Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 65
»Ja, Eure Ehren, er ist es,« antwortete der Soldat.
»Mir scheint, ich leugne das nicht,« sprach Athos mit stolzem Tone; »und nun, meine Herren, erlaubt mir meinerseits, Euch um eine Erklärung zu bitten, wozu alle diese Fragen und besonders warum der Ton, in dem Ihr sie thut.«
»Mein Herr,« erwiederte der Lieutenant, »wenn wir diese Fragen an Euch richten, so haben wir das Recht, sie zu thun, und wenn wir sie in diesem Ton stellen, so geschieht dies, glaubt mir, weil dieser Ton der Lage der Dinge entspricht.«
»Meine Herren,« entgegnete Athos, »Ihr wißt nicht, wer ich bin, doch ich muß Euch bemerken, daß ich hier nur den General Monk als meines Gleichen anerkenne. Wo ist er? Man führe mich vor ihn und wenn er eine Frage an mich zu richten hat, so werbe ich antworten, und zwar, wie ich hoffe, auf eine ihn befriedigende Weise. Ich wiederhole, meine Herren, wo ist der General?«
»Ei, bei Gott! Ihr wißt besser als wir, wo er ist!« rief der Lieutenant.
»Ich?«
»Gewiß, Ihr.«
»Mein Herr, ich verstehe Euch nicht.«
»Ihr werdet mich verstehen, und sprecht vor Allem leiser, mein Herr. Was hat Euch der General gestern gesagt?«
Athos lächelte verächtlich.
»Es handelt sich hier nicht darum, zulächeln, sondern zu antworten,«» rief aufbrausend einer von den Obersten.
»Und ich, meine Herren, ich erkläre Euch, daß ich nicht antworten werde, wenn ich nicht dem General gegenüberstehe.«
»Ihr wißt wohl, daß Ihr etwas Unmögliches verlangt,« sagte der Oberste, der schon gesprochen hatte.
»Zum zweiten Male gibt man mir dieselbe seltsame Antwort auf den Wunsch, den ich ausdrücke,« sprach Athos. »Ist der General abwesend?«
Die Frage von Athos wurde so treuherzig ausgesprochen und der Graf hatte dabei eine so unschuldig erstaunte Miene, daß die drei Officiere Blicke wechselten. Der Lieutenant nahm durch eine Art von stillschweigender Uebereinkunft mit den zwei andern Officieren das Wort und sagte:
»Mein Herr, der General hat Euch gestern an der Grenze des Klosters verlassen?«
»Ja, mein Herr.«
»Und wohin seid Ihr gegangen?«
»Es ist nicht an mir. Euch zu antworten, sondern an denjenigen, welche mich begleitet haben. Das sind Eure Soldaten, befragt sie.«
»Aber wenn es uns beliebt. Euch zu befragen?«
»Dann wird es mir belieben, Euch zu erwiedern, mein Herr, daß ich von Niemand hier abhängig bin, daß ich hier nur den General kenne und nur ihm antworten werde.«
»Es sei, doch da wir die Herren sind, so werden wir uns zum Kriegsgericht erheben, und wenn Ihr Richter vor Euch habt, müßt Ihr wohl antworten.«
Das Antlitz von Athos drückte nur Erstaunen und Verachtung statt des Schreckens aus, den die Officiere darauf zu lesen erwarteten.
»Schottische oder englische Richter mir, der ich Unterthan des Königs von Frankreich, mir, der ich unter den Schutz der britischen Ehre gestellt bin! Ihr seid Narren, meine Herren,« rief Athos die Achseln zuckend.
»Mein Herr, Ihr behauptet also, Ihr wisset nicht, wo der General ist?« sagten sie.
