Śnieżka musi umrzeć. Nele Neuhaus

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Śnieżka musi umrzeć - Nele Neuhaus Gorzka Czekolada

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wurden die Grundrechte außer Kraft gesetzt und die Strukturen der KPD zerschlagen. Bei der Wahl selbst konnte die NSDAP stark zulegen, erhielt aber mit 43,9% nicht die erhoffte absolute Mehrheit. Zusammen mit den 8% der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (KSWR), einem von der DNVP dominierten Wahlbündnis, hatte die Nazi-Regierung nach der Wahl eine parlamentarische Mehrheit. Noch vor der ersten Sitzung des neu gewählten Reichstags wurden die 81 Mandate der KPD annulliert, sodass das Parlament statt 647 nur noch 566 Abgeordnete umfasste. Dieser Schritt brachte der NSDAP zwar die absolute Mehrheit; um ihr nächstes Vorhaben, die Übertragung der gesetzlichen Gewalt des Reichstags auf die Regierung mithilfe des Ermächtigungsgesetzes umsetzen zu können, bedurfte es allerdings einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Es gelang den Nazis, die Parteien der Mitte, nämlich die Deutsche Zentrumspartei mit 73 Abgeordneten, die Bayerische Volkspartei mit 19 Sitzen und die kleinen Parteien, wie Deutsche Volkspartei, Christlich-Sozialer Volksdienst, Deutsche Staatspartei, Deutsche Bauernpartei und den Landbund mit ihren 14 Abgeordneten dazu zu bewegen, diesem Gesetz zuzustimmen. Am 23. März 1933 passierte das Ermächtigungsgesetz gegen die Stimmen der SPD den Reichstag, der von da an bedeutungslos war. Der Weg war geebnet in die Diktatur. Vergeblich versuchte der damals 60 jährige SPD-Vorsitzende und Fraktionschef der Sozialdemokraten Otto Wels in der Debatte zum Ermächtigungsgesetz, in einer aufgeheizten Stimmung im Saal mit seinem leidenschaftlichen Plädoyer, sich für die Demokratie einzusetzen. Ständig wurde seine Rede, die mit dem Satz endete „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht!“ durch die Pöbeleien der Nazis, durch Gelächter und „ Heil-Rufe“ gestört.

       Am 23.März 1933 schaffte sich die Demokratie in Deutschland mit 444 gegen 94 Stimmen selbst ab.

      Innerhalb weniger Monate beseitigte das Regime mit Terror, Notverordnungen, Gleichschaltungsgesetzen, Organisations- und Parteiverboten, außer der NSDAP, und dem Verbot der Pressefreiheit sowie der freien Meinungsäußerung, die Pluralistische Demokratie, den Föderalismus und den Rechtsstaat im Deutschen Reich. Menschen wurden willkürlich verhaftet und in geheimen Folterkellern gequält. Besonders tragisch war das Verhalten der Führung der Zentrumspartei. Sie war der wichtigste Repräsentant des politischen Katholizismus in Deutschland. Unter dem Eindruck der Verhaftungen der Reichstagsabgeordneten der KPD und der Drohungen gegen die Reichstagsabgeordneten der SPD stimmten die Abgeordneten des Zentrums für Hitlers Ermächtigungsgesetz. Es war auch ein illusorischer letzter Versuch, Hitler und seine Nationalisten unter einer gewissen Kontrolle zu halten. Am 05. Juli 1933 löste sich die Partei, unter dem Druck von Joseph Goebbels, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, ein enger Vertrauter Hitlers, als letzte der sogenannten bürgerlichen Parteien, selbst auf. Viele Anhänger des Zentrums wurden verhaftet und in Konzentrationslager weggesperrt. Nach Hindenburgs Tod am 02. August 1934 ließ Hitler Anfang August 1934 per Gesetz die Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers zu seinen Gunsten zusammenlegen und ließ das Volk am 19. August 1934 per Volksabstimmung darüber abstimmen. Die Abstimmungsfrage auf dem Stimmzettel war: „Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über. Er bestimmt seinen Stellvertreter. Stimmst Du, Deutscher Mann, und Du, Deutsche Frau, der in diesem Gesetz getroffenen Regelung zu?“

      Da nach dem Amtsantritt Adolf Hitlers die Volkswirtschaft unter dem Begriff Wehrwirtschaft erste Verbesserungen in der Versorgung der Bevölkerung nach der im Oktober 1929 ausbrechende Weltwirtschaftskrise erkennbar wurde, bekamen die Nazis in der Bevölkerung immer mehr Anerkennung. Mit einer deutlichen Zustimmung von 89,93% der über 45 Millionen teilnehmenden Wähler, wurde der in Österreich am 20. April 1889 geborene Adolf Hitler Führer und Reichskanzler des Deutschen Reiches. Hitler verzichtete auf die Amtsbezeichnung „Reichspräsident“, weil diese unzertrennlich mit dem Namen Hindenburgs verbunden sei, und führte fortan die Bezeichnung Führer und Reichskanzler.

