Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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Ihrer Abreise zu besuchen?«

      »Ich bin ein einziges Mal bei Frau, von Charny erschienen, ohne sie um Erlaubniß zu bitten, Sire, und nach der Art, wie sie mich empfangen hat, bedürfte es nun, damit ich sie auch nur um diese einfache Erlaubniß bäte, nicht weniger als des ausdrücklichen Befehls Eurer Majestät.«

      »Sprechen wir also nicht mehr hierüber; ich werde von Allem dem mit der Königin während Ihrer Abwesenheit reden,« sagte der König, während er vom Tische aufstand,

      Dann hustete er zwei bis dreimal mit der Befriedigung eines Menschen, der gut gespeist hat und seiner Verdauung sicher ist, und bemerkte:

      »Bei meiner Treue, die Aerzte haben sehr Recht, wenn sie behaupten, jede Sache habe zwei Gesichter, die sie verdrießlich einem leeren Magen und strahlend einem vollen Magen bieten. Treten Sie in mein Cabinet ein, mein lieber Graf, ich fühle mich in der Stimmung, offenherzig mit Ihnen zu sprechen.«

      Der Graf folgte Ludwig XVI., während er an das dachte, was zuweilen an Majestät ein gekröntes Haupt durch die materielle und gemeine Seite verliert, welche die stolze Marie Antoinette ihrem Gemahle vorzuwerfen sich nicht erwehren konnte.

       XXII

      Wo sich der König mit Staatsangelegenheiten beschäftigt

      Obgleich der König erst vierzehn Tage in den Tuilerien residirte, waren doch zwei von seinen Gelassen völlig eingerichtet.

      Diese zwei Gelasse waren seine Schmiede und sein Cabinet.

      Später und bei einer Veranlassung, welche auf das Geschick des unglücklichen Fürsten keinen geringeren Einfluß hatte, als dieses, werden wir den Leser in die königliche Schmiede einführen; für den Augenblick aber haben wir im Cabinet zu thun; treten wir also hinter Charny ein, welcher nun vor dem Schreibtische stand, an den sich der König gesetzt hat.

      Dieser Schreibtisch ist beladen mit Karten, geographischen Werken, englischen Journalen und Papieren, unter denen man die von der Handschrift von Ludwig XVI. an der Vielfältigkeit der Zeilen erkennt, welche sie bedecken und weder oben, noch unten, noch am Rande Raum lassen.

      Der Charakter offenbart sich in der kleinsten Einzelheit: der sparsame Ludwig XVI. ließ nicht nur nicht das geringste Stück weißes Papier verloren gehen, sondern unter seiner Hand bedeckte sich dieses Stück mit so vielen Buchstaben, als es materiell enthalten konnte.

      Charny war in den drei bis vier Jahren, die er in vertrautem Umgang mit dem erhabenen Fürstenpaare lebte, zu sehr an alle diese Details gewöhnt, um die Bemerkungen zu machen, die wir hier bezeichnen. Darum wartete er, ohne daß sich sein Auge auf irgend einen Gegenstand heftete, ehrfurchtsvoll, bis der König das Wort an ihn richtete.

      Aber da angelangt, wo er war, schien der König, trotz des zum Voraus angekündigten Vertrauens, in Verlegenheit zu sein, wie er in die Materie eingehen sollte.

      Zuerst, und gleichsam um sich Muth zu geben, öffnete er eine Schublade seines Schreibtisches, und in dieser Schublade ein geheimes Fach, zog einige mit Umschlägen bedeckte Papiere heraus, legte sie auf den Tisch und drückte seine Hand darauf.

      »Herr von Charny,« sagte er endlich, »ich habe Eines bemerkt . . .«

      Er hielt inne und schaute Charny fest an, dieser aber wartete ehrerbietig, bis es dem König gefiele, fortzufahren.

