Der Graf von Moret. Александр Дюма

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Der Graf von Moret - Александр Дюма

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es den Verbrecher nicht steinigen konnte, warf es mit Steinen gegen die Mauer.«

      »Ravaillac beschuldigte Niemand?«

      »Nein, während der Verhöre nicht. Ich zweifle meinesteils nicht daran, dass er fest darauf rechnete, im letzten Augenblick gerettet zu werden. Er behauptete aber, die Priester in Angoulème, denen er das Geständnis ablegte, er wollte einen ketzerischen König umbringen, und die ihm die Absolution erteilten, statt ihm von seinem Plane abzureden, hätten der Absolution ein kleines Reliquienkästchen hinzugefügt, in welchem sich, ihrer Versicherung nach, ein Stückchen von dem wahren Kreuze Christi befände. Das Reliquienkästchen, welches in seiner Gegenwart durch den Gerichtshof geöffnet wurde, enthielt indes gar nichts. – Gott sei Dank hatten die Menschen es nicht gewagt, den Herrn Jesus zum Mitschuldigen eines so abscheulichen Verbrechens zu machen.«

      »Was sagte er, als er sah, dass er betrogen worden war?«

      »Er begnügte sich damit, zu sagen: »Der Betrug wird auf die Betrüger zurückfallen.

      Der Kardinal sagte darauf:

      »Ich sah einen Auszug des Protokolls, welches veröffentlicht wurde. Es heißt darin: »Was bei der Tortur vorging, ist das Geheimnis des Hofes

      »Ich war bei der Tortur nicht zugegen,« antwortete Latil, »aber ich stand bei dem Rade an der Seite des Scharfrichters. Das Urteil lautete, der Verbrecher sollte mit glühenden Zangen gezwickt und gevierteilt werden. Aber man blieb dabei nicht stehen. Der königliche Procurator, Herr Lagarde, trug darauf an, der Vierteilung auch noch geschmolzenes Blei hinzuzufügen, sowie siedendes Oel und Pech, gemischt mit Wachs und Schwefel. Das Alles wurde mit Enthusiasmus genehmigt. Hätte man es dem Volke überlassen, die Sache in die Hand zu nehmen, so wäre sie binnen fünf Minuten zu Ende gewesen: es hätte Ravaillac in Stücke gerissen. – Als er das Gefängnis verließ, um nach dem Gréveplatze zu gehen, erhob sich ein solcher Sturm des Wutgeschreies, der Verwünschungen, der Drohungen, dass der Mörder da erst die Größe des von ihm begangenen Verbrechens erkannte. Auf dem Schafott wendete er sich zu dein Volke und bat mit kläglicher Stimme um die Gnade, dass man ihm, der so viel erdulden sollte, den Trost eines Salve Regina gewähren möchte.«

      »Wurde die Bitte erfüllt?«

      »Ei ja doch! Wie mit einer Stimme heulte es auf dem ganzen Gréveplatze: »Zur ewigen Verdammniß mit dem Judas

      »Fahrt fort!« sagte Richelieu. »Ihr waret also, wie Ihr sagtet, neben dem Scharfrichter auf.dem Blutgerüst?«

      »Ja. Man erwies mir diese Gunst,« erwiderte Latil, »weil ich den Mörder festgenommen, oder doch wenigstens zu seiner Festnehmung wesentlich beigetragen hatte.«

      »Nun wohl,« bemerkte der Kardinal, »man hat mir die Versicherung gegeben, dass er gerade auf dem Schafott Geständnisse ablegte.«

      »Höret, Monseigneur, was geschah: Eure Eminenz begreifen wohl, wenn man einem solchen Schauspiele beigewohnt hat, so können viele Tage, Monate und Jahre vergehen und man erinnert sich desselben doch noch immer mit der größten Deutlichkeit. – Nach dem ersten Anziehen der Pferde, welches fruchtlos blieb, da die Tiere kein Glied loszureißen vermochten, goss mau fortwährend in die Wunden, welche die glühenden Zangen in die Arme, die Brust, die Schenkel des Verurteilten gerissen hatten, geschmolzenes Blei, siedendes Öl, brennenden Schwefel. Da konnte der Körper, der nur noch eine einzige blutende Wunde war, dem Schmerze nicht länger widerstehen, Er rief dem Henker zu: »Halt ein! Halt ein! Ich will sprechen!«

      »Der Henker hielt an. Der Gerichtsschreiber, welcher am Fuße des Schafotts stand, erstieg dasselbe und schrieb auf ein abgesondertes Blatt Papier das, was der Verurteilte ihm diktierte.«

      »Und was gestand er in diesem äußersten Augenblicke?« fragte der Kardinal lebhaft.