      Meine Eltern waren liberale Menschen und hatten mit der Politik der Nazis nichts am Hut. Man kümmerte sich um die Firma und Familie. 1935 kam dann, als drittes Kind unserer, Familie der erste Sohn, unser Walter, zur Welt. Der von den Nationalisten versprochene Wiederaufschwung wurde spürbar. Arbeitsprogramme brachten den Menschen wieder Lohn und Brot. So konnte dann auch meine Familie eine Wohnung in der Straße Neue Krugallee in Treptow gegenüber dem Plänterwald in unmittelbarer Nähe zur Spree beziehen. Das schicke traute Heim und die schöne Umgebung waren der erste Schritt zum Wohlstand.

      Als dann die Olympischen Winterspiele, die in der Zeit vom 06. bis zum 16. Februar 1936 in Garmisch-Partenkirchen im Deutschen Reich ausgetragen wurden, beendet waren, widmeten sich die NS-Machthaber nun verstärkt um die Ausdehnung der territorialen Basis des Reiches nach rassistischen und machtpolitischen Gesichtspunkten. Infolge des Versailler Vertrages wurde das Saarland nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Deutschen Reich für 15 Jahre ausgegliedert. Bis es am 13. Januar 1935 nach der im Vertrag vorgesehenen Saarabstimmung aufgrund einer 90,67% Zustimmung der saarländischen Bevölkerung wieder ins Deutsche Reich eingegliedert wurde. Getragen von diesem Wahlergebnis ließ Hitler am 16. März 1935 die allgemeine Wehrpflicht wieder einführen. Bereits am 08. März 1935 hatte der Führer bekanntgegeben, dass Deutschland eine neue Luftwaffe besitze und eine Woche später verkündete er, Deutschland werde sich nicht mehr an die militärischen Bestimmungen des Versailler Vertrages halten, der eine Truppenstärke von 100.000 Mann vorsah. Man wollte nun ein Heer von 36 Divisionen mit 550.000 Soldaten aufbauen. Der Völkerbund protestierte. Er trat Hitler aber nicht entschlossen genug entgegen. Danach wurde entsprechend der NS-Propaganda die Rheinlandbefreiung geplant. Am 07. März 1936 begann die Stationierung von Truppenteilen der Wehrmacht im nach den Versailler Verträgen entmilitarisierten Rheinland. Die Besetzung führte zu keinen nennenswerten Folgen für Deutschland. Die Siegermächte des Ersten Weltkrieges ließen sich durch die deutsche Friedensbeteuerungen ruhigstellen. Durch die Passivität von Frankreich und Großbritannien wurde hier eine der letzten Gelegenheiten verpasst, die Eroberungspläne des Diktators allein durch entschiedenes Auftreten rechtzeitig zu durchkreuzen. So gelang es auch den Nationalsozialisten, trotz weltweiter Proteste, das Internationale Olympische Komitee davon zu überzeugen, dass die bereits im Jahre 1930 an Deutschland vergebenen Olympischen Sommerspiele stattfinden konnten. Nachdem die USA ihre Teilnahme erklärte, schlossen sich auch die meisten anderen Nationen dieser Haltung an. Nur die Sowjetunion sagte ihre Teilnahme ab. Diese Spiele wurden von den Nationalisten zu einer Propagandaveranstaltung in eigener Sache umfunktioniert. Sie gaukelten der Weltöffentlichkeit friedliche Absichten und die Garantie vor, dass die Olympischen Regeln eingehalten würden. Im Medaillenspiegel lag das Deutsche Reich mit 33 Gold-, 26 Silber- und 30 Bronzemedaillen vor den USA am Ende der Spiele an erster Stelle. In Berlin und anderswo im Deutschen Reich schwappte eine Welle von, wir Deutschen sind wieder wer, durch das Land. Die Nazis hatten ihr Ziel der Anerkennung bei der Bevölkerung erreicht. Die Vorbereitungen des aggressiven Expansionskurses und die Umsetzung der Nürnberger Rassengesetze durch das Hitler Regime liefen nun auf Hochtouren. Obwohl in den Verträgen von Versailles und Saint Germain nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, ein Zusammenschluss von Österreich und Deutschland durch die Siegermächte untersagt war, marschierten Wehrmachtstruppen ohne Widerstand am 12. März 1938 in Österreich ein. Ein verzweifelter Hilfeappell des österreichischen Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg an die europäischen Mächte blieb ungehört. In einer keinesfalls nach freien und demokratischen Grundsätzen vollzogenen Volksabstimmung am 10. April 1938 votierten offiziell 99,73 Prozent der Österreicher und 99,01 Prozent der Deutschen für den Anschluss der Ostmark, wie Österreich nun hieß. Hitler setzte seinen Eroberungskurs fort. Deutschland besetzte 1938 und 1939 das Sudetenland, die Tschechoslowakei und das Memelland. Die Appeasement-Politik der Westmächte konnte Hitler nicht mehr stoppen. Der Wahnsinn der Nazizeit eskalierte mit dem Überfall auf das benachbarte Polen am 01. September 1939. Hitler begann den Zweiten Weltkrieg. Ende 1939 hatte die Wehrmacht 4,7 Millionen Männer einberufen um Lebensraum für sein Volk zu erobern und ein „ Großgermanisches Reich“ zu errichten.

      Kritiker und Widerstandskämpfer wurden von den Terrororganen Gestapo und SS gejagt. Im Berliner Alltag machte sich der Krieg langsam dadurch bemerkbar, dass immer mehr Männer zum Militär eingezogen wurden. Das sich der Überfall auf Polen zu einem mörderischen Weltkrieg ausweiten würde, habe man zu der

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