Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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daß ihn sein Vater mit vierzehn Jahren in eine Correctionsschule schickte, wo man ihn, um ihn zu demüthigen, nicht unter dem Namen Riquetti von Mirabeau, sondern unter dem Namen Bussières einschrieb? Was hatte er gethan, daß mit achtzehn Jahren sein Vater einen Geheimbrief gegen ihn erhielt und ihn aus der Insel Ré einsperrte? Was hatte er gethan, daß ihn sein Vater mit zwanzig Jahren in die Reihen eines Disciplinar-Bataillon schickte, um den Krieg in Corsica mitzumachen, mit der Weissagung seines Vaters: »»Er wird sich am 16. April auf der Ebene einschiffen, die sich ganz allein durchfurcht; Gott gebe, daß er dort nicht einen Tag rudere.«« Was hatte er gethan, daß nach einer einjährigen Ehe sein Vater ihn nach Manosque verbannte? Was hatte er gethan, daß nach einer Verbannung von sechs Monaten nach Manosque sein Vater ihn nach dem Fort Joux bringen ließ? Was hatte er endlich gethan, um nach seiner Entweichung in Amsterdam verhaftet und in den Thurm von Vincennes eingesperrt zu werden, wo als ganzer Raum ihm, der in der Welt erstickt, die väterliche Milde in Verbindung mit der königlichen Milde einen Kerker von zehn Quadratfuß gibt, wo fünf Jahre seine Jugend sich heftig bewegt, seine Leidenschaft brüllt, zu gleicher Zeit aber sein Geist wächst und sich erhöht und sein Herz sich stärkt?  . . .Was er gethan hatte, will ich Eurer Majestät sagen. Er hatte seinen Professor Poisson durch seine Leichtigkeit, Alles zu lernen und Alles zu begreifen, verführt; er hatte tüchtig an der ökonomischen Wissenschaft angebissen; er hatte, da er die militärische Laufbahn ergriffen, sie fortzusetzen gewünscht; er hatte, aus sechstausend Livres Einkommen mit seiner Frau und einem Kinde beschränkt, ungefähr dreißig tausend Franken Schulden gemacht; er hatte seine Verbannung in Manosque gebrochen, um einen unverschämten Edelmann, der seine Schwester beschimpft, zu prügeln; er hatte endlich, – und das ist sein größtes Verbrechen, Sire, – den Verlockungen einer jungen und hübschen Frau nachgebend, diese Frau ihrem alten, hinfälligen, mürrischen, eifersüchtigen Manne entführt.«

      »Ja, mein Herr, und zwar, um sie nachher zu verlassen.« sagte der König; »so daß die unglückliche Frau von Monnier, als sie mit ihrem Verbrechen allein geblieben war, sich den Tod gab.«

      Gilbert schlug die Augen zum Himmel aus und stieß einen Seufzer aus.

      »Sprechen Sie, was haben Sie hierauf zu antworten, mein Herr, und wie vertheidigen Sie Ihren Mirabeau?«

      »Durch die Wahrheit, Sire, durch die Wahrheit, welche so schwer bis zu den Königen dringt, daß Sie, der Sie sie suchen, der Sie sie verlangen, der Sie sie herbeirufen, dieselbe beinahe nie kennen. Nein, Sire, Frau von Monnier ist nicht gestorben, weil Mirabeau sie verlassen, denn als er aus Vincennes herauskam, galt sein erster Besuch ihr. Er tritt als Hausirer verkleidet in das Kloster von Gien, wo sie ein Asyl gefordert hatte, ein; er findet Sophie kalt, gezwungen. Eine Erklärung findet statt; Mirabeau bemerkt, daß Frau von Monnier ihn nicht nur nicht mehr liebt, sondern daß sie sogar einen Andern liebt: den Chevalier von Raucourt. Diesen Andern ist sie, durch den Tod ihres Gatten frei geworden, zu heirathen im Begriffe. Mirabeau ist zu frühe aus dem Gefängniß gekommen; man zählte aus seine Gefangenschaft, man wird sich damit begnügen müssen, daß man seine Ehre tödtet. Mirabeau tritt den Platz seinem glücklichen Nebenbuhler ab, Mirabeau zieht sich zurück; Frau von Monnier ist, wie gesagt, im Begriffe, Herrn von Raucourt zu heirathen: Herr von Raucourt stirbt plötzlich! Die arme Frau hatte ihr ganzes Herz und ihr ganzes Leben in diese letzte Liebe gelegt. Vor einem Monat, am 9. September, schließt sie sich in ihr Cabinet ein und erstickt sich. Dann schrieen die Feinde von Mirabeau, sie sterbe, weil ihr erster Liebhaber sie verlassen, während sie aus Liebe für einen zweiten stirbt . . .. Oh! die Geschichte, die Geschichte, so schreibt man sie!«

      »Ah!« sagte der König, »darum hat er also diese Nachricht mit so großer Gleichgültigkeit aufgenommen?«

