Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 43
»Gehen wir auf den Freitag über,« sagte d’Artagnan.
»Am Freitag edle und kriegerische Vergnügungen. Wir jagen, wir üben uns in den Waffen, wir richten Falken ab, wir reiten Pferde zu. Der Samstag ist der Tag der geistigen Vergnügungen: wir rüsten unsern Geist aus, wir schauen die Gemälde und die Statuen von Monseigneur an; wir schreiben sogar und zeichnen Pläne; wir schießen endlich mit den Kanonen von Monseigneur.«
»Ihr zeichnet Pläne und brennt die Kanonen ab?«
»Ja, gnädiger Herr.«
»Mein Freund,« sagte d’Artagnan, »Herr du Vallon besitzt in der That den schärfsten und liebenswürdigsten Geist, den ich kenne; doch es gibt eine Art von Vergnügungen, die Ihr, wie mir scheint, vergessen habt.«
»Welche, gnädiger Herr?« fragte Mousqueton ängstlich.
»Die materiellen Vergnügungen.«
Mousqueton erröthete.
»Was versteht Ihr hierunter, Herr d’Artagnan?« sagte er, die Augen niederschlagend.
»Ich verstehe darunter die Tafel, den guten Wein, den Abend mit dem Kreisen der Flasche ausgefüllt.«
»Ah! gnädiger Herr, diese Vergnügungen zählen nicht, denn wir treiben sie alle Tage.«
»Mein braver Mousqueton,« sagte d’Artagnan, »verzeih mir, ich war dergestalt von Deiner reizenden Erzählung in Anspruch genommen, daß ich darüber den Hauptpunkt unseres Gespräches vergaß, nämlich den, daß ich wissen wollte, was der Herr Generalvicar d’Herblay Deinem Herrn geschrieben haben mochte.«
»Es ist wahr, Herr d’Artagnan, die Vergnügungen haben uns zerstreut. Nun, so hört, wie die Sache sich verhält.«
»Ich höre, mein lieber Mouston.«
»Am Mittwoch . . . «
»Am Tage der ländlichen Vergnügungen?«
»Ja . . . am Mittwoch kommt ein Brief, er empfängt ihn aus meinen Händen. Ich hatte die Schrift erkannt.«
»Nun?«
»Monseigneur liest ihn und ruft: »»Geschwinde, meine Pferde! meine Waffen!««
»Ah! mein Gott!« sagte d’Artagnan, »abermals ein Duell?«
»Nein, gnädiger Herr; der Brief enthielt nur die Worte: »»Lieber Porthos, begebt Euch auf den Weg, wenn Ihr vor Nachtgleiche ankommen wollt. Ich erwarte Euch.««
»Mordioux!« murmelte d’Artagnan träumerisch, »das ist dringend, wie es scheint.«
»Ich glaube wohl . . . Und so reiste Monseigneur noch an demselben Tag mit seinem Secretaire ab, um wo möglich zu rechter Zeit einzutreffen.«
»Und er ist wohl zu rechter Zeit angekommen?«
»Ich hoffe es. Monseigneur, der, wie Ihr wißt, sehr rüstiger Natur ist, wiederholte unabläßig: »»Donner Gottes, was ist denn das, Nachtgleiche? Teufel! das muß gut beritten sein, wenn es vor mir ankommen soll.««
»Und Du glaubst, daß Porthos zuerst eingetroffen ist?« fragte d’Artagnan.
»Ich bin dessen sicher. Nachtgleiche, so reich das auch sein mag, hat gewiß keine Pferde, wie Monseigneur.«
D’Artagnan bezwang seine Lachlust, weil ihm die Kürze des Briefes von Aramis viel zu denken gab. Er folgte Mousqueton, oder vielmehr dem Karren von Mousqueton bis ins Schloß und setzte sich an eine üppig bestellte Tafel, deren Honneurs man ihm wie einem König machte. Doch er vermochte nicht mehr aus Mousqueton herauszubringen. Der treue Diener weinte nach Herzenslust und das war Alles.
