Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
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Am sechsten Tage kehrten die Schmuggler zurück. Dantes erkannte von Ferne den Gang und die Haltung der jungen Amalie, er schleppte sich zum Hafen wie der verwundete Philoctet, und als seine Gefährten landeten, verkündigte er ihnen, während er sich noch beklagte, eine merkliche Besserung, dann hörte er seinerseits die Erzählung der Abenteurer. Das Unternehmen war ihnen allerdings gelungen; kaum aber hatten sie ihre Ladung niedergelegt als man sie durch Zeichen darauf aufmerksam machte, daß eine zur Bewachung in Toulon liegende Brigg den Hafen verlassen hatte und in ihrer Richtung steuerte; sie flüchteten sich sodann so hurtig. als sie vermochten, wobei sie nur bedauertem das Dantes, der dem Schiffe so große Schnelligkeit zu verleihen wußte, nicht da war, um dasselbe zu lenken. Bald erblickten sie auch wirklich das Jagdschiff, aber mit Hilfe der Nacht und Capo Corso umsegelnd entgingen sie ihm. Die Fahrt war im Ganzen nicht schlecht gewesen, und Alle, Jacopo besonders, beklagten es, daß Dantes dieselbe nicht mitgemacht hatte, um seinen auf fünfzig Piaster sich belaufenden Anteil an dem Nutzen zu bekommen, den sie eingetragen hatte.
Edmond blieb unerforschlich, er lächelte nicht einmal bei der Aufzählung der Vorteile, die ihm zugeflossen wären, wenn er die Insel hätte verlassen können, und da die junge Amalie nur nach Monte Christo gekommen war, um ihn abzuholen so schiffte er sich ein und folgte dem Patron nach Livorno. In Livorno ging er zu einem Juden und verkaufte für fünf und zwanzigtausend Franken das Stück vier von seinen kleinsten Diamanten. Der Jude hätte sich erkundigen können, wie sich ein Fischer im Besitz von solchen Gegenständen fände, aber er hütete sich wohl. denn er gewann mehre tausend Franken auf jedem. Am andern Tage kaufte er eine ganz neue Barke, die er Jacopo schenkte, welchem er außerdem noch hundert Piaster gab, damit er sich Leute anwerben könnte, Alles unter der Bedingung. Daß Jacopo nach Marseille ginge und dort Erkundigungen über einen Greis Namens Louis Dantes, welcher in den Allées de Meillan wohnte, und über ein Mädchen in dem Dorfe der Catalonier Namens Mercedes Erkundigung einzöge.
Jacopo glaubte, er träume. Edmond erzählte ihm, er sei aus Eigensinn, und weil ihm seine Familie das Geld zu seinem Unterhalt verweigert, Seemann geworden, aber bei seiner Ankunft in Livorno habe er die Verlassenschaft eines Oheims empfangen, der ihn zu seinem alleinigen Erben eingesetzt. Die höhere Erziehung von Dantes verlieh dieser Erzählung solche Wahrscheinlichkeit, daß Jacopo seine Angabe nicht einen Augenblick in Zweifel zog. Anderer Seits war die Dienstzeit von Edmond an Bord der schönen Amalie abgelaufen, und er verabschiedete sich von dem alten Seemann, der ihn Anfangs zurückzuhalten suchte, als er aber wie Jacopo die Geschichte von der Erbschaft erfuhr, auf die Hoffnung, den Entschluß seinen ehemaligen Matrosen zu besiegen, Verzicht leistete.
Am andern Morgen ging Jacopo nach Marseille unter Segel, er sollte Edmond auf Monte Christo wiederfinden. An demselben Tage reiste Dantes ab, ohne zu sagen, wohin er ging: von der Mannschaft der jungen Arnalie nahm er mit einem glänzenden Geschenk Abschied, und von dem Patron mit dem Versprechen, ihm eines Tage Nachricht von sich zu geben. Dantes reiste nach Genua.«
In dem Augenblick wo er ankam, versuchte man eine kleine Yacht die ein Engländer bestellt hatte, der als er hörte, die Genueser waren die besten Schiffsbauer des mittelländischen Meeres, eine in Genua erbaute Yacht haben wollte. Der Engländer hatte den Preis zu vierzigtausend Franken festgestellt; Dantes bot sechzigtausend unter der Bedingung, daß ihm das Schiff noch an demselben Tage übergeben würde. Der Engländer hatte eine Reise nach der Schweiz unternommen, bis sein Schiff vollendet wäre, und sollte erst in drei Wochen oder einem Monat zurückkommen; der Schiffsbauer dachte, er hätte Zeit, ein anderes auf den Stapel zu bringen. Dantes führte den Schiffsbauer zu einem Juden, ging mit diesem in einen Hinterladen, und der Jude zahlte dem Schiffsbauer sechzigtausend Franken aus. Der Schiffsbauer bot Dantes seine Dienste an, um ihm eine Mannschaft anzuwerben, aber Dantes dankte und erwiderte, es sei seine Gewohnheit, allein zu schiffen, er wünschte nur, daß man in der Kajüte, oben am Bette, einen Geheimschrank anbrächte, in welchem sich drei ebenfalls geheime Fächer fänden; Dantes gab das Maß zu den drei Fächern, welche am andern Tage ausgeführt wurden.
