Salvator. Александр Дюма
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Zuerst den Olymp; dann die Göttin, die ihn bewohnte.
Man stelle sich ein Zimmer vor, – oder vielmehr ein Taubennest, gerade groß genug, um zu schlafen, gerade hoch genug, um zu athmen. Es war am Plafond und an der Wand mit nacaratrothem Sammet tapeziert, der Reflexe von Granat, Karfunkel und Rubin an den Stellen hatte, die ihr Vorsprung ins Licht setzte.
Das Bett nahm fast die ganze Länge ein, und kaum hatte an jedem Ende des Bettes eine Etagere von Rosenholz beladen mit dem köstlichsten Tande von Sachsen, Sèvres und China Platz.
Dem Bette gegenüber war der Kamin, wie das übrige Zimmer ganz mit Sammet bekleidet; auf den beiden Seiten dieses Kamins standen zwei Causeuses, welche mit den Federn vom Halse eines Colibri überzogen zu sein schienen, und über jeder von diesen Causeuses ein Spiegel, dessen Rahmen vergoldete Maisblätter bildeten.
Setzen wir uns auf eine von diesen Causeuses und werfen wir einen Blick auf das Bett.
Das Bett war von nacaratrothem Sammet und ohne irgend eine Zierrat seine reiche Nuance trat nur durch die Umrahmung hervor, unter der es erschien; diese Umrahmung war ein Meisterwerk von Einfachheit, und man wunderte sich, daß es einen Tapezirer gab, der Dichter genug, oder einen Dichter, der Tapezirer genug, um zu einem solchen Resultate zu gelangen. Es bestand aus jenen großen Stücken orientalischen Stoffes, welche die arabischen Frauen Haiks nennen; diese Haiks waren von Seide mit abwechselnd blauen und weißen Streifen; ihre Fransen waren von demselben Gewebe.
An den zwei Extremitäten des Bettes fielen zwei Stücke von diesem Stoffe senkrecht, und konnten sich längs der Wand mittelst aus Gold und Seide geflochtener algerischer Vorhanghalter mit Ringen von Türkissen drapieren.
Der Fond des Bettes war ein ungeheurer Spiegel in einen Rahmen von Sammet dem Bette ähnlich gefaßt, und ruhend nicht auf der Wand, sondern aus einem dritten Haik. Beim oberen Niveau des Spiegels sprang der Stoff, in tausend Falten gelegt, hervor und verband sich in einem sanften Abhange mit einem großen goldenen Pfeile, um den er sich in zwei dicken Bouillens rollte.
Doch das Wunder des Zimmers war das, was der Spiegel dieses Bettes reflectirte, der offenbar bestimmt war, die Gränzen des Gemaches verschwinden zu machen.
Wir haben gesagt, dem Spiegel gegenüber sei der Kamin gewesen. Ueber diesem, mit jenen tausend köstlichen Kleinigkeiten, welche die Welt einer Frau bilden, beladenen Kantine dehnte sich ein Gewächshaus aus, von dem man nur durch ein Spiegelglas ohne Folie getrennt war, das im Nothfalle in die Wand zurücktreten und so das Zimmer der Frau mit dem Zimmer der Blumen in Verbindung setzen konnte. Mitten in diesem Gewächshause , ein Bassin überragend, in welchem chinesische Fische den allen Farben spielten, und wo sich Vögel von Purpur und Azur so groß wie Bienen tränkten, erhob sich eine Marmorstatue von Prodier.
Dieses kleine Gewächshaus war gewiß kaum von der Größe des Zimmers; doch durch ein Wunder den Anordnung erschien es wie ein herrlicher, ungeheurer Garten Indiens oder der Antillen, so durchschlangen einander die Tropenpflanzen, die es enthielt, als wollten sie den Blicken, die sich auf sie hefteten, das Schauspiel einer ganzen exotischen Flora geben.
Es war in der That ein ganzer Continent von zehn Quadratfuß, ein ganzes Taschen-Asien.
