Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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Sire, in der That,« erwiederte er, »wenn es ein Zeichen des Vertrauens ist, daß man einem Edelmann Geldinteressen überträgt, so hat mir Seine Königliche Hoheit die Ehre erwiesen, mir dieses Zeichen zu geben.«

      Der König wartete aus die Fortsetzung und schaute den Marquis an, als ob die Richtung, die er die Unterredung hatte nehmen lassen, seiner Neugierde viel mehr Interesse böte, als die, welche sie Anfangs gehabt.

      Der Marquis fuhr also fort, jedoch als ein in seinen Erwartungen getäuschter Mann:

      »Da Seine Königliche Hoheit, die ihrer Einkünfte in Folge der verschiedenen Operationen der Nationalversammlung beraubt war, dachte, der Augenblick sei gekommen, wo es für die Sache ihrer eigenen Sicherheit gut wäre, wenn die Prinzen eine starke Summe zu ihrer Verfügung hätten, so übergab mir Seine Hoheit Verträge.«

      »Auf welche Sie Anlehen gefunden haben, mein Herr?«

      »Ja, Sire.«

      »Eine beträchtliche Summe, wie Sie sagten?«

      »Zwei Millionen.«

      »Und bei wem?«

      Favras zögerte beinahe, dem König zu antworten, so sehr schien ihm das Gespräch aus dem Geleise zu treten und von den großen allgemeinen Interessen zu der Kenntnis, der Privatinteressen überzugehen, von der Politik zur Polizei hinabzusteigen.«

      »Ich frage Sie, bei wem Sie entlehnt haben,« wiederholte der König.

      »Sire, ich wandte mich Anfangs an die Banquiers Schaumel und Sartorius; weil aber das Negoz scheiterte, so nahm ich meine Zuflucht zu einem fremden Banquier, der, da er Kenntniß vom Wunsche Seiner Königlichen Hoheit bekommen, mir zuerst in seiner Liebe für unsere Prinzen und in seiner Achtung für den König Dienstanerbietungen machen ließ.«

      »Ah!  . . .Und dieser Banquier heißt?«

      »Sire!« sagte zögernd Favras.

      »Sie begreifen, mein Herr.« sprach der König, »es ist gut, einen solchen Mann zu kennen, und wäre es nur, um ihm für seine Ergebenheit zu danken, wenn sich eine Gelegenheit dazu bietet.«

      »Sire,« antwortete Favras, »er heißt Baron Zannone.«

      »Ah!« sagte Ludwig XVI., »es ist ein Italiener!«

      »Ein Genueser, Sire.«

      »Er wohnt?«

      »Sire, er wohnt in Sèvres, gerade gegenüber dem Orte,« fuhr Favras fort, der durch diesen Spornstreich dem rehen Pferde ein wenig Feuer geben wollte, »gerade gegenüber dem Orte, wo der Wagen Eurer Majestäten am 6. October bei der Rückkehr von Versailles anhielt, als die Mörder unter der Anführung von Marat, Verrières und dem Herzog von Aiguillon in der kleinen Schenke beim Pont de Sèvres durch den Coiffeur der Königin die zwei abgeschnittenen Köpfe von Baricourt und Deshuttes frisiren ließen,«

      Der König erbleichte, und wenn er in diesem Moment die Augen gegen den Alcoven gedreht hätte, so würde er den Vorhang noch nervöser dieses zweite Mal, als das erste Mal sich haben bewegen sehen.

      Dieses Gespräch lastete offenbar aus ihm, und er hätte viel gegeben, wenn er es nicht angeknüpft.

      Er beschloß auch, demselben so rasch als möglich ein Ende zu machen,

      »Es ist gut, mein Herr,« sagte er, »ich sehe, daß Sie ein treuer Diener des Königthums sind, und ich verspreche Ihnen, Sie bei Gelegenheit nicht zu vergessen.«

      Dann machte er eine Geberde mit dem Kopf, welche bei den Fürsten bedeutet: »Ich erweise Ihnen lange genug die Ehre, Sie anzuhören und Ihnen zu antworten, Sie sind ermächtigt, Abschied zu nehmen.«

      Favras begriff vollkommen.

