Salvator. Александр Дюма
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Frau von Marande fing an zu begreifen, worauf die Conversation abzielte, und fühlte eine Purpurwolke über ihr Gesicht ziehen. Der Banquier ließ dieser Wolke Zeit, sich zu zerstreuen, und fragte dann gerade auf den Punkt zurückkommend, wo das Gespräch unterbrochen worden war, mit seinem ewigen Lächeln und seiner unbeugsamen Höflichkeit:
»Diese Bedingungen« Madame« Sie erinnern sich derselben ?«
»Vollkommen, mein Herr,« antwortete die junge Frau mit einer Stimme, die sie ruhig zu erhalten sich anstrengte.
»Ich habe das Glück« bald drei Jahre Ihr Gatte zu sein, und in drei Jahren vergißt man viele Dinge.«
»Ich werde nie vergessen, was ich Ihnen verdanke, mein Herr.«
»Hierin, Madame, sind wir verschiedener Ansicht. Ich glaube nicht, daß Sie mir etwas verdanken; sollten Sie aber das Gegentheil denken und irgend eine Schuld mir gegenüber eingegangen zu haben meinen, so würde ich Sie bitten, gerade diese Schuld zu vergessen.«
»Man vergißt nicht, wann man will, und wie man will, mein Herr; und es gibt gewisse Leute, für die der Undank nicht nur ein Verbrechen, sondern auch eine Unmöglichkeit ist! Mein Vater, ein in den Geschäften ungeschickter alter Soldat, steckte sein ganzes Vermögen, das er zu verdoppeln hoffte, in eine industrielle Speculation und wurde zu Grunde gerichtet. Er hatte Verbindlichkeiten bei dem Banquehause übernommen, bei welchem Sie Nachfolger wurden, und diese Verbindlichkeiten konnten zur Verfallzeit nicht gehalten werden. Ein junger Mann . . . «
»Madame . . . « versuchte Herr von Marande zu unterbrechen.«
»Ich will über nichts weggehen,« sagte Lydie: »Sie würden glauben, ich habe vergessen. Ein junger Mann, der meinen Vater für reich hielt, bat um meine Hand; ein instinctartiger Widerwille gegen diesen jungen Mann machte, daß mein Vater von Anfang sein Gesuch zurückwies. Doch besiegt durch meine Bitten, – dieser junge Mann hatte mir gesagt, er liebe mich, und ich glaubte ihn zu lieben . . . «
»Sie glaubten?« sagte Herr von Marande.
»Ja, mein Herr, ich glaubte. Ist man mit sechzehn Jahren seiner Gefühle ganz sicher, besonders, wenn man aus der Pension kommt und die Welt ganz und gar nicht kennt? . . . Ich wiederhole also, besiegt durch mein Bitten, empfing am Ende mein Vater Herrn von Bedmar. Alles wurde festgesetzt, selbst meine Mitgift: dreimal hunderttausend Franken. Doch es Verbreitete sich das Gerücht vom Ruine meines Vaters, mein Bräutigam stellte plötzlich seine Besuche ein und verschwand! nur empfing mein Vater einige Zeit nachher von ihm einen Brief datiert von Mailand, in welchem er ihm sagte, da er seinen ersten Widerwillen, ihn zum Schwiegersohne anzunehmen, erfahren habe, so wolle er seinen Sympathien keine Gemalt antun. Meine Mitgift war abgesondert deponiert und vor jedem Angriffe geschützt worden; es war ungefähr die Hälfte von dem, was mein Vater Ihrem Banquehause schuldete. Drei Tage vor der Verfallzeit seiner Verbindlichkeiten erschien er bei Ihnen, bot Ihnen die dreimal hunderttausend Franken an und bat Sie um Frist für das Uebrige. Sie antworteten ihm, er möge sich vor Allem beruhigen, und fügten bei, da Sie ihm ein Geschäft vorzuschlagen haben, so bitten Sie ihn um ein Rendezvous in seinem Hause am andern Tage . . . Ist das so ?«
»Ja, Madame . . . nur muß ich gegen das Wort Geschäft Einsprache thun.«
»Ich glaube, es ist das, dessen Sie sich bedienten.«
»Ich brauchte einen Vorwand, um Eintritt in Ihr Haus zu erlangen, Madame: das Wort Geschäft war keine Bezeichnung, sondern ein Vorwand.«
