Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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und an seinem Herzen summte; aber statt das herrliche Geheimnis zu enthüllen, befürchtete er im Gegenteil, schon zu viel gesagt und durch sein Hin- und Hergehen, durch seine wiederholten Fragen, durch seine ängstlichen Beobachtungen und durch seine Unruhe Verdacht erregt zu haben; zum Glücke, unter diesen Umständen wenigstens, hatte eine sehr schmerzliche Vergangenheit seinem Antlitz das Gepräge einer unvertilgbaren Schwermut verliehen, und die Strahlen der Heiterkeit, welche man zuweilen unbestimmt unter dieser Wolke erblickte waren in der Tat nur Blitze.

      Niemand vermutete etwas, und als Dantes am andern Tage, ein Gewehr, Pulver und Blei nehmend, das Verlangen äußerte, eine von den zahlreichen wilden Ziegen zu schießen, die man von Fels zu Fels springen sah, schrieb man seinen Ausflug nur der Liebe zur Jagd oder der Sehnsucht nach der Einsamkeit zu. Jacopo allein bat dringend, ihm folgen zu dürfen. Dantes wollte sich nicht wiedersetzen, aus Furcht, durch sein Widerstreben gegen die Begleitung Verdacht einzuflößen. Aber kaum war er eine Viertelstunde gegangen und hatte Gelegenheit gefunden, eine junge Ziege zu erlegen, so schickte er Jacopo mit derselben zu seinen Gefährten zurück, wobei er den Auftrag gab, sie braten zu lassen, und ihm, wenn sie fertig war, durch einen Flintenschuß ein Zeichen zu geben. Einige getrocknete Früchte und ein Fiasco Wein von Montepulciano sollten das Mahl vervollständigen. Dantes setzte seinen Weg, sich von Zeit zu Zeit umwendend. fort. Auf der Spitze eines Felsen angelangt, sah er taufend Fuß unter sich seine Gefährten, mit denen Jacopo wieder zusammen getroffen war, bereits emsig mit der Zubereitung eines Frühstücks beschäftigt, das sich durch die Geschicklichkeit von Edmond um ein Hauptstück vermehrt hatte.

      Edmond betrachtete sie einen Augenblick mit dem sanften, traurigen Lächeln des überlegenen Mannes und sprach:

      »In zwei Stunden werden diese Leute fünfzig Piaster reich wieder abfahren und ihr Leben an den Versuch sehen, weitere fünfzig Piaster zu gewinnen; dann werden sie mit sechs hundert Livres in der Börse zurückkehren und diesen Schatz mit dem Stolze der Sultane und dem Vertrauen der Nabobs verschleudern. Die Hoffnung macht, daß ich heute ihren Reichtum verachte, der mir das tiefste Elend zu sein scheint; morgen wird mich die Täuschung vielleicht nötigen, dieses tiefe Elend als das höchste Glück zu betrachten . . . Oh, nein!« rief Edmond, »das wird nicht der Fall sein, der unfehlbare Faria wird sich nicht in dieser einzigen Sache getäuscht haben. Überdies wäre es besser zu sterben, als dieses untergeordnete, erbärmliche Leben zu führen.« So hatte Dantes, der drei Monate zuvor nur nach der Freiheit schmachtete, bereits nicht mehr genug an dieser Freiheit, und seine ganze Sehnsucht war auf den Reichtum gerichtet; das war nicht der Fehler von Dantes, sondern von Gott, der, die Macht des Menschen beschränkend, endlose Wünsche in ihn gelegt hat.

      Einem zwischen zwei Felsmauern verlorenen, wahrscheinlich durch Sturzbäche ausgehöhlten Wege folgend, den ohne Zweifel noch kein menschlicher Fuß betreten hatte, näherte sich Dantes indessen dem Orte, wo seiner Vermutung nach die Grotten bestanden haben mußten. Während er am Meeresstrande fortwanderte und die geringsten Gegenstände mit strenger Aufmerksamkeit prüfte, glaubte er an gewissen Felsen von der Hand des Menschen ausgehöhlte Kerben zu bemerken.

      Die Zeit, welche auf jede physische Sache ihren Moosmantel wirft, wie auf die moralischen Dinge ihren Mantel der Vergessenheit, schien diese Zeichen verschont zu haben, die mit-einer gewissen Regelmäßigkeit und ohne Zweifel in der Absicht, eine Spur anzudeuten, gemacht waren. Von Zeit zu Zeit verschwanden jedoch die Zeichen unter Myrtengebüschen, welche sich in großen, mit Blüthen bedeckten Sträußen ausbreiteten, oder unter Schmarotzerpflanzen. Dann mußte Edmond die Zweige auf die Seite schieben oder die Moose aufheben, um die Merkmale zu finden, welche ihn in diesem zweiten Labyrinthe leiteten. Diese Zeichen hatten übrigens Edmond frohe Hoffnung verliehen. Warum sollte sie nicht der Cardinal gemacht haben, damit sie im Falle einer Catastrophe, welche er nicht so ganz hatte voraussehen können, seinem Neffen als Führer dienen mochten? Der Einsame Ort mußte wohl einem Manne zu sagen, der einen Schatz vergraben wollte. Doch hatten die ungetreuen Zeichen nicht andere Augen angezogen, als diejenigen, für welche sie bestimmt waren, oder hatte die Insel mit den düsteren Wundern treu ihr herrliches Geheimnis bewahrt?

