Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 40

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

Скачать книгу

nur für wahrhaft gesalbt und geheiligt halten, wenn sie unter deinem mörderischen Täfelwerk geschlafen haben, während du sie einen nach dem andern, diese als Leichname ohne Köpfe, jene als Flüchtlinge ohne Krone, zurückwirfst?

      Ohne Zweifel ist in deinen, wie ein Juwel von Benvenuto Cellini, ciselirten Steinen ein Unheilbringendes Zauberwerk; ohne Zweifel liegt unter deiner Schwelle ein tödtlicher Talisman vergraben. Zähle die letzten Könige, die du empfangen, und sage, was du damit gemacht hast! Von diesen fünf Königen ist ein einziger von dir der Gruft zurückgegeben worden, wo ihn seine Ahnen erwarteten, einer wurde dem Schaffot überliefert und die drei andern der Verbannung!

      Eines Tags wollte eine ganze Versammlung der Gefahr trotzen, den Platz der Könige einnehmen und sich, als Mandatar des Volks, dahin setzen, wo die Erwählten der Monarchie gesessen hatten. Von diesem Augenblick an erfaßte sie der Schwindel; von diesem Augenblick an zerstörte sie sich selbst: das Schaffot verschlang die Einen, die Verbannung die Andern, und eine seltsame Brüderschaft vereinigte Ludwig XVI. und Robespierre, Collot-d’Herbois und Napoleon, Billaut-Varennes und Karl X., Vadier und Louis Philipp.

      O Tuilerien! o Tuilerien! ein Wahnsinniger muß also derjenige sein, welcher es wagt, deine Schwelle zu überschreiten und da einzutreten, wo Ludwig XVI., Napoleon, Karl X. und Louis Philipp eingetreten sind, denn ein wenig später, ein wenig früher wird er durch dieselbe Thüre herauskommen wie sie.

      Und doch, unheilvoller Palast! ist Jeder von ihnen in deine Mauern unter den Acclamationen des Volkes eingetreten, und dein doppelter Balcon hat sie, einen nach dem andern, diesen Acclamationen, im Glauben an die Wünsche und Verheißungen der Menge welche dieselben erschallen ließ, zulächeln sehen, was zur Folge hatte, daß, kaum unter dem Thronhimmel sitzend, Jeder von ihnen an seinem Werke zu arbeiten anfing, statt an dem Werke des Volkes zu arbeiten; als dies das Volk eines Tags bemerkte, setzte es ihn vor die Thüre wie einen ungetreuen Pächter, oder es bestrafte ihn wie einen undankbaren Mandatar.

      So fand nach dem erschrecklichen Marsch vom 6 October, mitten unter Koth, Blut und Geschrei, die bleiche Sonne des ankern Tages, als sie aufging, den Hof der Tuilerien voll von einem von der Rückkehr seines Königs bewegten und nach seinem Anblick hungerigen Volke.

      Den ganzen Tag hindurch empfing der König die constituirten Körper; während dieser Zeit wartete die Menge außen, suchte, bespähte sie ihn durch die Fenster; derjenige, welcher ihn zu erblicken glaubte, stieß einen Freudenschrei aus, zeigte ihn seinem Nachbar und sagte:

      »Seht Ihr ihn? seht Ihr ihn, dort ist er!«

      Um Mittag mußte er sich auf dem Balcon zeigen, und es erschollen einstimmig Bravos und Händegeklatsche.

      Am Abend mußte er in den Garten hinabgehen, und nun waren es nicht mehr Bravos und Händegeklatsche, es waren Rührungen und Thränen.

      Madame Elisabeth, ein junges, frommes, naives Herz, zeigte dieses Volk ihrem Bruder und sagte:

      »Mir scheint, es ist nicht schwer, über solche Menschen zu regieren:«

      Ihre Wohnung war im Erdgeschoß. Am Abend ließ sie die Fenster öffnen und speiste vor aller Welt.

      Männer und Weiber schauten zu, klatschten Beifall und grüßten durch die Oeffnungen, die Weiber besonders: sie ließen ihre Kinder auf das Gesims der Fenster steigen, befahlen den unschuldigen Kleinen, der vornehmen Dame Küsse zuzusenden und ihr zu sagen, sie sei sehr schön.

      Und die kleinen Kinder wiederholten: »Sie sind sehr schön, Madame!« und sandten ihr mit ihren fleischigen Händchen zahllose und endlose Küsse zu.

