Der Graf von Moret. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Moret - Александр Дюма страница 53
»Was den Erben betrifft,« sagte die Königin gedankenvoll, »so muss ich Dir doch den Brief zeigen, den er mir gegeben hat. Er ist von meinem Bruder. Philipp IV., und dieser gibt mir darin einen Rat; aber ich verstehe ihn nicht recht.«
»So werde ich Euch das erklären. Es gibt wirklich nur wenige Dinge, die mir unklar sind.«
»Sibylle!« sagte die Königin und sah ihre Vertraute mit einem lächelnden Blicke an, welcher zu sagen schien, dass sie an ihrem Scharfsinn nicht zweifelte.
Dann machte sie mit ihrer gewöhnlichen Ungezwungenheit eine Bewegung, als wollte sie sich erheben.
»Kann ich Eurer Majestät irgend eine Mühe ersparen?« fragte Frau von Fargis.
»Nein, nur ich allein kenne das Geheimnis des Faches, in welchem ich den Brief aufbewahre.«
Dann ging sie zu einem kleinen Schranke, den sie öffnete wie jedes andere Möbel. Sie zog ein Fach heraus, ließ eine geheime Feder spielen und nahm aus dem doppelten Boden die Abschrift der Depesche, welche der Graf von Moret ihr überbracht hatte und welche – wie man sich erinnern wird – außer dem sichtbaren Briefe des Don Gonzales von Cordova auch noch einen andern enthielt, der nur von der Königin allein gelesen werden sollte.
Mit diesem Briefe in der Hand kehrte sie dann zu ihrem Platze auf dem Diwan zurück.
»Setze Dich hier zu mir her,« sagte sie, indem sie auf den Platz an ihrer Seite deutete.
»Wie! Auf demselben Sitze mit Eurer Majestät« «,
»Ja! Wir müssen leise miteinander sprechen.«
Frau von Fargis richtete die Augen auf das Papier, welches die Königin in der Hand hielt.
»Ich höre,« sagte sie, »und ich bin aufmerksam. – Was enthalten zunächst diese drei oder vier Zeilen hier?«
»Nichts; sie raten mir nur, deinen Mann so lange als möglich in Spanien zu erhalten.«
»Nichts! Das nennen Eure Majestät nichts? Das ist im Gegenteil höchst wichtig. Ja, ohne Zweifel muss Herr von Fargis so lange als möglich in Spanien bleiben! Zehn Jahre, zwanzig Jahre; – immer! O, das ist ein Mann, der einen guten Rat erteilt. Lasset jetzt hören, ob der andere Rat eben so gut ist. Ich erkläre, dass Eure Majestät den König Salomon selbst zum Ratgeber haben. Schnell! Schnell! Schnell!«
»Kannst Du denn selbst bei den wichtigsten Dingen nie ernsthaft sein?«
Dabei zuckte die Königin leise die Achseln.
»Höre jetzt, was mir mein Bruder, Philipp IV., sagt.«
»Das, was Eure Majestät nicht recht verstehen?«
»Was ich gar nicht verstehe, Fargis,« entgegnete die Königin mit einem meisterhaft gespielten Scheine der Unschuld.
