für sie selbst war das alles wie eine Art natürliche Therapie gewesen, durch die sie Erinnerungen erlangt hatte, die sie so viele Jahre lang verloren geglaubt hatte.
„Machen Sie sich bitte keine Sorgen“, versicherte die Ärztin. „Das passiert häufiger als man allgemein denkt, vor allem, wenn man in der Kindheit etwas Traumatisches erlebt hat. Wir können nicht alle unsere Emotionen mit Worten ausdrücken oder sie richtig beschreiben, weshalb es ganz natürlich ist, diese zu verdrängen. Wichtig ist jedoch, zu wissen, dass Sie dadurch einem höheren Risiko für pre- oder postnatale Depressionen oder Psychosen ausgesetzt sind. Das hört sich auch wieder dramatisch an, doch mittlerweile gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten, Therapien und, wenn es nötig sein sollte, auch Medikamente. Solange wir ein Auge auf Ihre Symptome haben, besteht keinen Grund zur Sorge.“
Emily nickte und stieß den Atem aus. Doktor Arkwright beruhigte sie sehr, jedoch verspürte sie gleichzeitig eine seltsam unwohle Nervosität auf das, was wohl noch auf sie zukommen mochte. Über diese Dinge wurde nie gesprochen. Weder unter ihren Freunden noch in der Generation ihrer Eltern. Sie fühlte sich automatisch unwohl, zu wissen, dass sie einem größeren Risiko ausgesetzt war, an etwas zu leiden, das in der Gesellschaft nur wenig Verständnis fand.
Doktor Arkwright lächelte und reichte Emily ein gefaltetes Hochglanzpapier. „Hier ist eine Broschüre mit Informationen zu Ernährung, Vitaminen, Sport, Dingen, die Sie bei Reisen beachten sollen, und ein paar anderen Hinweisen. Lesen Sie sie in Ruhe durch und stellen Sie mir bei unserem nächsten Termin alle Fragen, die eventuell aufkommen. In vier Wochen machen wir eine Ultraschalluntersuchung, damit Sie Ihr Baby sehen können.“
Sie wandte sich wieder an den Computer und legte einen Termin fest. Dann sah sie die beiden an. „Das wäre es für jetzt. Ich verspreche Ihnen, dass die Folgetermine nicht so lange dauern werden.“
Sie stand auf und streckte ihre Hand Emily entgegen. Diese erhob sich und schüttelte genau wie Daniel die Hand der Ärztin. Sie hatte das Gefühl, dass der Termin so schnell und verschwommen wie ein Traum an ihnen vorbeigezogen war, obwohl er in Wirklichkeit viel Zeit in Anspruch genommen hatte. Emily wusste nicht, wie viel von dem, was sie gerade gehört hatte, auch zu ihr durchgedrungen war. Es fühlte sich so an, als hätte sie fast nichts davon aufgenommen.
Sie verließen die Arztpraxis und traten gemeinsam in den hellen Tag hinaus.
„Konntest du dir irgendetwas davon merken?“, fragte Emily Daniel, während sie zu dem geparkten Auto liefen.
„Nicht wirklich“, gestand er. „Das waren so viele Informationen.“
Als sie so nebeneinander hergingen, beobachtete Emily sein Gesicht. Er schien gestresst zu sein und sie fragte sich, welcher Teil des Termins ihn am meisten Sorgen bereitete. Waren es die Probleme wegen ihres Alters? Ihr möglicherweise erhöhtes Risiko einer postnatalen Depression? Oder doch nur die Tatsache, dass sie sich nicht jedes einzelne Wort der Ärztin hatten merken können?
„Es steht ja alles in der Broschüre“, versicherte sie ihm. „Wir können sie immer und immer wieder lesen. Wenn du willst, sogar jeden Abend vor dem Schlafengehen.“
Sie lachte in dem Versuch, die Stimmung aufzuheitern. Und obwohl Daniel nickte, schien er immer noch angespannt und sein Blick leicht entrückt zu sein. Am liebste hätte Emily gefragt, was gerade durch seinen Kopf ging, doch er schien sich abgeschottet zu haben.
