Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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nahe war.

      Die Insel war öde und die Sonne, in ihrem Zenith, schien sie mit ihrem Feuerauge zu bedecken; in der Ferne öffneten kleine Fischerbarken ihre Flügel auf dem saphirblauen Meere. Dantes hatte noch nichts zu sich genommen, aber das Essen währte in einem solchen Augenblick viel zu lange; er goß sich einen Schluck Rhum in den Mund und kehrte mit befestigtem Herzen in die Grotte zurück. Die Haue, welche ihm schwer gedünkt hatte, war wieder leicht geworden; er hob sie auf, wie er es mit einer Feder getan hätte und ging kräftig an die Arbeit. Nach einigen Schlägen bemerkte er, daß die Steine nicht fest gemauert, sondern nur über einander gelegt und mit einem Anwurf bedeckt waren; Edmond steckte in eine von den Spalten das Eisen der Haue, drückte auf den Stiel und sah zu seiner großen Freude den Stein wie auf Angeln rollen und zu seinen Füssen fallen. Nun hatte Dantes nur noch jeden Stein mit dem eisernen Zahn der Haue an sich zu ziehen, und einer nach dein andern rollte zu dem ersten.

      Sobald eine Öffnung gemacht war, hätte Dantes eintreten können, aber einige Augenblicke zögern hieß an die Hoffnung sich anklammernd die Gewißheit verzögern. Endlich ging Dantes von der ersten Grotte in die zweite.

      Die zweite Grotte war niedriger, düsterer und furchtbarer anzuschauen, als die erste. Die Luft, welche nur durch die so eben gemachte Öffnung eindrang, war von dem mephitischen Geruche geschwängert, welchen Dantes zu seinem Erstaunen in der ersten nicht gefunden hatte. Dantes ließ der äußeren Luft Zeit, diese tote Atmosphäre wiederzubeleben, und trat dann ein. Links von der Öffnung war eine tiefe finstere Ecke, doch für das Auge von Dantes gab es, wie gesagt keine Finsternis. Er untersuchte mit dem Blicke die zweite Grotte: sie war leer wie die erste. Der Schatz, wenn er bestand, war in der düsteren Ecke vergraben.

      Die Stunde der Angst war gekommene zwei Fuß Erde zu durchwühlen, das war Alles, was Dantes zwischen der höchsten Freude und der höchsten Verzweiflung blieb. Er schritt gegen die Ecke vor und griff, wie von einem plötzlichen Entschluß erfaßt, den Boden kühn an. Bei dem fünften oder sechsten Hiebe erscholl das Eisen auf Eisen. Nie brachte eine Totenglocke eine solche Wirkung auf denjenigen, welcher sie hörte, hervor. Hätte Dantes nichts gefunden, er wäre sicherlich nicht bleicher geworden. Er untersuchte neben der Stelle, wo er bereits untersucht hatte, und fand denselben Widerstand, aber nicht denselben Ton.

      »Es ist eine hölzerne Kiste mit eisernen Reife,« sagte er.

      In diesem Augenblick zog ein rascher Schatten, das Licht abschneidend, vorüber. Dantes ließ seine Haue fallen, ergriff seine Flinte schlüpfte durch die Öffnung und stürzte an den Tag hinaus. Eine wilde Ziege war über den ersten Eingang der Grotte gesprungen, und weidete einige Schritte von da. Sie bot eine schöne Gelegenheit, sich sein Mittagsmahl zu sichern, aber Dantes befürchtete, der Knall der Flinte könnte Jemand herbeiziehen. Er dachte einen Augenblick nach, schnitt einen harzigen Baum ab, entzündete ihn an dem noch rauchenden Feuer, woran die Schmuggler ihr Frühstück bereitet hatten, und kehrte mit dieser Fackel zurück. Er wollte nicht den geringsten Umstand von dem, was er sehen würde, verlieren.

      Dantes näherte die Fackel dem ungestalten, unvollendeten Loche und erkannte, daß er sich nicht getäuscht hatte. Seine Streiche hatten abwechselnd auf das Eisen und auf das Holz getroffen. Er steckte seine Fackel in die Erde und ging wieder an das Werk. In einem Augenblick war eine Stelle drei Fuß lang und ungefähr zwei Fuß breit abgeräumt, und Dantes vermochte eine Kiste zu erkennen, welche mit Reifen von ziseliertem Eisen umlegt war. In der Mitte des Deckels glänzte auf einer silbernen Platte, welche die Erde nicht hatte trüben können, das Wappen der Familie Spada, nämlich ein Schwert über einen Pfahl gelegt auf einem ovalen Wappenschild, wie die italienischen Schilde überhaupt sind, und darüber ein Cardinalshut. Dantes erkannte es leicht, der Abbé Faria hatte ihm dasselbe so oft gezeichnet. Nun gab es keinen Zweifel mehr, der Schatz war hier; man hätte nicht so viele Vorsichtsmaßregeln getroffen, um an diesen Platz eine leere Kiste zu bringen.

