Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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Sie, Herr Hochmüthiger, sich entzückt und in der tiefen Ueberzeugung, diese königliche Verwandlung sei Ihrer unwiderlegbaren Logik und Ihren unwiderstehlichen Argumenten zuzuschreiben, entfernt haben.«

      Bei diesem ironischen Tone biß sich Gilbert unwillkürlich leicht aus die Lippen.

      »Und was hätte diese Verwandlung bewirkt, wenn nicht meine Logik und meine Argumente? sprechen Sie, Graf; das Studium der Herzens ist mir so kostbar, als das des Leibes; Sie haben ein Instrument erfunden, mit dessen Hilfe man in der Brust der Könige liest: geben Sie mir dieses wunderbare Teleskop; Sie müßten ein Feind der Menschheit sein, wenn Sie es für sich allein behalten würden.«

      »Ich sagte Ihnen, ich habe keine Geheimnisse für Sie, Doctor. Ich werde also Ihrem Wunsche gemäß mein Teleskop in Ihre Hände legen; Sie können nach Ihrem Belieben durch das Ende schauen, welches vergrößert, oder durch das, welches verkleinert . . .Nun denn, die Königin hat aus zwei Gründen nachgegeben: einmal, weil am Tage vorher ihr Herz einen großen Schmerz erduldet hatte, und weil ihr eine Intrigue zum Anknüpfen und zum Entwickeln vorschlagen der Königin eine Zerstreuung vorschlagen hieß; sodann, weil die Königin Frau ist, weil man ihr Herrn von Mirabeau als einen Löwen, als einen Tiger, als einen Bären geschildert hat und eine Frau nie dem für die Eitelkeit so schmeichelhaften Wunsche, einen Bären, einen Tiger oder einen Löwen zu zähmen, widerstehen kann. Sie sagte sich: »»Es wäre seltsam, wenn ich zu meinen Füßen diesen Mann beugte, der mich haßt; wenn ich den Tribun, der mich beschimpft hat, dahin brächte, daß er in Demuth Abbitte thäte. Ich werde ihn vor mir knieen sehen, das wird meine Rache sein; geht dann aus dieser Kniebeugung etwas Gutes für Frankreich und das Königthum hervor, desto besser!«« Doch Sie begreifen, dieses letzte Gefühl war ganz secundär,«

      »Sie bauen auf Hypothesen, Graf, und Sie hatten mir versprochen, mich durch Thatsachen zu überzeugen.«

      »Sie schlagen mein Teleskop auf; sprechen wir nicht mehr davon und kommen wir aus die materiellen Dinge zurück, auf die, welche man mit bloßen Augen sehen kann, aus die Schulden von Herrn von Mirabeau, zum Beispiel. Ah! das gehört zu den Dingen, für welche man kein Teleskop braucht.«

      »Nun, Graf, Sie haben da Gelegenheit. Ihre Freigebigkeit zu zeigen.«

      »Indem ich die Schulden von Herrn von Mirabeau bezahle?«

      »Warum nicht? Sie haben wohl eines Tags die des Herrn Cardinal von Rohan bezahlt.«

      »Ah! werfen Sie mir diese Speculation nicht vor, das ist eine von denjenigen, welche mir am besten geglückt sind.«

      »Und was hat sie Ihnen eingetragen?«

      »Die Halsbandgeschichte . ., mir scheint, das ist hübsch. Um einen solchen Preis bezahle ich die Schulden von Herr von Mirabeau. Doch für den Augenblick wissen Sie, daß er nicht auf mich rechnet; er rechnet aus den zukünftigen Generalissimus Lafayette, der ihn unglücklichen fünfzigtausend Franken, welche er ihm am Ende nicht gibt, wie einen Hund Kastanien nachspringen läßt.«

      »Oh! Graf!«

      »Armer Mirabeau in der That, wie alle diese Dummköpfe und diese Gecken, mit denen Du zu thun hast, Dein Genie die Thorheiten Deiner Jugend bezahlen lassen! Es ist wahr, Alles dies ist providentell und Gott ist genöthigt, durch menschliche Mittel zu verfahren. »»Der unmoralische Mirabeau!«« so sagt Monsieur, der unvermögend ist; »»Mirabeau, der Verschwender!«« sagt der Graf d’Artois, dem sein Bruder dreimal seine Schulden bezahlt hat. Armes Genie! ja, Du würdest die Monarchie vielleicht retten, da aber die Monarchie nicht gerettet werden soll, so sagt Rivarol: »»Mirabeau ist ein ungeheurer Schwätzer!«« »»Mirabeau ist ein Lump!«« sagt Malby. »»Mirabeau ist ein wunderlicher ausschweifender Kopf!«« sagt la Poule. »»Mirabeau ist ein Ruchloser!«« sagt Guillermy. »»Mirabeau ist ein Mörder!«« sagt der Abbé Maury. »»Mirabeau ist ein todter Mann!«« sagt Target. »»Mirabeau ist ein begrabener Mann!«« sagt Duport. »»Mirabeau ist ein Redner, der mehr ausgezischt als beklatscht worden ist!«« sagt Pelletier. »»Mirabeau hat die Blattern an der Seele!«« sagt Champcenetz. »»Man muß Mirabeau auf die Galeeren schicken!«« sagt Lambesc. »»Man muß Mirabeau aushängen!«« sagt Marat. Und Mirabeau sterbe morgen, so wird ihm das Volk eine Apotheose machen, und alle diese Zwerge, die er um die ganze Brust überragt, und auf denen er lastet, so lange er lebt, werden seinem Leichenbegängniß folgen und singen und schreien; »»Wehe Frankreich, das seinen Tribun verloren hat! wehe dem Königthum, das seine Stütze verloren hat!«

