Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 72
Cagliostro schaute Gilbert an, wie Mephistopheles Faust anschauen mußte, als der deutsche Philosoph so unklug war, sich vor ihm seinen Träumen hinzugeben.
Plötzlich sagte er mit seiner scharfen Stimme:
»Es scheint, lieber Doctor, Sie erkennen diesen Salon wieder?«
»Ja, und er erinnert mich an die Verbindlichkeiten, die ich gegen Sie habe.«
»Ah! bah! Chimären!«
»Wahrhaftig,« fuhr Gilbert fort, der eben so wohl mit sich selbst, als mit Cagliostro sprach, »Sie sind ein seltsamer Mann, und erlaubte mir die allmächtige Vernunft den magischen Wundern, welche uns die Dichter und Chronikschreiber des Mittelalters berichten, Glauben beizumessen, so wäre ich versucht, zu glauben, Sie seien Zauberer wie Merlin oder Goldmacher wie Nicolas Flamel.«
»Ja, für alle Welt bin ich dies, Gilbert; doch für Sie, nein. Nie habe ich Sie durch Wunder zu blenden gesucht. Sie wissen, ich ließ Sie immer den Grund der Dinge berühren, und haben Sie zuweilen, auf meinen Ruf, die Wahrheit aus ihrem Schachte ein wenig mehr geschmückt, ein wenig besser gekleidet, als sie dies zu sein pflegt, hervorkommen sehen, so rührt dies davon her, daß ich als achter Sicilianer, was ich bin, den Geschmack für Flittergold habe.«
»Hier, wie Sie sich erinnern, Graf, haben Sie hundert tausend Thaler einem unglücklichen Kinde in Lumpen mit derselben Leichtigkeit gegeben, wie ich einem Armen einen Sou geben würde.«
»Sie vergessen etwas noch Außerordentlicheres, Gilbert,« sprach Cagliostro mit ernstem Tone: »daß mir dieses Kind in Lumpen die hundert tausend Thaler, weniger zwei Louis d’or, die es angewendet, um sich Kleider zu kaufen, zurückgebracht hat.«
»Das Kind war nur ehrlich, während Sie herrlich waren.«
»Und wer sagt Ihnen, Gilbert, es sei nicht leichter herrlich, als ehrlich zu sein, hundert tausend Thaler zu geben, wenn man Millionen hat, als demjenigen, welcher er sie Ihnen geliehen, hundert tausend Thaler zurückzubringen, wenn man keinen Sou hat.«
»Das ist vielleicht wahr,« versetzte Gilbert.
»Uebrigens hängt Alles von der Stimmung des Geistes ab, in der man sich befindet. Es war mir kurz zuvor das größte Unglück meines Daseins widerfahren, Gilbert; ich hing an nichts mehr, und hätten Sie mein Leben von mir verlangt, ich glaube, Gott verzeihe mir, ich würde es Ihnen gegeben haben, wie ich Ihnen dir hundert tausend Thaler gab.«
»Sie sind also eben so dem Unglück unterworfen, wie die anderen Menschen?« sagte Gilbert, indem er Cagliostro mit einem gewissen Erstaunen anschaute.
Cagliostro seufzte.
