Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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sie im Unglück sind, mit mir: sind sie einmal glücklich, so schauen, sie mich nicht mehr an. Ich hege also nicht nur die tiefste Ehrfurcht, sondern auch die unbeschränkteste Ergebenheit für Euch, und das bedeutet etwas bei mir, glaubt mir, Sire. Als ich nun Eure Majestät über ihr Schicksal reden hörte, da fand ich, Ihr seid hochherzig, edel und wisset das Unglück gut zu ertragen.«

      »In der That,« sagte Karl erstaunt, »ich weiß nicht, was ich vorziehen soll, Eure Freiheiten oder Eure Ehrerbietung.«,

      »Ihr werdet sogleich wählen, Sire,« sprach d’Artagnan. »Eure Majestät beklagte sich also bei ihrem Bruder Ludwig XIV. über die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen habe, um nach England zurückzukehren und ohne Menschen und Geld ihren Thron wieder zu besteigen.«

      Hier entschlüpfte Karl eine Bewegung der Ungeduld.

      »Und das Haupthinderniß, auf das sie auf ihrem Wege stoße,« fuhr d’Artagnan fort, »sei ein gewisser General, der die Armee des Parlaments befehlige und dort die Rolle eines zweiten Cromwell spiele. Hat Eure Majestät das nicht gesagt?«

      »Ja, doch ich wiederhole Euch, mein Herr, diese Worte waren nur für die Ohren des Königs bestimmt.«

      »Und Ihr werdet sehen, Sire, es war sehr gut, daß sie in die Ohren seines Lieutenants der Musketiere gefallen sind; dieser für Eure Majestät so lästige General war, glaube ich, Monk; habe ich den Namen richtig gehört, Sire?«

      »Ja, mein Herr; doch ich wiederhole, wozu alle diese Fragen?«

      »Oh! ich weiß es wohl, Sire, die Etiquette gestattet es nicht, daß man die Könige fragt; doch ich hoffe, Eure Majestät wird mir sogleich meinen Verstoß gegen die Etiquette vergeben. Eure Majestät fügte bei, wenn sie ihn indessen sehen, sich mit ihm besprechen, von Angesicht zu Angesicht ihm gegenüber stehen könnte, so würde sie entweder mit Gewalt oder durch Ueberredung dieses Hinderniß, das einzige ernste, das einzige wahre, das einzige unüberwindliche auf ihrem Wege, besiegen.«

      »Dies Alles ist wahr, mein Herr; mein Schicksal, meine Zukunft, meine Dunkelheit oder mein Glanz hängen von diesem Mann ab; doch was wollt Ihr hieraus schließen?«

      »Nur Eines: ist der General Monk in dem Grade lästig, wie Ihr sagt, so wäre es ersprießlich. Eure Majestät von ihm zu befreien oder ihr einen Verbündeten aus ihm zu machen.«

      »Mein Herr, ein König, der weder ein Heer, noch Geld bat, da Ihr nun doch einmal meine Unterredung mit meinem Bruder angehört habt, vermag nichts gegen einen Mann, wie Monk.«

      »Ja, Sire, ich weiß wohl, das war Eure Meinung, doch zum Glück für Euch war es nicht die meinige.«

      »Was wollt Ihr damit sagen?«

      »Daß ich ohne eine Armee und ohne eine Million gethan habe, was Eure Majestät nur mit einer Armee und einer Million thun zu können glaubte.«

      »Wie! was sagt Ihr? was habt Ihr gethan?«

      »Was ich gethan habe? Nun, Sire, ich habe den für Euch so lästigen Mann dort festgenommen.«

      »In England?«

      »Allerdings, Sire.«

      »Ihr habt Monk in England festgenommen?«

      »Hätte ich zufällig schlimm daran gethan?«

      »In der That, mein Herr, Ihr seid ein Narr.«

      »Ganz und gar nicht, Sire.«

      »Ihr habt Monk gefangen genommen?«

      »Ja, Sire.«

      »Wo dies?«

      »Mitten in seinem Lager.«

      Der König bebte vor Ungeduld und zuckte die Achseln.