      »Werden Sie mir auch den Tod von Mirabeau prophezeien?« rief Gilbert beinahe erschrocken.

      »Sprechen Sie offenherzig, Doctor, glauben Sie, er werde lange leben, dieser Mann, den sein Blut verbrennt, den sein Herz erstickt, den sein Genie verzehrt? Glauben Sie, Kräfte, so riesig sie sein mögen, erschöpfen sich nicht in einem ewigen Kampfe gegen den Strom der Mittelmäßigkeit? Das von ihm unternommene Werk ist der Stein des Sisyphus. Erdrückt man ihn seit zwei Jahren nicht unablässig mit dem Worte: Unsittlichkeit? So oft er es nach unerhörten Anstrengungen auf den Gipfel des Berges zurückgeschoben zu haben glaubt, fällt dieses Wort schwerer als je wieder auf ihn herab. Was hat man dem König gesagt, der beinahe der Meinung der Königin in Beziehung aus Herrn von Mirabeau als ersten Minister beigetreten war? »»Sire, Paris wird über Unsittlichkeit schreien; Frankreich wird über Unsittlichkeit schreien; Europa wird über Unsittlichkeit schreien!«« Als ob Gott die großen Männer in derselben Form gösse, wie den gemeinen Haufen der Sterblichen, und als ob, sich erweiternd, der Kreis, der die großen Tugenden umfaßt, nicht auch die großen Laster umfassen müßte! Gilbert, Sie werden sich erschöpfen, Sie und ein paar Männer von Intelligenz, um Mirabeau zum Minister zu machen, das heißt zu dem, was Herr von Turgot, ein Einfaltspinsel, Herr Necker, ein Pedant, Herr von Calonne, ein Geck, Herr von Brienne, ein Atheist, gewesen sind; – und Mirabeau wird nicht Minister sein, weil er hunderttausend Franken Schulden hat, welche bezahlt wären, wäre er der Sohn eines einfachen Generalpächters, und weil er zum Tode verurtheilt worden ist, wegen der Entführung der Frau eines alten Blödsinnigen, welche Frau sich am Ende aus Liebe für einen schönen Kapitän mit Kohlendampf erstickt hat.«

      »Aber was prophezeien Sie mir denn da?« fragte Gilbert, der, während er dem Ausfluge, den der Geist von Cagliostro in das Land der Phantasie gemacht hatte, seinen Beifall gab, sich nur um den Schluß bekümmerte, den er daraus zurückgebracht.

      »Ich sage Ihnen,« wiederholte Cagliostro mit dem Prophetentone, der nur ihm eigenthümlich war und keine Entgegnung zuließ, »ich sage Ihnen, Herr von Mirabeau, der Mann von Genie, der Staatsmann, der große Redner, wird sein Leben auszehren und am Grabe anlangen, ohne daß er es dazu gebracht hat, das zu sein, was alle Welt gewesen sein wird: Minister! Ah! die Mittelmäßigkeit ist eine gute Protection, mein lieber Gilbert!«

      »Aber . . .der König widersetzt sich also?« fragte Gilbert.

      »Pest! er hütet sich wohl; er müßte mit der Königin streiten, der er beinahe sein Wort gegeben hat. Sie wissen, daß die Politik des Königs in dem Worte beinahe liegt; er ist beinahe constitutionell, beinahe Philosoph, beinahe populär und beinahe fein, wenn er von Monsieur berathen wird. Gehen Sie morgen in die Nationalversammlung, mein lieber Doctor, und Sie werden sehen, was dort vorfällt!«

      »Können Sie mir es nicht zum Voraus sagen?«

      »Dies hieße Ihnen das Vergnügen der Ueberraschung rauben.«

      »Morgen, das ist lang!«

      »So thun Sie etwas Besseres. Es ist fünf Uhr; in einer Stunde wird sich der Club der Jacobiner eröffnen. Das sind Nachtvögel, wie Sie wissen, diese Herren Jacobiner. Gehören Sie zur Gesellschaft?«

      »Nein. Kamille Desmoulins und Danton haben mich bei den Cordeliers aufnehmen lassen.«

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