Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 64

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

Скачать книгу

unter allen diesen verworrenen Geräuschen, welche in den Gängen zu laufen schienen, hörte sie die Stimme von Weber Stillschweigen fordern.

      Sie rief dem getreuen Kammerdiener.

      Auf der Stelle hörte jedes Geräusch auf.

      Die Thüre öffnete sich.

      »Was gibt es denn, Weber?« fragte die Königin; »was geht denn im Schlosse vor, und was bedeuten alle diese Geräusche?«

      »Majestät,« erwiederte Weber, »es scheint, es ist Lärmen aus der Seite der Cité.«

      »Lärmen!« versetzte die Königin, »und aus welchem Anlaß?«

      »Man weiß es noch nicht, Majestät, doch man sagt, es bilde sich ein Ausstand wegen des Brodes.«

      Früher wäre der Königin der Gedanke nicht gekommen, es gebe Leute, welche Hungers sterben; aber seitdem sie aus der Fahrt von Versailles den Dauphin Brod von ihr hatte fordern hören, ohne daß sie ihm geben konnte, begriff sie, was die Hungersnoth war.

      «Arme Leute!« murmelte sie, indem sie sich der Worte, die sie aus dem Wege gehört, und der Erklärung erinnerte, die ihr Gilbert von diesen Worten gegeben hatte. »Arme Leute! sie sehen nun wohl, daß es weder die Schuld des Bäckers, noch die der Bäckerin ist, wenn sie kein Brod haben.«

      Dann fragte sie laut:

      »Und befürchtet man, es werde ernst?«

      »Ich vermöchte es Eurer Majestät nicht zu sagen. Nicht zwei Berichte gleichen sich,« erwiederte Weber.

      »Nun denn!« sprach die Königin, »lauf bis zur Cité, Weber, das ist nicht weit von hier; sieh mit Deinen Augen, was vorgeht, und komm und melde es mir.«

      »Und der Herr Doctor Gilbert?« fragte der Kammerdiener.

      »Sage Campan oder Misery, daß ich ihn erwarte, und die Eine oder die Andere wird ihn bei mir einführen.«

      In dem Augenblick aber, wo Weber zu verschwinden im Begriffe war, rief ihm die Königin nach:

      »Schärfe den Leuten ein, daß sie den Doctor nicht warten lassen, Weber; er, der von Allem unterrichtet ist, wird uns erklären, was vorgeht.«

      Weber verließ das Schloß, erreichte das Pförtchen des Louvre, eilte auf die Brücke, und geleitet durch das Geschrei, der Woge folgend, die gegen den erzbischöflichen Palast rollte, kam er aus den Notre-Dame-Platz.

      Je mehr er gegen das alte Paris vorgerückt war, desto mehr war die Menge angewachsen, desto lebhafter war das Geschrei geworden.

      Unter diesem Geschrei oder vielmehr unter diesem Gebrülle hörte man von jenen Stimmen, wie man sie nur am Himmel an Sturmtagen und aus der Erde an Revolutionstagen hört; man vernahm Stimmen, welche riefen:

      »Das ist ein Aushungerer! Tödtet ihn! tödtet ihn! An die Laterne!«

      Und Tausende von Stimmen, welche nicht einmal wußten, wovon die Rede war, und unter denen man die der Weiber unterschied, wiederholten im Vertrauen und in der Erwartung von einem der Schauspiele, die das Herz der Menge immer vor Freude springen machen:

      »Das ist ein Aushungerer! Tödtet ihn! An die Laterne!«

      Plötzlich fühlte sich Weber von einer von jenen heftigen Erschütterungen getroffen, wie sie bei einer großen Menschenmasse stattfinden, wenn sich eine Strömung bildet, und er sah durch die Rue Chanoinesse eine menschliche Woge, einen lebendigen Katarakt kommen, in dessen Mitte sich ein unglücklicher bleicher Mensch in zerrissenen Kleidern zerarbeitete.