      »Und da ich ihn auf der Landstraße bei Newcastle gefangen genommen habe, so bringe ich ihn Eurer Majestät,« sprach d’Artagnan ganz einfach.

      »Ihr bringt ihn mir!« rief der König, beinahe entrüstet über das, was er für eine Mystification hielt.

      »Ja, Sire,« antwortete d’Artagnan mit demselben Ton, »ich bringe ihn Euch; er ist dort in einer großen Kiste, an der Löcher angebracht sind, damit er athmen kann.«

      »Mein Gott!«

      »Oh! seid unbesorgt, Sire, man hat jede mögliche Rücksicht für ihn gehabt. Er kommt also völlig unversehrt und wohlbehalten hier an. Beliebt es Eurer Majestät, ihn zu sehen, mit ihm zu reden oder ihn in’s Wasser werfen zu lassen?«

      »Oh! mein Gott!« wiederholte Karl, »oh! mein, Gott! mein Herr, sprecht Ihr die Wahrheit? Beleidigt Ihr mich nicht durch einen unwürdigen Scherz?

      »Ihr solltet diesen unerhört verwegenen und genialen Streich ausgeführt haben? Unmöglich!«

      »Erlaubt mir Eure Majestät, das Fenster zu öffnen?« fragte d’Artagnan, indem er es öffnete.

      Der König hatte nicht einmal Zeit, ja zu sagen. D’Artagnan ließ einen langen, schrillen Pfiff vernehmen, den er dreimal in der Stille der Nacht wiederholte.

      »Man wird ihn nun Eurer Majestät bringen,« sagte er.

       XV.

      Worin d’Artagnan zu befürchten anfängt, er habe sein Geld und das von Blanchet mit Verlust des Kapitals angelegt

      Der König konnte sich von seinem Erstaunen nicht erholen und schaute bald das lächelnde Gesicht des Musketiers, bald das dunkle Fenster an, das sich gegen die Nacht öffnete. Doch ehe er sich einen bestimmten Gedanken gemacht hatte, brachten fünf von den Leuten von d’Artagnan, – zwei blieben zu Bewachung der Barke zurück, – nach dem Hause, wo ihn Parry empfing, den Gegenstand von länglicher Form, der für diesen Augenblick das Geschick Englands enthielt.

      Vor seiner Abreise von Calais hatte d’Artagnan in dieser Stadt eine Art von Sarg, breit und tief genug, daß sich ein Mensch bequem darin umwenden konnte, machen lassen. Gehörig ausgepolstert, bildeten der Boden und die Seiten ein Bett, das so sanft war, daß man in diesem Käfig durch das Schwanken des Schiffes keine Stöße zu erleiden hatte. Das kleine Gitter, dessen d’Artagnan gegen den König erwähnt hatte, war wie ein Helmvisir in der Höhe des Gesichtes des Menschen angebracht. Es war so gearbeitet, daß bei dem geringsten Schrei ein plötzlicher Druck diesen Schrei und zur Roth den, welcher geschrieen, ersticken konnte.

      D’Artagnan kannte seine Mannschaft und seinen Gefangenen so gut, daß er auf der ganzen Fahrt zwei Dinge befürchtete: entweder würde der General den Tod dieser seltsamen Sklaverei vorziehen und sich dadurch, daß er sprechen wolle, ersticken lassen, oder seine Wächter würden sich durch die Anerbietungen des Gefangenen in Versuchung führen lassen und ihn, d’Artagnan, an der Stelle von Monk in die Kiste stecken.

      D’Artagnan hatte auch die zwei Tage und die zwei Nächte allein mit dem General bei der Kiste zugebracht; er hatte ihm Wein und Speise geboten, was er ausschlug, und ihn beständig über das Schicksal, das seiner in Folge dieser seltsamen Gefangenschaft harrte, zu trösten gesucht. Zwei Pistolen auf dem Tisch und sein bloßer Degen beruhigten d’Artagnan über etwaige Unbescheidenheiten von Außen. Sobald er sich in Scheveningen befand, war er völlig beruhigt. Seine Leute fürchteten ungemein jedes Zusammentreffen mit den Herren vom Lande. Ueberdies hatte er für seine Sache denjenigen interessirt, der ihm moralisch als Lieutenant

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