Für Immer und Noch Ein Tag . Sophie Love
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Als die Menge den Park erreicht hatte und sich verteilte, trafen die anderen wieder zu ihnen. Sie versammelten sich um eine Gruppe Militärpersonal in Uniform, deren Gewehre zum Himmel gerichtet waren. Plötzlich verspürte Emily eine gewisse Nervosität bei dem Gedanken an die lauten Schüsse. Obwohl sie wusste, dass es vollkommen sicher war, konnte sie ihre Sorge dennoch nicht unterdrücken, da sie wusste, dass es nicht mehr nur um ihre eigenen Sicherheit ging. Der starke Mutterinstinkt, ihr ungeborenes Kind zu beschützen, überflutete sie ganz unvermutet.
„Lasst uns ein wenig weiter hinten stehen“, sagte sie laut. Dabei stand sie einen Meter hinter der Menge und versuchte, rückwärts zu gehen.
„Aber ich kann nichts sehen“, beschwerte sich Chantelle. Sie sprang auf ihren Zehenspitzen auf und ab und runzelte die Stirn. Offensichtlich wollte sie näher am Ort des Geschehens sein.
„Daniel, kannst du mit ihr weiter nach vorne ghen?“, fragte Emily, die selber zu einigen Bänken stolperte. Sie klammerte sich an der Lehne einer Bank fest, um nicht durch das panische Gefühl, das sie durchströmte, umzufallen.
„Aber ich will, dass wir alle näher herangehen“, widersprach Chantelle mit weinerlicher Stimme.
Daniel kniete sich hin und sah Chantelle in die Augen. Emily hörte, wie er mit leiser Stimme sagte: „Erinnerst du dich an unser Geheimnis? Emily muss hier hinten bleiben. Deshalb kannst du entweder mit mir näher herangehen oder wir bleiben alle hier. Du kannst auf die Bank klettern oder ich nehme dich auf die Schultern, damit du besser siehst.“
Doch Chantelle ließ sich nicht überzeugen. Sie verschränkte ihre Arme und schmollte.
„Ich wusste nicht, dass wir wegen dem Baby keinen Spaß mehr haben können“, grummelte sie.
Emily versteifte sich. Nicht, weil sie Angst hatte, dass Harry und Amy zuhören könnten – sie war sich sogar sicher, dass sie Chantelles Stimme durch den Lärm nicht gehört hatten – sondern, weil sie Chantelles Stimmung nicht verderben wollte. Sie wollte nicht, dass es zwischen Chantelle und dem neuen Baby zu einer Art Wettstreit oder Feindseligkeit kam. Es war ihr sehr wichtig, dass sie eine glückliche Familie waren. Sie hoffte, dass dieser Moment nur eine kleine Startschwierigkeit war, die nicht weiter anwachsen würde.
„Chantelle“, warnte Daniel unbeeindruckt von ihrem Verhalten.
Plötzlich wurden Schüsse abgegeben. Der Lärm war unerträglich. Emily legte sich die Hände auf die Ohren, denn sie war durch die Lautstärke alarmiert und aufgeregt zugleich. Die Menge verstummte, als die explosiven Geräusche durch den Himmel krachten. Es schien, als ob die Menge in einem Zug nach Luft schnappen würde.
Dann hörten die Schüsse auf und alle begannen, zu klatschen und zu jubeln.
Amy wandte sich mit vor Begeisterung strahlenden Augen zu ihnen um. „Wow, das war fantastisch“, schwärmte sie.
Emily nickte. Sie freute sich, dass Amy die Kleinstadtparade genossen hatte. Doch sie hatte immer noch keine Gelegenheit gehabt, mit Harry zu reden, wo sie doch unbedingt mehr über ihn erfahren wollte.
„Wir sollten alle etwas Mittagessen gehen“, schlug Emily vor.
Obwohl sich ihr Magen bei dem Gedanken an Essen umdrehte, wollte sie nicht, dass Amy mit Harry davoneilte, und ihr keine Chance ließ, sich richtig mit ihm zu unterhalten.
