Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма страница 16
»Der Teufel! wer hat ihn gemacht? weder Du noch ich, nicht wahr? sondern Fernand. Du weißt, daß ich das Papier in einen Winkel geworfen habe; ich glaubte sogar, ich hatte es zerrissen.«
»Nein, nein,« erwiderte Caderousse, »Oh! was das betrifft, so bin ich meiner Sache sicher, ich sehe es zusammengerollt und ganz zerknittert in der Ecke der Laube, und ich wollte, es wäre noch dort.«
»Fernand wird es aufgehoben haben, er hat es wahrscheinlich copirt oder copiren lassen, . . . vielleicht hat er sich nicht einmal diese Mühe genommen; wenn ich bedenke, mein Gott! . . . er hat am Ende meinen eigenen Brief abgeschickt. Zum Glücke hatte ich meine Handschrift verstellt.«
»Du wußtest also, daß Dantes in eine Meuterei verwickelt war?«
»Ich wußte nichts in der Welt und glaubte, wie gesagt, nur einen Scherz zu machen. Es scheint mir, ich habe, wie Arlequin, lachend die Wahrheit gesprochen.«
»Das ist am Ende einerlei, versetzte Caderousse; »ich gäbe viel, wenn diese Sache nicht vorgefallen wäre, oder wenn ich wenigstens in keiner Beziehung zu derselben stände. Du wirst sehen, daß sie uns Unglück bringt, Danglars.«
»Wenn sie Einem Unglück bringen soll, so ist es dem wahren Schuldigen, und der wahre Schuldige ist Fernand, wir sind es nicht. Was für ein Unglück soll uns begegnen? Wir haben uns nur ruhig zu verhalten, nicht von der ganzen Geschichte zu schnaufen, und das Gewitter geht vorüber, ohne daß der Donner fällt.«
»Amen,« sprach Caderousse, machte Danglars ein Zeichen des Abschiedes und wandte sich nach den Allées de Meillan, wobei er jedoch beständig den Kopf schüttelte und mit sich selbst sprach, wie ganz und gar mit peinigenden Gedanken beschäftigte Leute zu tun pflegen.
»Gut,« sagte Danglars, »die Sache nimmt die von mir vorhergesehene Wendung; ich bin einstweilen Kapitän, und wenn dieser Dummkopf von einem Caderousse schweigen kann, überhaupt Kapitän. Es kann also nur der einzige Fall dazwischen treten, daß das Gericht Dantes freilassen wurde. Doch,« fügte er lächelnd bei, »die Justiz ist die Justiz und ich verlasse mich auf sie.«
Und hiernach sprang er in eine Barke und gab den Schiffern Befehl, ihn nach dem Pharaon zu rudern, wohin ihn erwähnter Maßen der Reeder beschieden hatte.
Sechstes Kapitel.
Der Substitut des Staatsanwaltes
In der Rue du Grand-Cours, der Fontaine des Meduses gegenüber, in einem von den alten von Puget erbauten Häusern mit der aristokratischen Architektur feierte man zu derselben Stunde ebenfalls ein Verlobungsmahl. Nur gehörten die Schauspieler dieser Szene, statt Leute aus dem Volke, Matrosen und Soldaten zu sein, der Spitze der Marseiller Bevölkerung an. Es waren ehemalige Beamte, welche unter dem Usurpator ihren Abschied genommen hatten, alte Offiziere, welche aus den Reihen des französischen Heeres desertiert waren, um zu der Armee von Condé überzugehen; junge Leute von, ihrer Familie, welche über ihre Existenz trotz der vier bis fünf Stellvertreter, die sie bezahlt hatten, nicht beruhigt war, in dem Hasse gegen den Mann erzogen, aus dem fünf Jahre der Verbannung einen Märtyrer, und fünfzehn Jahre der Restauration einen Gott machen sollten.
Man saß bei Tische und das Gespräch war im Schwunge, glühend von allen Leidenschaften, von den Leidenschaften der Zeit, von den Leidenschaften, welche um so furchtbarer, um so lebendiger, um so erbitterter im Süden brausten. als seit fünf Jahren der religiöse Haß den politischen unterstützte.
Der Kaiser, – Fürst der Insel Elba, nachdem er der unumschränkte Beherrscher eines Weltalls gewesen warf eine Bevölkerung von fünf bis sechstausend Seelen regierend, nachdem er: Es lebe Napoleon! von hundert und zwanzig Millionen in zehn verschiedenen Sprachen hatte rufen hören, wurde hier wie ein auf immer für den Thron von Frankreich verlorener Mensch behandelt. Die Beamten enthüllten politische Mißgriffe, die Militäre sprachen von Moskau und Leipzig, die Frauen von seiner Scheidung von Josephine. Dieser freudigen, nicht über den Fall des Mannes, sondern über die Vernichtung des Prinzips triumphierenden royalistischen Welt kam es vor, als begänne das Leben wieder für sie, als erwachte sie aus einem peinlichen Traume.
