Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 60

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

Скачать книгу

zur Vertrauten ihres Schmerzes oder ihrer Unruhe zu machen, legte sie ihren Kopf aus diese lebendige Statue der Freundschaft, und die Thränen, welche den Augen der Königin entströmen, vermischten sich bald mit denen, welche aus den Augen der Prinzessin floßen.

      O arme Märtyrin! wer wird es wagen, in der Dunkelheit der Alcoven zu suchen, ob die Quelle dieser Freundschaft rein oder verbrecherisch war, wenn die unerbittliche, erschreckliche Geschichte, mit den Füßen in Deinem Blute, ihm sagen wird, um welchen Preis Du sie bezahlt hast?

      Dann nahm das Mittagsmahl eine weitere Stunde hin. Man speiste in Familie mit Madame Elisabeth, Frau von Lamballe und den Kindern.

      Beim Mahle waren die zwei erhabenen Tischgenossen sehr in sich gekehrt. Jedes von ihnen hatte ein Geheimniß vor dem Andern:

      Die Königin die Sache Favras;

      Der König die Sache Bouillé.

      Ganz das Gegentheil vom König, der sein Heil lieber Allem, selbst der Revolution zu verdanken haben wollte, als dem Auslande, zog die Königin das Ausland Allem vor.

      Uebrigens muß man sagen, das, was wir Franzosen das Ausland nennen, war für die Königin die Familie. Wie hätte sie dieses Volk, das ihre Soldaten tödtete, diese Weiber, die sie in den Höfen von Versailles beschimpft hatten, diese Männer, welche sie in ihren Gemächern ermorden wollten, diese Menge, die sie die Oesterreicherin nannte, in die Wagschale legen können mit den Königen, von denen sie Hilfe forderte, mit Joseph II., ihrem Bruder, mit Ferdinand I., ihrem Schwager, mit Karl IV., ihrem Geschwisterkinde durch den König, mit dem er näher verwandt war, als selbst der König mit den Orleans und den Condé.

      Die Königin sah also in dieser Flucht, die sie vorbereitete, das Verbrechen nicht, dessen sie seitdem bezichtigt wurde; sie sah im Gegentheil darin das einzige Mittel, die königliche Würde zu behaupten, und in der Rückkehr mit bewaffneter Hand, auf welche sie hoffte, die einzige Sühnung von der Höhe der Beleidigungen, die ihr widerfahren waren.

      Wir haben das Herz des Königs entblößt gezeigt. Er mißtraute den Königen und den Prinzen. Er gehörte entfernt nicht der Königin an, wie Viele geglaubt haben, obgleich er Deutscher durch seine Mutter war; doch die Deutschen betrachten die Oesterreicher nicht als Deutsche.

      Nein, der König gehörte den Priestern,

      Er bestätigte alle Decrete gegen die Könige, gegen die Prinzen, gegen die Emigranten. Er setzte sein Veto auf das Decret gegen die Priester.

      Für die Priester wagte er den 20. Juni, unterstützte er den 10. August, erduldete er den 21. Januar.

      Der Papst, der keinen Heiligen aus ihm machen konnte, machte auch einen Märtyrer aus ihm.

      Gegen ihre Gewohnheit blieb die Königin an diesem Tage wenig bei ihren Kindern. Sie fühlte wohl, daß sie, da ihr Herz nicht ganz dem König gehörte, zu dieser Stunde nicht das Recht aus Liebkosungen der Kinder hatte. Das Herz der Frau, dieses geheimnißvolle Eingeweide, das die Leidenschaft ausbrütet und die Reue auskriechen macht, kennt allein diese seltsamen Widersprüche.

      Die Königin zog sich frühzeitig in ihre Wohnung zurück und schloß sich ein. Sie sagte, sie habe zu schreiben, und stellte Weber als Wache vor ihre Thüre.

      Der König bemerkte übrigens wenig von diesem Rückzug, denn er war in seinem Geiste mit den allerdings geringeren, aber doch ernsten Ereignissen beschäftigt, von denen er, durch den Polizeilieutenant so eben in Kenntniß gesetzt, Paris bedroht wußte.

      Diese Ereignisse bezeichnen wir hier mit zwei Worten.

