Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма страница 3
Der brave Mann sprach in der That diesen Namen mit dem Überfließen eines tief erkenntlichen Herzens aus.
»Ich heiße Briquet, mein Herr,« erwiederte der Unbekannte, »Robert Briquet, Euch zu dienen.«
»Ich erlaube mir, zu sagen, Ihr habt mir schon bedeutend gedient. Oh! meine Frau wird Euch segnen;… doch meine arme Frau, sie wird in diesem Gedränge erstickt werden. Ah! verfluchte Schweine, die nur dazu taugen, die Leute zu erdrücken.«
Der Gevatter Friard hatte kaum diesen Ausruf beendigt, als er auf seine Schulter eine Hand so schwer wie die einer eisernen Statue fallen fühlte.
Diese Hand war die einen Schweizers.
»Soll ich Euch niederschlagen, Freundchen?« sprach der kräftige Soldat.
»Ah! wir sind eingeschlossen!« rief Friard.
»Rette sich, wer kann!« fügte Miton bei.
Und da sie die Hecke hinter sich und Raum vor sich hatten, so entflohen Beide, verfolgt von dem stillen Gelächter und dem höhnischen Blicke des Mannes mit den langen Armen, der, als er sie aus dem Gesichte verloren, sich dem Schweizer näherte, den man hier als Schildwache aufgestellt.
»Die Hand ist gut, Kamerad, wie es scheint?« sprach er.
»Ja wohl, Herr, nicht schlecht, nicht schlecht.«
»Desto besser, denn das ist von Belang, besonders wenn die Lothringer kämen, wie man sagt.«
»Sie kommen nicht.«
»Nicht?«
»Durchaus nicht.«
»Warum schließt man dann dieses Thor? Ich begreife das nicht.«
»Es ist nicht nöthig, es zu begreifen,« erwiederte der Schweizer, über seinen Witz in ein schallenden Gelächter ausbrechend.
»Das ist richtig, Kamerad, ganz richtig… ich danke,« erwiederte Robert Briquet.
Hiermit entfernte sich Robert Briquet, um sich einer andern Gruppe zu nähern, während der würdige Helvetier zu lachen aufhörte und durch die Zähne murmelte:
»Bei Gott! ich glaube, er spottet meiner. Was ist das für ein Mensch, der einen Schweizer Seiner königlichen Majestät auszulachen sich erlaubt?«1
Eine von diese Gruppen wurde von einer beträchtlichen Anzahl außerhalb der Stadt durch dieses unerwartete Schließen der Thore überraschter Bürger gebildet. Diese Bürger umgaben vier oder fünf Reiter von martialischer Haltung, denen das Schließen der Thore, wie es schien, sehr unbequem war, denn sie schrieen mit voller Lunge:
»Das Thor! das Thor!«
Welche Schreie, von allen Anwesenden mit wachsender Hitze wiederholt, in diesem Augenblick einen Höllenlärm verursachten.
Robert Briquet schritt auf diese Gruppe zu und rief noch lauter als einer von denjenigen, die sie bildeten:
»Das Thor! das Thor!«
Folge davon war, daß einer von den Reitern, entzückt über diese Stimmgewalt, sich gegen ihn umwandte ihn grüßte und zu ihm sprach:
»Ist es nicht schändlich, mein Herr, daß man am hellen Tage ein Stadtthor schließt, als ob die Engländer oder die Spanier Paris belagerten?«
Zweites Kapitel
Was außerhalb der Porte Saint-Antoine vorging
Robert Briquet schaute aufmerksam denjenigen an, welcher das Wort an ihn richtete.
Es war ein Mann von vierzig bis fünf und vierzig Jahren, und er schien der Anführer der drei oder vier anderen Reiter zu sein, die ihn umgaben.