»Ich verlasse das Wort; mein Herr: bei solchen Umständen ist das Wort nichts, dies Sache ist Alles. Sie kamen und machten meinem Vater den unerwarteten Antrag, mein Gatte zu werden, als meine Mitgift die von ihm Ihrem Hause gegenüber contrahirten sechsmal hunderttausend Franken Schulden zu nehmen, und ihm die hundertausend Thaler zu lassen, die er Ihnen angeboten hatte.«
»Ihrem Vater mehr antragend, Madame, hätte ich befürchtet, er würde es ausschlagen.«
»Ich kenne Ihr ganzes Zartgefühl, mein Herr. Mein Vater, so sehr er von dem Vorschläge betäubt war, nahm an, mit Vorbehalt meiner Einwilligung, und diese Einwilligung ließ, wie Sie wissen, nicht auf sich warten.«
»Ah! Sie haben ein frommes, kindliches Herz, Madame.«
»Erinnern Sie sich unserer Zusammenkunft mein Herr? Meine ersten Worte waren, daß ich von der Vergangenheit sprach, daß ich Ihnen gestand . . . «
»Eines den den Mädchengeheimnissen, welche zu vollenden ein delicater Mann seiner Braut nie die Zeit lassen darf. Uebrigens fügte ich bei: »»Nehmen Sie meinen Antrag aus welchem Gesichtspunkte es Ihnen beliebt, mein Fräulein, »entweder als ein Geschäft, das ich mache . . . ««
»Sie sehen wohl, daß dies das Wort war, dessen Sie sich bedienten!«
»Ich bin Banquier,« sagte Herr von Marande, »man muß der Gewohnheit verzeihen, »»entweder als ein Geschäft, das ich mache, und dessen Resultate, obgleich unbekannt, für mich vortheilhaft sein müssen, oder als eine Schuld, die ich im Namen meines Vaters bezahle.««
»Ganz richtig, mein Herr! ich erinnere mich Alles dessen. Es handelte sich um einen von meinem Vater dem Ihrigen während des Kaiserreichs, oder am Anfange der Restauration geleisteten Dienst.«
»Ja, Madame . . . Dann fügte ich bei, da ich nicht glaube, daß dieser doppelte Titel, unter dem ich Ihr Gatte werde, Sie zu irgend einem Danke verpflichte, so lasse ich Ihnen vollkommene Freiheit hinsichtlich Ihrer Gefühle für mich; ich selbst, obschon ich Verbindlichkeiten übernommen habe, behalte mir meine Unabhängigkeit vor; nie, so verführerisch Gott Sie geschaffen habe, sollen Sie durch meine ehelichen Ansprüche belästigt werden. Ich setzte endlich hinzu, schön, jung und zur Liebe fähig, wie Sie es seien, glaube ich sogar dieser angebotenen Freiheit keine andere Gränze geben zu müssen, als das Maß, das sie derselben, sie nach den gesellschaftlichen Convenienzen regelnd, würden setzen wollen. Nur nahm ich mir vor, über Sie zu wachem wie es ein nachsichtiger Vater bei seiner Tochter thut, und, – immer als ein Vater, unter dem Titel Wächter Ihres Rufes, der der meinige wurde, – den ungebührlichen Versuchen zu steuern, welche gewisse Menschen, durch Ihre Schönheit angezogen und geblendet, zu machen nicht verfehlen würden.«
»Mein Herr . . . «
»Ach! dieser Vatertitel, ich hatte bald das Recht, ihn anzunehmen: der Oberste starb plötzlich auf einer Reise, die er in Italien machte; mein Correspondent in Rom sandte mir diese traurige Nachricht zu. Ihr Schmerz, als Sie es erfuhren, war groß; die ersten Monate unserer Ehe sahen uns in Trauer gekleidet.«
»Oh! von Herzen, wie von Körper, das schwöre ich Ihnen, mein Herr.«
»Kann ich daran zweifeln, Madame, ich, der ich so viel Mühe hatte, nicht Sie dieses Unglück vergessen zu machen, sondern von Ihnen zu erlangen, daß Sie Ihre Verzweiflung in die Grenzen der Vernunft einschließen. Sie hatten die Güte, mir Gehör zu schenken; Sie legten am Ende die düsteren Kleider ab, oder vielmehr die düsteren Kleider verließen Sie am Ende; man sah Sie aus dieser Trauer hervortreten, wie in den ersten Frühlingstagen eine Blume aus der grauen Winterhülle hervortritt. Der Sammet der Jugend, die Frische der Schönheit waren nie von Ihren Wangen verschwunden, doch das Lächeln hatte sich von Ihren Lippen verbannt. allmählich . . . ah! machen Sie sich keinen Vorwurf daraus, Madame, das ist ein Gesetz der Natur . . . allmählich kam das