Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 3
»Nun schreibt, was Ihr denkt, Louise,« antwortete Montalais.
»Seid Ihr sicher, daß ich irgend etwas denke?«
»Ihr denkt an irgend Jemand, was am Ende auf dasselbe herauskommt, oder vielmehr sehr schlimm ist.«
»Ihr glaubt, Montalais?«
»Louise! Louise! Eure blauen Augen sind tief wie das Meer, das ich im vorigen Jahr in Boulogne gesehen. Nein, ich täusche mich, das Meer ist treulos, Eure Augen sind tief wie das Azur da oben über unsern Köpfen.«
»Wohl! da Ihr so gut in meinen Augen lest, sagt mir, was ich denke, Montalais.«
»Vor Allem denkt Ihr nicht »»Herr Raoul««; Ihr denkt »»Mein lieber Raoul.««
»Oh!«
»Erröthet nicht über so wenig. »»Mein lieber Raoul,«« sagen wir, »Ihr bittet mich. Euch nach Paris zu schreiben, wo Euch der Dienst des Herrn Prinzen zurückhält. Da Ihr Euch dort langweilen müßt, um Zerstreuung in der Erinnerung an ein Provinzmädchen zu suchen . . . «
Louise stand plötzlich auf.
»Nein, Montalais,« sagte sie lächelnd, »ich denke nicht ein Wort von diesem. Hört, was ich denke.«
Und sie nahm kühn die Feder und schrieb mit fester Hand folgende Worte:
»Ich hätte mich sehr unglücklich gefühlt, wenn Eure Bitten, um von mir ein Andenken zu erhalten, minder lebhaft, minder dringend gewesen wären; Alles spricht mir hier von unseren ersten Jahren, welche so rasch abgelaufen, so sanft entflohen sind, daß nie andere ihren Zauber in meinem Herzen ersetzen werden.«
Montalais, welche zuschaute, wie die Feder lief, und verkehrt las, während ihre Freundin schrieb, unterbrach sie, klatschte in die Hände und rief:
»Das gefällt mir! das ist treuherzig, das ist Gemüth, das ist Styl! Zeigt diesen Parisern, meine Liebe, daß Alois die Stadt der schönen Sprache ist.«
»Er weiß, daß für mich Blois das Paradies gewesen ist.« erwiederte das junge Mädchen.
»Das wollte ich sagen, und Ihr sprecht wie ein Engel.«
»Ich endige, Montalais.«
Und sie fuhr in der That fort:
»Ihr denkt an mich, sagt Ihr, Herr Raoul; ich danke Euch, doch dies kann mich nicht in Erstaunen setzen, da ich weiß, wie oft unsere Herzen bei einander geschlagen haben.«
»Oh! oh!« rief Montalais, »nehmt Euch in Acht, mein Lamm, Ihr streut Eure Wolle aus und es gibt dort Wolfe!«
Louise wollte antworten, als der Galopp eines Pferdes unter der Vorhalle des Schlosses erscholl.
»Was ist das?« sagte Montalais, ans Fenster tretend: »meiner Treue! ein schöner Cavalier.«
»Oh! Raoul!« rief Louise, welche dieselbe Bewegung gemacht hatte, wie ihre Freundin, und zitternd, erbleichend, bei ihrem unvollendeten Brief niedersank.
»Bei meinem Wort, das ist ein geschickter Liebhaber!« rief Montalais, »der kommt zu gelegener Zeit!«
»Zieht Euch zurück, zieht Euch zurück! ich bitte Euch,« flüsterte Louise.
»Bah! er kennt mich nicht; laßt mich sehen, was er hier machen will.«
II.
Der Bote
Fräulein von Montalais hatte Recht, der junge Reiter sah gut aus.
Es war ein junger Mann von vierundzwanzig bis fünfundzwanzig Jahren, groß, schlank gewachsen; er trug anmuthig aus seinen Schultern die reizende militärische Kleidung jener Zeit. Seine trichterförmigen Reiterstiefel enthielten einen Fuß, den Fräulein von Montalais nicht verleugnet hätte, wenn sie in einen Mann verwandelt worden wäre. Mit einer seiner seinen, nervigen Hände hielt er sein Pferd mitten im Hose an und mit der andern lüpfte er seinen Hut mit der langen Feder, welche sein zugleich ernstes und naives Gesicht beschattete.
Bei dem Geräusch seines Pferdes erhoben sich die Wachen und waren rasch auf den Beinen.
Der junge Mann ließ einen von diesen Leuten an seinen Sattel treten, neigte sich zu ihm herab und sprach mit einer klaren Stimme, welche vollkommen an dem Fenster gehört wurde, wo sich die zwei Mädchen verborgen hielten:
»Ein Bote für Seine königliche Hoheit.«
»Ah! ah!« rief der Mann von der Wache; »Officier, ein Bote!«
Doch dieser brave Mann wußte wohl, daß kein Officier erscheinen würde, in Betracht, daß der einzige, welcher hätte erscheinen können, hinten im Schloß in einem kleinen Zimmer wohnte, das die Aussicht nach dem Garten hatte. Er fügte auch eiligst bei:
»Mein Herr, der Officier ist auf der Runde, doch in seiner Abwesenheit wird man Herrn von Saint-Remy, den Oberhofmeister, benachrichtigen.«
»Herr von Saint-Remy,« wiederholte der Cavalier, ein wenig erröthend.
»Ihr kennt ihn?«
»Ja . . . ich bitte, benachrichtigt ihn, damit mein Besuch sobald als möglich Seiner Hoheit gemeldet wird.«
»Es scheint, das hat Eile,« sagte der Soldat, als ob er mit sich selbst spräche, jedoch in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten.
Der Bote machte mit dem Kopf ein bejahendes Zeichen.
»Dann will ich selbst den Oberhofmeister aufsuchen,« sprach der Soldat.
Der junge Mann stieg indessen ab, und während die andern Soldaten neugierig jede Bewegung des schönen Pferdes, das ihn gebracht hatte, betrachteten, kehrte der Soldat wieder um und sagte:
»Verzeiht, mein edler Herr, Euren Namen, wenn’s beliebt?«
»Der Vicomte von Bragelonne, im Auftrage Seiner Hoheit des Prinzen von Condé.«
Der Soldat machte eine tiefe Verbeugung und stieg, als hätte ihm der Name des Siegers von Rocroy und Sens Flügel gegeben, leicht die Freitreppe hinauf, um sich in die Vorzimmer zu begeben.
Herr von Bragelonne hatte nicht Zeit gehabt, sein Pferd an die eisernen Stangen dieser Freitreppe anzubinden, als Herr von Saint-Remy schon athemlos herbeilief, wobei er mit einer Hand seinen dicken Bauch hielt, während er mit der andern die Luft durchschnitt, wie ein Fischer mit einem Ruder die Wellen durchschneidet.
»Ah! Herr Vicomte, Ihr in Blois?« rief er; »das ist ein Wunder! Guten Morgen, Herr Raoul, guten Morgen!«
»Ich begrüße Euch ehrfurchtsvoll, Herr von Saint-Remy.«
»Wie wird Fräulein von Lavall . . . ich will sagen wie wird Frau von Saint-Remy glücklich sein, Euch wiederzusehen! Doch kommt, Seine königliche Hoheit frühstückt; soll ich sie unterbrechen? Ist die Sache wichtig?«
»Ja und nein, Herr von Saint-Remy. Jedenfalls könnte ein Augenblick Verzug Seiner königlichen Hoheit einige Unannehmlichkeiten bereiten.«
»Wenn