Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 67
»Da er aber schon dem Herrn Herzog von Orleans gehört, so kann er nicht der ganzen Weit gehören?«
»Darin liegt gerade der Irrthum, Madame.«
»Herr von Mirabeau gehört nicht dem Herrn Herzog von Orleans?« versetzte die Königin.
»Er gehört so wenig dem Herrn Herzog von Orleans, daß er, als er vernahm, der Prinz habe sich nach England vor den Drohungen von Herrn von Lafayette zurückgezogen, in seinen Händen das Billet von Herrn von Lauzun, welches ihm diese Abreise meldete, zerknitternd, sagte: »»Man behauptet, ich gehöre zur Partei dieses Menschen. Ich möchte nicht einmal für meinen Lackei etwas von ihm!««
»Ah! das söhnt mich wieder ein wenig mit ihm aus,« sprach die Königin, indem sie zu lächeln suchte, »und wenn ich glaubte, man könnte wirklich aus ihn zählen? . . .«
»Nun?«
»Nun, vielleicht wäre ich weniger weit als der König davon entfernt, auf ihn zurückzukommen.«
»Madame am Morgen nach dem Tage, wo das Volk von Versailles Eure Majestät, sowie der König und die königliche Familie zurückgeführt hat, traf ich Herrn von Mirabeau . . .«
»Berauscht von seinem Siege am vorhergehenden Tage . . .«
»Erschrocken über die Gefahren, welche Sie liefen, und über die, welche Sie noch lausen könnten.«
»Wahrhaftig, sind Sie dessen sicher?« versetzte die Königin mit einer Miene des Zweifels.
»Soll ich Ihnen die Worte mittheilen, die er mir gesagt hat?«
»Ja, Sie werden mir Vergnügen machen.«
»So vernehmen Sie dieselben, Wort für Wort; ich habe sie in mein Gedächtniß eingegraben, in der Hoffnung, ich werde eines Tags Gelegenheit haben, sie Eurer Majestät zu wiederholen: »»Wissen Sie ein Mittel, sich beim König und bei der Königin Gehör zu verschaffen, so bringen sie ihnen die Ueberzeugung bei, daß Frankreich und sie verloren sind, wenn die königliche Familie Paris nicht verläßt. Ich beschäftige mich mit einem Plane, um ihren Abgang zu bewerkstelligen. Wären sie im Stande, ihnen die Versicherung zu geben, daß sie auf mich zählen können?««
Die Königin wurde nachdenkend.
»Also,« sagte sie, »es ist also auch die Ansicht von Herrn von Mirabeau, daß wir Paris verlassen sollen?«
»Es war seine Ansicht damals.«
»Und er hat sie seitdem geändert?«
»Ja, wenn ich einem Bittet glauben darf, welches ich vor einer halben Stunde erhalten habe.«
»Von wem?«
»Von ihm selbst.«
»Kann man dieses Bittet sehen?«
»Es ist für Eure Majestät bestimmt,« erwiederte Gilbert.
Und er zog das Papier aus seiner Tasche.
»Eure Majestät wird entschuldigen, es ist auf Schülerpapier und auf dem Comptoir eines Weinhändlers geschrieben worden.«
»Oh! seien Sie hierüber unbesorgt: Papier und Pult, Alles ist im Einklang mit der Politik, welche in diesem Augenblick getrieben wird.«
Die Königin nahm das Papier und las:
»Das Ereignis, von heute verändert das Angesicht der Dinge.
»Man kann einen großen Nutzen aus diesem abgeschnittenen Kopfe ziehen.
»Die Nationalversammlung wird bange haben und das Martialgesetz verlangen.
»Herr von Mirabeau kann das Martialgesetz unterstützen und votiren lassen.
»Herr von Mirabeau kann behaupten, es sei nur Heil darin zu suchen, daß man die Macht der Exekutivgewalt zurückgebe.
»Herr von Mirabeau kann Herrn von Necker über die Lebensmittel angreifen und ihn stürzen.
»An der Stelle des Ministeriums Necker mache man ein Ministerium Mirabeau und Lafayette, Herr von Mirabeau steht für Alles!«
»Nun?« sagte die Königin, »dieses Billet ist nicht unterzeichnet?«
»Hatte ich nicht die Ehre gehabt, Eurer Majestät zu sagen, Herr von Mirabeau habe es mir selbst übergeben?«
»Was denken Sie von Allem dem?«
»Meine Ansicht, Madame, ist, daß Herr von Mirabeau vollkommen Recht hat, und daß die Verbindung, die er vorschlägt, allein Frankreich retten kann.«
»Gut; Herr von Mirabeau lasse mir durch Sie eine Denkschrift über die Lage der Dinge und den Entwurf eines Ministeriums zukommen; ich werde Alles dem König vorlegen.«
»Und Eure Majestät wird es unterstützen?«
»Ich werde es unterstützen.«
»Mittlerweile also, und als erstes dem Königthum gegebenes Pfand, kann Herr von Mirabeau das Martialgesetz vertheidigen und verlangen, daß die Macht der Executivgewalt zurückgegeben werde?«
»Er kann das.«
»Dagegen würde, sollte der Sturz von Herrn von Necker dringlich werden, ein Ministerium Lafayette und Mirabeau nicht ungünstig ausgenommen?«
»Durch mich? Nein. Ich will beweisen, daß ich bereit bin, alle meine persönlichen Gefühle dem Wohle des Staates zu opfern. Nur, wie Sie wissen, stehe ich nicht für den König.«
»Würde uns Monsieur bei dieser Angelegenheit beistehen?«
»Ich glaube, daß Monsieur seine eigenen Projecte hat, die ihn verhindern werden, die von Andern zu unterstützen.«
»Und die Königin hat von den Projecten von Monsieur keine Idee?«
»Ich glaube, er ist der ersten Ansicht von Herrn von Mirabeau, nämlich, daß der König Paris verlassen soll.«
»Eure Majestät ermächtigt mich, Herrn von Mirabeau zu sagen, daß diese Denkschrift und dieser Entwurf eines Ministeriums von Eurer Majestät verlangt werden?«
»Ich mache Herrn Gilbert zum Richter über das Maaß, welches er einem Manne gegenüber zu beobachten hat, der unser Freund von gestern ist und morgen wieder unser Feind werden kann.«
»Oh! in diesem Punkte verlassen Sie sich aus mich; nur, da die Umstände ernst sind, ist keine Zeit zu verlieren; erlauben Sie also, daß ich in die Nationalversammlung gehe und Herrn von Mirabeau heute noch zu sehen suche; sehe ich ihn, so wird Eure Majestät in zwei Stunden die Antwort haben.«
Die Königin machte mit der Hand ein Zeichen der Beistimmung und des Abschieds. Gilbert entfernte sich.
Eine Viertelstunde nachher war er in der Nationalversammlung.
Er fand die Versammlung in großer Aufregung wegen des vor ihren Thüren begangenen Verbrechens, und zwar begangen an einem Manne, der gleichsam ihr Diener war.
Die