Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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sei von Paris entfernt, hatte sie einen Augenblick der Freude; sie wußte aber Lafayette keinen Dank für diese Entfernung: sie glaubte, es sei eine persönliche Angelegenheit zwischen dem Prinzen und dem General.

      Sie glaubte es, oder sie gab sich den Anschein, als glaubte sie es, weil sie Lafayette nichts zu verdanken haben wollte.

      Eine wahre Prinzessin aus dem Hause Lothringen, wollte sie siegen und sich rächen.

      »Die Königinnen können nicht ertrinken,« sagte Frau Henriette von England mitten in einem Sturme, und sie war der Ansicht von Frau Henriette von England.

      War übrigens Maria Theresia nicht noch mehr als sie nahe daran, zu sterben, als sie ihr Kind in ihre Arme genommen und ihren getreuen Ungarn gezeigt hatte?

      Diese heroische Erinnerung übte einen Einfluß auf die Tochter aus; das war ein Unrecht, das furchtbare Unrecht von denjenigen, welche die Lagen vergleichen, ohne sie zu beurtheilen!

      Maria Theresia hatte das Volk für sich: Marie Antoinette hatte es gegen sich.

      Und dann war sie vor Allem Frau, und sie würde wohl die Lage der Dinge besser beurtheilt haben, wäre ihr Herz mehr im Frieden gewesen; vielleicht würde sie das Volk weniger gehaßt haben, hätte sie Charny mehr geliebt.

      Dies ging in den Tuilerien während der paar Tage vor, wo die Revolution einen Halt machte, wo sich die exaltirten Leidenschaften abkühlten und, wie während eines Waffenstillstandes, Freunde und Feinde sich recognoscirten, um bei der ersten Feindseligkeitserklärung einen neuen noch erbitterteren Kampf, eine neue noch mörderischere Schlacht zu beginnen.

      Dieser Kampf ist um so wahrscheinlicher, diese Schlacht ist um so drohender, als wir unsere Leser nicht nur mit dem, was sich aus der Oberfläche der Gesellschaft sehen läßt, sondern auch mit Allem dem vertraut gemacht haben was sich in ihren Tiefen anspinnt.

       XVIII

      Das Portrait von Karl I

      Während der abgelaufenen paar Tage, in denen die neuen Gäste der Tuilerien sich hier eingerichtet und ihre Gewohnheiten angenommen hatten, hatte es Gilbert, der nicht zum König berufen worden war, nicht für geeignet erachtet, sich zu Ludwig XVI. zu begeben; als aber sein Besuchstag gekommen war, glaubte er, seine Pflicht sei eine Entschuldigung, die er nicht von seiner Ergebenheit hatte entlehnen wollen.

      Es war derselbe Vorzimmerdienst dem König von Paris nach Versailles gefolgt; Gilbert war also in den Vorzimmern von Paris bekannt wie in denen von Versailles.

      Ueberdies hatte der König, wenn er auch nicht seine Zuflucht zum Doctor genommen, diesen doch nicht vergessen; Ludwig XVI. besaß einen zu richtigen Geist, um nicht leicht seine Freunde von seinen Feinden zu unterscheiden.

      Und Ludwig XVI. fühlte wohl bis in die Tiefe seines Herzens, was auch die Vorurtheile der Königin gegen Gilbert sein mochten, Gilbert sei vielleicht nicht der Freund des Königs, aber, was ebenso viel werth war, der Freund des Königthums.

      Ludwig XVI. erinnerte sich daher, es sei dies der Tag, an welchem Gilbert den Dienst habe, und nannte seinen Namen, damit Gilbert sogleich bei seiner Erscheinung bei ihm eingeführt werde.

      Kaum halle er auch die Thürschwelle überschritten, als der Kammerdiener vom Dienste ausstand, ihm entgegenging und ihn in das Schlafzimmer des Königs einführte.

      Der König schritt auf und ab, so sehr in Gedanken versunken, daß er dem Eintritt von Gilbert keine Aufmerksamkeit schenkte und nicht einmal die Meldung, die ihm voranging, hörte.

