Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Athos sprach diese Worte mit so viel Größe und mit solcher Feierlichkeit, daß die drei Officiere beinahe überzeugt waren. Einer von den Obersten wollte indessen noch einen Versuch machen und sagte:
»Mein Herr, obgleich wir nun von dem, was Ihr behauptet, überzeugt sind, liegt doch in dem Allem ein seltsames Geheimniß. Der General ist ein zu kluger Mann, um so sein Heer am Vorabend einer Schlacht zu verlassen, ohne wenigstens einen von uns davon in Kenntniß zu setzen. Ich, was mich betrifft, kann nichts Anderes glauben, als daß ein seltsames Ereigniß die Ursache dieses Verschwindens ist. Gestern sind fremde Fischer hierhergekommen, um ihre Fische zu verkaufen; man quartierte sie dort unten bei den Schottländern ein, nämlich am Wege, dem der General folgte, um mit dem Herrn in die Abtei zu gehen und von dort zurückzukehren. Einer dieser Fischer hat den General mit einer Laterne begleitet . . . und diesen Morgen waren Barke und Fischer von der Fluth fortgetragen verschwunden.«
»Ich,« versetzte der Lieutenant, »ich sehe darin nichts, was nicht natürlich wäre, denn diese Leute waren keine Gefangenen.«
»Nein; aber ich wiederhole, einer von ihnen hat dem General und dem Herrn in dem Gewölbe der Abtei geleuchtet, und Digby versichert uns, der General habe schlimmen Verdacht über diese Leute gehabt. Wer sagt uns aber, daß diese Fischer nicht mit dem Herrn einverstanden waren, und nachdem der Streich ausgeführt, sei dieser Herr, der sicherlich muthig ist, nicht geblieben, um uns durch seine Gegenwart zu beruhigen und es zu verhindern, daß unsere Nachforschungen die geeignete Richtung nehmen?«
Diese Rede machte Eindruck auf die zwei andern Officiere.
»Mein Herr,« sprach Athos, »erlaubt mir, Euch zu bemerken, daß es Eurem scheinbar sehr richtigen Urtheil doch in dem, was mich betrifft, an Haltbarkeit fehlt. Ihr sagt, ich sei geblieben, um den Verdacht abzuwenden; der Verdacht regt sich im Gegentheil in mir, wie in Euch, und ich sage Euch: Es ist nicht möglich, meine Herren, daß sich der General am Vorabend einer Schlacht wegbegeben hat, ohne irgend Jemand davon in Kenntniß zu setzen. Ja, bei dem Allem waltet ein seltsames Ereigniß ob; ja, statt müßig zu bleiben und zu warten, müßt Ihr jede Wachsamkeit, jede mögliche Thätigkeit entwickeln. Ich bin Euer Gefangener, meine Herren, auf mein Wort oder auf eine andere Weise. Meine Ehre ist dabei betheiligt, daß man erfährt, was aus dem General Monk geworden ist, so daß ich, wenn Ihr zu mir sagtet: Geht, antworten würde: Nein, ich bleibe, – und daß ich, wenn Ihr mich um meine Meinung fragtet, beifügen müßte: Ja, der General ist das Opfer irgend einer Verschwörung, denn wenn er das Lager hätte verlassen müssen, so würde er es gesagt haben. Sucht also, forscht, durchwühlt die Erde, durchwühlt das Meer; der General ist nicht weggegangen, oder wenigstens nicht mit seinem eigenen Willen weggegangen.«
Der Lieutenant machte den anderen Officieren ein Zeichen.
»Nein, mein Herr,« sagte er, »nein, Ihr geht Eurerseits zu weit. Der General hat nichts von den Ereignissen zu erleiden, und er ist es ohne Zweifel im Gegentheil, der sie lenkt. Was Monk zu dieser Stunde thut, hat er schon oft gethan. Wir haben also Unrecht, uns zu beunruhigen; seine Abwesenheit wird ohne Zweifel von kurzer Dauer sein. Wir werden uns auch wohl hüten, in einer Kleinmüthigkeit, die uns der General zum Verbrechen machen würde, seine Abwesenheit, welche die Armee demoralisiren könnte, ruchbar werden zu lassen. Der General gibt uns einen ungeheuren Beweis seines Vertrauens; zeigen wir uns desselben würdig. Meine Herren, das tiefste Stillschweigen bedecke dies Alles mit einem undurchdringlichen Schleier; wir behalten den Herrn nicht wegen eines Argwohns gegen ihn hinsichtlich des Verbrechens, sondern um auf eine wirksamere Weise das Geheimniß der Abwesenheit des Generals, das wir unter uns verschließen, zu sichern; bis auf neuen Befehl wird der Herr auch im Generalquartier wohnen.«
»Meine Herren,« entgegnete Athos, »Ihr vergeßt, daß mir der General in dieser Nacht ein Gut anvertraut hat, das ich hüten muß. Gebt mir jede Bewachung, die Euch beliebt, fesselt mich, wenn Ihr wollt, doch laßt mir das Haus, das ich bewohne, als Gefängnis. Ich schwöre Euch bei meinem adeligen Ehrenwort, der General würde es Euch bei seiner Rückkehr zum Vorwurf machen, daß Ihr ihm hierin mißfallen habet.«
Die Officiere beriethen sich einen Augenblick; nach dieser Berathung sagte der Lieutenant:
»Es sei, mein Herr, kehrt in Eure Wohnung zurück.«
Dann gaben sie Athos eine Wache von fünfzig Mann, die ihn in seinem Haus einschloß, ohne ihn eine Secunde aus dem Gesicht zu verlieren.
