Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 44
Und Planchet athmete, während d’Artagnan sich ganz einfach im Laden auf einen Ballen Pfröpfe setzte und sich die Oertlichkeit betrachtete . . . Der Laden war gut ausgestattet! man athmete den Duft von Ingwer, Zimmt und gemahlenem Pfeffer ein, der d’Artagnan niesen machte.
Glücklich, an der Seite eines so berühmten Kriegsmannes, eines Lieutenants der Musketiere zu sein, der der Person des Königs nahe stand, arbeiteten die Ladenbursche mit einer Begeisterung, die an Wahnsinn grenzte, und bedienten die Kunden mit einer verächtlichen Hast, welche mehr als einem derselben auffiel.
Planchet strich das Geld ein und machte seine Rechnungen, in denen er sich durch Artigkeiten unterbrach, welche an die Person seines alten Herrn adressirt waren. Planchet bediente sich gegen seine Kunden der kurzen Sprache und der stolzen Vertraulichkeit des reichen Kaufmanns, der Jedermann bedient, aber Niemand erwartet. D’Artagnan bemerkte dieses Benehmen mit einem Vergnügen, das wir später auseinandersetzen werden. Er sah allmälig die Nacht kommen, und endlich führte ihn Planchet in ein Zimmer des ersten Stocks, wo unter Ballen und Kisten ein sehr reinlich gedeckter Tisch die zwei Gäste erwartete.
D’Artagnan benützte einen Augenblick des Zögerns, um Planchet anzuschauen, den er seit einem Jahr nicht gesehen hatte. Der verständige Planchet hatte an Bauch zugenommen, aber sein Gesicht war nicht aufgedunsen. Sein glänzender Blick spielte noch mit Leichtigkeit in seinen tiefen Augenhöhlen, und das Fett, das alle charakteristischen Erhabenheiten des menschlichen Gesichtes nivellirt, hatte weder seine hervorspringenden Backenknochen, das Merkmal der List und der Gierde, noch sein spitziges Kinn, das Merkmal der Schlauheit und Beharrlichkeit, erreicht. Planchet thronte mit eben so viel Majestät im Speisezimmer, als im Laden. Er bot seinem ehemaligen Herrn ein einfaches Mahl, aber ein Pariser Mahl: den Braten, im Ofen des Bäckers fertig gemacht, mit den Gemüsen, den Salat und den Nachtisch aus dem Laden selbst genommen. D’Artagnan war sehr zufrieden, daß der Spezereihändler hinter einem Fasse eine Flasche Anjou-Wein hervorzog, was während des ganzen Lebens von d’Artagnan dessen Lieblingswein gewesen.
»Früher, gnädiger Herr,« sagte er mit einem treuherzigen Lächeln, »früher war ich es, der Euren Wein trank, nun seid Ihr es, der den meinen trinkt.«
»Und, Gott sei Dank, Planchet, ich werde ihn, wie ich hoffe, noch lange trinken, denn jetzt bin ich frei.«
»Frei! Ihr habt einen Urlaub, Herr?«
»Einen unbeschränkten!«
»Ihr verlaßt den Dienst?« fragte Planchet erstaunt.
»Ja, ich ruhe aus.«
»Und der König?« rief Planchet, der nicht glauben konnte, der König vermöchte der Dienste eines Mannes wie d’Artagnan zu entbehren.
»Der König wird anderswo sein Glück suchen . . . Doch wir haben gut zu Nacht gespeist, Du bist in der Laune guter Einfälle, Du regst mich an, Dir Mittheilungen zu machen, öffne Deine Ohren.«
»Ich öffne.«
Und Planchet öffnete mit einem mehr treuherzigen, als boshaften Lächeln eine Flasche weißen Wein.
»Laß mir nur meinen Verstand.«
»Oh! wenn Ihr den Kopf verliert, gnädiger Herr . . . «
»Nun gehört mein Kopf mir, Planchet, und ich gedenke ihn mehr als je zu schonen. Sprechen wir zuerst von den Finanzen . . . Wie befindet sich mein Geld?«
»Vortrefflich, Herr. Die zwanzigtausend Livres, die ich von Euch erhalten habe, sind immer noch in meinem Geschäft angelegt und tragen neun Procent. Ich gebe Euch sieben davon und gewinne auf Euch.«
»Und Du bist immer noch zufrieden?«
»Entzückt . . . Ihr bringt mir weitere?«
»Etwas Besseres . . . Aber brauchst Du denn?«
»Oh! nein . . . Jeder will mir gegenwärtig anvertrauen . . . Ich dehne meine Geschäfte aus.«
»Das war Dein Plan.«
»Ich mache ein wenig Banque . . . Ich kaufe Waaren von meinen hilfsbedürftigen Zunftgenossen, ich leihe denjenigen Geld, welche wegen der Zahlungen, die sie zu leisten haben, in Verlegenheit sind . . . «
»Ohne Wucher?«
»Oh! Herr, in der vorigen Woche habe ich zwei Duelle hinter dem Boulevard wegen des Wortes gehabt, das Ihr so eben ausgesprochen.«
»Wie so?«
»Ihr, werdet das sogleich verstehen: es handelt sich um ein Anlehen. Der Entlehner gibt mir als Unterpfand Cassonadzucker, mit der Bedingung, daß ich diesen verkaufen könnte, wenn die Heimbezahlung innerhalb einer bestimmten Frist nicht stattfinden würde. Ich leihe ihm tausend Livres. Er bezahlt nicht; ich verkaufe den Cassonadzucker um dreizehnhundert Livres. Er erfährt es und verlangt hundert Thaler. Meiner Treue, ich weigere mich, sie ihm zu geben, unter dem Vorwand, ich könne die Waare nur um neunhundert Livres verkaufen. Er sagt mir, ich treibe Wucher. Ich bitte ihn, mir das hinter dem Boulevard zu wiederholen. Es ist ein ehemaliger Garde, er kommt, und ich renne ihm Euren Degen durch den linken Schenkel.«
»Alle Wetter! was für eine Banque machst Du!«
»Bei den dreizehn Procent schlage ich mich noch obendrein . . . das ist mein Charakter.«
»Nimm nur zwölf und nenne den Rest Prämie und Maklerlohn.«
»Ihr habt Recht, gnädiger Herr. Doch Eure Angelegenheit?«
»Ah! Planchet, das ist sehr lang und sehr schwer zu sagen,«
»Sagt es immerhin.«
D’Artagnan kratzte sich am Schnurrbart, wie ein Mensch, der über das Geständniß, das er machen will, in Verlegenheit ist, und demjenigen, welchem er es machen soll, mißtraut.
»Es ist eine Anlage?«
»Ja.«
»Von schönem Ertrag.«
»Von sehr schönem Nutzen: vierhundert Procent, Planchet.«
Planchet schlug so gewaltig mit der Faust auf den Tisch, daß die Flaschen aufsprangen, als ob sie Angst hätten.
»Ist das bei Gott möglich?«
»Ich glaube, es wird mehr sein,« erwiederte d’Artagnan, »doch ich sage lieber weniger.«
»Ah! Teufel!« rief Planchet näher hinzurückend . . . »Aber, gnädiger Herr, das ist prächtig! Kann man viel Geld dabei anlegen?«
»Jeder zwanzigtausend Livres, Planchet.«
»Das ist Euer ganzes Haben. Auf wie lauge?«
»Auf einen Monat.«
»Und das wird uns eintragen?«
»Jedem fünfzigtausend Livres; rechne.«
»Das ist ungeheuer! . . . Man wird sich gut schlagen müssen . . . um einen solchen Preis.«
»Ich glaube in der That, daß man sich nicht