Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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Ausweises, der in Frankreich viel mehr geachtet wird als der französische, stieg er ohne Schwierigkeit an das Land. Das Erste, was Dantes erblickte, als er den Fuß auf die Cannebière setzte, war einer von den ehemaligen Matrosen des Pharaon. Dieser Mensch hatte unter ihm gedient und gereichte nun zum Mittel, Edmond über die Veränderungen zu beruhigen, die an ihm vorgegangen waren. Er schritt gerade auf denselben zu und machte mehre Fragen an ihn, welche der Matrose beantwortete, ohne nur entfernt durch seine Worte oder sein Gesicht vermuten zu lassen, daß er denjenigen, welcher mit ihm sprach, je gesehen zu haben sich erinnerte. Dantes gab dem Makrosen ein Stück Geld, um ihm für seine Auskunft zu danken, einen Augenblick nachher hörte er, daß ihm der brave Mann nachlief. Dantes wandte sich um.

      »Verzeihen Sie, mein Herr,« sagte der Matrose, »Sie haben sich ohne Zweifel getäuscht; Sie wollten mir ein Zweifrankenstück geben und gaben mir einen doppelten Napoleon.«

      »Ich habe mich allerdings getäuscht,« erwiderte Dantes, »du aber Deine Ehrlichkeit eine Belohnung verdient, so bitte ich diesen zweiten hier anzunehmen und mit Deinen Kameraden auf meine Gesundheit zu trinken.«

      Der Matrose war so geblendet durch dieses Geschenk, daß er nicht einmal daran dachte, dem Geber zu danken; er schaute ihm nur nach, als er sich entfernte, und sagte:

      »Das muß ein Nabob sein, der aus Indien kommt.«

      Dantes setzte seinen Weg fort: jeder Schritt, den er that, brachte eine neue Erschütterung in seinem Herzen hervor; alle Erinnerungen aus seiner Kindheit, unvertilgbare Erinnerungen, ewig seinem Geiste gegenwärtig, erhoben sich in jedem Winkel eines Platzes, an jeder Ecke einer Straße, an jedem Weichsteine eines Gäßchens. Als er an das Ende der Rue de Noailles gelangte und die Allées de Meillan erblickte, fühlte er, wie seine Knie sich bogen, und er wäre bald unter die Räder eines Wagens gefallen. Endlich kam er zu dem Hause, das sein Vater bewohnt hatte. Die Osterluzeien und die Capuciner waren von der Mansarde verschwunden, wo sie die Hand des guten Mannes mit so viel Sorgfalt aufgezogen hatte. Dantes lehnte sich an einen Baum und schaute einen Augenblick nachdenkend den letzten Stock dieses armseligen Häuschens an; endlich ging er auf die Thüre zu, überschritt die Schwelle, fragte, ob keine Wohnung frei wäre, und drang, obgleich das Haus besetzt war, so lange in den Concierge, bis dieser hinaufstieg und die Personen, welche den obersten Stock bewohnten, im Namen eines Fremden um die Erlaubnis bat, ihre zwei Zimmer sehen zu dürfen.

      Die Personen, welche den kleinen Raum bewohnten, waren ein junger Mann und eine junge Frau, die sich erst acht Tage vorher geheiratet hatten. Als Dantes diese jungen Leute sah, stieß er einen tiefen Seufzer aus. Nichts erinnerte ihn indessen an die Wohnung seines Vaters: es war nicht mehr dieselbe Tapete; alle die alten Geräthschaften, diese Freunde der Kindheit von Edmond, seiner Erinnerung in allen ihren Einzelheiten gegenwärtig, waren verschwunden. Nur die Wände waren dieselben. Dantes kehrte sich nach dem Bette um; es stand an derselben Stelle wie das des früheren Miethsmannes; die Augen von Dantes befeuchteten sieh unwillkürlich mit Tränen: auf diesem Platze mußte der Greis, den Namen seines Sohnes im Munde, gestorben sein. Die zwei jungen Leute schauten voll Erstaunen den Mann mit der ernsten Stirne an, über dessen Wangen zwei große Tränen floßen, ohne daß sich sein Gesicht nur im Geringsten veränderte. Aber da jeder Schmerz sein Heiligtum in sich trägt, so machten die jungen Leute keine Frage an den Unbekannten; sie zogen sich nur etwas zurück, um ihn ungestört weinen zu lassen, und da er sich entfernte, begleiteten sie ihn und sagten ihm, er könnte wiederkommen, wann er wollte, und ihr armes Haus würde ihn jeder Zeit gastfreundlich aufnehmen. Als er am unteren Stocke vorbeikam, blieb er vor einer Thüre stehen und fragte. ob der Schneider Caderousse immer noch hier wohne, der Concierge antwortete ihm jedoch, der Mann, von dem er spreche, habe schlechte Geschäfte gemacht und führe gegenwärtig die Gastwirthschaft zum Pont du Gard zwischen Bellegarde und Beaucaire.

