Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма страница 5
Kaum hatte der Ausrufer zu sprechen aufgehört, als hinter der Linie der Schweizer und der Soldaten, die Menge zu wogen anfing, wie eine Schlange, deren Ringe sich aufschwellen und krümmen.
»Was bedeutet das?« fragte man sich bei den Friedlichsten. »Ohne Zweifel abermals ein Complott.«
»Oh! oh! ohne Zweifel, um es zu verhindern, daß wir in die Stadt hinein kommen, hat man die Sache so eingerichtet,« sagte leise sprechend zu seinen Gefährten der Reiter, der mit so seltener Geduld die Ungezogenheiten des Gascogners ertragen hatte: »diese Schweizer, dieser Ausrufer, diese Riegel, diese Trompeten, das ist Alles unseretwegen; bei meiner Seele, ich hin stolz darauf.«
»Platz! Platz! Ihr Leute,« rief der Officier, der die Abtheilung befehligte. »Tausend Teufel! Ihr seht wohl, daß Ihr diejenigen, welche das Recht haben, sich die Thore öffnen zu lassen, weiter zu gehen verhindert!«
»Cap de Bious, ich bin einer, der durchkommen wird, wenn alle Bürger der Erde zwischen ihm und der Barriere wären,« sagte mit den Ellenbogen spielend der Gascogner, der sich durch seine groben Erwiederungen die Bewunderung von Meister Robert Briquet zugezogen hatte.
Und er war in der That in einem Augenblick in dem leeren Raum, der sich mit Hilfe der Schweizer zwischen den zwei Reihen der Zuschauer gebildet hatte.
Man denke sich, wie sich die Augen voll Eifer und Neugierde auf einen Mann richteten, der so sehr begünstigt war, daß er eintreten durfte, während die Anderen nach einem strengen Befehle außen bleiben mußten.
Doch der Gascogner kümmerte sich wenig um alle diese neidischen Blicke; er dehnte sich stolz aus und ließ durch sein dünnes grünes Wamms alle Muskeln seines Körpers hervortreten, welche eben so viele durch eine innere Kurbel angespannte Stricke zu sein schienen. Dürr und knochig standen seine Faustgelenke um drei Zoll aus seinen abgeschabten Aermeln hervor; er hatte einen klaren Blick, gelbe, krause Haare, sei es durch die Natur, sei es durch den Zufall, denn der Staub nahm ein gutes Zehntel von ihrer Farbe in Anspruch. Groß und geschmeidig schlossen sich seine Füße an Knöcheln so nervig wie die eines Hirsches an. An einer von seinen Händen, nur an einer einzigen trug er einen Handschuh von gesticktem Leder, der ganz erstaunt schien, daß er bestimmt sein sollte das andere Leder, das noch rauer war als das seinige, zu beschützen; mit der anderen Hand schwang er ein Haselstöckchen.
Er sah einen Augenblick umher, dachte dann wohl, der Officier, von dem wir gesprochen, wäre die wichtigste Person dieser Truppe, und ging gerade auf ihn zu.
Dieser schaute ihn eine Zeit lang an, ohne mit ihm zu reden.
Ohne sich sich im Geringsten aufs der Fassung bringen zu lassen, that der Gascogner das selbe.
»Ihr habt Euren Hut verloren, wie es scheint?« sagte er zu ihm.
»Ja, mein Herr.«
»Geschah es im Gedränge?«
»Nein, ich hatte einen Brief von meiner Geliebten erhalten. Cap de Bious, ich las ihn am Flusse, eine Viertelmeile von hier, als mir plötzlich ein Windstoß den Brief und den Hut entriß. Ich lief dem Brief nach, obgleich der Knopf meines Hutes ein einziger Diamant war. Meinen Brief erwischte ich, als ich aber zum Hut zurückkehrte, hatte ihn der Wind in den Fluß fortgenommen, in den Fluß von Paris!… Er wird das Glück von irgend einem armen Teufel machen. Desto besser!«
»Somit seid Ihr barhaupt?«
»Findet man keine Hüte in Paris, Cap de Bious! Ich werde einen herrlicheren kaufen und einen Diamant zweimal so groß, als der erste war, daran setzen.«
Der Officier zuckte unmerklich die Achseln, aber so unmerklich auch diese Bewegung war, entging sie doch dem Gascogner nicht.
