Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 6
»Ihr scheint sehr verlegen zu sein! geht; es ist ein Schoppen im ersten Hof, bindet Euer Pferd dort an und kommt rasch.«
»Ich gehorche, Madame.«
Raoul brauchte nicht vier Minuten, um zu thun, was man ihm empfohlen hatte; er kam zu der kleinen Pforte, wo er in der Dunkelheit seine geheimnißvolle Führerin wiedersah, die ihn auf den Stufen einer Wendeltreppe erwartete.
»Seid Ihr muthig genug, um mir zu folgen, mein Herr Ritter?« fragte das Mädchen, lachend über das kurze Zögern, das Raoul einen Augenblick kundgegeben.
Dieser antwortete dadurch, daß er ihr auf der düsteren Treppe nacheilte. So erstiegen sie drei Stockwerke, er hinter ihr und mit seinen Händen, wenn er das Geländer suchte, ein seidenes Kleid berührend, das an den beiden Wänden der Treppe hinstreifte. Bei jedem falschen Tritt von Raoul rief ihm seine Führerin ein strenges: Stille! zu, und reichte ihm eine sanfte, duftende Hand.
»Man würde so bis oben in den Thurm des Schlosses hinaufsteigen, ohne eine Müdigkeit zu bemerken,« sagte Raoul.
»Dies beweist, daß Ihr sehr neugierig und sehr unruhig seid, mein Herr; doch beruhigt Euch: wir sind an Ort und Stelle.«
Das Mädchen stieß eine Thüre auf, welche auf der Stelle, ohne irgend einen Uebergang, mit einer Lichtwoge den Ruheplatz der Treppe füllte, auf dem Raoul, das Geländer haltend, erschien.
Seine Führerin ging immer weiter; er folgte ihr; sie trat in ein Zimmer; Raoul trat wie sie ein.
Sobald er in der Falle war, hörte er einen Schrei, wandte sich um und sah zwei Schritte von sich, die Hände gefaltet, die Augen geschlossen, das schöne blonde Mädchen mit den blauen Augen und den weißen Schultern, das ihn, als es ihn erkannte, Raoul genannt hatte.
Er sah das Mädchen und errieth so viel Liebe, so viel Glück in dem Ausdruck seiner Augen, daß er mitten im Zimmer auf die Kniee sank und seinerseits den Namen Louise flüsterte.
»Ah! Montalais! Montalais!« seufzte diese, »es ist eine große Sünde, so zu täuschen.«
»Ich! ich habe Euch getäuscht?«
»Ja, Ihr sagt mir, Ihr gehet hinab, um Erkundigung einzuziehen, und nun laßt Ihr diesen Herrn heraufkommen!«
»Dies mußte wohl sein. Wie hätte er sonst den Brief bekommen, den Ihr ihm schriebet?«
Und sie deutete mit dem Finger auf diesen Brief, der noch auf dem Tisch lag; rascher, obgleich sie mit einem merkwürdigen körperlichen Zögern sich bewegte, streckte Louise die Hand aus, um ihn festzuhalten. Raoul begegnete dieser ganz warmen, ganz zitternden Hand; er nahm sie in seine Hände und zog sie so ehrfurchtsvoll an seine Lippen, daß er mehr einen Hauch, als einen Kuß darauf niederlegte.
Mittlerweile hatte Fräulein von Montalais den Brief genommen, sorgfältig, wie es die Frauen thun, dreieckig zusammengelegt und in ihre Brust gesteckt.
»Seid unbesorgt, Louise,« sagte sie, »dieser Herr wird den Brief ebenso wenig hier nehmen, als der selige Ludwig XIII. die Billets aus dem Schnürleibe von Fräulein von Hautefort nahm.«
Raoul erröthete, als er das Lächeln der beiden Mädchen wahrnahm, und bemerkte nicht, daß die Hand von Louise in der seinigen geblieben war.