      Gilbert verharrte unbeweglich, stillschweigend bei der Thüre und wartete, bis der König seine Gegenwart bemerkte und ihn ansprach.

      Der Gegenstand, der den König beschäftigte, – und das war leicht zu sehen, denn von Zeit zu Zeit blieb er vor demselben stehen, – war ein Portrait in Lebensgröße von Karl I., gemalt von Van Dyck, dasselbe, das heute im Palaste des Louvre ist, und das ein Engländer, wenn man es an ihn verkaufen wollte, ganz mit Goldstücken zu bedecken sich anheischig gemacht hat.

      Sie kennen dieses Portrait, nicht wahr, wenn nicht nach dem Gemälde, doch wenigstens nach dem Stiche?

      Karl I. ist zu Fuße, unter einem von jenen mageren, spärlichen Bäumen, wie sie auf den Küsten wachsen. Ein Page hält sein gesatteltes und gezäumtes Pferd; das Meer bildet den Horizont.

      Der Kopf des Königs trägt ganz das Gepräge der Schwermuth, an sich. Woran denkt dieser Stuart, der als Vorgängerin die schöne und unglückliche Maria gehabt hat und als Nachfolger Jacob II. haben wird?

      Oder woran dachte vielmehr der Maler, dieses große Genie, dieser Mann, der Geist genug hatte, um mit seinem Ueberflusse die Physiognomie des Königs zu begaben?

      Woran dachte er, als er ihn zum Voraus, wie in den letzten Tagen seiner Flucht, als einfachen Cavalier, bereit, wieder gegen die Rundköpfe in’s Feld zu ziehen, malte?

      Woran dachte er, als er ihn so malte, an der stürmischen Nordsee stehend, mit seinem Pferde an seiner Seite, ganz bereit zum Angriff, aber auch ganz bereit zur Flucht?

      Fände man, wenn man dieses Gemälde, dem Van Dyck jene tiefe Färbung von Traurigkeit verliehen hat, umkehrte aus der Rückseite der Leinwand nicht irgend eine Anlage vom Schaffot von White-Hall?

      Die Stimme dieser Leinwand mußte sehr laut sprechen, um sich hörbar bei der ganzen materiellen Natur von Ludwig XVI. zu machen, dessen Stirne sie, einer Wolke ähnlich, welche vorüberzieht und ihren düstern Reflex auf die grünen Wiesen und die goldenen Kornfelder wirft, verfinstert hatte.

      Dreimal unterbrach er seinen Spaziergang, um vor diesem Portrait stehen zu bleiben, und dreimal begann er seinen Spaziergang wieder, der immer und verhängnißvoller Weise diesem Bilde gegenüber auszulaufen schien.

      Endlich sah Gilbert ein, daß es Umstände gibt, wo ein Zuschauer weniger indiscret ist, wenn er seine Gegenwart ankündigt, als wenn er stumm bleibt.

      Er machte eine Bewegung. Ludwig XVI. bebte und wandte sich um.

      »Ah! Sie sind es, Doctor,« sagte er. »Kommen Sie, kommen Sie, ich bin glücklich, Sie zu sehen.«

      Gilbert verbeugte sich und trat auf den König zu.

      »Wie lange sind Sie hier, Doctor?«

      »Seit ein paar Minuten, Sire!«

      »Ah!« machte der König, der wieder nachdenkend wurde.

      Dann, nach einer Pause, führte er Gilbert vor das Meisterwerk von Van Dyck und fragte:

      »Doctor, kennen Sie dieses Portrait?«

      »Ja, Sire.«

      »Wo haben Sie es denn gesehen?«

      »Als ein Kind, bei Madame Dubarry, aber, obgleich damals noch ein Kind, war ich doch tief davon betroffen.«

      »Ja, bei Madame Dubarry, so ist es,« murmelte Ludwig XVI.

      Dann, nach einer neuen Pause von einigen Secunden, fragte er:

      »Kennen Sie die Geschichte dieses Portraits, Doctor?«

      »Spricht Seine Majestät von der Geschichte des Königs, den es vorstellt, oder von der Geschichte des Portraits selbst?«

      »Ich

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