Zwei Stunden nachher verließ Dantes den Hafen, begleitet von den Blicken einer Menge von Neugierigen, welche den spanischen Herrn sehen wollten, dessen Gewohnheit es war, allein zu schiffen. Dantes ging vortrefflich zu Werke: mit Hilfe des Steuerruders, das er nicht zu verlassen nötig hatte, ließ er sein Schiff alle Evolutionen machen, die er haben wollte; man hätte es für ein vernünftiges Wesen halten sollen, das bereit wäre, dem geringsten Impuls, den man ihm verlieh, zu gehorchen, und Dantes gab in seinem Innern zu, daß die Genueser den Ruf der ersten Schiffsbauer der Welt verdienten. Die Neugierigen folgten dem kleinen Schiffe mit den Augen, bis sie es aus dem Gesichte verloren, und dann erhoben sich Debatten, wohin es ginge; die Einen sprachen für Corsica, die Andern für die Insel Elba; Diese boten eine Wette an, es ginge nach Spanien, Jene behaupteten, es führe nach Africa; Niemand dachte daran, die Insel Monte Christo zu nennen.
Es war jedoch Monte Christo, wohin Dantes ging. Er kam daselbst gegen das Ende des zweiten Tages an. Das Schiff war ein vortrefflicher Segler und hatte die Entfernung in fünf und dreißig Stunden durchlaufen, Dantes hatte sich die Lage der Küste sehr gut gemerkt.und statt in dem gewöhnlichen Hafen zu landen, warf er in dem kleinen Krek Anker. Die Insel war öde, Niemand schien gelandet zu haben, seit Dantes abgereist war. Er besuchte seinen Schatz; Alles war in dem Zustand, wie er es verlassen hatte.
Am andern Abend war das ungeheure Vermögen an Bord der Yacht gebracht und in den drei Fächern des Geheimschrankes eingeschlossen. Dantes wartete noch acht Tage; während dieser acht Tage ließ er seine Yacht um die Insel manoeuvriren und studierte sie, wie der Stallmeister ein Pferd studiert. Nach Ablauf dieser Zeit kannte er alle ihre guten Eigenschaften und alle ihre Mängel. Dantes nahm sich vor die einen zu vermehren, und die anderen zu verbessern. Am achten Tage sah Dantes ein kleines Schiff, das mit vollen Segeln auf die Insel zusteuerte; er erkannte die Barke von Jacopo, machte ein Signal, das dieser erwiderte, und zwei Stunden nachher lag die Barke neben der Yacht. Den zwei Fragen von Edmond wurde eine traurige Antwort zu Teil: der alte Dantes war tot; Mercedes war verschwunden.
Edmond vernahm diese Nachrichten mit ruhigem Gesichte, aber er stieg an das Land, wobei er Jedermann verbot, ihm zu folgen. Nach zwei Stunden kam er zurück; zwei Mann von der Barke von Jacopo gingen auf seine Yacht über, um ihn beim Manoeuvriren zu unterstützen, und er gab den Befehl, nach Marseille zu segeln. Den Tod seines Vaters hatte er vorhergesehen; aber was war aus Mercedes geworden?
Ohne sein Geheimnis bekannt werden zu lassen, konnte Edmond einem Agenten keine genügende Instructionen geben; überdies wollte er noch andere Erkundigungen einziehen, wobei er sich nur auf sich selbst verließ. Sein Spiegel hatte ihn in Livorno belehrt, daß er nicht Gefahr lief, erkannt zu werden; auch standen ihm alle Mittel, sich zu verkleiden zu Gebot. Eines Morgens lief also die Yacht, gefolgt von der kleinen Barke, kühn in den Hafen von Marseille ein und legte sich gerade vor der Stelle vor Anker, wo man ihn an jenem Abend unseligen Andenkens nach dem Castell If eingeschifft hatte.
Nicht ohne ein gewisses Beben sah Dantes in dem Sanitätskahne einen Gendarme auf sich zukommen. Doch mit der vollkommenen