Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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erwiederte Gilbert mit tiefer Ehrsurcht, aber zugleich mit unüberwindlicher Festigkeit, »weder Cromwell, noch Mirabeau sind Verräther.«

      »Was sind sie denn?« rief der König.

      »Cromwell ist ein rebellischer Unterthan, und Mirabeau ist ein unzufriedener Edelmann.«

      »Unzufrieden, worüber?«

      »Ueber Alles  . . .über seinen Vater, der ihn in das Schloß If und in den Thurm von Vincennes hat einsperren lassen, über den König, der sein Genie verkannt hat und es noch verkennt.«

      »Das Genie des Politikers ist die Ehrlichkeit, Herr Gilbert,« versetzte lebhaft der König.

      »Die Antwort ist schön, Sire, würdig eines Titus, eines Trajan, eines Marcus Aurelius; leider gibt ihr die Erfahrung Unrecht.«

      »Wie so?«

      »War es ein ehrlicher Mann, dieser Augustus, der die Welt mit Lepidus und Antonius theilte, und Lepidus verbannte und Antonius tödtete, um die Welt für sich allein zu haben? War es ein ehrlicher Mann, dieser Karl der Große, der seinen Bruder Karlmann, um hier zu sterben, in ein Kloster schickte, und um ein Ende mit seinem Feinde Witekind zu machen, welcher ein beinahe ebenso großer Mann als er, den Sachsen alle Köpfe abschnitt, welche die Höhe seines Schwertes überragten? War es ein ehrlicher Mann, dieser Ludwig XI., der sich gegen seinen Vater empörte, um ihn zu entthronen, und der, obgleich er scheiterte, dem armen Karl VII. einen solchen Schrecken einflößte, daß er aus Furcht, vergiftet zu werden, Hungers starb? War es ein ehrlicher Mann, dieser Richelieu, der in den Alcoven des Louvre und auf den Treppen des Palais-Cardinal Conspirationen machte, die er aus dem Grève-Platze entwickelte? War es ein ehrlicher Mann, dieser Mazarin, der nicht nur eine halbe Million und fünfhundert Mann Karl II. verweigerte, sondern ihn auch aus Frankreich wegjagte? War es ein ehrlicher Mann, dieser Colbert, der Fouquet, seinen Protector, verrieth, anklagte, stürzte und sich während man diesen lebendig in einen Kerker warf, aus dem er nur als eine Leiche herauskommen sollte, unverschämt und stolz in seinen noch warmen Lehnstuhl setzte? Und dennoch haben, Gott sei Dank, weder die Einen noch die Ändern den Königen oder dem Königthum Eintrag gethan!«

      »Aber, Herr Gilbert, Sie wissen wohl, daß Herr von Mirabeau nicht mir angehören kann, da er, dem Herzog von Orleans angehört.«

      »Ei! Sire, da der Herzog von Orleans verbannt ist, so gehört Herr von Mirabeau Niemand mehr.«

      »Wie soll ich mich einem käuflichen Menschen anvertrauen?«

      »Indem Sie ihn kaufen  . . .Können Sie ihm nicht mehr geben, als irgend Jemand in der Welt?«

      »Ein Unersättlicher, der eine Million fordern wird!«

      »Verkauft sich Mirabeau für eine Million, Sire, so verschenkt er sich. Glauben Sie, er sei zwei Millionen weniger werth, als ein oder eine Polignac?«

      »Herr Gilbert!«

      »Der König verzeiht mir das Wort,« sagte Gilbert, indem er sich verbeugte, »ich schweige.«

      »Nein, im Gegentheil, sprechen Sie.«

      »Ich habe gesprochen, Sire,«

      »So lassen Sie uns die Sache erörtern.«

      »Sehr gern. Ich weiß meinen Mirabeau auswendig, Sire.«

      »Sie sind sein Freund?«

      »Leider habe ich nicht diese Ehre; übrigens hat Herr von Mirabeau nur einen Freund, welcher zugleich der der Königin ist.«

      »Ja, ich weiß es, der Herr Graf von der Mark; wir werfen es ihm alle Tage genug vor.«

      »Eure Majestät müßte im Gegentheil bei Todesstrafe verbieten, sich je mit Mirabeau zu entzweien.«

      »Von welcher Bedeutung soll denn beim Gewichte der öffentlichen Angelegenheiten ein Strohjunker wie Herr Riquetti von Mirabeau sein?«

