Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 68
Als er Gilbert erblickte, klärte sich sein Löwengesicht auf.
Gilbert machte ihm ein Zeichen, das er durch eine Bewegung des Kopfes von oben nach unten erwiederte.
Gilbert riß ein Blatt aus seinen Tabletten und schrieb:
»Ihre Vorschläge sind angenommen, wenn nicht von beiden Partien, doch wenigstens von derjenigen, welche Sie für die einflußreichere von beiden halten und die ich auch dafür halte.
»Man verlangt eine Denkschrift für morgen, den Entwurf eines Ministeriums für heute.
»Bewirken Sie, daß die Macht der Executivgewalt zurückgegeben wird, und die Executivgewalt wird mit Ihnen rechnen.«
Dann legte er das Papier in Briefform zusammen, schrieb als Adresse daraus: »An Herrn von Mirabeau,« rief einem Huissier und ließ das Billet an seine Bestimmung tragen.
Von der Tribune, wo er war, sah Gilbert den Huissier in den Saal eintreten, gerade aus den Abgeordneten von Aix zugehen und ihm das Billet übergeben.
Mirabeau las es mit einem Ausdrucke so tiefer Gleichgültigkeit, daß es seinem nächsten Nachbar unmöglich gewesen wäre, zu errathen, das Billet, welches er so eben empfangen, entspreche seinen glühendsten Wünschen; und mit derselben Gleichgültigkeit schrieb er aus ein halbes Blatt Papier, das er vor sich hatte, ein paar Zeilen, faltete es nachlässig zusammen, gab es, immer mit derselben scheinbaren Sorglosigkeit, dem Huissier und sagte:
»Der Person, welche Ihnen das Billet, das Sie mir gebracht zugestellt hat.«
Gilbert öffnete rasch das Papier.
Es enthielt folgende paar Zeilen, welche vielleicht für Frankreich eine andere Zukunft in sich schlossen hätte der Plan, den sie vorschlugen, zur Ausführung gebracht werden können:
»Ich werde sprechen.
»Morgen werde ich die Denkschrift schicken.
»Hier ist die verlangte Liste; man wird ein paar Namen modificiren können.
»Herr Necker, erster Minister . . .«
Dieser Name ließ Gilbert beinahe zweifeln, daß das Billet, welcher er las, von der Hand von Mirabeau sei.
Da aber eine Note zwischen zwei Klammern auf diesen Namen wie auf die andern folgte, so fuhr er fort:
»Herr Necker, erster Minister. (Man muß ihn so ohnmächtig machen, daß er unfähig ist, und dennoch seine Popularität dem König erhalten.)
»Der Erzbischof von Bordeaux, Kanzler. (Man wird ihm empfehlen, mit großer Sorgfalt seine Redacteurs zu wählen)
»Der Herzog von Liancourt, Krieg. (Er hat Ehre, Festigkeit, persönliche Zuneigung für den König, was dem König Sicherheit geben wird.)
»Der Herzog von Larochefoucault. Haus des Königs, Stadt Paris. (Thouret mit ihm )
»Der Graf von der Mark, Marine. (Er kann das Kriegsdepartement nicht haben, das man Herrn von Liancourt geben muß. Herr von der Mark hat Treue, Charakter, Ausführung.)
»Der Bischof von Autun, Minister der Finanzen. (Seine Motion in Betreff der Geistlichkeit hat ihm diese Stelle erworben. Laborde mit ihm.)
»Der Graf von Mirabeau im Conseil des Königs. Ohne Departement. (Die kleinen Bedenklichkeiten rücksichtlich des Urtheils der Menschen sind nicht mehr an der Zeit; die Regierung muß ganz laut versichern und erklären, ihre ersten Hilfsgenossen werden fortan der Charakter und das Talent sein)
»Target, Maire von Paris. (Die Basoche wird ihn immer leiten.)
»Lafayette im Conseil; Marschall von Frankreich, Generalissimus aus Termin, um die Armee neu zu bilden.
»Herr von Montmorin, Gouverneur, Herzog und Pair. (Seine Schulden bezahlt.)
»Herr von Segur (von Rußland), auswärtige Angelegenheiten.
«Herr von Mounier, die Bibliothek des Königs,
»Herr Charpellter, die Gebäude.
Unter diese erste Note war folgende zweite geschrieben:
»Minister der Justiz, der Herzog von Larochefoucault.
»Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der Bischof von Autun.
«Minister der Finanzen, Lambert, Haller oder Clavières.
»Minister der Marine . . .«
»Minister des Kriegs oder der Marine, von der Mark.
»Chef des Bildungs – und Erziehungsrathes, der Abbé Sieyès.
»Geheimer Siegelbewahrer des Königs . . .
Die zweite Note deutete offenbar die Veränderungen und Modificationen an, welche sich an der von Mirabeau vorgeschlagenen Combination machen ließen, ohne Hindernisse seinen Absichten entgegenzusetzen, ohne Verwirrung in seine Pläne zu bringen.9
Alles war mit einer leicht zitternden Hand geschrieben, was bewies, daß Mirabeau, gleichgültig auf der Oberfläche, doch in seinem Innern von einer gewissen Bewegung ergriffen war.
Gilbert las rasch, riß ein neues Blatt Papier aus seinen Tabletten und schrieb darauf folgende Zeilen, welche er, nachdem er sie geschrieben, dem Huissier übergab, den er sich nicht zu entfernen gebeten hatte.
»Ich kehre zu der Herrin der Wohnung zurück, die wir miethen wollen, und bringe ihr die Bedingungen, unter denen Sie das Haus zu nehmen und wiederherzustellen einwilligen.
»Thun Sie mir in mein Haus, Rue Saint-Honoré, über der Assomption, der Bude eines Tischlers Namens Duplay gegenüber, das Resultat der Sitzung zu wissen, so bald sie beendigt ist.«
Immer gierig nach Bewegung und Aufregung, angestachelt durch die Hoffnung, sie werde durch die politischen Intriguen die Leidenschaften ihres Herzens zu bekämpfen vermögen, wartete die Königin voll Ungeduld aus die Rückkehr von Gilbert, während sie die neue Erzählung von Weber anhörte.
Diese Erzählung betraf die Entwickelung der gräßlichen Scene, deren Anfang und nun auch Ende Weber gesehen hatte.
Von der Königin zurückgeschickt, um Erkundigungen einzuziehen, war er auf ein Ende des Pont Notre-Dame gelangt, während aus dem andern Ende dieser Brücke der blutige Cortége erschien, als Mordstandarte den Kopf des Bäcker François tragend, den in einer Volksverhöhnung, ähnlich der, welche die Köpfe der Gardes du corps beim Pont de Sèvres hatte rasiren und frisiren lassen, einer der Mörder, der drolliger als die Andern, mit einer baumwollenen Mütze, die er einem von seinen Zunftgenossen genommen, geschmückt hatte.
Ungefähr auf dem Drittel der Brücke blieb eine bleiche, bestürzte, von Schweiß triefende junge Frau, welche trotz eines schon sichtbaren Anfangs von Schwangerschaft so rasch als möglich nach dem Stadthause lief, plötzlich stehen.
Dieser Kopf, dessen Züge sie noch nicht zu unterscheiden im Stande
9
Diese Noten, welche man in den Papieren von Mirabeau wieder aufgefunden, sind seitdem, in dem von Herrn von Bacourt veröffentlichten Werke gesammelt worden, das ein scharfes Licht aus die zwei letzten Lebensjahre von Mirabeau wirft.