Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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gesetzt worden zu sein scheint, von diesem Gotte der Kaufleute und Diebe, Classen, die wir getrennt, wenn auch nicht unterschieden haben, während sie das Altertum in dieselbe Kategorie einreihte. Bei dem Namen Monte Christo bebte Dantes vor Freude: er stand auf, um seine Bewegung zu verbergen, und machte einen Gang durch die rauchige Taverne, wo sich alle Idiome der bekannten Welt in der fränkischen Sprache verschmolzen. Als er sich den zwei Redenden wieder näherte, ward beschlossen, vor Monte Christo vor Anker zu legen und diese Expedition in der folgenden Nacht anzutreten. Um Rath gefragt, drückte Edmond die Ansicht aus, es böte die Insel alle mögliche Sicherheit, und große Unternehmungen, wenn sie gelingen sollen, müßten schnell ausgeführt werden. Es wurde also nichts an dem Programm verändert, das man entworfen hatte. Man sollte am nächstfolgenden Abend die Anker lichten und, bei schöner See und günstigem Winde, am zweiten Abend die Gewässer der neutralen Insel zu erreichen suchen.

       Dreiundzwanzigstes Kapitel.

      Die Insel Monte Christo

      In Folge eines von jenen unerwarteten Glücksfällen, wie sie zuweilen denjenigen begegnen, an welchen sich die Strenge des Schicksals lange Zeit abgemühet hat, sollte also Dantes sein Ziel durch ein äußerst einfaches und natürliches Mittel erreichen und den Fuß auf die Insel setzen, ohne irgend Jemand Verdacht einzuflößen.

      Nur eine Nacht trennte ihn noch von der so sehr ersehnten Abreise, diese Nacht war eine der fieberhaftesten, welche Dantes je zugebracht hatte. Alle guten und schlimmen Möglichkeiten stellten sich abwechselnd vor seinen Geist; wenn er die Augen schloß, sah er den Brief des Cardinal Spada in flammenden Charakteren an die Mauer geschrieben; entschlummerte er einen Augenblick, so wirbelten die unsinnigsten Träume in seinem Gehirne umher; er stieg in Grotten mit Pflastern von Smaragden, mit Wänden von Rubinen, mit Stalaktiten von Diamanten; die Perlen fielen Tropfen auf Tropfen herab, wie gewöhnlich das unterirdische Wasser sickert. Entzückt, geblendet, füllte Edmond seine Taschen mit Edelsteinen; dann kehrte er an das Tageslicht zurück, und diese Edelsteine hatten sich in einfache Kiesel verwandelt; bald versuchte er es, abermals in diese nur halberschauten Höhlen einzudringen, doch der Weg krümmte sich in endlosen Schneckenlinien; der Eingang war wieder unsichtbar geworden; er suchte vergebens in seinem Gedächtnis das magische, geheimnisvolle Wort, welches dem arabischen Fischer die glänzenden Höhlen von Ali-Baba öffnete. Alles war fruchtlos: der verschwundene Schatz war wieder das Eigentum der Erdgeister geworden, denen er denselben zu entreißen gehofft hatte.

      Der Tag kam beinahe ebenso fieberhaft, als es die Nacht gewesen war, aber er führte allmälig die Logik herbei, und Dantes vermochte einen bis jetzt unbestimmt in seinem Gehirne schwebenden Plan festzustellen. Es kam der Abend, und mit dem Abend wurden Vorkehrungen zur Abreise getroffen, diese Vorkehrungen waren für Dantes ein Mittel, seine Aufregung zu verbergen. Im Verlauf der Zeit hatte er bei seinen Gefährten ein solches Ansehen gewonnen, daß er befehlen konnte, als ob er der Herr des Schiffes gewesen wäre; und da seine Befehle stets klar, pünktlich und leicht ausführbar waren, so gehorchten ihm seine Gefährten nicht nur mit Eilfertigkeit, sondern auch mit Vergnügen. Der alte Seemann ließ ihn gewähren; er hatte ebenfalls die Überlegenheit von Dantes über seine anderen Matrosen und über ihn selbst erkannt; er sah in dem jungen Manne seinen natürlichen Nachfolger und bedauertet daß er keine Tochter hatte, um Edmond durch diese hohe Verbindung zu fesseln.

      Um sieben Uhr Abends war Alles bereit; um sieben Uhr zehn Minuten umsegelte man den Leuchtturm gerade in dem Augenblick; wo er sich entzündete. Das Meer war ruhig; mit einem Winde; welcher von Nordost wehte. Man schiffte unter einem Azurhimmel; woran Gott auch nach und nach sein Leuchtfeuer anzündete; von denen jedes eine Welt ist, Dantes erklärte; es könnte Jedermann sich schlafen legen, er würde das Steuer übernehmen. Hatte der Malteser (so nannte man Dantes) eine solche Erklärung gemacht, so genügte dies; und.Jedermann legte sich ruhig nieder. So geschah es manchmal. Aus der Einsamkeit wieder in die Welt geworfen; fühlte Dantes von Zeit zu Zeit das gebieterische Bedürfnis nach der Einsamkeit. Welche zugleich unermesslichere und poetischere Einsamkeit gibt es aber, als die eines einzelnen Schiffes, das in der Dunkelheit der Nacht; in der Stille des ungeheuren Raumes und unter dem Blicke des Herrn auf dem Meere schwimmt? Diesmal wurde die Einsamkeit von seinen Gedanken bevölkert, die Nacht von seinen Illusionen erleuchtet und die Stille von seinen Gelöbnissen belebt.