      »Wie er sie ausgenommen, kann ich Eurer Majestät auch sagen, Sire, denn ich kenne denjenigen, welcher sie ihm mitgetheilt hat: es ist eines der Miglieder der Nationalversammlung. Fragen Sie ihn selbst, er wird es nicht wagen zu lügen, denn es ist ein Priester; es ist der Pfarrer von Gien, der Abbé, Vallet; er sitzt auf den Bänken, welche denen entgegengesetzt, wo Mirabeau seinen Platz einnimmt. Er durchschritt den Saal und setzte sich zum großen Erstaunen des Grafen zu diesem. »«Was Teufels wollen Sie hier«« fragte ihn Mirabeau. Ohne zu antworten, übergab ihm der Abbé Vallet einen Brief, der die unselige Kunde in allen ihren Einzelheiten mittheilte. Der Graf öffnete ihn und las lange, denn ohne Zweifel konnte er nicht an das Geschehene glauben. Dann las er ihn zum zweiten Mal, und während dieses zweiten Males entfärbte sich von Zeit zu Zeit sein Gesicht; er fuhr mit seinen Händen über seine Stirne, wischte sich zugleich die Augen ab, hustete, spuckte aus und versuchte es, wieder Herr über sich zu werden. Endlich mußte er nachgeben. Er stand aus, ging hastig hinaus und erschien drei Tage nicht mehr in der Versammlung. . . Oh! Sire, Sire, verzeihen Sie mir, daß ich in alle diese Einzelheiten eingehe; es genügt, ein Mann von gewöhnlichem Genie zu sein, um in allen Punkten und über jede Sache verleumdet zu werden; um so viel mehr, wenn der Mann von Genie ein Riese ist!«

      »Warum ist es denn so, Doctor? und welches Interesse hat man, bei mir Herrn von Mirabeau zu verleumden?«

      »Welches Interesse man habe, Sire? das Interesse, das jede Mittelmäßigkeit hat, ihren Platz beim Throne zu behalten, Mirabeau ist keiner von den Menschen, die in den Tempel eintreten können, ohne alle Verkäufer daraus zu verjagen. Mirabeau bei Ihnen, Sire, ist der Tod der kleinen Intriguen, die Verbannung der kleinen Intriganten. Mirabeau bei Ihnen ist das Genie, welches der Redlichkeit den Weg vorzeichnet. Was liegt Ihnen daran, daß Mirabeau schlecht mit seiner Frau gelebt hat? Was liegt Ihnen daran, daß Mirabeau Frau von Monnier verführt hat? Was liegt Ihnen daran daß Mirabeau eine halbe Million Schulden hat? Bezahlen Sie diese halbe Million Schulden, Sire; dann fügen Sie diesen fünfmal hundert tausend Franken eine Million, zwei Millionen, zehn Millionen bei, wenn es sein muß! Mirabeau ist frei, lassen Sie Mirabeau nicht entschlüpfen; nehmen Sie ihn, machen Sie einen Rath, einen Minister aus ihm; hören Sie, was seine mächtige Stimme Ihnen sagen wird, und was sie Ihnen gesagt hat, wiederholen Sie Ihrem Volke, Europa, der Welt!«

      »Herr von Mirabeau, der Tuchhändler in Aix, geworden ist, um vom Volke ernannt zu werden, Herr von Mirabeau kann seinen Comittenten nicht dadurch lügen, daß er die Partei des Volkes verläßt, um zu der des Hofes überzutreten.«

      »Sire, Sire, ich wiederhole Ihnen, Sie kennen Mirabeau nicht: Mirabeau ist ein Aristokrat, ein Adeliger, ein Royalist vor Allem. Er hat sich vom Volke erwählen lassen, weil ihn der Adel verachtete, weil in Mirabeau das erhabene Bedürfniß war, welches die Männer von Genie quält, das Bedürfniß, durch irgend ein Mittel zum Ziele zu gelangen. Er werde die Volkspartei nicht der Hofpartei zu Liebe verlassen, sagen Sie? Ei! Sire, warum gibt es eine Volkspartei und eine Hofpartei? Warum bilden diese zwei Parteien nicht eine? Nun, das wird Mirabeau machen  . . .Nehmen Sie Mirabeau, Sire! Durch Ihre Verachtung zurückgestoßen, wird sich Mirabeau morgen vielleicht gegen Sie wenden, und dann, Sire, dann, – ich sage Ihnen das, und dieses Bild von Karl I. wird es Ihnen nach mir sagen, wie dasselbe es Ihnen vor mir gesagt hat, – dann wird Alles verloren sein!«

      »Mirabeau werde sich gegen mich wenden, sagen Sie? ist das nicht schon geschehen, mein Herr?«

      »Ja, scheinbar vielleicht; doch im Grunde gehört Mirabeau Ihnen. Fragen Sie den Grafen von der Mark, was er ihm gesagt hat nach der Sitzung vom 21. Juni, denn Mirabeau allein liest mit erschrecklichem Scharfsinn in der Zukunft.«

      »Nun, was sagt er?«

      »Er ringt vor Schmerz die Hände und ruft aus: »»So führt man die Könige zum Schaffot!«« und drei Tage nachher fügt er bei: »»Diese Leute sehen die Abgründe nicht, die sie unter den Schritten der Monarchie graben! Der König und die Königin werden dadurch um das Leben kommen, und das Volk wird über ihren Leichen in die Hände klatschen.««

      Der König schauerte, erbleichte, schaute das Portrait von Karl l. An, und schien einen Augenblick bereit, sich zu entschließen, plötzlich aber sagte er:

      »Ich werde hierüber mit der Königin reden, vielleicht entschließt

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