Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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XVI. schüttelte den Kopf und sprach:

      »Nein, mein Herr, nein, ich kann nur Krieg gegen mein Volk mit der Unterstützung des Auslandes führen, und ich kenne zu gut den Zustand Europas, um ihm zu vertrauen. Der König von Preußen bietet mir an, mit hunderttausend Mann in Frankreich einzumarschiren; aber ich kenne den intriganten, ehrgeizigen Geist dieser kleinen Monarchie, die danach strebt, ein großes Königreich zu werden, welche überall zur Verwirrung antreibt, in der Hoffnung, in dieser Verwirrung werde sie ein neues Schlesien an sich reißen. Oesterreich stellt ebenfalls hunderttausend Mann zu meiner Verfügung, aber ich liebe meinen Schwager Leopold, diesen devoten Philosophen, nicht. Mein Bruder d’Artois trägt mir die Unterstützung von Sardinien und Spanien an, aber ich traue diesen Mächten nicht, welche von meinem Bruder d’Artois gelenkt werden; er hat Herrn von Calonne bei sich, das heißt den grausamsten Feind der Königin, denjenigen, welcher, – ich habe die Handschrift gesehen, – dem Pamphlet von Madame Lamotte gegen uns in der abscheulichen Halsbandgeschichte Noten beigefügt hat. Ich weiß Alles, was dort vorgeht. In der vorletzten Sitzung ist davon die Rede gewesen, mich abzusetzen und einen Regenten zu ernennen, der wahrscheinlich mein anderer vielgeliebter Bruder, der Herr Graf von Provence, wäre; schließlich hat Herr von Condé, mein Vetter, den Vorschlag gemacht, in Frankreich einzudringen und gegen Lyon zu marschiren, was auch dem König geschehen möchte! . . . Was die große Katharina betrifft, das ist etwas Anderes; sie beschränkt sich auf Rathschläge; sie gibt mir einen Rath, der auf das Erhabene abzielt, jedoch nur lächerlich ist, besonders nach dem, was in den letzten Tagen vorgefallen. »»Die Könige,«« sagt sie, »»müssen ihren Gang verfolgen, ohne sich um das Geschrei des Volks zu bekümmern, wie der Mond seinem Laufe folgt, ohne sich um das Gebelle der Hunde zu bekümmern!«« Es scheint, die russischen Hunde begnügen sich damit, daß sie bellen; sie lasse Deshuttes und Varicourt fragen, ob die unseren nicht beißen.«

      »Das Volk befürchtet, der König gedenke zu fliehen, Frankreich zu verlassen  . . .«

      Der König zögerte zu antworten.

      »Sire,« fuhr Gilbert lächelnd fort, »man hat immer Unrecht, eine von einem König gegebene Erlaubniß buchstäblich zu nehmen. Ich sehe, daß ich indiscret bin und auf meinen Fragen einfach den Ausdruck einer Furcht mache.«

      Der König legte seine Hand aus die Schulter von Gilbert und erwiederte:

      »Mein Herr, ich habe Ihnen die Wahrheit versprochen und werde sie Ihnen vollständig sagen. Ja, es ist hiervon die Rede gewesen; ja, die Sache ist mir vorgeschlagen worden; ja, es ist der Rath vieler redlicher Diener, die mich umgeben, ich soll fliehen. Doch in der Nacht vom 6. Oetober, als, in meinen Armen weinend und ihre Kinder in die ihrigen schließend, die Königin wie ich den Tod erwartete, ließ sie mich schwören, daß ich nie allein fliehen werde, daß wir Alle miteinander abreisen werden, um miteinander gerettet zu sein oder zu sterben. Mein Herr, ich habe geschworen und werde mein Wort halten. Da ich es aber nicht für möglich erachte, daß wir Alle mit einander fliehen, ohne zehnmal, ehe wir die Grenze erreichen, festgenommen zu werden, so werden wir nicht fliehen.«

      »Sire,« sprach Gilbert, »Sie sehen mich in Bewunderung vor der Richtigkeit des Geistes Eurer Majestät. Oh! warum kann Sie nicht ganz Frankreich hören, wie ich Sie in diesem Augenblicke gehört habe? Wie viel Leidenschaften des Hasses, die Eure Majestät verfolgen, würden sich besänftigen! wie viel Gefahren, die Sie umgeben, würden sich schwächen!«

      »Haß?« versetzte der König; »Sie glauben also, daß mein Volk mich haßt? Gefahren? indem ich nicht zu sehr im Ernste die düsteren Gedanken nehme, die mir dieses Portrait eingeflößt hat, sage ich Ihnen: ich glaube, daß die größten vorüber sind.«

      Gilbert schaute den König mit einem, tiefen Gefühle von Schwermuth an.