Der Baum, den man den König der Vegetabilien nennt, der Baum der Wissenschaft des Guten und des Bösen, der im irdischen Paradiese geborene Baum, – dessen Ursprung unbestreitbar ist, da das Blatt dazu gedient hat, die Blöße unserer ersten Voreltern zu bedecken, und da er aus diesem Grunde den Namen Adamsfeigenbaum erhalten hat, war repräsentiert durch seine fünf Hauptspecies: den Paradies-Bananenbaum, den Bananenbaum mit kurzen Früchten, den chinesischen Bananenbaum mit rosenfarbiger Sparte. Der Bananenbaum mit rother Sparte. Neben ihm wuchs die Heliconia, die sich ihm durch die Lange und die Breite der Blätter nähert; sodann die Ravelania von Madagascar, in Miniatur den berühmten Baum des Reisenden vertretend, wo der durstige Neger das frische Wasser findet, das ihm der ausgetrocknete Bach verweigert; die Strelitzia Regina, deren Blüthe der Kopf einer Schlange mit Griffel und Federkrone von Feuer zu sein scheint; das Blumenrohr von Ostindien, aus dem man in Delhi Gewebe so geschmeidig als der feinste Seidenstoff fabriziert; der Coftus, wegen seines Wohlgeruchs von den Alten bei allen religiösen Feierlichkeiten angewendet; der wohlriechende Baumschmarotzer von der Isle de la Réunion; der Zingiber von China, was nichts Anderes ist, als die Pflanze, die der Ingwer gibt; kurz, eine Sammlung im Auszuge der vegetabilischen Reichthümer der ganzen Welt.
Das Bassin und der Sockel der Statue waren verloren in Farnkraut mit Blättern gerändert wie mit dem Durchschlage und in Lykopoden, die mit dem Bürlapp der feinsten Teppiche von Smyrna und Constantinopel wetteifern konnten.
In Ermanglung der Sonne, welche erst in ein paar Stunden Königin des Horizonts sein wird, suchen sie nun durch diese Blätter, durch diese Blumen, durch diese Früchte die leuchtende Kugel, welche dem Gewölbe herabkommt und, ihre Strahlen durch ein leicht blau gefärbtes Wasser verbreitend, diesem Urwäldchen die reine melancholische Helle, die sanften, silbernen Reflexen des Mondes gibt.
Vom Bette aus gesehen, ist dieses kleine Gewächshaus ein anbetungswürdiges Schauspiel.
Die Person, welche im Bette lag und, auf den Ellenbogen gestützt, in der andern Hand ein Buch hielt, erhob auch, wie wir vorhin sagten, die Augen über ihr Buch und ließ ihre Blicke auf den lilliputischen Pfaden umherschweifen, welche da und dort das Licht in dem Zauberlande zog, das sie durch ein Spiegelglas wie durch einen Traum sah.
Liebte sie, so mußte sie mit den Augen die verliebt verschlungenen Zweige suchen, wohin sie ihr Nest hätte setzen mögen; liebte sie nicht, so mußte sie vom üppigen Leben dieser herrlichen Vegetation das unaussprechliche Geheimniß der Liebe verlangen, von dem jedes Blatt, jede Blume, jeder Duft keusch und mysteriös die ersten Worte enthüllten.
Und nun, da wir hinreichend dieses unbekannte Eben der Rue d’Artois beschrieben haben, sprechen wir von der Eva, die es bewohnte.
Ja, Eva ist wohl der Name, den Lydie, so träumerisch, mit dem Arme aufgestützt und die Meditationen von Lamartine lesend, verdiente; Lydie bei jeder Strophe, – duftende Strophen! – schauend, wie sich die Knospen der Pflanzen öffneten und so in der Natur den im Buche angefangenen Traum fortsetzend. Ja, es war eine wahre Eva, rosig, frisch und blond; Eva am andern Tage nach der Sünde, mit dem Blicke auf Allem, was sie umgab, umherschweifend; Eva zitternd, unruhig, zuckend, ängstlich das Geheimniß dieses Paradieses suchend, wo man fühlte, daß sie zu zwei gewesen, und wo sie ganz betrübt war, daß sie sich wieder allein fand; rufend, durch die Schläge ihres Herzens, durch die Blitze ihrer Augen, durch das Scheuern ihrer Lippen, entweder den Gott, der sie zur Welt kommen gemacht, oder den Menschen, der sie sterben gemacht hatte.
Gehüllt, wie sie war, in Betttücher von feinem Batist, den Hals umgeben von einer Flaumpalatine, die Lippe feucht, das Auge in Feuer, die Wange in Blüthe – hätte ein Bildhauer von Athen oder Korinth kein anderes Modell, keinen vollendeteren Typus für eine Statue von Leda geträumt.
Sie hatte in der That von der vom Schwan umschlungenen Leda die verliebte Röthe und die wollüstige Beschauung. Sie so sehend, würde der Autor der Psyche, dieser heidnischen Eva, Canova ein Meisterwerk aus ihr gemacht haben, das seine Venus Borghese entthront hatte: Correggio hätte daraus eine träumerische Calypso, mit einem Amor hinter ihr in einen Winkel der Draperie verborgen gemacht. Dante hätte daraus die ältere Schwester von Beatrix gemacht, und von ihr durch die Krümmungen der Erde geführt zu werden