Sie spürte, wie ihre eigene Begeisterung schwand. Daniels Einstellung schien nicht ganz zu ihrer eigenen zu passen. In seinem Gesicht lag nur Sorge, Beunruhigung und Stress.
Sie steigen in den Truck und fuhren schweigend nach Hause.
KAPITEL DREI
Doktor Arkwrights Rat an Emily, sich zu schonen und ihr Stresslevel soweit wie möglich zu senken, flog schlichtweg aus dem Fenster, da das Wochenende um den Memorial Day immer näher rückte und die Pension voller Sportler war.
Emily eilte die Treppe hinunter in den Eingangsbereich, wo die Gäste in Gruppen herumstanden. Die Pension sah dank Chantelles Dekorationen wunderschön aus. Sie hatte das ganze Haus mit Fahnen geschmückt und Poster für die Stadtparade hingen an den Wänden. Alles deutete darauf hin, dass dies das beste Ereignis des Jahres werden würde. Bürgermeister Hansen hatte sich in diesem Jahr wirklich übertroffen, indem er eine Prozession antiker Feuerwehrautos sowie eine Blaskapelle aus der High School sowie einundzwanzig Salutschüsse organisiert hatte. Emily war froh, dass er für die Männer und Frauen, die ihr Leben für die Freiheit ihres Landes gelassen hatte, solch einen großartigen Erinnerungstag arrangiert hatte.
Lois und Marnie standen am Empfangstresen, wo sie hektisch Anrufe entgegennahmen und Fragen der Gäste beantworteten. Seit die Pension durch Bryonys Neugestaltung der Webseite für den gesamten Sommer ausgebucht war, hatte Emily die Pläne umgestalten müssen. Serena wollte nicht mehr so viel arbeiten, um sich mehr auf ihren Universitätsabschluss zu konzentrieren, weshalb Emily Marnie vom Zimmermädchen zur Empfangsdame befördert hatte. Als Ersatz hatte sie anschließend die von Amy für die Hochzeit herausgesuchte Reinigungsfirma Magic Elves engagiert und einen jungen Portier namens Trent eingestellt, der dafür verantwortlich war, die Taschen der Gäste beim Einchecken hinaufzutragen. Trotz der Hektik schien das System gut zu funktionieren. Zumindest für den Moment.
Emily traf im Foyer auf Bryony. Auf ihren Knien lag ein Laptop und auf dem Beistelltisch vor ihr stand ein Berg halb ausgetrunkener Kaffeetassen. Normalerweise befanden sich hier nur ein oder zwei Menschen, doch heute war jeder einzelne Tisch und jedes Sofa mit Gästen besetzt, die Kaffee und Saft tranken, Zeitung lasen, Karten studierten und ihre Tagesausflüge planten.
„Ich weiß, ich sage dir das jedes Mal, wenn ich dich sehe“, sagte Emily zu Bryony, als sie sich zu ihr setzte, „aber ich danke dir so sehr für all das, was du für die Pension getan hast. Ich habe sie noch nie zuvor so gesehen.“
Bryony lächelte. „Kein Problem. Ich kann es kaum abwarten, die Renovierungsarbeiten an der Erweiterung endlich zu beginnen. Das eröffnet mir so viele neue Möglichkeiten. Neue Formen. Neue Seiten.“ Ihre Augen glänzten vor Aufregung.
„Du liebst diese Art Arbeit wirklich, oder?“, fragte Emily verwundert. In New York hatte sie selbst jahrelang im Marketing gearbeitet und jede Sekunde davon gehasst.
Bryony wackelte mit den Augenbrauen. „Ich liebe es. Außerdem bekomme ich all diese mysteriösen Gäste, die hier buchen, zu sehen. Schau dir diesen hier an.“ Sie drehte ihren Laptop so, dass Emily die Zimmertabelle der Webseite angezeigt wurde, die sich durch die Magie eines Computercodes wie von allein füllte. „Das Kutscherhaus wurde von einem Mr. X gebucht. Ich hoffe ja, dass er ein neuer Roman Westbrook ist.“
Emily zog ihre Augenbrauchen