Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма страница 53
Man muß gestehen, es war dies eine schöne Lage für die Priorei, welche sich stolz rechts vom Wege nach Vincennes erhob.
Diese Priorei bestand aus einem Viereck von Gebäuden, das einen ungeheuren, mit Bäumen bepflanzten Hof enthielt, und es gehörten dazu außer dem Gemüsegarten, der hinter dem Viereck lag, eine Menge von Gebäulichkeiten und Gartenstücken, die der Priorei die Ausdehnung eines Dorfes gaben.
Zweihundert Jacobinermönche bewohnten die Schlafsäle, welche im Hintergrunde des Hofes parallel mit der Straße lagen.
Auf der Vorderseite verliehen vier Fenster, mit einem einzigen eisernen, an diesen Fenstern hinlaufenden Balcon, den Gemächern der Priorei Luft, Licht und Leben.
Einer Stadt ähnlich, von der man annimmt, sie könnte in Belagerungszustand versetzt werden, fand die Priorei in sich alle ihre Mittel auf den zinspflichtigen Grundgebieten von Charonne, Montreuil und Saint-Mandé. Ihre Weiden machten eine stete vollzählige Herde von fünfzig Ochsen und neun und neunzig Schafen fett; die religiösen Orden durften, war dies nun Ueberlieferung oder geschriebenes Gesetz, nichts zu hundert besitzen.
Ein eigener Palast beherbergte auch neun und neunzig Schweine von einer besonderen Gattung, welche mit Liebe und hauptsächlich mit Eigenliebe ein von Dom Gorenflot erwählter Fleischer auszog.
Diese ehrenvolle Wahl hatte der Fleischer den ausgezeichneten farcirten Ohren, den Fleischwürsten und den Blutwürsten mit Zipollen9 zu danken, welche er einst dem Gasthause zum Füllhorn lieferte. Erkenntlich für die guten Mahle, die er bei Meister Bonhomet gemacht hatte, trug Dom Modeste so die Schulden von Gorenflot ab.
Es ist nicht nöthig, von den Officen und vom Keller zu sprechen. Das Spalier der Priorei gab, gegen Osten und Süden liegend, unvergleichliche Pfirsiche, Aprikosen und Trauben; überdies wurden Conserven von diesen Früchten und Zuckerteige von einem gewissen Bruder Eusèbe bereitet, der den berühmten Confectfelsen verfertigt hatte, den das Stadthaus von Paris den beiden Königinnen bei seinem letzten Festmahl angeboten.
Den Keller hatte Gorenflot, alle die von Burgund leerend, selbst versorgt, denn er hegte die allen wahren Trinkern angeborene Vorliebe, welche sich auf ihre Behauptung gründet, der Burgunder sei derjenige Wein, den man wahrhaft Wein nennen könne.
Im Schooße dieser Priorei, einem wahren Paradies der Müßiggänger und der Wohlschmecker, in der kostbaren Wohnung, deren Balcon auf die Straße geht, finden wir Gorenflot wieder, geschmückt mit einem Kinn mehr und mit jenem ehrwürdigen Ernste, welchen die beständige Gewohnheit der Ruhe und des Wohlbehagens auch den gemeinsten Gesichtern verleiht.
In seinem schneeweißen Gewande, mit dem schwarzen Kragen, der seine breiten Schultern warm hält, hat Gorenflot nicht mehr so viel Freiheit der Bewegung, als in seinem einfachen grauen Mönchkleide, aber er hat mehr Majestät.
Breit wie eine Schöpfenkeule, stützt sich seine Hand auf einen Quartanten, den sie völlig bedeckt; seine dicken Füße drücken einen Wärmer nieder und seine Arme sind nicht mehr lang genug, um einen Gürtel für seinen Bauch zu bilden.
Es hat so eben halb acht Uhr geschlagen. Der Prior, ist zuletzt aufgestanden; er pflegt die Regel zu benützen, welche dem Obersten eine Stunde Schlaf mehr gestattet, als den Mönchen, doch er setzt seine Nacht ruhig und gemüthlich in einem Lehnstuhle mit Ohren fort, der so weich ist wie Eiderdun.