»Wenn es beliebt!« sagte er.
»Ihr habt eine Karte?« fragte der Officier.
»Gewiß habe ich eine, und eher zwei als eine.«
»Eine einzige wird genügen, wenn sie in Ordnung ist.«
»Aber täusche ich mich nicht?« fuhr der Gascogner die Augen weit aufsperrend fort, »nein, Cap de Bious, ich täusche mich nicht, ich habe das Vergnügen, mit Herrn von Loignac zu sprechen?«
»Es ist möglich, mein Herr,« antwortete trocken der Officier, sichtbar wenig erfreut über diese Wiedererkennnng.
»Mit Herrn von Loignac meinem Landsmann?«
»Ich sage nicht nein.«
»Mit einem Vetter?«
»Es ist gut, Eure Karte?«
»Hier ist sie…«
Der Gascogner zog aus seinem Handschuh eine kunstvoll abgeschnittene Karte.
»Folgt mir,« sagte Loignac, ohne die Karte anzuschauen, »Ihr und Eure Gefährten, wenn Ihr habt, wir wollen die Einlaßscheine untersuchen.«
Und er nahm seinen Posten beim Thor.
Der barhaupte Gascogner folgte ihm.
Fünf andere Männer folgten dem barhaupten Gascogner.
Der Erste war mit einem herrlichen Panzer von so wunderbarer Arbeit bedeckt, daß man hätte glauben sollen, er käme aus den Händen von Benvenuto Cellini. Da indessen das Muster, nach dem dieser Panzer gemacht worden, etwas aus der Mode gekommen war, so erregte dieses Prachtstück eher Gelächter als Bewunderung.
Allerdings entsprach kein anderer Theil des diesen Panzer tragenden Menschen der beinahe königlichen Herrlichkeit des Prospectus.
Der Zweite, der gleichen Schrittes hinter ihm ging, wurde von einem dicken Lakeien mit gräulichen Haaren gefolgt, und mager und gebräunt, wie er war, schien er der Vorläufer von Don Quicote zu sein, wie sein Diener für den Vorläufer von Sancho gelten konnte.
Der Dritte erschien mit einem Kinde auf seinen Armen; ihm folgte eine Frau, die sich an seinem ledernen Gurte! anklammerte, während zwei Kinder, das eine von vier, das andere von fünf Jahren, sich an dem Rock der Frau festhielten.
Der Vierte erschien hinkend und gleichsam an einen langen Degen befestigt.
Um den Zug zu beschließen, rückte ein junger Mann von schönem Aussehen auf einem Rappen herbei, der zwar mit Staub bedeckt, aber von edler Race war.
Dieser hatte gegen die Andern die Miene eines Königs.
Genöthigt, ziemlich sachte zu marschiren, um nicht seinen Gefährten voranzukommen, übrigens vielleicht innerlich zufrieden, nicht zu nahe bei ihnen reiten zu müssen, blieb dieser junge Mann einen Augenblick an den Gränzen der vom Volke gebildeten Hecke.
In diesem Augenblick fühlte er, daß man ihn an der Scheide seines Degens zog, und neigte sich rückwärts.
Derjenige, welcher seine Aufmerksamkeit durch diese Berührung rege machte, war ein junger Mensch mit schwarzen Haaren, funkelndem Auge, klein, schmächtig, anmuthig und sorgfältig behandschuht.
»Was steht zu Dienst, mein Herr?« fragte unser Reiter.
»Mein Herr, eine Bitte.«
»Sprecht, aber sprecht geschwinde, ich bitte Euch, man wartet aus mich.«
»Ich