Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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Griasque, einen Raufer, auf, fordert ihn heraus, schließt sich mit ihm in einen Garten ein, wirft die Schlüssel über die Mauer und tödtet ihn. Es war ein Mirabeau, jener Marquis Jean Antoine, der eine Höhe von sechs Fuß, die Schönheit von Antinous, die Stärke von Milon hatte, zu dem aber dennoch seine Großmutter sagte: »»Ihr seid keine Männer mehr, Ihr seid nur Diminutive von Männern,«« und der, von dieser Virago erzogen, wie es seitdem sein Enkel gesagt, die Federkraft und den Appetit des Unmöglichen hatte; der, Musketier mit achtzehn Jahren, immer im Feuer, die Gefahr leidenschaftlich liebend, wie Andere das Vergnügen lieben, eine Legion von Männern, furchtbar hitzig, unbezähmbar wie er, befehligte, so daß die andern Soldaten, wenn sie dieselben vorüberziehen sahen, sagten: »»Siehst Du die rothen Aufschläge? Das sind die Mirainbaux, das heißt, eine Legion von Teufeln befehligt von Satan.«« Und sie täuschten sich über den Commandanten, wenn sie ihn Satan nannten, denn es war ein sehr frommer Mann, so fromm, daß er, als eines Tags einer seiner Wälder in Brand gerieth, statt Befehl zu geben, daß man ihn durch gewöhnliche Mittel zu löschen suche, das heilige Sacrament dahin bringen ließ, wonach das Feuer erlosch. Allerdings war diese Frömmigkeit die eines feudalen Barons, und der Kapitän fand zuweilen Mittel, den Devoten aus einer großen Verlegenheit zu ziehen, wie es ihm eines Tags begegnete, daß Desserteurs, die er erschießen lassen wollte, sich in die Kirche eines italienischen Klosters geflüchtet hatten. Er befahl seinen Leuten, die Thüren einzustoßen, und sie waren im Begriffe, zu gehorchen, als die Thüren sich von selbst öffneten und der Abt in pontificatibus, mit dem heiligen Sacramente in den Händen, erschien.«

      »Nun?« fragte Ludwig XVI., offenbar gefesselt durch diese Erzählung voll Leben und Farbe.

      »Er blieb einen Augenblick nachdenkend, denn die Lage der Dinge setzte ihn in Verlegenheit. Dann aber sagte er, plötzlich von einem Gedanken erleuchtet, zu seinem Standartenjunker: »»Dauphin, man rufe den Feldkaplan, und er nehme den guten Gott aus den Händen dieses Burschen da.«« Was frommer Weise durch den Feldkaplan mit Unterstützung der Musketen dieser Teufel mit den rothen Ausschlägen geschah, Sire.«

      »In der That, ja,« sprach Ludwig XVl. »ich erinnere mich dieses Marquis Antoine. Sagte er nicht zum Generallieutenant Chamillard, welcher ihm nach einer Affaire, in der er sich ausgezeichnet hatte, versprach, von ihm mit seinem Bruder, dem Minister von Chamillard, zu reden: »»Ihr Herr Bruder ist sehr glücklich, daß er Sie hat, denn ohne Sie wäre er der dümmste Mann des Königreichs.««

      »Ja, Sire: man machte auch eine Promotion von Feldmarschällen, wobei der Minister Chamillard sich wohl hütete, den Namen des Marquis auf die Beförderungsliste zu setzen.«

      »Und wie endigte dieser Held, der mir der Condé vom Geschlechte der Riquetti zu sein scheint?« fragte lachend der König.

