Für Immer und Noch Ein Tag . Sophie Love
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Sie und Daniel waren auf das Unternehmen zugegangen, in der Hoffnung, bei ihm eine wohlwollendere Herangehensweise zu finden. Als sie nun so auf sie zukamen, erkannte Emily an ihrer unheimlich gleichen Erscheinung, dass es sich hierbei wohl um den „& Sons“-Teil des Unternehmens handeln musste. Sie schüttelte allen die Hand, wobei sie immer wieder blinzeln musste, denn sie hatte das Gefühl, dass es sich jedes Mal um ein und dieselbe Person handelte.
„Wir sind Drillinge“, erklärte der Mann, dessen Haar im hellsten Grau erstrahlte. „Ich bin Wayne. Das ist Cain. Und das hier ist Shane. Er ist um fünf Minuten der jüngste von uns.“
„Und die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir merken kann, wer wie heißt, ist gleich null“, gab Emily zu.
„Das macht uns nichts“, fuhr Wayne Erik fort. „Wir werden schon seit fünfundfünfzig Jahren miteinander verwechselt. Wenn wir ein Problem damit hätten, dann würden wir uns nicht gleich anziehen.“
Er grinste und deutete auf die exakt gleichen, dunkelblauen Poloshirts mit der Aufschrift Erik & Sons.
„Bitte“, sagte Emily“, folgt mir. Wir suchen uns einen ruhigeren Ort, an dem wir die hier ausbreiten können. Ich weiß, dass wir uns später für einen Rundgang des Hauses treffen, aber ich möchte die Pläne unbedingt schon jetzt sehen.“
Sie führte die Männer aus dem geschäftigen Eingangsbereich in das leere Esszimmer, wo die Erik-Drillinge ihre Pläne auf dem großen Walnusstisch ausbreiteten.
Emily warf einen Blick auf die Entwürfe, es gab eine Papierrolle für jedes Stockwerk des Hauses. Die Pläne sahen phänomenal gut aus. Sie waren groß und sehr aufregend. Trotzdem fühlte es sich für sie ungewohnt an, Trevors Haus auf Linien und Maßangaben auf einem Blatt Papier reduziert zu sehen. Sie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals formte.
„Es tut mir leid“, stammelte sie, als plötzlich Tränen in ihre Augen traten. „Das Haus gehörte einem verstorbenen Freund. Ich habe seinen Tod immer noch nicht vollständig verarbeitet.“
„Das war das Haus von Trevor Mann, nicht wahr?“, fragte Wayne mit sanfter Stimme.
„Ja“, erwiderte Emily, während sie sich die Tränen mit ihrem Ärmel trockentupfte. „Kannten Sie ihn?“
„Natürlich“, bestätigte Cain. „Mr. Mann war Teil des Vermessungsausschusses, weshalb wir viel mit ihm zu tun hatten. Er war schon eine Person für sich.“
An der Art, wie er sich ausdrückte, erkannte Emily, dass er Trevors schwierige Persönlichkeit nur höflich umschreiben wollte.
„Ich weiß, er war ein griesgrämiger Kauz“, sagte Emily mit einem wehmütigen Lächeln. „Am Anfang konnte er mich nicht ausstehen, doch am Ende waren wir gute Freunde.“
Die Erik-Brüder sahen sie freundlich an.
„Wir lassen die Pläne bei Ihnen“, fuhr Wayne fort. „Wenn wir später das Haus begehen, können wir darüber sprechen.“
„Vielen Dank“, erwiderte Emily, froh, dass sie und Daniel dieses Unternehmen ausgewählt hatten. Es war äußerst beruhigend zu wissen, dass die Eigentümer aus der Gegend kamen und Trevor Mann gekannt hatten. Sie errötete, als sie plötzlich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
„Außerdem bin ich schwanger“, gab sie mit einem schüchternen Kichern zu. „Diese Hormone machen mich verrückt.“
Die Erik-Drillinge versicherten ihr, dass sie sich für nichts entschuldigen musste, bevor sie die Pläne daließen, damit sie und Daniel später einen Blick darauf werfen konnten, wenn sie nicht mehr so hormonal durcheinander war. Anschließend verabschiedeten sie sich.