      »Ich wollte nähertreten,« entgegnete Latil, »doch man hinderte mich daran und es kam mir nur vor, als hörte ich den Namen des Herzogs von Epernon und den der Königin.«

      »Habt Ihr von dem Protokoll und diesem fliegenden Blatt niemals bei dem Herzog sprechen hören?«

      »Im Gegenteil, Monseigneur; es war davon sehr oft die Rede.«

      »Was sagte man darüber?«

      »Was das Protokoll über die Hinrichtung betrifft, so sagte man, dass der Berichterstatter es in ein Kästchen getan hätte, welches er am Kopfende seines Bettes in einer Mauervertiefung aufbewahrte; das fliegende Blatt, hieß es, sollte von der Familie Joly von Fleury in Verwahrung genommen sein, die den Besitz zwar ableugnete, die es jedoch zur großen Verzweiflung des Herzogs von Epernon einigen befreundeten Personen zeigte, welche wegen der schlechten Handschrift des Gerichtsschreibers große Mühe hatten, es zu entchiffren. die zuletzt aber doch die Namen des Herzogs und der Königin herauslasen.«

      »Und nachdem das fliegende Blatt geschrieben war?«

      »Das Verfahren hatte darauf seinen Fortgang. Die Pferde, welche die Prevotei geliefert hatte, waren elende, magere Mähren und hatten nicht die Kraft, ein Glied von dem Körper zu trennen. Ein Edelmann bot das Pferd an, auf dem er saß, und es riß dem Verurteilten gleich auf den ersten Ruck einen Schenkel aus. Da der Mörder noch immer lebte, wollte der Scharfrichter ihm den Gnadenstoß geben; aber die Lakaien all der vornehmen Herren, welche der Hinrichtung beiwohnten, und die ringe um die Schranke herstanden, übersprangen dieselbe, stürzten sich auf den verstümmelten Körper und durchbohrten ihn mit Degenstößen. Nun warf auch das Volk sich auf den Königsmörder, zerriss ihn in kleine Stücke und verbrannte das Fleisch auf allen Kreuzstraßen. – Als ich nach dem Louvre zurückkehrte, sah ich die Schweizer, welche unter den Fenstern der Königin einen Schenkel rösteten. Und nun bin ich zu Ende.«

      »Das ist Alles, was Ihr wisst?«

      »Ja, Monseigneur; außer dass ich oft erzählen hörte, wie der Schatz geteilt wurde, den Sully mit so großer Mühe angesammelt hatte.«

      »Ich weiß! Der Prinz von Condé erhielt für sich davon allein vier Millionen; doch das interessiert mich nur sehr wenig. Kommen wir also zu unserer eigentlichen Angelegenheit zurück und saget mir, ob Ihr bei all' diesen Dingen nicht von einer Marquise von Escoman man habt sprechen hören?«

      »O, das will ich meinen!« sagte Latil. »Sie war eine kleine Frau, ein wenig verwaschen, nannte sich mit ihrem Mädchennamen Jacqueline la Boyer, und hieß nicht Escoman, sondern Coëtman. Sie war nicht Marquise, obgleich man ihr diesen Titel zu geben pflegte; ihr Mann hieß kurzweg Isaac von Varenne. Sie war die Mätresse des Herzogs; Ravaillac wohnte sechs Monate bei ihr. Man beschuldigte sie, mit ihm bei der Ermordung des Königs im Einverständnis gewesen zu sein. Sie sagte Jedem, der es hören wollte, die Königin-Mutter wäre mit in dem Komplott gewesen, aber Ravaillac hätte das nicht gewusst.«

      »Was ist aus dieser Frau geworden?« fragte der Kardinal.

      »Sie wurde einige Tage vor dem Tode des Königs verhaftet«

      »Das weiß ich; sie blieb sogar bis 1619 im Gefängnis; aber in diesem Jahre wurde sie nach einem andern Kerker gebracht. Nach welchem, das habe ich nicht erfahren können. – Wisst Ihr es vielleicht« «

      »Monseigneur, Ihr werdet Euch erinnern, dass 1613 von dem Parlamente ein Befehl erlassen wurde, welcher alle weiteren Nachforschungen verbot, und zwar wegen des Standes der Angeklagten. Dieses »wegen des Standes der Angeklagten« war eine fortwährende Drohung. Als Concini ermordet und Luynes allmächtig war, konnte man den Prozess wieder aufnehmen und zu Ende führen; aber Luynes zog es vor, die Königin-Mutter zu gewinnen, um an ihr im Fall der Not eine Stütze zu haben, statt sie zu vernichten und darüber vielleicht eines Tages dem Zorn Ludwig's

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