      Auf ihn hatte es all dieses Volk abgesehen; gegen ihn erhoben sich alle diese Schreie, all dies Gebrülle, alle diese Drohungen.

      Ein einziger Mann vertheidigte ihn gegen diese Menge; ein einziger Mann bildete einen Damm gegen diesen menschlichen Strom.

      Dieser Mann, der eine Ausgabe des Mitleids unternommen hatte, welche die Kräfte von zehn Menschen, von zwanzig Menschen, von hundert Menschen überstieg, war Gilbert.

      Allerdings fingen Einige aus der Menge, die ihn erkannt hatten, an zu rufen:

      »Es ist der Doctor Gilbert, ein Patriot, der Freund von Herrn Lafayette und von Herrn Bailly. Hören wir den Doctor Gilbert.«

      Auf diese Rufe fand einen Augenblick ein Halt statt, etwas wie jene vorübergehende Stille, die sich aus den Wellen zwischen zwei Windstößen ausbreitet.

      Weber benützte dies, um sich einen Weg bis zu dem Doctor zu bahnen.

      Es gelang ihm mit großer Mühe.

      »Herr Doctor Gilbert,« sagte der Kammerdiener.

      Gilbert wandte sich nach der Seite um, woher die Stimme kam.

      »Ah! Sie sind es, Weber?« versetzte der Doctor.

      Dann winkte er ihn zu sich und sagte ihm leise:

      »Gehen Sie und melden Sie der Königin, ich werde vielleicht später kommen, als sie mich erwartet. Ich bin beschäftigt, einen Menschen zu retten.«

      »Oh! ja, ja!« rief der Unglückliche, der diese letzten Worte hörte, »nicht wahr, Sie werden mich retten, Doctor?«  . . .Sagen Sie ihnen, ich sei unschuldig, sagen Sie ihnen, meine Frau sei guter Hoffnung  . . .Ich schwöre Ihnen, daß ich kein Brod verborgen habe, Doctor.«

      Doch als hätten diese Klage und diese Bitte den halb erloschenen Zorn und Haß wieder in Brand gesteckt, verdoppelte sich das Geschrei, und die Drohungen suchten sich in Tätlichkeiten zu verwandeln.

      »Meine Freunde,« rief Gilbert, mit einer übermenschlichen Stärke gegen die Wüthenden kämpfend, »dieser Mensch ist ein Franzose, ein Bürger wie Ihr; man kann, man darf einen Menschen nicht umbringen, ohne ihn zu hören. Führt ihn zum Districte, und hernach wird man sehen.«

      »Ja!« riefen einige Stimmen, welche denjenigen gehörten, die den Doctor erkannt hatten.

      »Herr Gilbert,« sagte der Kammerdiener der Königin, »halten Sie fest. Ich will die Officiere vom District benachrichtigen  . . . der District ist nur ein paar Schritte entfernt; in fünf Minuten werden sie hier sein.«

      Und er entschlüpfte und verschwand durch die Menge, ohne nur die Gutheißung von Gilbert abzuwarten.

      Fünf bis sechs Personen waren indessen dem Doctor zu Hilfe gekommen und hatten aus ihren Leibern eine Art Verschanzung für den Unglücklichen gemacht.

      Dieser Wall, so schwach er war, hielt für den Augenblick die Mörder im Zaume, welche indessen mit ihrem Geschrei die Stimme des Doctors und die der guten Bürger, die sich ihm angeschlossen hatten, zu bedecken fortfuhren.

      Zum Glück entsteht nach fünf Minuten eine Bewegung in der Menge, ein Gemurmel folgt daraus, und dieses Gemurmel übersetzt sich durch die Worte:

      »Die Officiere vom District! die Officiere vom District!«

      Vor den Officieren vom District verstummen die Drohungen, tritt die Menge zurück. Die Mörder haben wahrscheinlich das Losungswort noch nicht.

      Man führt den Unglücklichen nach dem Stadthause.

      Er hat

Скачать книгу