Nachdem d’Artagnan eine Nacht in einem vortrefflichen Bett zugebracht hatte, träumte er viel über den Sinn des Briefes von Aramis, beunruhigte er sich über die Beziehungen der Nachtgleiche zu den Angelegenheiten von Porthos, und da er nichts begriff, wenn nicht, daß es sich um ein Liebschäftchen des Bischofs handelte, für welches die Tage nothwendig den Nächten gleich sein müßten, so verließ d’Artagnan Pierrefonds, wie er Melun, wie er das Schloß des Grafen de la Fère verlassen hatte. Dies geschah jedoch nicht ohne eine Schwermuth, welche mit Fug und Recht für eine der düstersten Launen von d’Artagnan gelten konnte. Den Kopf gesenkt, das Auge stier, ließ er seine Beine auf beiden Seiten seines Pferdes herabhängen und sagte zu sich selbst in jener schwankenden Träumerei, welche zuweilen bis zur erhabensten Beredtsamkeit aufsteigt:
»Keine Freunde, keine Zukunft, nichts mehr! Meine Kräfte sind gebrochen, wie der Bund unserer vergangener Freundschaft! Oh! das Alter kommt, kalt, unerbittlich; es hüllt in seinen Trauerflor Alles, was in meiner Jugend glänzte, duftete; dann wirft es diese sanfte Bürde auf seine Schulter und trägt sie mit dem Uebrigen in den bodenlosen Abgrund des Todes.«
Ein Schauer schnürte dem Gascogner, der gegen alle Unglücksfälle des Lebens so stark und muthig war, das Herz zusammen, einige Augenblicke schienen ihm die Wolken schwarz, kam ihm die Erde schlüpfrig und thonig vor, wie die der Friedhöfe.
»Wohin gehe ich? . . . « sagte er zu sich selbst; »was will ich machen? . . . Allein, ganz allein, ohne Familie, ohne Freunde . . . Bah!« rief er plötzlich.
Und er gab beide Sporen seinem Rosse, das, da es keine Schwermuth in dem kräftigen Hafer von Pierrefonds gefunden hatte, die Erlaubniß benützte, seine Heiterkeit durch ein Galopptempo zu zeigen, welches zwei Meilen fortwährte.
»Nach Paris!« sagte d’Artagnan zu sich selbst.
Und am andern Tag stieg er in Paris ab.
Er hatte zehn Tage zu dieser Reise gebraucht.
V.
Was d’Artagnan in Paris machte
Der Lieutenant stieg vor einem Laden der Rue des Lombards mit dem Schild zum goldenen Mörser ab. Ein Mann von gutem Aussehen, der eine weiße Schürze trug und seinen grauen Schnurrbart mit einer dicken, kräftigen Hand streichelte, stieß einen Freudenschrei aus, als er den Schecken erblickte.
»Herr Chevalier,« sagte er, »ah! Ihr seid es.«
»Guten Morgen, Planchet,« erwiederte d’Artagnan, der sich bückte, um in den Laden einzutreten.
»Geschwinde, herbei, Ihr Leute,« rief Planchet, »Einer für das Pferd von? Herrn d’Artagnan, Einer für sein Zimmer, Einer für sein Abendbrod!«
»Ich danke, Planchet, guten Morgen, meine Kinder,« sagte d’Artagnan zu den eifrigen Ladenburschen.
»Ihr erlaubt, daß ich diesen Kaffee, diesen Zuckersyrup und diese gekochten Weinbeeren besorge?« sagte Planchet, »sie sind für die Küche des Herrn Oberintendanten bestimmt.«
»Besorge es immerhin.«
»Es ist in einem Augenblick geschehen, dann speisen wir zu Nacht.«
»Mache, daß wir allein speisen,« sagte d’Artagnan, »ich habe, mit Dir zu sprechen.«
Planchet