      »Sire, aus ein schönes Leben folgt ein schöner Tod,« erwiederte Gilbert mit ernstem Tone. »In der Schlacht von Cossano beauftragt, eine von den Kaiserlichen angegriffene Brücke zu vertheidigen, ließ er nach seiner Gewohnheit seine Soldaten mit dem Bauche aus die Erde liegen, und er, ein Riese, blieb aufrecht stehen und bot sich als Zielpunkt dem Feuer des Feindes. Eine Folge hiervon war, daß die Kugeln wie Hagel um ihn zu pfeifen ansingen; aber er rührte sich ebenso wenig als ein Wegweiser. Eine von diesen Kugeln zerschmetterte vor Allem seinen rechten Arm; doch Sie begreifen, Sire, das war nichts. Er nahm sein Taschentuch, machte sich damit für seinen rechten Arm eine Binde und ergriff mit seiner linken Hand eine Art, seine gewöhnliche Waffe, denn er verachtete den Säbel und den Degen als zu unbedeutend in ihrer Anwendung; doch kaum hatte er dieses Manoeuvre vollführt, als ihn ein zweiter Schuß an den Hals traf und die Kehlader, sowie die Nerven des Halses abschnitt. Diesmal war es ernster. Trotz der gräßlichen Wunde blieb der Koloß noch einen Augenblick stehen; dann aber stürzte er wie ein Baum, den man entwurzelt, auf die Brücke nieder. Bei diesem Anblick wurde das Regiment entmuthigt und floh; mit seinem Chef hatte es seine Seele verloren. Ein alter Sergent, welcher hoffte, er sei nicht ganz todt, wirft ihm im Vorbeilaufen einen Fleischhafen aus den Kopf, und seinem Regimente nachsetzend, passirt das ganze Heer des Prinzen Eugen, Cavalerie und Infanterie, über seinen Leib. Als die Schlacht beendigt war, hatte man die Leichen zu begraben. Der prächtige Rock des Marquis machte, daß man ihn bemerkte. Einer von seinen Soldaten, den man gefangen genommen, erkannte ihn. Der Prinz Eugen, da er sah, daß er athmete oder vielmehr noch röchelte, befahl, ihn in das Lager des Herzogs von Vendome zurückzutragen. Der Befehl wird vollzogen. Man bringt den Körper des Marquis in das Zelt des Herzogs, wo sich zufälliger Weise der berühmte Wundarzt Dumoulin befindet. Das war ein Mann voll Phantasie: es erfaßt ihn die Idee diesen Leichnam in’s Leben zurückzurufen; die Cux reizt ihn um so mehr, als sie unmöglich scheint. Außer dieser Blessur, die ihm, abgesehen vom Rückgrath und einigen Fetzen Fleisch, den Kopf fast von der Schulter trennte, war sein ganzer Körper, über welchen dreitausend Pferde und sechstausend Fußgänger gezogen, nur eine Wunde. Drei Tage bezweifelte man, ob er zum Bewußtsein kommen werde. Nach drei Tagen öffnet er ein Auge; zwei Tage nachher rührt er einen Arm; kurz, er unterstützt die Hartnäckigkeit von Dumoulin mit einer gleichen Hartnäckigkeit, und nach drei Monaten sieht man den Marquis Jean Antoine mit einem gebrochenen, von einer schwarzen Binde getragenen Arm, mit sieben und zwanzig auf seinem ganzen Leibe zerstreuten Wunden, – vier mehr, als Cäsar, – und den Kopf gestützt durch ein silbernes Halsband, wieder erscheinen. Sein erster Besuch galt Versailles, wohin ihn der Herr Herzog von Vendome führte, und wo er dem König vorgestellt wurde, der ihn fragte, warum er, da er die Probe von einer solchen Tapferkeit abgelegt, noch nicht Feldmarschall sei. »»Sire,«« antwortete der Marquis Antoine, »»wenn ich, statt auf der Brücke von Cassano zu ihrer Vertheidigung zu bleiben, an den Hof gekommen wäre, um ein leichtfertiges Weib zu bestechen, so hätte ich mein Avancement und weniger Wunden bekommen.«« Ludwig XIV. liebte es nicht, daß man ihm so antwortete; er wandte auch dem Marquis den Rücken zu. »»Jean Antoine, mein Freund,«« sagte zu diesem, als sie weggingen, Herr von Vendome, »»fortan werde ich Dich dem Feinde, aber nie dem König vorstellen.«« Einige Monate nachher heirathete der Marquis mit seinen sieben und zwanzig Wunden, mit seinem gebrochenen Arme und seinem silbernen Halsband Fräulein von Castellane Norante, mit welcher er zwischen sieben Feldzügen sieben Kinder zeugte. Zuweilen, aber selten, wie die wahren Braven, sprach er von der Affaire von Cassano, und wenn er davon sprach, so pflegte er zu sagen: »»Das ist die Schlacht, wo ich getödtet wurde.««

      »Sie sagen mir wohl,« sprach Ludwig XVI. der sich sichtbar an dieser Aufzählung der Vorfahren von Mirabeau ergötzte, »Sie sagen mir wohl, mein lieber Doctor, wie der Marquis getödtet wurde, aber Sie sagen mir nicht, wie er gestorben ist.«

      »Er ist gestorben im Schlosse Mirabeau, einem auf einem abschüssigen Felsen liegenden, einen doppelten, beständig vom Nordwinde gepeitschten, Paß versperrenden, herben, harten Aufenthaltsorte; er ist gestorben mit jener gebieterischen, rauhen Rinde, die sich auf der Haut der Riquetti, je mehr sie alt werden, bildet, seine Kinder in der Unterwürfigkeit und in der Ehrfurcht erziehend und sie in einer solchen Entfernung haltend, daß der älteste von seinen Söhnen sagte: »»Ich habe nie die Ehre gehabt, die Hand, die Lippen oder das Fleisch dieses ausgezeichneten Mannes zu berühren.«« Dieser älteste Sohn, Sire, war der Vater des gegenwärtigen Mirabeau, ein wilder Vogel, dessen Nest zwischen vier Thürmchen gemacht war, der sich nie, wie er sagte, enversailliren wollte, weshalb ihm ohne Zweifel Eure Majestät, die ihn nicht kennt, keine Gerechtigkeit widerfahren läßt.«

      »Doch, mein Herr,« entgegnete der König, »doch, ich kenne ihn; im Gegentheil, er ist einer der Cheff der ökonomischen Schule. Er hatte Theil an der Revolution, welche in Erfüllung geht, indem er das Signal zu socialen Reformen gab und viele Irrthümer und einige Wahrheiten popularisirte, was um so strafbarer von ihm, als er die Lage vorhersah, er, der sagte: »»Es gibt heute keinen Frauenleib, der nicht einen Artevelle oder einen Masaniello trägt.««

      »Sire, es ist in Mirabeau etwas, was Eurer Majestät widerstrebt oder sie erschreckt; lassen Sie mich ihr sagen, daß es der väterliche Despotismus und der königliche Despotismus sind, die Alles dies gethan haben.«

      »Der königliche Despotismus!« rief Ludwig XVI.

      »Allerdings,

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