Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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– damit das Volk, müde, unnütz einem Regenten nachgelaufen zu sein, seinen Regenten nicht zu fern zu suchen hätte.«

      »Sire,« rief Charny, »Eure Majestät sagt mir erschreckliche Dinge.«

      »Ich sage, was die ganze Welt weiß, mein lieber Graf, was Ihr Bruder mir gestern schreibt; im letzten Rothe der Prinzen in Turin ist nämlich davon die Rede gewesen, mich abzusetzen und einen Regenten zu ernennen; in demselben Rathe hat Herr von Condé, mein Vetter, den Vorschlag gemacht, gegen Lyon zu marschiren, was auch dem König widerfahren möchte. Sie sehen also, daß ich Favras eben so wenig annehmen kann, als Breteuil, Oesterreich oder die Prinzen. Dies, mein lieber Graf, habe ich Niemand, als Ihnen gesagt, und dies sage ich Ihnen, damit Sie, da Niemand, nicht einmal die Königin, sei es aus Zufall, sei es absichtlich, – Ludwig XVI. betonte besonders die von uns unterstrichenen Worte, – damit Sie, da Niemand, nicht einmal die Königin Ihnen ein Vertrauen bewiesen hat, wie das, welches ich Ihnen zeige, auch Niemand so ergeben seien, wie mir.«

      »Sire,« fragte Charny, indem er sich vorbeugte, »soll das Geheimniß meiner Reise vor Jedermann bewahrt werden?«

      »Gleichviel, mein lieber Graf, ob man weiß, daß Sie reisen, wenn man nur nicht weiß, in welcher Absicht Sie reisen.«

      »Und der Zweck soll Herrn von Bouillé allein enthüllt werden?«

      »Herrn von Bouillé allein, und auch ihm nur, nachdem Sie sich seiner Gesinnung wohl versichert haben. Der Brief, den ich Ihnen für den Gouverneur übergebe, ist ein einfacher Einführungsbrief. Sie kennen meine Lage meine Befürchtungen, meine Hoffnungen besser als die Königin, meine Frau, besser als Herr Necker, mein Minister, besser als Herr Gilbert, mein Rath, Handeln Sie dem gemäß, ich lege den Faden und die Schere in Ihre Hände, entrollen Sie oder schneiden Sie ab.«

      Hierauf übergab er dem Grafen einen offenen Brief und fügte bei:

      »Lesen Sie.«

      Der Graf nahm den Brief und las:

Palast der Tuilerien den 29. October.

      »Ich hoffe, mein Herr, Sie sind fortwährend mit Ihrer Stellung als Gouverneur von Metz zufrieden. Der Herr Graf von Charny, Lieutenant meiner Garde, der durch diese Stadt reist, wird Sie fragen, ob es in Ihren Wünschen liege, daß ich etwas Anderes für Sie thue; ich würde in diesem Falle die Gelegenheit ergreifen, Ihnen angenehm zu sein, wie ich diese ergreife, Ihnen die Versicherung meiner Hochachtung zu wiederholen.

»Ludwig.«

      »Und nun,« sagte der König, »gehen Sie; Sie haben Vollmacht in Betreff der Herrn von Bouillé zu machenden Versprechungen, wenn Sie glauben, es sei nöthig, ihm Versprechungen zu machen; verbinden Sie mich aber nur in dem Maße von dem, was ich halten kann.«

      Und er reichte ihm zum zweiten Male die Hand.

      Charny küßte diese Hand mit einer Gemüthserschütterung, die ihn neuer Betheuerungen überhob, und er entfernte sich aus dem Cabinet und ließ den König überzeugt zurück; Ludwig XVI. hatte sich auch in der That durch sein Vertrauen das Herz des Grafen besser erworben, als er es durch alle Reichthümer und alle Gunstbezeugungen, über die er in den Tagen seiner Allmacht verfügt, hätte thun können.

       XXIII

      Bei der Königin

      Charny ging, das Herz voll von entgegengesetzten Gefühlen, vom König weg.

      Aber das erste von diesen Gefühlen, das, welches aus die Oberfläche dieser stürmisch in seinem Gehirne rollenden Gedankenwogen stieg, war die tiefe Dankbarkeit, die er für das grenzenlose Vertrauen empfand, das der König ihm bezeigt hatte.

      Dieses Vertrauen legte ihm in der That Pflichten auf, welche um so heiliger, als sein Gewissen entfernt nicht stumm war bei der Erinnerung an das Unrecht, das er gegen diesen würdigen König hatte, der im Augenblicke der Gefahr seine Hand auf seine Schulter als aus eine treue und redliche Stütze ausstreckte.