      »Ist dies nicht Ihre Ansicht, Herr Gilbert?« fragte Ludwig XVI.

      »Meine Ansicht, Sire, ist, daß Eure Majestät erst in den Kampf eingetreten, und daß der 14. Juli und der 6. October nur die zwei ersten Acte des erschrecklichen Dramas sind, welches Frankreich im Angesichte der Nationen spielen wird.«

      Ludwig XVI. erbleichte leicht.

      »Ich hoffe, daß Sie sich täuschen, mein Herr,« sagte er.

      »Ich täusche mich nicht, Sire.«

      »Wie können Sie über diesen Punkt mehr wissen, als ich, der ich meine Polizei und meine Gegenpolizei habe?«

      »Sire, ich habe allerdings weder Polizei, noch Gegenpolizei, aber durch meine Stellung bin ich die natürliche Mittelsperson zwischen dem, was den Himmel betrifft, und dem, was sich noch in den Eingeweiden der Erde verbirgt. Sire, was wir erfahren haben, ist nur das Erdbeben, wir haben noch das Feuer, die Asche und die Lava des Vulkans zu bekämpfen.«

      »Sie haben gesagt zu bekämpfen, mein Herr; würden Sie nicht richtiger gesprochen haben, wenn Sie zu fliehen gesagt hätten?«

      »Ich habe gesagt, zu bekämpfen, Sire.«

      »Sie kennen meine Ansicht in Betreff des Auslandes. Ich werde die Fremden nie nach Frankreich rufen, wenn nicht, ich sage nicht mein Leben, – was liegt mir an meinem Leben, ich habe es zum Opfer gebracht, – wenn nicht das Leben meiner Frau und meiner Kinder eine wirkliche Gefahr läuft.«

      »Ich möchte mich zu Ihren Füßen niederwerfen, Sire, um Ihnen für solche Gefühle zu danken. Nein, Sire, es bedarf der Fremden nicht. Wozu sollen die Fremden nützen, so lange Sie nicht Ihre eigenen Mittel und Quellen erschöpft haben? Sie befürchten von der Revolution überflügelt zu werden, nicht wahr, Sire?«

      »Ich gestehe es.«

      »Nun, es gibt zwei Mittel, zugleich den König und Frankreich zu retten.«

      »Nennen Sie dieselben, mein Herr, und Sie werden sich um Beide verdient gemacht haben.«

      »Das erste ist, Sire, daß Sie sich an die Spitze der Revolution stellen und sie lenken.«

      »Sie würden mich mit sich fortreißen, Herr Gilbert, und ich will nicht dahin gehen, wohin sie gehen.«

      »Das zweite ist, ihr ein ziemlich solides Gebiß anzulegen, um sie zu bezähmen.«

      »Wie wird dieses Gebiß heißen, mein Herr?«

      »Die Volksbeliebtheit und das Genie.«

      »Und wer wird der Schmied sein?«

      »Mirabeau!«

      Ludwig XVI. schaute Gilbert in’s Gesicht, als ob er schlecht gehört hätte.

       XIX

      Mirabeau

      Gilbert sah, daß er einen Kampf zu bestehen hatte, doch er war vorbereitet.

      »Mirabeau,« wiederholte er, »ja, Sire, Mirabeau.

      « Der König wandte sich gegen das Portrait von Karl I. um und fragte dieses poetische Gemälde von Van Dyck:

      »Was würdest Du geantwortet haben, Karl Stuart, wenn in dem Augenblicke, wo Du die Erde unter Deinen Füßen zittern fühlest, man Dir vorgeschlagen hätte, Dich auf Cromwell zu stützen?«

      »Karl Stuart würde sich geweigert haben, und er hätte wohl daran gethan,« sagte Gilbert, »denn es findet keine Aehnlichkeit zwischen Cromwell und Mirabeau statt.«

      »Ich weiß nicht, wie Sie die Dinge ansehen,

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