»Nun!« sagte Montalais, »Ihr verzeiht mir, Louise, daß ich Euch den Herrn gebracht habe, und Ihr, mein Herr, Ihr grollt mir nicht, daß Ihr mir gefolgt seid, um das Fräulein zu sehen. Und da der Friede geschlossen ist, stellt mich Herrn von Bragelonne vor, Louise.«
»Herr Vicomte,« sprach Louise mit ihrer ernsten Anmuth und ihrem unschuldsvollen Lächeln, »ich habe die Ehre, Euch Fräulein Aure von Montalais, Ehrendame Ihrer königlichen Hoheit Madame und zugleich meine Freundin, meine vortreffliche Freundin, vorzustellen.«
Raoul grüßte auf eine ceremoniöse Weise.
»Und mich, Louise,« sagte er, »stellt Ihr mich nicht auch dem Fräulein vor?«
»Oh! sie kennt Euch! sie kennt Euch ganz und gar!«
Dieses naive Wort machte Montalais lachen und Raoul vor Glück seufzen, denn er deutete es: sie kennt unsere ganze Liebe.
»Die Höflichkeiten sind abgemacht, Herr Vicomte,« sagte Montalais; »hier ist ein Stuhl, setzt Euch und sagt uns geschwinde die Neuigkeit, die Ihr so in aller Eile überbringt.«
»Mein Fräulein, das ist kein Geheimniß mehr. Der König hält auf seiner Reise nach Poitiers in Blois an, um Seine königliche Hoheit zu besuchen.«
»Der König! hier!« rief Montalais, ihre Hände an einander schlagend; »wir sollen den Hof sehen! Faßt Ihr das, Louise? Den wahren Hof von Paris? Oh! mein Gott! aber wann dies, mein Herr?«
»Vielleicht diesen Abend, mein Fräulein; sicherlich morgen.«
Montalais machte eine Geberde des Aergers,
»Da hat man nicht einmal Zeit, sich vorzubereiten, ein Kleid zurechtzurichten! Wir sind hier zurück wie die Polinnen! wir werden Portraits aus der Zeit von Heinrich IV. gleichen! . . . Ah! mein Herr, was für eine abscheuliche Neuigkeit bringt Ihr uns da!«
»Meine Fräulein, Ihr werdet immer schön sein.«
»Das ist abgeschmackt! . . . Wir werden immer schön sein, ja, weil die Natur uns leidlich gemacht hat, aber wir werden lächerlich sein, weil uns die Mode vergessen hat . . . Ach! lächerlich! man wird mich lächerlich sehen, mich!«
»Wer dies?« fragte Louise naiv.
»Wer dies? Ihr seid seltsam, meine Liebe! . . . Ist dies eine Frage, die man an mich richten kann? Man will sagen alle Welt; man will sagen die Höflinge, die vornehmen Herren; man will sagen der König.«
»Verzeiht, meine Freundin, aber da Jedermann hier gewohnt ist, uns so zu sehen, wie wir sind . . . «
»Einverstanden, doch das ändert sich, und wir werden sogar für Blois lächerlich sein; denn neben uns wird man die Moden von Paris sehen und begreifen, daß wir nach der Mode von Blois gekleidet sind! . . . Das ist zum Verzweifeln!«
»Tröstet Euch, mein Fräulein.«
»Ah! basta! im Ganzen ist das nur schlimm für diejenigen, welche mich nicht nach ihrem Geschmack finden werden!« sagte Montalais philosophisch.
»Diese wären sehr schwierig,« versetzte Raoul, getreu seinem System regelmäßiger Galanterie.
»Ich danke, Herr Vicomte. Wir sagten also, der König komme nach Blois?«
»Mit dem ganzen Hof.«
»Die Fräulein Mancini werden dabei sein?«
»Nein, gerade sie nicht.«
»Doch da der König, wie man hört, nicht ohne Fräulein Marie sein kann?«
»Mein Fräulein, er wird wohl ohne sie sein müssen. Der Herr Cardinal will es; er verbannt seine Nichten nach Brouage.«
»Er! der Heuchler!«
»Stille!«