      »Ich bitte um Verzeihung, Sire,« sprach er, »ich glaubte, Eure Majestät habe mich noch etwas Anderes zu fragen.«

      »Nein,« erwiederte der König, den Kopf schüttelnd, als suchte er in der That in seinem Geiste, welche Frage er zu machen habe; »nein, Marquis, das ist Alles, was ich zu wissen wünschte.«

      »Sie täuschen sich, mein Herr,« sagte eine Stimme, bei der der König und der Marquis sich nach dem Alcoven umwandten, »Sie wünschten zu wissen, wie der Vorfahre des Herrn Marquis von Favras sich benommen habe, um die Flucht des Königs Stanislaus aus Danzig zu bewerkstelligen und ihn unversehrt bis zur preußischen Grenze zu führen.«

      Beide gaben einen Ausruf des Erstaunens von sich: die dritte Person, welche plötzlich, sich in das Gespräch mischend, erschien, war die Königin; die Königin bleich, mit zusammengepreßten, zitternden Lippen; die Königin, welche sich nicht mit den von Favras gegebenen Erläuterungen begnügte und vermuthete, sich selbst überlassen, werde der König es nicht wagen, bis zum Ende zu gehen, war aus der Geheimtreppe und durch den geheimen Gang herbeigekommen, um die Unterredung in dem Augenblick aufzunehmen, wo der König die Schwäche hätte, sie fallen zu lassen.

      Dieser Dazwischentritt der Königin und die Art, wie sie das Gespräch wieder aufnahm, indem sie es an die Flucht des Königs Stanislaus anknüpfte, erlaubten übrigens Ludwig XVI. unter dem durchsichtigen Schleier der Allegorie Alles zu hören, selbst die Anerbietungen, welche ihm Favras über seine, des Königs, eigene Flucht machen würde.

      Favras seinerseits begriff aus der Stelle, welches Mittel ihm geboten war, seinen Plan zu enthüllen, und obgleich keiner von seinen Ahnen oder von seinen Verwandten zu der Flucht des Königs von Polen beigetragen hatte, beeilte er sich doch, indem er sich verbeugte, zu erwiedern:

      »Eure Majestät spricht ohne Zweifel von meinem Vetter, dem General Steinflicht, welcher die Berühmtheit seines Namens dem ungeheuren seinem König geleisteten Dienste verdankt, – ein Dienst, der den glücklichen Einfluß auf das Schicksal von Stanislaus hatte, daß er ihn vor Allen den Händen seiner Feinde entriß und ihn sodann durch eine providentielle Mitwirkung zum Ahnherrn Eurer Majestät machte.«

      »So ist es! so ist es! mein Herr,« sagte lebhaft die Königin, während Ludwig XVI., einen Seuszer ausstoßend, das Portrait von Karl Stuart anschaute.

      »Wohl denn,« sprach Favras, »Eure Majestät weiß  . . . verzeihen Sie, Sire, Eure Majestäten wissen, daß der König Stanislaus, in Danzig frei, aber auf allen Seiten von der moskowitischen Armee eingeschlossen, beinahe verloren war, wenn er sich nicht zu einer raschen Flucht entschloß.«

      »Oh! ganz verloren!« unterbrach ihn die Königin, »Sie können sagen, ganz verloren, Herr von Favras.«

      »Madame,« sprach Ludwig XVI. mit einer gewissen Strenge, »die Vorsehung, welche über den Königen wacht, bewirkt, daß sie nie ganz verloren sind.«

      »Ei! mein Herr,« erwiederte die Königin, »mich dünkt, daß ich ebenso religiös und ebenso gläubig an die Vorsehung bin, als Sie, aber dennoch ist es meine Meinung, daß man sie ein wenig unterstützen muß.«

      »Das war auch die Ansicht des Königs von Polen, Sire,« fügte Favras bei, »denn er erklärte seinen Freunden entschieden, da er seine Lage nicht mehr als haltbar erachte und sein Leben in Gefahr glaube, so wünsche er, daß man ihm mehrere Fluchtpläne entwerfe und vorlege. Trotz der Schwierigkeit, wurden drei Pläne angeboten; ich sage, trotz der Schwierigkeit, Sire, weil Eure Majestät bemerken wird, daß es viel schwieriger für den König Stanislaus war, aus Danzig zu entkommen, als es für Sie, zum Beispiel, wäre, wenn es Eurer Majestät in den Sinn käme, aus Paris wegzugehen. Mit einer Postchaise, – wenn Eure Majestät geräuschlos

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