»Hierauf habe ich schon geantwortet.«
»Ja; aber Ihr habt etwas Unglaubliches geantwortet.«
»Es ist dennoch wahr, meine Herren. Die Leute meines Standes lügen gewöhnlich nicht. Ich bin Edelmann, wie ich Euch schon bemerkte, und wenn ich den Degen an meiner Seite habe, den ich gestern aus einem Uebermaß von Zartgefühl auf dem Tische ließ, wo er noch liegt, so wird mir, glaubt mir, Keiner Dinge sagen, die ich nicht hören will. Heute bin ich entwaffnet; wenn Ihr meine Richter zu sein Euch anmaßt, so richtet mich; wenn Ihr nur meine Henker seid, so tödtet mich!«
»Aber, mein Herr? . . . « fragte mit höflicherem Tone der Lieutenant, berührt von der Größe und Kaltblütigkeit von Athos.
»Mein Herr, ich kam hierher, um mit Eurem General im Vertrauen über wichtige Angelegenheiten zu sprechen. Es war kein gewöhnlicher Empfang, der Empfang, den er mir zu Theil werden ließ. Die Berichte Eurer Soldaten können Euch hiervon überzeugen. Wenn er mich so empfing, so wußte der General, welche Ansprüche ich auf Ächtung zu machen habe. Ich denke, Ihr nehmt nun nicht an, ich werde Euch meine Geheimnisse oder gar die seinigen offenbaren.«
»Aber was enthielten denn die Tonnen?«
»Habt Ihr diese Frage nicht an Eure Soldaten gerichtet? Was haben sie Euch geantwortet?«
»Sie enthalten Pulver und Blei.«
»Von wem erhielten sie diese Kunde? sie mußten Euch das sagen.«
»Vom General; doch wir lassen uns nicht bethören.«
»Nehmt Euch in Acht, mein Herr, ich bin es nicht mehr, den Ihr Lügen straft, sondern Euer Chef.«
Die Officiere schauten sich abermals an; Athos fuhr fort:
»Vor Euren Soldaten hat mir der General gesagt, ich möge acht Tag warten, in acht Tagen würde er mir die Antwort geben, die er mir zu ertheilen habe. Bin ich entflohen? Nein, ich warte.«
»Er hat Euch acht Tage warten heißen!« rief der Lieutenant.
»Mein Herr, ich habe ein Sloop in der Mündung des Flusses vor Anker, ich konnte es gestern ohne die geringste Schwierigkeit erreichen und mich einschiffen. Bin ich aber geblieben, so geschah dies einzig und allein, um den Wünschen des Generals zu entsprechen, da mich Seine Herrlichkeit ersuchte, nicht ohne eine letzte Audienz abzureisen, deren Zeitpunkt sie selbst auf acht Tage feststellte. Ich wiederhole Euch also, daß ich warte,«
Der Lieutenant wandte sich gegen die zwei andern Officiere um und sagte mit leiser Stimme:
»Wenn dieser die Wahrheit spricht, so wäre noch Hoffnung vorhanden. Der General hätte so geheime Unterhandlungen pflegen müssen, daß er es sogar für unklug gehalten haben würde, uns davon in Kenntniß zu setzen. Seine Abwesenheit würde sodann acht Tag dauern.«
Dann sich an Athos wendend, sprach er:, »Mein Herr, Eure Erklärung ist von der höchsten Wichtigkeit, wollt Ihr sie unter dem Siegel des Schwurs wiederholen?«
»Mein Herr,« antwortete Athos, »ich habe immer in einer Welt gelebt, in der man mein einfaches Wort als den heiligsten der Schwüre betrachtete.«
»Diesmal jedoch, mein Herr, sind die Verhältnisse ernster als alle diejenigen, in denen Ihr Euch je befunden haben möget. Es handelt sich um das Heil einer ganzen Armee. Bedenkt es wohl. Der General ist verschwunden und wir forschen nach ihm. Ist das Verschwinden natürlich? Ist ein Verbrechen begangen worden? Müssen wir unsere Nachforschungen bis auf’s Aeußerste treiben? Sollen wir In Geduld warten? In diesem Augenblick, mein Herr, hängt Alles von dem Wort ab, das Ihr aussprechen werdet.«
»So befragt zögere ich nicht,« erwiederte Athos; »ja, ich hatte eine vertrauliche Unterredung mit dem