      »In der Nackt vom 5. auf den 6, October, als Sie zwischen der Garde der Königin und der meinigen zu wählen hatten, wiesen Sie Ihrem Bruder seinen Platz bei der Königin an und blieben bei mir.«

      »Sire,« erwiederte Charny, »ich bin das Haupt der Familie, wie Eure Majestät das Haupt des Staates ist, ich hatte also das Recht, bei Ihnen zu sterben.«

      »Das brachte mich auf den Gedanken,« fuhr Ludwig XVI. Fort, »wenn ich jene geheime, schwierige und gefährliche Sendung zu geben hätte, so könnte ich sie Ihrer Loyalität als Franzose, Ihrem Herzen als Freund anvertrauen.«

      »Oh! Sire,« rief Charny, »so hoch mich der König erhebt, ich bin nicht so anmaßend, zu glauben, er könne aus mir etwas Anderes machen, als einen treuen und dankbaren Unterthan.«

      »Herr von Charny, Sie sind ein ernster Mann, obgleich Sie kaum sechs und dreißig Jahre zählen; Sie machten nicht alle Ereignisse durch, die sich um uns her entrollt, ohne einen Schluß daraus gezogen zu haben  . . .Herr von Charny, was denken Sie von meiner Lage, und, wenn Sie mein erster Minister wären, welche Mittel würden Sie mir vorschlagen, um sie zu verbessern?«

      »Sire,« antwortete Cbarny mit mehr Zögern als Verlegenheit, »ich bin ein Soldat  . . .ein Seemann . . .diese hohen socialen Fragen übersteigen das Maaß meines Verstandes.«

      »Mein Herr,« sprach der König, indem er Charny die Hand mit einer Würde reichte, welche plötzlich gerade aus der Lage, in die er sich in diesem Augenblick versetzt hatte, hervorzuspringen schien, »Sie sind ein Mann, und ein anderer Mann, der Sie für seinen Freund hält, fragt Sie ganz einfach, Sie, ein redliches Herz einen gesunden Geist, einen loyalen Unterthan, was Sie an seiner Stelle thun würden.«

      »Sire,« erwiederte Charny, »in einer Lage, welche nicht minder ernst als es diese ist, hat mir die Königin eines Tags die Ehre erwiesen, mich um meinen Rath zu fragen; es war am Tage der Einnahme der Bastille: sie wollte gegen die hunderttausend bewaffneten und wie eine Hydra von Eisen und Feuer über die Boulevards und die Straßen des Faubourg Saint Antoine sich hinwälzenden Pariser ihre acht bis zehntausend fremden Soldaten schicken. Wäre ich der Königin weniger bekannt gewesen, hätte sie weniger Ergebenheit und Ehrfurcht in meinem Herzen gesehen, so würde mich meine Antwort ohne Zweifel mit ihr entzweit haben . . .Ach! Sire, muß ich heute nicht befürchten, daß, vom König befragt, meine zu offenherzige Antwort den König verletzt?«

      »Was haben Sie der Königin geantwortet?«

      »Da Eure Majestät nicht stark genug sei, um als Eroberer in Paris einzuziehen, so müsse sie als Vater einziehen.«

      »Nun, mein Herr,« sprach der König, »ist das nicht der Rath, den ich befolgt habe?«

      »Gewiß, Sire.«

      »Nur fragt es sich, ob ich wohl daran gethan habe, ihn zu befolgen; denn sagen Sie selbst, bin ich diesmal als König oder als Gefangener eingezogen?«

      »Sire, erlaubt mir der König mit aller Offenherzigkeit zu sprechen?«

      »Thun Sie es, mein Herr; so bald ich Sie um Ihren Rath frage, frage ich Sie zugleich um Ihre Meinung.«

      »Sire, ich habe das Mahl von Versailles mißbilligt; Sire, ich habe die Königin flehentlich gebeten, in Ihrer Abwesenheit nicht in’s Theater zu gehen; Sire, ich war in Verzweiflung, als Ihre Majestät die Cocarde der Nation mit Füßen trat, um die schwarze Cocarde, die Cocarde von Oesterreich, aufzustecken.«

      »Herr von Charny, glauben Sie, dies sei die wahre Ursache der Ereignisse des 5. und 6. October gewesen?«

      »Nein, Sire, aber es war wenigstens der Vorwand. Sire, nicht wahr, Sie sind nicht ungerecht gegen das Volk? das Volk ist gut, das Volk liebt Sie, das Volk ist royalisstisch; doch das Volk leidet, doch das Volk friert, doch das Volk hungert; es hat über sich, unter sich, neben sich schlimme Räthe, die es vorwärts treiben; es geht, es drängt, es wirft nieder, denn es kennt selbst seine Stärke nicht; einmal losgelassen, verbreitet, rollend, ist es eine Ueberschwemmung oder eine Feuersbrunst, es ersäuft oder verbrennt.«

      »Wohl denn, Herr von Charny, nehmen

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