      Dantes ging hinab, fragte nach der Adresse des Eigenthümers des Hauses der Allées de Meillan, begab sich zu ihm, ließ sich als Lord Wilmore melden (dies waren der Name und der Titel auf seinem Passe) und kaufte ihm das Häuschen für die Summe von fünfundzwanzig tausend Franken ab, was wenigstens zehntausend Franken mehr war, als es wert sein mochte, Aber Dantes würde eine halbe Million bezahlt haben, wenn man so viel dafür gefordert hätte.

      Au demselben Tage wurden die jungen Leute des fünften Stockes durch den Notar, der den Vertrag gemacht hatte, benachrichtigt, daß ihnen der neue Eigenthümer eine Wohnung im ganzen Hause nach ihrer Wahl überlasse, ohne auf irgend eine Weise ihren Miethzins zu erhöhen, unter der Bedingung, daß sie ihm die zwei Zimmer, welche sie bewohnten, abträten. Dieses seltsame Ereignis beschäftigte acht Tage lang alle Bewohner der Allées de Meillan und gab zu tausend Vermutungen Anlaß, von denen keine der Wahrheit entsprach. Was aber jedes Gehirn in Aufruhr brachte und jeden Geist in Unruhe versetzte, das war der Umstand, daß man denselben Mann, den man hatte in das Haus der Allées de Meillan gehen sehen, nun in dem Dorfe der Catalonier umherwandeln und in ein armseliges Fischerhäuschen eintreten sah, wo er mehr als eine Stande blieb, um Erkundigungen über verschiedene Personen einzuziehen, welche tot oder seit fünfzehn bis sechzehn Jahren verschwunden waren.

      Am andern Tage bekamen die Leute, bei denen er eingetreten war, um alle diese Fragen zu machen, zum Geschenk eine ganz neue catalonische Barke, welche mit zwei Schleppnetzen und Allem, was man sonst bedarf, ausgerüstet war. Die braven Leute hätten gern dem großmütigen Frager gedankt, doch man hatte ihn, als er sie verließ, nachdem er einem Maltesen einige Befehle gegeben, zu Pferde steigen und aus Marseille durch die Porte d'Air wegreiten sehen.

       Drittes Kapitel.

      Das Wirthshaus zum Pont du Gard

      Diejenigen, welche wie ich, den Süden von Frankreich zu Fuß durchwandert haben, konnten zwischen Bellegarde und Beaucaire, ungefähr halbwegs von dem Dorfe zur Stadt, aber dennoch näher bei Beaucaire, als bei Bellegarde, ein kleinen Wirthshause wahrnehmen, woran auf einer Platte von Eisenblech, welche bei dem geringsten Winde schauerlich ächzt, eine groteske Darstellung des Pont du Gard hängt. Dieses kleine Wirthshaus liegt, wenn man sich nach dem Laufe der Rhone richtet, links von der Straße und kehrt dem Flusse den Rücken zu; es ist von dem begleitet, was man in Languedoc einen Garten nennt, das heißt: die Seite der entgegengesetzt, welche ihre Thüre den Reisenden öffnet, geht auf ein Gehege, worin einige verkrüppelte Olivenbäume und ein paar wilde Feigenbäume stehen, deren Blätterwerk vom Staube versilbert ist; in ihren Zwischenräumen wachsen, statt aller anderer Gemüse, Knoblauch, Taubenkraut und Schalotten; in einer von den Ecken streckt endlich, wie eine verlorene Schildwache, eine Fichte schwermütig ihren biegsamen Stamm empor, während ihr fächerartig ausgebreiteter Gipfel unter einer Sonne von dreißig Graden kracht. Alle diese Bäume, groß oder klein, beugen sich natürlich in der Richtung gegeneigt, wo der Mistral, eine von den drei Geißeln der Provence, hinstreicht. Die zwei andern waren, wie man weiß oder vielleicht nicht weiß, die Durance und das Parlament. Da und dort in der umliegenden Ebene, welche einem großen Staubsee gleicht, vegetieren einige Weizenstängel, welche die Gartenliebhaber der Gegend ohne Zweifel nur der Seltenheit wegen ziehen, und von denen jeder als Aufsitzstange einer Grille dient, welche mit ihrem schrillen, eintönigen Gesange die in diesem Thebais verirrten Reisenden verfolgt.

      Seit etwa sieben die acht Jahren wurde diese kleine Wirthschaft von einem Manne und einer Frau geführt, deren einzige Dienerschaft ein Stubenmädchen genannt Toinette und ein Hausknecht Namens Pacaud waren, eine doppelte Beihilfe, welche indessen für die Bedürfnisse des Dienstes genügte, seitdem ein von Beaucaire nach Aigues-Mortes gegrabener Canal siegreich die Kähne auf die Eil fuhr und das Marktschiff auf die Diligence hatte folgen lassen. Dieser Canal lief, als wollte er das Bedauern des unglücklichen Gastwirthes, den er zu Grunde richtete, noch lebhafter machen, zwischen der Rhone, die ihn ernährt, und der Landstraße, die er entkräftet, etwa hundert Schritte von dem Wirthshaus, von dem wir eine kurze, aber getreue Schilderung gegeben haben. Vergessen wir nicht einen Hund, einen alten Nachtwächter, der nun gegen die Vorübergehenden sowohl am Tage, als während der Dunkelheit bellte, so wenig war er mehr gewohnt, Fremde zu sehen.

      Der

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