Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 8
»Hat man Niemand in Eurer Gegenwart sich verbergen lassen?« »Madame!«
»Ich habe einen Männerhut gesehen, den von dem Burschen, von dem Taugenichts!« »Madame!« rief Louise.
»Von dem nichtsthuerischen Malicorne! Ein Ehrenfräulein so besuchen . . . pfui!«
Und die Stimmen verloren sich in den Tiefen der kleinen Treppe.
Montalais hatte nicht das Geringste von diesen . Worten verloren, die ihr das Echo wie durch einen Trichter zusandte.
Sie zuckte die Achseln und sagte, als sie Raoul sah, der, aus seinem Versteck hervortretend, ebenfalls gehört hatte: ’’
»Arme Montalais! Opfer der Freundschaft! . . . Armer Malicorne! . . . Opfer der Liebe!«
Sie schwieg, als sie die tragikomische Miene von Raoul gewahrte, der ärgerlich über sich selbst war, daß er an einem Tage so viele Geheimnisse erlauert hatte.
»Oh l mein Fräulein,« sagte er, »wie soll ich Euch für Eure Güte erkenntlich sein?«
»Wir werden unsere Rechnung eines Tags ordnen,« erwiederte sie; »für den Augenblick macht Euch aus dem Staub, Herr von Bragelonne, denn Frau von Saint-Remy ist durchaus nicht nachsichtig, und irgend eine Indiscretion von ihrer Seite könnte hier eine für uns Alle sehr ärgerliche Haussuchung herbeiführen. Gott befohlen!«
»Aber Louise . . . wie erfahren? . . .
»Geht! geht! König Ludwig XI, wußte sehr wohl, was er that, als er die Post erfand.«
»Ach!« seufzte Raoul.
»Und bin ich nicht da, ich, die ich so viel werth bin, als alle Posten des Königreichs? Geschwinde! zu Pferde! Wenn Frau von Saint-Remy wieder heraufkommt, um mir Moral zu lesen, so soll sie Euch nicht mehr hier finden.«
»Sie würde es meinem Vater sagen, nicht wahr?« murmelte Raoul.
»Und Ihr würdet gezankt werden! Ah! Vicomte, man sieht wohl, daß Ihr vom Hofe kommt: Ihr seid furchtsam wie der König. Bei Gott! wir in Blois wissen uns besser der Erlaubniß von Papa zu überheben! Fragt Malicorne.«
Nach diesen Worten schob das Mädchen Raoul an den Schultern vor die Thüre; er schlüpfte am Thorweg hin, fand sein Pferd, schwang sich darauf und sprengte fort, als ob er die acht Leibwachen von Monsieur auf den Fersen hätte.
IV.
Der Vater und der Sohn
Raoul folgte der wohlbekannten, seinem Gedächtniß so theuren Straße, welche von Blois nach dem Hause des Grafen de la Fère führte.
Der Leser wird uns einer neuen Beschreibung dieses Gebäudes überheben. Er ist in anderen Zeiten mit uns dahin gekommen. Er kennt es. Nur hatten seit der letzten Reise, die wir dahin gemacht, die Mauern eine grauere Farbe und der Backstein harmonischere Kupfertöne angenommen; die Bäume waren größer geworden, und der Baum, der früher seine mageren Arme über die Hecken ausstreckte, warf nun gerundet, buschig, üppig, unter seinen von Saft angeschwollenen Aesten fernhin den dichten Schatten mit Blüthen oder Früchten für den Wanderer aus.
Raoul erblickte in der Ferne das spitzige Dach, die zwei kleinen Thürmchen, den Taubenschlag in den Ulmen und die Tauben, welche sich beständig im Fluge, ohne ihn je verlassen zu können, um den Backsteinkegel drehten, den süßen Erinnerungen ähnlich, die um eine heitere, reine Seele flattern.
Als er sich näherte, vernahm er das Geräusch der Kloben, welche unter dem Gewicht schwerer Eimer knarrten; es kam ihm auch vor, als hörte er das schwermüthige Seufzen des Wassers, das in den Brunnen zurückfällt, ein trauriges, unheimliches, feierliches Geräusch, welches das Ohr des Kindes oder des Träumers so trifft, daß es weder das eine, noch der andere mehr vergißt; ein Geräusch, das die englischen Dichter Splass, die arabischen Poeten Gasgachau nennen, und das wir Franzosen, die wir auch gern Dichter sein möchten, nur durch die Umschreibung: Das Geräusch des Wassers, das ins Wasser fällt, bezeichnen können.