      In einem Augenblick war die ganze Umgebung der Kiste abgeräumt und Dantes sah nach und nach das mittlere Schloß, welches zwischen zwei Vorlegschlössern angebracht war, und die zwei Handhaben an den Seiten erscheinen; alles Dies war ziseliert, wie man in jenen Zeiten ziselierte, wo die Kunst die gemeinsten Metalle kostbar machte. Dantes nahm die Kiste bei den Handhaben und suchte sie aufzuheben: es war unmöglich. Dantes wollte sie öffnen: die Schlösser waren geschlossen: diese getreuen Wächter schienen ihren Schatz nicht herausgeben zu wollen. Er schob die schneidende Seite seiner Haue zwischen die Kiste und den Deckel, drückte auf den Stiel der Haue, der Deckel krachte und zersprang. Eine weite Öffnung der Bretter machte die Beschläge unnötig, sie fielen ebenfalls ab, und die Kiste war offen.

      Ein schwindelartiges Fieber ergriff Dantes, er nahm seine Flinte und stellte sie mit gespanntem Hahn neben sich. Anfangs schloß er die Augen, wie es die Kinder tun, um in der funkelnden Nacht ihrer Einbildungskraft mehr Sterne zu sehen, als sie an dem noch erleuchteten Himmel zählen können, dann öffnete er sie wieder und blieb geblendet.

      Drei Abteilungen schieden die Kiste: in der ersten glänzten die Goldthaler mit ihren röthlichgelben Reflexen, in der zweiten befanden sich in guter Ordnung aufgereihte, aber schlecht geglättete Goldstangen, welche vom Gold nur das Gewicht und den Wert hatten. aus der dritten endlich, welche halb voll war, zog Dantes handvollweise Diamanten, Perlen, Rubine heraus, die, eine glänzende Cascade, auf einander zurückfallend das Geräusch von Hagel auf Glasscheiben machten.

      Nachdem er berührt, betastet, seine bebenden Hände in Gold und Edelsteine getaucht hatte, erhob sich Edmond wieder und lief durch die Höhlen mit der zitternden Exaltation eines Menschen, der dem Wahnsinne nahe ist. Er sprang auf einen Felsen, von wo er das Meer überschauen konnte, und sah nichts; er war allein, ganz allein mit diesen unberechenbaren, unerhörten, fabelhaften Reichtümern, welche ihm gehörten. Nur, wachte er oder träumte er? War es ein flüchtiger Traum oder umfaßte er Leib an Leib die Wirklichkeit?

      Er mußte sein Gold wiedersehen, und dennoch fühlte er, daß er in dieser Minute nicht die Kraft hatte, seinen Anblick zu ertragen. Er drückte einen Augenblick beide Hände an den Kopf, als wollte er die Vernunft zu entfliehen verhindern: dann stürzte er durch die Insel ohne einer bestimmten Richtung zu folgen, scheuchte die wilden Ziegen auf und erschreckte die Seevögel durch sein Geschrei und seine heftigen Gebärden. Endlich kehrte er noch zweifelnd auf einem Umwege zurück, eilte von der ersten Grotte in die zweite und befand sich wieder im Angesicht der ungeheuren Gold- und Diamantenmine. Diesmal fiel er auf die Knie, preßte seine Hände krampfhaft an sein springendes Herz und murmelte ein für Gott allein verständliches Gebet. Bald fühlte er sich ruhiger und folglich auch glücklicher, denn zu dieser Stunde erst fing er an, an sein Glück zu glauben.

      Er begann sein Vermögen zu zählen; er fand tausend Goldstangen, jede von zwei bis drei Pfund, dann häufte er fünfundzwanzig tausend Goldthaler auf, von denen jeder achtzig Franken unserer gegenwärtigen Münze wert sein mochte, insgesamt mit dem Bildniß von Papst Alexander Vl. und seinen Vorgängern, und er bemerkte, daß das Fach nur halb leer war: endlich maß er zehnmal die Weite seiner beiden Hände in Perlen, in Edelsteinen, in Diamanten, von denen viele, von den besten Goldschmieden der Zeit gefaßt, einen merkwürdigen Wert durch die Arbeit boten, abgesehen von ihrem inneren Werte.

      Dantes sah den Tag sich neigen und allmälig erlöschen. Er befürchtete, überrascht zu werden, wenn er in der Höhle bliebe, und ging seine Flinte in der Hand hinaus. Ein Stück Zwieback und einige Schlucke Wein waren sein Abendbrot. Dann setzte er den Stein wieder an seine Stelle, legte sich darauf und schlief, mit seinem Leibe den Eingang der Höhle bedeckend, nur wenige Stunden. Diese Nacht war eine von den köstlichen und schrecklichen, wie sie der junge Mann mit den niederschmetternden Erschütterungen schon zwei oder dreimal in seinem Leben erfahren hatte.

       Zweites Kapitel.

      Der Unbekannte

      Der Tag erschien: Dantes erwartete ihn längst mit offenen Augen. Bei seinen ersten Strahlen erhob er sich und stieg, wie am Tage vorher, auf den

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