»Lasset das hören.!«
»Meine Schwester,« las die Königin, »ich kenne durch unsern guten Freund, den Herrn von Fargis, den Plan, welcher Dir für den Fall von dem Tode König Ludwigs XIII., zum Gemahl dessen Bruder und Thronfolger, Gaston von Orleans, verspricht.«
»Ein hässlicher Plan!« unterbrach Frau von Fargis die Königin; »vielleicht eben so schlimm, oder sogar noch schlimmer, anzunehmen als zurückzuweisen.«
»Warte doch,« sagte die Königin und fuhr fort: »Noch besser aber wäre es, wenn Du Dich zur Zeit dieses Todes in guter Hoffnung befändest.«
»Jawohl,« flüsterte Frau von Fargis; »das wäre viel besser, als alles Andere.«
»Die Königinnen von Frankreich,« las Anna von Österreich weiter, indem sie sich stellte, als suchte sie den Sinn der Worte zu ergründen, »haben vor ihren Gatten einen großen Vorzug voraus: Sie können ohne ihren Gemahl einem Dauphin das Leben geben; die Könige können das aber nicht ohne ihre Gemahlinnen.«
»Ist es das, was Eure Majestät durchaus nicht verstehen?«
»Oder es erscheint mir wenigstens unausführbar, meine gute Fargis.«
»Welch' ein Unglück,« entgegnete Frau von Fargis, indem sie die Augen zum Himmel richtete, »es mit solchen Umständen zu tun zu haben, wenn es sich nicht nur um das Glück einer großen Königin handelt, sondern auch um das Wohl eines großen Volkes! Welch' ein Unglück, einer allzu tugendhaften Frau dienen zu sollen.«
»Was willst Du damit sagen?«
»Ich will sagen, wenn Ihr in den Gärten von Amiens das getan hättet, was ich an Eurer Stelle getan haben würde, da es sich um einen Mann handelte, der Eure Majestät mehr liebte, als sein Leben, welches er für Euch opferte, – das heißt, wenn Ihr, statt Laporte oder Pulanges herbeizurufen, gar nicht gerufen hättet —«
»Nun —?«
»Nun, dann würde Euer Bruder jetzt den Rat nicht nöthig haben, den er Euch erteilt und der so schwer herbeizuschaffende Dauphin würde dann vielleicht schon vorhanden sein.«
»Aber das wäre ein doppeltes Verbrechen gewesen!«
»Wie können Eure Majestät zwei Verbrechen in einer Handlung erblicken, zu der Euch ein großer König rät, der noch überdies wegen seiner Frömmigkeit bekannt ist.«
»Ich hätte zunächst meinen Gemahl betrogen und außerdem den Sohn eines Engländers auf den französischen Thron gesetzt.«
»Seinen Ehemann zu betrügen ist in allen Ländern eine sehr verzeihliche Sünde und Eure Majestät haben nur nöthig, umherzublicken, um sich zu überzeugen, dass dies die Ansicht der Mehrzahl aller Eurer Untertanen, oder wenigstens Euer Unterthaninnen ist. Aber einen Mann zu betrügen, wie der König Ludwig XIII., der gar kein Ehemann ist, oder doch nur so wenig, dass es nicht der Mühe lohnt, davon zu sprechen, das ist nicht nur eine verzeihliche Sünde, sondern sogar eine löbliche Handlung.«
»Fargis!«
»O, Ihr wisst das wohl, und im Grunde Eures Herzens werdet Ihr Euch den unglückseligen Schrei zum Vorwurf gemacht haben, der ein so großes Ärgernis verursachte, während Euer Schweigen alle Welt zufriedengestellt haben würde.«
»Leider!«
»Das ist also mein Urteil über die erste Frage und das »leider!« Eurer Majestät spricht meiner Ansicht gewonnenes Spiel. Es bleibt nun noch die zweite Frage zu erörtern und dabei bin ich gezwungen, Eurer Majestät vollkommen Recht zu geben,«
»Siehst Du wohl?«
»Aber nehmen wir an, dass Ihr, statt es mit einem Engländer zu tun zu haben, der zwar ein sehr liebenswürdiger Mann, aber von einem fremden Stamme war, – nehmen wir an, dass ein anderer Mann, nicht weniger liebenswürdig, wie er,« die Königin stieß einen Seufzer aus, »aber von französischem Mut – ja, noch besser, ein Mann von königlichem Stamme – ein echter Sohn Heinrich's IV., Euch gegenübergestanden hätte, während der König Ludwig XIII. durch seine Neigungen, seine Gewohnheiten, seinen Charakter auf mich immer die Wirkung macht, als stammte er von einem gewissen Virginio Orsini ab —«
»Auch Du, Fargis, glaubst an diese Verleumdungen?«
»Wenn