Das Geheimniß blieb bewahrt, aber die Stunden, aber die Tage vergingen, ohne daß der General zurückkam und ohne daß man ferner Kunde von ihm erhielt.
XIV.
Die Schmuggelwaare
Zwei Tage nach den von uns erzählten Ereignissen und während man jeden Augenblick in seinem Lager den General Monk erwartete, der nicht dahin zurückkehrte, ging eine kleine holländische Felucke mit einer Equipage von zehn Mann an der Küste von Scheveningen, ungefähr einen Kanonenschuß vom Lande, vor Anker. Es war stockfinstere Nacht, die See stieg in der Dunkelheit und die Stunde eignete sich vortrefflich, um Passagiere und Waaren auszuschiffen.
Die Rhede von Scheveningen bildet einen weiten Halbmond; sie ist durchaus nicht tief und ziemlich unsicher; man sah hier auch nur flämische Houques oder von jenen holländischen Barken liegen, welche die Fischer auf Rollen auf den Sand ziehen, wie es die Alten nach der Mittheilung von Virgil machten. Steigt die Woge und treibt gegen das Land, so ist es nicht klug, das Fahrzeug zu nahe an die Küste gelangen zu lassen, denn wenn der Wind frisch ist, versanden sich die Vordertheile und der Sand an dieser Küste ist schwammicht, er nimmt leicht, aber gibt nicht ebenso wieder. Aus diesem Grunde löste sich ohne Zweifel die Schaluppe vom Schiff, sobald dieses Anker geworfen hatte, und fuhr mit acht Leuten von der Mannschaft, unter denen man einen Gegenstand von länglicher Form unterschied, der ein Ballen oder eine Art von Korb sein mochte.
Das Ufer war verlassen, die paar Fischer, welche die Dünen bewohnen, hatten sich schlafen gelegt. Die einzige Schildwache, welche die Küste hütete (eine sehr schlecht bewachte Küste in Betracht, daß das Landen eines großen Schiffes unmöglich war), hatte, ohne das Beispiel der Fischer, die sich niedergelegt, völlig befolgen zu können, dieselben doch insofern nachgeahmt, daß sie eben so tief in ihrem Schilderhause schlief, als jene in ihren Betten. Das einzige Geräusch, das man hörte, war also das Pfeifen des Nachtwindes, der durch das Heidekraut der Düne strich. Doch es waren ohne Zweifel mißtrauische Leute, die Leute, die sich näherten, denn diese wirkliche Stille und diese scheinbare Einsamkeit beruhigten sie noch nicht. Kaum sichtbar wie ein dunkler Punkt auf dem Ocean glitt auch ihre Schaluppe, geräuschlos, das Rudern vermeidend, um nicht gehört zu werden, über das Wasser hin und fuhr so nahe als möglich ans Land.
Kaum spürte man Grund, als ein einziger Mann aus dem Fahrzeug sprang, nachdem er einen kurzen Befehl mit jenem Tone gegeben, der die Gewohnheit des Gebietens bezeichnet. In Folge dieses Befehls glänzten alsbald mehrere Musketen bei dem schwachen Schimmer des Meeres, diesem Spiegel des Himmels, und der bereits erwähnte längliche Ballen, welcher ohne Zweifel die Schmuggelwaare enthielt, wurde mit unendlicher Vorsicht ans Land geschafft. Sogleich lief der Mann, der die Schaluppe zuerst verlassen hatte, schräge nach dem Dorfe Scheveningen, wobei er seine Richtung nach der vordersten Spitze des Waldes nahm. Hier suchte er das Haus, das wir schon einmal durch die Bäume erblickt, und das wir als die mittlerweilige Wohnung – eine sehr bescheidene Wohnung – desjenigen bezeichnet haben, welchen man aus Artigkeit den König von England nannte.
Alles schlief hier, wie überall; nur ein großer Hund von der Race derjenigen, welche die Fischer von Scheveningen an kleine Karren spannen, um ihre Fische nach dem Haag zu bringen,