Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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Dantes fällte den stärksten Olivenbaum, den man finden konnte, entblößte ihn von seinen Zweigen, steckte ihn in das Loch und machte einen Hebel daraus; aber der Fels war zugleich zu schwer und zu fest durch den unteren Felsen unterlegt, als daß eine menschliche Kraft, und wäre es die von Herkules gewesen, ihn hätte erschüttern können.

      Dantes bedachte nun, daß er diese Unterlage selbst angreifen müsse, aber durch welches Mittel? Er schaute umher, wie es verlegene Menschen tun, und sein Blick fiel auf ein Pulverhorn, das ihm sein Freund Jacopo zurückgelassen hatte; er lächelte: die höllische Erfindung sollte das Werk verrichten.

      Mit Hilfe seiner Haue grub Dantes zwischen dem oberen Felsen und demjenigen, auf welchem dieser ruhte, einen Minengang, wie es die Pioniere zu tun pflegen, wenn sie dem Arme des Menschen eine zu große Anstrengung ersparen wollen, dann verstopfte er ihn mit Pulver, fädelte sein Sacktuch aus, wälzte es im Salpeter und machte eine Lunte daraus. Sobald die Lunte brannte, entfernte sich Dantes. Die Explosion ließ nicht auf sich warten; der obere Felsen wurde einen Augenblick durch die unberechenbare Kraft aufgehoben, der untere zersprang in Stücke. Durch die kleine Öffnung, welche Dantes zuerst gemacht hatte, kam eine ganze Welt von zitternden Insekten hervor, und eine ungeheure Natter, die Wächterin dieses geheimnisvollen Weges, wälzte sich auf ihren bläulichen Ringen fort und verschwand.

      Dantes näherte sich. Nunmehr ohne Stütze, neigte sich der obere Felsen gegen den Abgrund. Der unerschütterliche Sucher machte die Runde um denselben, wählte eine von den schwankendsten Stellen, stützte seinen Hebel an eine seiner Ecken und stemmte sich mit seiner ganzen Kraft, einem Sisyphus ähnlich, gegen den Felsen. Bereits durch die Explosion erschüttert, wankte der Fels; Dankes verdoppelte seine Anstrengung. Man hätte glauben sollen, einer von den Titanen reiße Berge mit der Wurzel aus, um mit dem Herrn der Götter Krieg zu führen. Der Fels gab endlich nach, rollte, sprang, stürzte nieder und verschwand, sich im Meere versenkend. Er ließ einen kreisförmigen Platz entblößt und brachte einen eisernen Ring an den Tag, welcher mitten in eine Platte von viereckiger Form gelöthet war.

      Dankes stieß einen Schrei der Freude und des Erstaunens aus. Nie hatte ein glänzenderer Erfolg einen ersten Versuch gekrönt. Er wollte fortfahren, aber seine Beine zitterten so stark, sein Herz schlug so heftig, eine so glühende Wolke zog vor seinen Augen vorüber, daß er inne halten mußte. Dieses augenblickliche Zögern hatte die Dauer eines Blitzes. Edmond steckte seinen Hebel in den Ring, hob ihn kräftig, und aus ihrem Kitte gebrochen, öffnete sich die Platte und entblößte den jähen Abhang einer Art von Treppe, welche sich in den Schatten einer immer dunkler werdenden Grotte vertiefte.

      Ein Anderer wäre mit einem Freudengeschrei hineingestürzt, Dantes blieb stehen, erbleichte, zweifelte.

      »Ruhig, ich will ein Mann sein,« sagte er zu sich selbst. »Ich will, an das Unglück gewöhnt, mich nicht durch eine Täuschung niederschlagen lassen, sonst hätte ich vergebens gelitten. Das Herz bricht, wenn es, nachdem es übermäßig durch die Hoffnung dem warmen Atem geöffnet war, zurücktritt und sich in die kalte Wirklichkeit verschließt. Faria hatte einen Traum; der Cardinal Spada hat nichts in dieser Grotte vergraben, vielleicht ist er sogar niemals hierher gekommen, oder wenn er hier gewesen, so ist Cesare Borgia, der unerschütterliche Abenteurer, der finstere, unermüdliche Dieb nach ihm gekommen, hat seine Spur entdeckt, dieselben Zeichen vefolgt wie ich, diesen Stein aufgehoben wie ich, und, vor mir hinabsteigend, nichts zum Nehmen zurückgelassen.«

      Er blieb eine Minute unbeweglich nachdenklich, die Augen auf die finstere Öffnung geheftet.