      »Vor Allem, Sire, erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, daß Herr von Mirabeau ein Edelmann und kein Strohjunker ist. Es gibt wenig Edelleute in Frankreich, welche aus dem 11. Jahrhundert datiren, da unsere Könige, um einige um sich zu haben, so nachsichtig gewesen sind, von denjenigen, welchen sie die Ehre bewilligen, in ihre Carrossen zu steigen, nur Proben von 1399 zu fordern. Nein, Sire, man ist kein Strohjunker, wenn man von den Arrighetti von Florenz abstammt, wenn man in Folge einer Niederlage der Gibellinen nach der Provence gekommen ist und sich hier niedergelassen hat. Man ist kein Strohjunker, weil man einen Vorfahren gehabt hat, der in Marseille Handel getrieben, denn Sie wissen, Sire, daß der Adel von Marseille, wie der von Venedig, das Privilegium hat, Handel zu treiben, ohne dadurch des Adels verlustig zu werden  . . .«

      »Ein Wüstling,« unterbrach der König Gilbert, »ein Henker seinem Rufe nach, ein Geldabgrund!«

      »Ah! Sire, man muß die Menschen nehmen, wie sie die Natur gemacht hat; die Mirabeau sind stets stürmisch und ungeordnet in ihrer Jugend gewesen; aber sie reifen, wenn sie älter werden. Als junge Leute sind sie leider so, wie Eure Majestät sagt; als Familienhäupter sind sie gebieterisch, hoffärtig, aber streng. Der König, der sie mißkennen würde, wäre ein Undankbarer, denn sie haben der Landarmee unerschrockene Soldaten, dem Seeheere verwegene Seeleute geliefert. Ich weiß wohl, daß sie in ihrem provinzialen Geiste, der gegen jede Centralisation gehässig ist, in ihrer halb feudalen, halb republikanischen Opposition von ihren festen Schlössern herab,der Autorität der Minister, zuweilen sogar der der Könige trotzten; ich weiß wohl, daß sie mehr als einmal in die Durance die Agenten des Fiscus, welche auf ihren Gütern operiren wollten, geworfen haben; ich weiß wohl, daß sie die Höflinge und die Schreiber, die Generalpächter und die Gelehrten in derselben Geringschätzung vermengten, mit derselben Verachtung bedeckten, und nur zwei Dinge in der Welt achteten: das Eisen des Schwertes und das Eisen des Pfluges; ich weiß wohl, daß Einer von ihnen geschrieben hat: »»Die Knechterei ist instinctartig bei den Hofleuten mit gipsenem Gesicht und gipsenem Herzen, wie bei den Enten das Plätschern im Schlamme.«« Doch Alles dies, Sire, riecht durchaus nicht nach dem Strohjunker; Alles dies ist vielleicht nicht von der redlichsten Moral, sicherlich aber hat es das Gepräge des höchsten Adels.«

      »Gut, gut, Herr Gilbert,« sprach mit einer Art von Aerger der König, welcher die bedeutenden Männer seines Reiches besser als irgend Jemand zu kennen glaubte, Sie haben es gesagt, Sie wissen Ihren Mirabeau auswendig. Da dies bei mir nicht der Fall ist, so fahren Sie fort. Ehe man sich der Leute bedient, lernt man sie gern kennen.«

      »Ja, Sire,« erwiederte Gilbert, gestachelt durch die Ironie, die er in der Betonung, mit der der König zu ihm sprach, erkannte, »und ich sage Eurer Majestät: Es war ein Mirabeau, jener Bruno von Riquetti, welcher an dem Tage, wo Herr de la Feuillade aus der Place de la Victoire seine Statue der Victoria mit ihren vier gefesselten Nationen einweihte, mit seinem Regimente, dem Garde-Regiment, Sire, vorüberziehend, auf dem Pont Neuf anhielt, sein Regiment vor der Statue von Heinrich IV. Halt machen ließ und sagte: »»Meine Freunde, grüßen wir diesen, denn dieser ist so viel werth, als ein Anderer!«« Es war ein Mirabeau, jener François von Riquetti, der im Alter von siebenzehn Jahren von Malta zurückkommt, seine Mutter Anna von Pontèves in Trauer findet und sie fragt, warum diese Trauer, da sein Vater seit zehn Jahren todt sei. »»Weil ich beleidigt worden bin,«« antwortet die Mutter. »»Durch wen?«« »»Durch den Chevalier von Griasque.«« »»Und Du Hast Dich nicht gerächt?«« fragt François, der seine Mutter kannte. »»Ich hatte große Lust! Eines Tages traf ich ihn allein; ich setzte ihm eine geladene Pistole an den Schlaf und sagte: »»Wenn ich allein aus der Welt wäre, so würde ich Dir eine Kugel durch den Kopf jagen, was ich, wie Du siehst, thun kann; aber ich habe einen Sohn, der

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