      Ungefähr sechzig Schritte vom Hafen kam es indessen Edmond, der durch die Gestalt des Bodens stets vor seinem Gefährten verborgen war, vor, als ob die Kerben aufhörten, ohne daß sie jedoch gegen eine Grotte einmündeten. Ein großer, runder, auf eine feste Grundlage gestellter Fels war das einzige Ziel, nach welchem sie zu führen schienen. Edmond dachte, statt das Ende erreicht zu haben, wäre er vielleicht im Gegenteil erst am Anfang; er nahm daher die Rückspur und kehrte auf seinem Wege um. Während dieser Zeit bereiteten seine Gefährten das Frühstück, schöpften sie Wasser an der Quelle, brachten Brot und Früchte an das Land und ließen die junge Ziege braten. Gerade in dem Augenblick, wo sie diese von dem improvisierten Spieße zogen, gewahrten sie Edmond, welcher leicht und verwegen wie eine Gemse von Fels zu Fels sprang; sie feuerten eine Flinte ab, um ihm das Signal zu machen. Der Jäger veränderte sogleich die Richtung und beeilte sich, zu ihnen zurückzulaufen. Aber in der Sekunde, wo ihm Alle mit den Augen in dem Fluge folgten, den er ausführte, wobei sie seine Gewandheit als eine Vermessenheit betrachteten, glitschte Edmond, gleichsam um ihre Befürchtungen zu rechtfertigen, der Fuß aus; er strauchelte auf dem Gipfel eines Felsens, stieß einen Schrei aus und verschwand.

      Alle sprangen gleichzeitig auf, denn Alle liebten Edmond froh seines Übergewichts, Jacopo kam jedoch zuerst an Ort und Stelle. Er fand Edmond blutend und beinahe ohne Bewußtsein ausgestreckt. Der Arme war von einer Höhe von zwölf bis fünfzehn Fuß herabgerollt. Man flößte ihm einige Tropfen Rhum ein, und dieses Mittel, welches bereits so viel Wirksamkeit bei ihm geäußert hatte, war von demselben Erfolge begleitet, wie das erste Mal.

      Edmond schlug die Augen wieder auf und beklagte sich über einen heftigen Schmerz am Knie, über große Schwere des Kopfes und über unerträgliche Stiche in den Lenden. Man wollte ihn an das Gestade bringen, als man ihn aber berührte, erklärte er seufzend, obgleich Jacopo die Sache leitete, er fühle sich nicht kräftig genug, den Transport zu ertragen. Es war für Dantes begreiflicher Weise von keinem Frühstück die Rede; er forderte jedoch seine Kameraden, welche nicht dieselben Ursachen hatten, wie er, Diät zu halten, auf, an ihren Posten zurückzukehren. Edmond behauptete, er brauche für sich nur ein wenig Ruhe, und wenn sie wiederkämen, würden sie ihn erleichtert finden. Die Matrosen ließen sich nicht zu sehr bitten; sie hatten Hunger, der Geruch der jungen Ziege gelangte bis zu ihnen, und unter Seewölfen ist man nicht zu ceremoniös.

      Nach einer Stunde kamen sie zurück. Edmond hatte nicht mehr tun können, als sich durch einen Raum von etwa zehn Schritten schleppen, um sich an einen moosigen Felsen zu lehnen, Aber weit entfernt, nachzulassen, hatten die Schmerzen von Dantes eher an Heftigkeit zugenommen. Genötigt, am Morgen abzureisen, um seine Ladung zwischen Piemont und Frankreich, zwischen Nizza und Frejus niederzulegen, forderte der alte Patron Dantes dringend auf, er möge sich zu erheben suchen. Dantes machte übermenschliche Anstrengungen, um dieser Aufforderung zu entsprechen; doch bei jedem Versuche fiel er klagend und erbleichend zurück,

      »Er hat die Lenden gebrochen,« sagte ganz leise der Patron; »gleichviel, es ist ein guter Kamerad, und wir dürfen ihn nicht verlassen; versuchen wir es, ihn auf die Tartane zu schaffen.«

      Aber Dantes erklärte, daß er lieber sterben wolle, wo er war, als die grausamen Schmerzen ertragen, die ihm die Bewegung, machte, so schwach Sie auch wäre.

      »Wohl,« sprach der Patron, »komme, was da will; man kann nicht sagen, daß wir einen braven Kameraden, wie Ihr seid, ohne Hilfe gelassen haben, Wir brechen erst diesen Abend auf.«

      Dieser Entschluß setzte die Matrosen sehr in Erstaunen, aber keiner von ihnen bekämpfte ihn, im Gegenteil. Der Patron war ein so strenger Mann, daß man ihn bei dieser Veranlaßung zum ersten Male auf ein Unternehmen Verzicht leisten, oder nur dessen Ausführung verzögern sah. Dantes wollte auch nicht leiden, daß man zu seinen Gunsten einen so schweren Einbruch in die an Bord festgestellten Regeln der Disziplin machte.

      »Nein,« sagte er zu dem Patron, »ich war ein Ungeschickter, und es ist billig, daß ich die Strafe

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