Die Ausstattung des Zimmers, worin der würdige Abt schläft, ist mehr weltlich als religiös: ein Tisch mit gedrehten Füßen und mit einem reichen Teppich bedeckt, religiöse Gemälde galanter Art, eine seltsame Mischung von Liebe und Devotion, welche man nur in jener Zeit in der Kunst findet, kostbare Gefäße für die Kirche oder die Tafel auf Schenktischen, an den Fenstern große Vorhänge von venetianischem Brokat, trotz ihres Alters glänzender, als die theuersten neuen Stoffe, dies sind im Einzelnen die Reichthümer, deren Besitzer Dom Gorenflot durch die Gnade Gottes, des Königs und besondere Chicot’s geworden war.
Der Prior schlief also in seinem Lehnstuhl, während ihm der Tag seinen gewöhnlichen Besuch machte und mit seinen silbernen Lichtern die purpurnen und perlmutterartigen Töne auf dem Gesichte des Schläfers liebkoste.
Die Stubenthüre öffnete sich sachte und zwei Mönche traten ein, ohne den Prior aufzuwecken.
Der Erste war ein Mann von dreißig bis fünf und dreißig Jahren, mager, bleich und nervös gekrümmt in seinem Jacobinergewand; er trug den Kopf hoch; wie ein Pfeil aus seinem Falkenauge schießend, befahl sein Blick, ehe er gesprochen hatte, und dennoch milderte sich dieser Blick durch das Spiel von zwei weißen Augenlidern, welche sich senkend den breiten blauen Kreis hervorheben, von dem seine Augen begränzt waren.
Glänzte aber im Gegentheil dieser schwarze Augenstern zwischen diesen Brauen und der falben Umrahmung der Augenhöhle, so hätte man glauben sollen, es springe ein Blitz aus den Falten zweier kupferner Wolken hervor.
Dieser Mönch hieß Bruder Borromée; er war seit drei Wochen Säckelmeister des Klosters.
Der Andere war ein junger Mensch von siebzehn bis achtzehn Jahren, mit lebhaften schwarzen Augen, kühner Miene, hervorspringendem Kinn, klein aber gut gewachsen, der, wenn er seine weiten Aermel zurückschlug, mit einem gewissen Stolz zwei nervige, in der Geberde behende Arme sehen ließ.
»Der Prior schläft noch, Bruder Borromée,« sagte der jüngere von den beiden München zu dem anderen, »wecken wir ihn auf?«
»Hüten wir uns wohl, Bruder Jacques,« erwiederte der Säckelmeister.
»Es ist in der That Schade, daß wir einen Prior haben, der so lange schläft,« versetzte der junge Bruder, »denn man hätte diesen Morgen die Waffen probiren können; habt Ihr gesehen, was für schöne Panzer und Büchsen darunter sind?«
»Stille, mein Bruder, man könnte Euch hören.«
»Welch ein Unglück,« sprach der kleine Mönch, indem er mit dem Fuße auf den Boden stampfte, was jedoch durch den dicken Teppich gedämpft wurde, »welch ein Unglück, das Wetter ist heute so schön, der Hof ist so trocken, welch eine schöne Uebung hätte man heute vornehmen können, Bruder Borromée!«
»Man muß warten, mein Kind,« entgenete Bruder Borromée mit einer geheuchelten Unterwürfigkeit, welche durch das Feuer seiner Blicke Lügen gestraft wurde.
»Aber warum befehlt Ihr nicht immerhin, daß die Waffen ausgetheilt werden?« sprach ungestüm Jacques, während er seine herabgefallenen Aermel wieder zurückschlug.
»Ich, befehlen?«
»Ja, Ihr.«
»Ich befehle nicht, Ihr wißt es wohl, mein Bruder,« erwiederte Borromée mit Salbung, »ist nicht der Herr da?«
»In diesem Lehnstuhl, … eingeschlafen, … während alle Welt wacht,« sagte Jacques mit einem weniger ehrfurchtsvollem als ungeduldigen Tone, »der Herr?«
Und ein Blick stolzen Verständnisses schien bis in die Tiefe des Herzens von Bruder Borromée dringen zu wollen.
»Achten wir seinen Rang und seinen Schlummer,« sprach dieser, indem er mitten in das Zimmer trat, doch so unglücklich, daß er einen Schämel auf den Boden warf.
Obgleich der Teppich das Geräusch des Schämels dämpfte, wie er das des Stampfens von Bruder Jacques gedämpft hatte, fuhr Dom Gorenflot doch bei diesem, Lärmen auf und erwachte.
»Wer
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Zwiebeln