In diesem Moment platzte Chantelle in den Raum. Yvonne musste sie nach ihrer Übernachtung bei Bailey nach Hause gebracht haben.
„Mommy!“, rief sie, während sie auf Emily zu rannte und ihr die Arme um den Hals schlang. Sie drückte Küsse auf Emilys Wangen. „Warte, warum weinst du denn?“, fragte sie und löste sich ein wenig von ihr.
Emily wischte sich die Tränen von den Wangen. „Das sind nur die Schwangerschaftshormone“, erklärte sie mit einem Flüstern und legte sich einen Finger auf die Lippen.
„Unser Geheimnis“, sagte Chantelle nickend. Dann sprang sie von Emilys Schoß. „Wann beginnt die Parade zum Memorial Day?“
Emily sah auf die Uhr. „Gleich. Sobald Daddy vom Einkaufen zurückkommt, können wir zusammen losgehen.“
Chantelle klatschte in die Hände. Sie liebte Paraden und jeden Grund, um Zeit mit ihren Freunden zu verbringen.
Emily war ebenfalls aufgeregt. Nicht nur, weil sie die Parade liebte, sondern auch, weil Amy zurzeit ihren neuen Freund Harry, den jüngeren Bruder von Daniels Freund George, in Sunset Harbor besuchte. Bisher hatte Amy ihn komplett für sich behalten, weshalb Emily immer neugieriger wurde und ihn endlich treffen wollte. Um ehrlich zu sein, hatte sie ihn erst einmal gesehen, bevor ihr Amy gesagt hatte, dass sie mit ihm ausging, und damals hatte sie ihn auch nur flüchtig getroffen. Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie er aussah. Sie wusste nur, dass er recht jungenhaft gewirkt hatte. Amy konnte offensichtlich gar nicht genug von ihm bekommen, denn sie hatte ihre Beziehung geheim gehalten, genau wie zuvor mit Fraser. Amy wollte nie, dass sich äußere Einflüsse auf ihre Beziehungsentscheidungen auswirkten. Emily hatte lange gebraucht, bis sie Amy endlich dazu überredet hatte, ihr Harry vorzustellen. Dabei hatte sie sie immer wieder daran erinnert, dass sie damals Fraser nicht hatte unter die Lupe nehmen können, weshalb die ganze Sache so schlimm ausgegangen war. Schließlich hatte Amy zugestimmt, dass die Parade eine gute Gelegenheit wäre, um sich miteinander zu unterhalten, und nun war der Moment endlich gekommen, in dem Emily den Mann, der Amys Meinung über diese Kleinstadt so vollkommen verändert hatte, kennenlernen würde. Sie konnte es kaum erwarten!
Vielleicht war Harry ja der Eine für Amy?
*
Wie erwartet tummelten sich Einheimische und viele Touristen in der Stadt, um ihren Respekt für die alten Truppen zu bezeugen. Tatsächlich war sich Emily sogar sicher, dass sie Sunset Harbor noch nie so geschäftig erlebt hatte. Sie hatte das Gefühl, dass sich der Ort schon sehr verändert hatte, seit sie hierhergekommen war. Es war mittlerweile kein verschlafenes Nest mehr.
„Geht es nur mir so oder sind hier mehr Menschen als sonst?“, fragte Daniel neben ihr, während sie Hand in Hand entlangliefen.
„Ich habe gerade das Gleiche gedacht“, stimmte Emily zu, wobei sie nach Amy und Harry in der Menge Ausschau hielt.
In diesem Moment entdeckte sie Karen aus dem kleinen Supermarkt vor ihr. Zusammen gingen sie auf sie zu und als sie neben sie traten, wandte sich die Frau zu ihnen um. Sie umarmte die beiden, weil sie sich wie immer sehr freute, sie zu sehen.
„Es ist so viel los, nicht wahr?“, rief sie. Anscheinend hatte sie dasselbe gedacht.