»Sie sprachen von Erinnerungen, die dieser Salon in Ihnen zurückruft. Spräche ich Ihnen von dem, woran er mich erinnert . . . Doch nein; vor dem Ende meiner Erzählung würden der Rest meiner Haare weiß werden; lassen wir die abgelaufenen Ereignisse in ihrem Leichentuche, der Vergessenheit, – in der Vergangenheit, ihrem Grabe, – schlafen . . .Plaudern mir von der Gegenwart, plaudern wir sogar von der Zukunft, wenn Sie wollen.«
»Graf, so eben führten Sie mich selbst zur Wirklichkeit zurück; so eben brachen Sie für mich, wie Sie sagten, mit dem Charlatanismus, und nun sprechen Sie selbst das sonore Wort: die Zukunft, aus? Als ob diese Zukunft in Ihren Händen wäre, und als ob Ihre Augen ihre unentzifferbaren Hieroglyphen lesen könnten!«
»Und Sie vergessen, daß man sich, da ich zu meiner Verfügung mehr Mittel habe, als die anderen Menschen, nicht wundern darf, wenn ich besser und weiter sehe, als sie.«
»Immer Worte, Graf!«
»Sie sind vergeßlich in Betreff der Thatsachen, Doctor.«
»Was wollen Sie, – wenn meine Vernunft sich weigert; zu glauben?«
»Erinnern Sie sich des Philosophen, der die Bewegung leugnete?«
»Ja.«
»Was that sein Gegner?«
»Er ging von ihm . . .Gehen Sie! ich schaue, oder vielmehr, sprechen Sie! ich höre Sie.«
»In der That, wir sind zu diesem Ende gekommen, und es ist nun schon viel Zeit mit Anderem verloren. Reden Sie, Doctor, woran sind wir mit unserem Fusions-Ministerium?«
»Wie, mit unserem Fusionsministerium?«
»Ja, mit unserem Ministerium Mirabeau,Lafayette.«
»Wir sind bei leeren Gerüchten, welche Sie, wie die Anderen, haben wiederholen hören, und Sie wollen ihre Realität erkennen, indem Sie mich befragen.«
»Doctor, Sie sind der eingefleischte Zweifel, und das Erschreckliche daran ist, daß Sie zweifeln, nicht weil Sie nicht glauben, sondern weil Sie nicht glauben wollen. Ich muß Ihnen also zuerst sagen, was Sie so gut wissen, als ich? Es sei . . .Hernach werde ich Ihnen sagen, was ich besser weiß, als Sie.«
»Ich höre, Graf.«
»Vor vierzehn Tagen sprachen Sie mit dem König von Herrn von Mirabeau als von dem einzigen Manne, der die Monarchie retten könnte. An jenem Tage, – erinnern Sie sich dessen, – gingen Sie aus dem Zimmer des Königs weg, als Herr von Favras gerade eintrat.«
»Was beweist, daß er damals noch nicht gehenkt war, Graf,« sagte Gilbert lachend.
»Oh! Sie haben große Eile, Doctor! ich wußte nicht, daß Sie so grausam sind; lassen Sie doch dem armen Teufel ein paar Tage: ich habe Ihnen die Prophezeiung am 6. October gemacht; heute ist der 6. November, das ist nicht mehr als ein Monat. Sie werden wohl seiner Seele, um aus seinem Körper zu gehen, die Zeit bewilligen, die man einem Miethmann bewilligt, um seine Wohnung zu verlassen – das Trimester. Doch ich muß Ihnen bemerken, Doctor, daß Sie mich vom geraden Wege abbringen.«
»Kehren Sie auf denselben zurück, Graf; ich folge Ihnen mit Vergnügen,«
»Sie sprachen also mit dem König von Herrn von Mirabeau als von dem einzigen Menschen, der die Monarchie retten könnte.«
»Das ist meine Meinung, Graf; darum habe ich diese Combination dem König vorgeschlagen.«
»Das ist auch die meinige, Doctor; darum wird die Combination, die Sie dem König vorgeschlagen haben, scheitern.«
»Scheitern?«
»Allerdings . . .Sie wissen wohl, ich will nicht, daß die Monarchie gerettet werde!«
»Fahren Sie fort.«
»Ziemlich erschüttert durch das, was Sie ihm sagten, hat der König, – verzeihen Sie, ich bin genöthigt, von oben wieder aufzunehmen, um Ihnen zu beweisen, daß mir nicht eine Phase der Unterhandlung unbekannt ist, – ziemlich erschüttert durch das, was Sie ihm sagten, hat der König von Ihrer Combination mit der Königin gesprochen, und, – zum großen Erstaunen der oberflächlichen Geister, wenn die große Schwätzerin, die man die Geschichte nennt, laut sagen wird, was wir hier leise sagen, – war die Königin Ihren Plänen weniger entgegen als der König; sie ließ Sie rufen; sie erörterte mit Ihnen das Für und Wider und ermächtigte Sie am Ende, mit Herrn von Mirabeau zu sprechen. Ist dies die Wahrheit, Doctor?«