Es war mehr als ein Jahr, daß Raoul seinen Vater zum letzten Mal besucht hatte. Er hatte diese ganze Zeit bei dem Herrn Prinzen zugebracht.
Nach allen den Bewegungen der Fronde, deren erste Periode wir früher zu erzählen versuchten, hatte sich Louis von Condé öffentlich, feierlich und ohne Rückhalt mit dem Hof versöhnt. Während der ganzen Zeit, welche der Bruch des Herrn Prinzen mit dem König dauerte, bot der Herr Prinz, der längst den Grafen von Bragelonne liebgewonnen hatte, diesem alle Vortheile an, welche einen jungen Menschen blenden können. Getreu seinen Grundsätzen der Loyalität und der Anhänglichkeit an das Königthum, die er eines Tags vor seinem Sohn in den Gruftgewölben von Saint-Denis entwickelt hatte, schlug der Graf de la Fère im Namen von Raoul stets Alles aus. Mehr noch, statt Herrn von Condé bei seiner Rebellion zu folgen, folgte der Vicomte, für den König kämpfend, Herrn von Turenne, Als sodann Herr von Turenne ebenfalls die königliche Sache zu verlassen schien, verließ er Herrn von Turenne, die er es bei Herrn von Condé gemacht hatte. Folge dieser unabänderlichen Linie des Benehmens war, daß, da Turenne und Condé immer nur unter der Fahne des Königs Sieger geblieben, Raoul, trotz seiner Jugend, zehn Siege und nicht eine Niederlage, durch die seine Tapferkeit und sein Gewissen zu leiden gehabt hätten, in das Verzeichniß seiner Dienste eintragen durste.
Raoul hatte also nach dem Wunsche seines Vaters hartnäckig und passiv dem Glückssterne von Ludwig XIV. gedient, trotz aller Abfälle, welche in jener Zeit endemisch und. man darf wohl sagen, beinahe unvermeidlich waren.
Als Herr von Condé wieder in Gnade kam, benützte er Alles, und besonders sein Privilegium der Amnestie, um viele Dinge, die ihm bewilligt worden waren, zurückzuverlangen und unter Anderem auch Raoul. In seinem unerschütterlichen, gefunden Beistande schickte der Herr Graf de la Fère Raoul sogleich zu dem Prinzen zurück.
Ein Jahr war also seit der letzten Trennung des Vaters und des Sohnes abgelaufen; einige Briefe hatten die Schmerzen seiner Abwesenheit gemildert, aber nicht geheilt. Man hat gesehen, daß Raoul in Blois eine andere Liebe, als die kindliche Liebe zurückließ.
Doch lassen wir ihm die Gerechtigkeit widerfahren, daß Raoul ohne den Zufall und Fräulein von Montalais, zwei versuchende Dämone, nach Erfüllung seiner Botschaft sogleich nach dem Hause seines Vaters galoppirt wäre, wobei er ohne Zweifel den Kopf umgedreht hätte, jedoch ohne einen Augenblick anzuhalten, und hätte er auch Louise die Arme nach ihm ausstrecken sehen.
Der erste Theil seines Rittes wurde auch von Raoul dem Bedauern des Vergangenen, das er so schnell verlassen, nämlich der Geliebten geweiht; die andere Hälfte dem Freunde, den er wiederfinden sollte . . . zu langsam für seine Sehnsucht.
Raoul fand die Gartenthüre offen und sprengte sein Pferd unter die Allee, ohne auf die Zeichen des Zorns zu merken, die mit seinen Armen ein Greis machte, der ein Tricot von veilchenblauer Wolle trug und eine alte, abgetragene Sammetmütze auf dem Kopf hatte.
Dieser Greis, der mit seinen Händen eine Rabatte von Zwergrosen und Margarethenblumen ausgätete, entrüstete sich, als er ein Pferd so in seine mit frischem Sand bestreuten und gerechten Alleen lausen sah.
Er wagte sogar ein kräftiges: He! das den Reiter sich umzudrehen bewog. Nun ging rasch eine Veränderung vor, denn sobald der Greis das Gesicht von Raoul gesehen hatte, sing er an, in der Richtung des Hauses wegzulaufen, mit einem unterbrochenen Knurren, das bei ihm der Paroxismus einer tollen Freude zu sein schien.
Raoul