Dieses prüfende Betrachten gab ohne Zweifel Robert Briquet Vertrauen, denn sogleich verbeugte er sich ebenfalls und erwiederte:
»Oh! mein Herr, Ihr habt Recht, zehnmal Recht, zwanzigmal Recht; aber,« fügte er bei, »dürfte ich Euch, ohne neugierig zu sein, fragen, welchem Beweggrunde Ihr diese Maßregel zuschreibt?«
»Bei Gott!« rief einer von den Umstehenden, »der Furcht, die sie haben, man könnte ihnen ihren Salcède fressen.«
»Cap de Bious! ein trauriger Fraß!« sprach eine Stimme.
Robert Briquet wandte sich nach der Seite, von der diese Stimme kam, deren Accent ihm einen Gascogner andeutete, und er erblickte einen Mann von zwanzig bis fünf und zwanzig Jahren, der seine Hand auf das Kreuz des Pferdes von demjenigen stützte, welcher ihm der Anführer der Andern zu sein geschienen hatte.
Der junge Mann war barhaupt; ohne Zweifel hatte er seinen Hut im Getümmel verloren.
Meister Briquet schien ein Beobachter zu sein, doch in der Regel waren seine Beobachtungen kurz; er wandte auch sogleich seinen Blick wieder von dem Gascogner ab, der ihm ohne Zweifel bedeutungslos vorkam, um ihn zu dem Reiter zurückzuführen.
»Aber,« sprach er, »da man meldet, dieser Salcède gehöre Herrn von Guise, so ist es kein so schlechter Ragout.«
»Bah! man sagt das?« versetzte der neugierige Gascogner, seine Ohren weit aufsperrend.
»Ja, allerdings, man sagt das,« antwortete der Reiter, die Achseln zuckend, »aber in unsern Zeitläufen sagt man so viel närrisches Zeug.«
»Ah!« bemerkte Briquet mit seinem forschenden Auge und seinem spöttischen Lächeln, »Ihr glaubt also, mein Herr, Salcède gehöre nicht Herrn von Guise?«
»Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin dessen sicher,« antwortete der Reiter. Dann, als er sah, daß Robert Briquet, sich ihm nähernd, eine Bewegung machte, welche sagen wollte: »Ah, bah! Und worauf gründet Ihr diese Sicherheit?« fügte er bei:
»Ganz gewiß: wenn Salcède dem Herzog gehört hätte, so würde der Herzog ihn nicht haben hängen oder wenigstens nicht an Händen und Füßen gebunden haben von Brüssel nach Paris fahren lassen, ohne mindestens einen Entführungsversuch zu seinen Gunsten zu machen.«
»Einen Entführungsversuch!« versetzte Briquet, »das wäre sehr gewagt; denn er mag gelingen oder scheitern, sobald er von Seiten von Herrn von Guise käme, würde Herr von Guise zugestehen, daß er gegen den Herzog von Anjou conspiriert habe.«
»Ich bin überzeugt, Herr von Guise wäre durch diese Betrachtung nicht zurückgehalten worden,« erwiederte trocken der Reiter, »und da er Salcède weder reclamirt, noch vertheidigt hat, so gehört Salcède nicht ihm an.«
»Entschuldigt meine Beharrlichkeit,« fuhr Briquet fort, »ich erfinde nicht, es scheint sicher, daß Salcède gesprochen hat.«
»Wo dies?«
»Vor den Richtern.«
»Nein, nicht vor den Richtern, mein Herr, auf der Folter.«
»Ist dies nicht dasselbe?« fragte Meister Robert Briquet mit einer Miene, die er vergebens naiv zu machen suchte.
»Nein, das ist entfernt nicht dasselbe; man
1
Zur Erklärung dieser Worte ist zu bemerken: Robert Briquet sagt, das schlechte Französisch des Schweizers nachahmend: C‘être chuste, mon camarate, très chuste, »Das ist richtig,« &c.Worauf der Schweizer in deutscher die Worte »Bei Gott u.s.w.« erwiederte.