      »Ja, ja, das ist ein Abenteuer, das seine Stelle in dem vom Licht und Schatten gemischten Leben dieses königlichen Banditen findet. In dem Gewebe von seltsamen Ereignissen, welche den buntscheckigen Einschlag seines Daseins bilden, mußte sich dieses fabelhafte Abenteuer unsichtbar mit anderen Dingen verketten. Ja, Borgia ist in einer Nacht hierher gekommen, in der einen Hand eine Fackel, in der andern ein Schwert haltend, während zwanzig Schritte von ihm, düster und drohend, die Erde, die Luft und das Meer beobachtend, zwei Sbirren standen, indes ihr Herr eintrat, wie ich es tun will, und mit seinem flammenden, furchtbaren Arme die Finsternis verjagte. Ja, aber was mag Cesare mit den Sbirren getan haben, denen er auf diese Art sein Geheimnis, verriet?« fragte sich Dantes, »Das,« antwortete er lächelnd, »was man mit den Bestattern von Alarich getan hat, welche man mit dem Beerdigten begrub. Nun aber, da ich auf nichts mehr zähle, und da ich mir gesagt habe, daß es unsinnig wäre, eine Hoffnung zu nähren, ist die Folge dieses Abenteuers für mich eine Folge der Neugierde, und nicht mehr.«

      Und er blieb abermals unbeweglich und nachsinnend.

      »Kam er indessen hierher,« fuhr Dantes fort, »fand er den Schatz und nahm er denselben, so wußte Borgia, der Mann, der Italien mit einer Artischocke verglich und der es Blatt für Blatt verzehrte, seine Zeit zu gut zu verwenden, als daß er sie damit verloren hätte, daß er diesen Felsen wieder auf seine Vase stellte. Wir wollen hinabsteigen.«

      Und er stieg hinab, ein Lächeln auf den Lippen, und murmelte das letzte Wort der menschlichen Weisheit:

      »Vielleicht! . . . «

      Aber statt der Finsternis, die er zu finden erwartet hatte, statt einer undurchsichtigen schlechten Atmosphäre, sah Dankes nur einen sanften, in bläuliches Tageslicht zersetzten Schimmer; Luft und Licht drangen nicht nur durch die Öffnung, welche man angebracht hatte, sondern auch durch unsichtbare Felsspalten des oberen Bodens, durch welche man das Azur des Himmels erblickte, worauf die zitternden Zweige der grünen Eichen und die dornigen Fasern der Brombeerstauden spielten. Nach einem Aufenthalte von ein paar Sekunden in dieser Höhle, deren mehr laue als feuchte, mehr duftende als fade Atmosphäre zu der Temperatur der Insel sich verhielt, wie der blaue Schimmer zu der Sonne, vermochte der, wie gesagt, an die Finsternis gewöhnte Blick von Dantes die entferntesten Winkel der Höhle zu ergründen: sie war von einem Granit, dessen mit Flindern besäte Rauten wie Diamanten funkelten.

      »Ach!« sagte Edmond zu sich selbst, »das sind ohne Zweifel die Schätze, welche der Cardinal übrig gelassen hat und der gute Abbé wird sich, als er im Traume diese glänzenden Wände erblickte, mit seinen reichen Hoffnungen unterhalten haben!«

      Aber Dantes erinnerte sich der Worte den Testaments, das er auswendig wußte: »Ja der entferntesten Ecke der zweiten Öffnung,« sagte das Testament.

      Dantes war aber nur in die erste Grotte gedrungen und mußte nun den Eingang in die zweite suchen.

      Dantes erforschte die Örtlichkeit. Diese zweite Grotte mußte sich natürlich in das Innere der Insel vertiefen. Er untersuchte die Steinlagen und schlug an eine von den Wänden, welche ihm diejenige zu sein schien, wo die ohne Zweifel mit, großer Vorsicht markierte Öffnung sich finden mußte. Die Haue wiederhallte einen Augenblick und entlockte dem Felsen einen matten Ton, dessen Dichtigkeit den Schweiß auf der Stirne von Dantes perlen machte. Endlich kam es dem beharrlichen Gräber vor, als ob ein Teil der Granitmauer durch ein dumpferes, tieferes Echo den Ruf, der an sie erging, erwiderte. Er näherte seinen glühenden Blick der Wand und erkannte mit dem Takt den Gefangenen, was vielleicht kein Anderer erkannt hätte: nämlich daß hier eine Öffnung sein musste. Um sich jedoch keinen unnötige Arbeit zu machen, untersuchte Dantes, der wie Cäesare Borgia den Wert der Zeit ergründet hatte, die anderen Wände mit seiner Haue, befragte den Boden mit dem Schafte seiner Flinte, öffnete den Sand an verdächtigen Stellen, und kehrte, als er nichts fand, nichts erkannte, in demjenigen Teil der Wand zurück, welcher den tröstlichen Ton von sich gab. Hier mußte er wühlen.

      Je mehr Beweise, daß Faria sich nicht getäuscht hatte, durch ihre Anhäufung Dantes beruhigen mußten, desto mehr gab sich sein schwaches Herz in Folge eines Geheinmisses der menschlichen Organisation dem Zweifel und beinahe der Entmutigung hin. Diese neue Erfahrung, welche ihm eine neue Kraft hätte Verleihen sollen, benahm ihm die Kraft, die ihm noch geblieben war; die Haue entfiel beinahe seinen Händen, er legte sie auf den Bodem trocknete sich die Stirne ab und stieg wieder an das Tageslicht hinauf, wobei er sich selbst

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