Bei dem Vorschlag verbesserte sich Chantelles Laune schlagartig. Alle stimmten zu, dass es eine gute Idee wäre.
Als sie die Menge hinter sich ließen und die Straßen entlangschlenderten, fragte sich Emily, wie gut sie sich beherrschen konnte, um ihrer besten Freundin nichts von der Schwangerschaft zu erzählen. Doch dann erkannte sie, dass Amy es wahrscheinlich ganz von alleine erraten würde. Nicht, weil sie eine besonders gute Intuition hatte, sondern weil Emily keinen Wein mehr trinken würde. Auf einmal stieg in ihr eine Aufregung auf, als sie erkannte, dass schon bald eine Person, die sie sehr gerne hatte, von ihren Neuigkeiten erfahren würde.
Sie konnte es kaum abwarten, Amys Reaktion zu sehen.
KAPITEL VIER
Als Teil der Ehrenparade war ein Grillessen veranstaltet worden. Zudem waren Picknickbänke zum Essen aufgestellt worden. Emily hielt es für einen guten Test für Amy, die daran gewöhnt war, in schicken Restaurants in New York City essen zu gehen. Doch Harry war ein Kleinstadtmensch, genau wie Daniel und nun auch sie selbst und Chantelle, und ihn begeisterte die Vorstellung, draußen zu essen. Emily bemerkte, dass Amy einen verzweifelten Eindruck machte, als ihr klar wurde, dass sie nun diejenige war, die nicht dazu passte, und dass sie die anderen nicht dazu würde überreden können, woanders essen zu gehen.
Sie nahmen eine der Bänke am Ende der Reihe in Beschlag, diejenige, die am weitesten von den geschäftigen Straßen, der Musik und den Feierlichkeiten entfernt und dafür ruhiger war. Daniel und Harry gingen gemeinsam los, um für alle Hotdogs und ein Getränk zu kaufen, und ließen Chantelle, Amy und Emily alleine zurück.
„Ich freue mich so, dich zu sehen“, sagte Emily zu Amy. „Und natürlich dich so glücklich zu sehen“, fügte sie hinzu.
Amy errötete und antwortete geziert: „Ja. Gut.“
„Und jetzt passt du auch zu den Leuten in Sunset Harbor“, meinte Chantelle mit einem Grinsen.
Emily lächelte breit. „Dem stimmte ich zu. Hier ist nun dein Zuhause.“
Amy wurde puterrot. Die Situation war ihr offensichtlich unangenehm.
Schon bald kamen Daniel und Harry mit dem Essen zurück, wobei sie wie alte Freunde miteinander plauderten. Sie setzten sich hin und verteilten anschließend die Pappteller mit den Hotdogs.
„Also Harry“, begann Emily, erfreut, dass sie ihn jetzt endlich ausfragen und kennenlernen konnte. „Was machst du beruflich? Bist du wie George in der Restaurierungsbranche tätig?“
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie sich ein panischer Ausdruck auf Amys Gesicht legte. Emily lächelte in sich hinein. Genau solche Fragen hatte Amy all ihren vergangenen Freunden gestellt, weshalb es nur fair war, dass sie nun ebenfalls einmal diese Behandlung zu spüren bekam. Außerdem war Emily wirklich neugierig. Amy hatte sehr hohe Ansprüche, wenn es um die Auswahl ihrer zukünftigen Partner ging. Wenn Harry besser war, als die üblichen Überflieger, wie Emily vermutete, dann wäre dies ein weiterer Beweis dafür, dass sich Amy endlich verliebt hatte und ihre Beziehung nicht wie eine Geschäftspartnerschaft ansah.
„Im Bauwesen“, erwiderte Harry. „Mein Unternehmen spezialisiert sich darauf, Häuser aufzupolieren. Wir modernisieren hauptsächlich alte Häuser, bevor wie sie verkaufen.“
„Dich hätte ich vor ein paar Jahren gebraucht“, scherzte Emily, während sie sich an die harte Arbeit erinnerte, die für die Restaurierung der Pension notwendig gewesen war. „Gefällt dir deine Arbeit?“,