Ein mit dem Sanct-Ludwigs-Kreuze geschmückter Mann erhob sich und schlug die Gesundheit des.Königs Ludwig XVIII. seinen Gästen vor. Es war der Marquis von Saint-Meran.
Bei diesem Toast, der zugleich an den Verbannten von Hartwell und an den pacificirenden König von Frankreich erinnerte, entstand ein gewaltiges Geräusch, die Gläser wurden auf englische Weise emporgehoben, die Frauen machten ihre Sträuße los und bestreuten das Tischtuch damit. Es herrschte eine beinahe dichterische Begeisterung.
»Sie müßten zugeben, wenn sie da wären,« sprach die Marquise von Saint-Meran, eine Frau mit trockenem Auge, dünnen Lippen, mit aristokratischer und trotz ihrer fünfzig Jahre noch zierlicher Tournure, »alle diese Revolutionäre, welche uns vertrieben haben, und die wir unsererseits ganz ruhig in ihren alten Schlössern, welche sie unter der Schreckensregierung für ein Stück Brot erkauften, Meutereien anzetteln lassen, sie müßten anerkennen sage ich, daß die wahre Ergebenheit auf unserer Seite war, denn wir hielten an der einstürzenden Monarchie während sie im Gegenteil die aufgehende Sonne begrüßten und ihr Glück machten, indes wir das unsere verloren; sie müßten anerkennen, daß unser König Ludwig der Viel geliebte wirklich gut war, wahrend ihr Usurpator nie etwas Anderes gewesen ist, als Napoleon der Verfluchte, nicht wahr, Villefort?«
»Sie sagen, Frau Marquise? . . . verzeihen Sie, ich war nicht bei dem Gespräche . . . «
»Ah, lassen Sie die Kinder, Marquise,« versetzte der Greis, der den Toast gebracht hatte; »diese Kinder wollen sich heiraten und haben natürlich von etwas Anderem mit einander zu sprechen, als von Politik.«
»Ich bitte um Vergebung, meine Mutter,« sagte eine junger hübsche Person mit blonden Haaren und mit einem Sammetauge, »ich gebe Ihnen Herrn von Villefort zurück, den ich für eine Minute in Anspruch genommen hatte. Herr von Villefort, meine Mutter spricht mit Ihnen.«
»Ich bin bereit, der gnädigen Frau zu antworten, wenn sie die Güte haben will, ihre Frage, die ich nicht genau verstand, zu wiederholen,« sagte Herr von Villefort.
»Man vergibt Dir, Renée,« sprach die Marquise mit einem zärtlichen Lächeln, das man über dieses trockene Gesicht schweben zu sehen erstaunt war; aber das Herz der Frau ist so beschaffen, daß es, so dürr es auch unter dem Hauche der Vorurteile und den Anforderungen der Etiquette werden mag, immer noch einen fruchtbaren und lachenden Winkel hat: es ist der Winkel, der von Gott der mütterlichen Liebe geheiligt worden ist. »Man vergibt Dir. Ich sagte, Villefort, die Bonapartisten hätten weder unsere Begeisterung, noch unsere Überzeugung, noch unsere Ergebenheit.«
»Ah! Madame, Sie haben wenigstens etwas, das alles Dies ersetzt: es ist der Fanatismus. Napoleon ist der Mahomet des Westen, er ist für alle diese aus dem Volke abstammenden, aber mit erhabenem Ehrgeize ausgerüsteten Menschen nicht. nur ein Gesetzgeber und Herr, sondern auch ein Musterbild, das Musterbild der Gleichheit.«
»Der Gleichheit!« rief die Marquise, »Napoleon das Musterbild der Gleichheit! Und was werden Sie dann aus Herrn von Robespierre machen? Es scheint mir, Sie stehlen ihm seinen Platz, um ihn dem Corsen zu geben.«
»Nein, Madame,« antwortete Villefort, »ich lasse Jeden auf seinem Piedestal, Robespierre, Place Louis XV. auf seinem Schafott, Napoleon, Place Vendome auf seiner Säule; nur hat der Eine eine Gleichheit gemacht, welche erniedrigt, der Andere eine Gleichheit, welche erhöht; der Eine hat die Könige auf das Niveau der Guillotine, der Andere hat das Volk