      Jeder sagte: »Die Revolution ist beendigt; der König ist nun von seinem Versailles, von seinen Höflingen und seinen Räthen befreit. Der Zauber, der fern von seiner Hauptstadt das gefangene Königthum in dieser Welt von Automaten, Statuen und beschnittenen Taxusbäumen hielt, welche man Versailles nennt, ist gebrochen. Gott sei Dank, der König ist wieder in das Leben und in die Wahrheit, daß heißt in die wirkliche Natur des Menschen eingesetzt. Kommen Sie, Sire, kommen Sie unter uns! Bis zu diesem Tag hatten Sie so, wie Sie umgeben waren, nur die Freiheit, das Böse zu thun; heute haben Sie in unserer Mitte, mitten unter Ihrem Volke, die volle Freiheit, das Gute zu thun!«

      Oft täuschen sich die Waffen und die Individuen über das, was sie sind, oder vielmehr über das, was sie alsbald sein werden. Die während der Tage des 5. und 6. October ausgestandene Angst hatte zum König nicht nur eine Menge von Herzen, sondern auch viele Geister, viele Interessen zurückgeführt. Dieses Geschrei in der Dunkelheit, dieses Erwachen in der Nacht, diese im Marmorhose angezündeten und mit ihren unheimlichen Reflexen die großen Mauern von Versailles beleuchtenden Feuer, Alles dies halte die ehrlichen Imaginationen stark betroffen. Die Nationalversammlung hatte gewaltig bange gehabt, mehr bange, da der König bedroht worden, als da sie selbst bedroht worden war. Damals schien es ihr noch, als hinge sie vom König ab; es werden nicht sechs Monate verlaufen, ohne daß sie im Gegentheil fühlt, daß der König von ihr abhängt. Hundert und fünfzig von ihren Mitgliedern nahmen Pässe. Mounier und Lally, – der Sohn des auf der Grève gestorbenen Lally, – flüchteten sich.

      Die zwei populärsten Männer Frankreichs, Lafayette und Mirabeau, kamen als Royalisten nach Paris zurück.

      Mirabeau sprach zu Lafayette: »Vereinigen wir uns und retten wir den König!«

      Lafayette, ein vorzugsweise ehrlicher Mann, aber ein beschränkter Geist, verachtete zum Unglück den Charakter von Mirabeau und begriff sein Genie nicht.

      Er beschränkte sich daraus, daß er den Herzog von Orleans aufsuchte.

      Man hatte viele Dinge über Seine Königliche Hoheit gesagt.

      Man hatte gesagt, der Herzog sei, seinen Hut aus die Augen niedergedrückt, ein Stöckchen in der Hand, gesehen worden, wie er die Gruppen im Marmorhofe aufgewiegelt, wie er zur Plünderung des Schlosses angetrieben, in der Hoffnung, die Plünderung würde zugleich die Ermordung sein.

      Mirabeau war ganz dem Herzog von Orleans ergeben.

      Lafayette, statt sich mit Mirabeau zu verständigen, ging zum Herzog von Orleans und forderte ihn auf, Paris zu verlassen. Der Herzog von Orleans stritt, kämpfte, stemmte sich entgegen; aber Lafayette war so sehr König, daß man ihm gehorchen mußte.

      »Und wann werde ich zurückkommen?« fragte er Lafayette.

      »Wann ich Ihnen sage, daß es Zeit ist, mein Prinz.«

      »Und wenn ich mich langweile und ohne Ihre Erlaubniß zurückkomme, mein Herr?« fragte hoffärtig der Herzog.

      »Dann,« erwiederte Lafayette, »dann hoffe ich, Eure Hoheit wird mir am andern Tage nach ihrer Rückkehr die Ehre geben, sich mit mir zu schlagen.«

      Der Herzog von Orleans reiste ab und kam erst zurückgerufen wieder.

      Lafayette war wenig Royalist vor dem 6. October; nach dem 6. October wurde er es aber wirklich, aufrichtig; er hatte die Königin gerettet und den König beschützt.

      Man wird viel anhänglicher durch die Dienste, die man leistet, als durch die, welche man empfängt. Dies rührt davon her, daß im Herzen des Menschen mehr Stolz als Dankbarkeit ist.

      Der König und Madame Elisabeth, obgleich sie fühlten, daß unter und vielleicht über all diesem Volke ein Unheil bringendes Element sei, das sich nicht mit ihm mischen wolle, etwas Gehässiges und Rachsüchtiges wie der Zorn des Tigers, welcher brüllt, während er schmeichelt, der König und Madame Elisabeth waren wirklich gerührt gewesen.

      Nicht so war es bei Marie Antoinette. Die schlechte Stimmung,

Скачать книгу