      Je mehr auch Charny im Grunde seines Herzens sein Unrecht gegen seinen Herrn anerkannte, desto mehr war er bereit, sich für ihn zu opfern.

      Und je mehr dieses Gefühl ehrfurchtsvoller Ergebenheit im Herzen des Grafen wuchs, desto mehr nahm das minder reine Gefühl ab, das er Tage, Monate, Jahre lang der Königin gewidmet hatte.

      Darum hatte Charny, ein erstes Mal zurückgehalten durch eine unbestimmte Hoffnung, welche mitten unter Gefahren geboren ward, wie jene Blumen, die aus Abstürzen erblühen und mit ihren Wohlgerüchen die Abgründe erfüllen, – eine Hoffnung, die ihn instinktartig zu Andrée zurückgeführt, – nachdem diese Hoffnung verloren war. voll Eifer eine Sendung ergriffen, die ihn vom Hofe entfernte, wo er die doppelte Qual empfand, noch von der Frau geliebt zu werden, die er nicht mehr liebte, und noch nicht geliebt zu werden, – er glaubte es wenigstens – von der Frau, die er schon liebte.

      Die Kälte benutzend, welche seit einigen Tagen in seinem Verhältnis, zur Königin eingetreten war, kehrte er nach seinem Zimmer zurück, entschlossen, ihr seine Abreise durch einen einfachen Brief anzukündigen, als er an seiner Thüre Weber fand, der aus ihn wartete.

      Die Königin wollte ihn sprechen und wünschte ihn aus der Stelle zu sehen.

      Es war nicht möglich, sich diesem Wunsche der Königin zu entziehen.

      Die Wünsche der gekrönten Häupter sind Gebote.

      Charny gab seinem Kammerdiener einige Befehle, beauftragte ihn, die Pferde an seinen Wagen anspannen zu lassen, und folgte dem Milchbruder der Königin auf dem Fuße.

      Marie Antoinette war in einer geistigen Stimmung, welche ganz der von Charny entgegengesetzt; sie hatte sich ihrer Härte gegen den Grafen erinnert, und bei der gleichzeitigen Erinnerung an die aufopfernde Ergebenheit, die er in Versailles gezeigt, beim Anblick, – denn dieser Anblick war ihr stets gegenwärtig, – beim Anblick des quer über den Corridor vor ihrem Zimmer ausgestreckten, mit Blut bedeckten Bruders von Charny fühlte sie etwas wie einen Gewissensbiß, und sie gestand sich selbst, angenommen, Charny habe ihr nur Ergebenheit gezeigt, so habe sie ihm diese Ergebenheit schlecht belohnt.

      Aber hatte sie nicht auch das Recht, von Charny etwas Anderes zu verlangen, als Ergebenheit.

      Hatte Charny wirklich, wenn sie es wohl überlegte, gegen sie all das Unrecht, was sie ihm aufbürdete?

      Mußte sie nicht aus Rechnung der brüderlichen Trauer jene Art von Gleichgültigkeit setzen, die er bei seiner Rückkehr von Versailles an den Tag gelegt? Ueberdies bestand diese Gleichgültigkeit nicht nur auf der Oberfläche, und, eine unruhige Liebende, hatte sie sich vielleicht zu sehr beeilt, Charny zu verurtheilen, als sie ihm die Sendung nach Turin angetragen, um ihn von Andrée zu entfernen, welche Sendung er ausgeschlagen? Ihre erste Bewegung, eine eifersüchtige, schlimme Bewegung, war gewesen, diese Weigerung werde veranlaßt durch die entstehende Liebe des Grafen für Andrée und durch seinen Wunsch, bei seiner Frau zu bleiben; und in der That, dieser, welche um sieben Uhr aus den Tuilerien abgegangen, war zwei Stunden später ihr Gatte bis in ihren Zufluchtsort in der Rue Coq-Héron gefolgt. Doch die Abwesenheit von Charny hatte nicht lange gedauert; auf den Schlag neun Uhr war er ins Schloß zurückgekehrt; dann, sobald er zurückgekehrt war hatte er die aus drei Zimmern bestehende Wohnung, welche man auf Befehl des Königs für ihn in Bereitschaft gesetzt, ausgeschlagen und sich mit der Mansarde begnügt, die für seinen Bedienten bezeichnet gewesen.

      Anfangs hatte diese ganze Combination der armen Königin eine Combination geschienen, bei der ihre Eitelkeit und ihre Liebe Alles zu leiden hätten; doch die strengste Nachforschung hatte Charny nicht außerhalb des Palastes ertappen

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