      Als der Patron erwachte; ging das Schiff unter allen seinen Segeln: es war kein Fetzen Leinwand darauf; der nicht vom Winde aufgeblasen wurde. Man machte mehr als drittehalb Lieues in einer Stunde. Die Insel Monte Christo wuchs am Horizont. Edmond übergab das Schiff seinem Herrn und streckte sich ebenfalls in seiner Hängematte aus; aber trotz seiner schlaflosen Nacht vermochte er die Augen nicht eine Minute zu schließen. Zwei Stunden nachher stieg er wieder auf das Verdeck. Das Schiff umsegelte eben die Insel Elba. Man war auf der Höhe von Mareciano oberhalb der flachen grünen Insel Pianosa und sah am Azur des Himmels die flammende Spitze von Monte Christo sich erheben. Dantes befahl dem Rudergänger; den Helmstock an Backbord zu legen, um Pianosa rechts zu lassen; er hatte berechnet, daß dieses Manoeuvre den Weg um zwei bis drei.Knoten abkürzen mußte. Gegen fünf Uhr Abends hatte man die Insel vollkommen im Angesicht. Man gewahrte die geringsten Einzelheiten in Folge jener atmosphärischen Durchsichtigkeit, welche dem Lichte eigenthümlich ist, das die Strahlen der Sonne bei ihrer Neige ergießen.

      Edmond verschlang mit den Augen diese Felsenmasse, welche, durch alle Farben der Abenddämmerung zog, – vom lebhaften Rosa bis zum Dunkelblau; zuweilen stiegen ihm glühende Strömungen in das Gesicht, seine Stirne war mit Purpur übergossen und eine dunkelrote Wolke zog vor seinen Augen hin. Nie fühlte einen Spieler, dessen ganzes Vermögen auf die Würfel gestellt ist, bei einem Wurfe die Bangigkeit, welche Dantes bei seinen Hoffnungs-Parorysmen empfand. Es kam die Nacht. Um zehn Uhr landete man. Die junge Amalie war die erste beim Rendezvous. Trotz seiner gewöhnlichen Selbstbeherrschung war Dantes nicht im Stande, sich zu halten; er sprang zuerst an das Ufer; wenn er es gewagt hätte, würde er, wie Brutus, die Erde geküßt haben. Es war finstere Nacht; doch um elf Uhr flieg der Mond mitten aus dem Meere auf, dessen Bewegungen er versilberte; dann begannen seine Strahlen; je mehr er sich erhob, in weißen Lichtcascaden auf den aufgehäuften Felsen dieses zweiten Pelion zu spielen.

      Die Mannschaft der jungen Amalie war mit der Insel vertraut; sie gehörte zu ihren gewöhnlichen Stationen. Dantes hatte sie zwar bei jeder von seiner Reisen nach der Levante gesehen; war aber nie dasselbe an das Land gestiegen. Er fragte Jacopo:

      »Wo werden wir die Nacht zubringen?«

      »Am Bord der Tartane,« antwortete der Matrose.

      »Wären wir nicht besser in den Grotten?«

      »In welchen Grotten?«

      »In den Grotten der Insel.«

      »Ich kenne hier keine Grotten,« sagte Jacopo.

      Kalter Schweiß floß über die Stirne von Dantes.

      »Es gibt keine Grotten auf Monte Christo?« fragte er.

      »Nein.«

      Dantes blieb einen Augenblick ganz betäubt; dann dachte er, diese Grotten könnten seit kurzer Zeit durch irgend einen Zufall aufgefüllt oder sogar aus Vorsicht von dem Cardinal Spada verstopft worden sein. Es hing in diesem Falle Alles davon ab, daß man die verlorene Öffnung wiederfand; sie in der Nacht zu suchen war unnütz; Dantes verschob daher die Nachforschung auf den andern Tag; ein Signal, welches auf eine halbe Stunde in der See gegeben wurde, und das die junge Amalie sogleich durch ein ähnliches Signal erwiderte, deutete überdies an, daß der Augenblick, an das Geschäft zu gehen, gekommen war. Beruhigt durch das Signal, das dem zuletzt Ankommenden zu erkennen geben sollte, daß man mit aller Sicherheit zusammentreffen könnte, erschien das zweite Schiff bald weiß und schweigsam, wie ein Gespenst, und ankerte eine Kabellänge vom Ufer. Sogleich begann die Überschaffung.

      Dantes dachte während der Arbeit an das freudige Hurra,

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