      Die Nationalversammlung hatte sich, wie wir gesehen, als vom König unzertrennlich erklärt, und sobald der König sich in Paris befand, war sie ihm dahin nachgefolgt.

      Bis der für sie bestimmte Saal der Manage zu ihrer Aufnahme bereit war, hatte sie zum Orte ihrer Sitzungen den Saal des erzbischöflichen Palastes gewählt.

      Hier hatte sie durch ein Decret den Titel König von Frankreich und Navarra in den König der Franzosen verwandelt.

      Sie hatte die königlichen Formeln: »Nach unserem vollen Wissen und unserer Machtvollkommenheit . . .« geächtet, und an ihre Stelle die: »Ludwig durch die Gnade Gottes und das constitutionelle Staatsgesetz« decretirt.

      Was bewies, daß die Nationalversammlung, wie alle parlamentarische Versammlungen, deren Tochter oder deren Ahn sie ist, sich oft mit nichtswürdigen Dingen beschäftigte, während sie sich mit sehr ernsten Dingen hätte beschäftigen sollen.

      Sie hätte sich zum Beispiel mit der Nahrung von Paris, das buchstäblich Hungers starb, beschäftigen sollen.

      Die Rückkehr von Versailles und die Uebersiedelung des Bäckers, der Bäckerin und des Bäckerjungen in die Tuilerien, hatten nicht die erwartete Wirkung hervorgebracht.

      Es fehlte fortwährend an Mehl und Brod.

      Alle Tage gab es Zusammenschaarungen vor der Thüre der Bäcker, und diese Zusammenschaarungen verursachten große Unordnungen. Wie aber denselben steuern?

      Das Versammlungsrecht war geheiligt durch die Erklärung der Menschenrechte.

      Doch die Nationalversammlung wußte nichts von Allem dem. Ihre Mitglieder waren nicht genöthigt, vor den Thüren der Bäcker Queue zu machen, und bekam zufällig eines von ihren Mitgliedern während der Sitzung Hunger, so war es sicher, in einer Entfernung von hundert Schritten frische kleine Brode zu finden bei einem Bäcker Namens François, der in der Rue du Marché-Palu, Bezirk von Notre-Dame, wohnte und, da er sechs bis acht Mal im Tage backte, immer eine Reserve für die Herren von der Nationalversammlung hatte.

      Der Polizeilieutenant war also beschäftigt. Ludwig XVI. seine Befürchtungen in Betreff dieser Unordnungen mitzutheilen, welche sich an einem schönen Morgen in einen Aufstand verwandeln konnten, als Weber die Thüre des kleinen Cabinets der Königin öffnete und mit halber Stimme meldete:

      »Die Frau Gräfin von Charny.«

       XXV

      Frau ohne Mann. – Liebende ohne Geliebten

      Obgleich die Königin selbst Andrée hatte zu sich rufen lassen, obgleich sie folglich die Meldung, die man ihr machte, erwartete, bebte sie doch am ganzen Leibe bei den fünf Worten, welche Weber ausgesprochen.

      Die Königin konnte sich nicht verhehlen, daß zwischen ihr und Andrée bei jenem, so zu sagen, vom ersten Tage, wo sie sich als junge Mädchen im Schlosse Taverney gesehen, abgeschlossenen Vertrage ein Austausch von Freundschaft und von Dienstleistungen stattgefunden, bei welchem Marie Antoinette immer die Schuldnerin gewesen.

      Nichts aber ist den Königen so lästig, als diese eingegangenen Verbindlichkeiten, besonders wenn sie an den tiefsten Wurzeln des Herzens festhalten.

      Hieraus erfolgte, daß die Königin, welche Andrée holen ließ, im Glauben, sie habe ihr große Vorwürfe zu machen, als sie sich von Angesicht zu Angesicht der jungen Frau gegenüber fand, sich nun der Verbindlichkeiten erinnerte, die sie gegen sie hatte.

      Was Andrée betrifft, sie war immer dieselbe: kalt, ruhig, rein wie der Diamant, aber auch schockend und unverwundbar wie er.

      Die Königin zögerte einen Augenblick, um sich zu besinnen, mit welchem Namen sie die weiße Erscheinung begrüßen sollte, die vom Schatten der Thüre in den Halbschatten des Zimmers überging und allmälig in den Lichtkreis eintrat, den die drei

Скачать книгу